Ich falle. Falle ohne zu schreien, falle ohne Angst. Falle ohne, dass ich es bereue. Falle mit einem Lächeln im Gesicht.

Und dennoch kann mir die Freiheit nicht meine Dunkelheit nehmen. Dunkelheit die sich um mein Herz schmiegt, Dunkelheit die mich von innen auffrisst. Dunkelheit, die sich immer weiter ausbreitet. Dunkelheit. Dunkelheit. Dunkelheit.

Ich dachte der Fall würde mich retten. Der Fall in den Tod, der Fall, der mich befreit. Und trotzdem liege ich nun hier am Boden vorm Glockenturm und starre in den Himmel. Verschwommen sehe ich die Stelle an der ich zuvor stand und an der ich meinen Körper hinunterfallen lies.

Ich liege nun also hier, Blut läuft an meinem Hinterkopf entlang, füllt die Risse am Boden aus und tränkt meine blonden Haare in ein dunkelrot.

Ich höre Schreie, Menschen tummeln sich um mich herum, fragen „Warum ich hier am Boden liege?" und „Warum ich dies gemacht habe?". In Gedanken, warum sie es nicht selbst getan haben. Auch sie haben ihre Dunkelheit, ihre Dunkelheit, die sie erstickt und trotzdem weiter atmen lässt, um einen zu quälen weiter in diesem Leben zu leben. Weiter in diesem Leben zu sterben.

Sirenen sind in der Ferne zu hören, die Leute werden von mir weggezogen, ich werde auf eine Trage gehoben und in den Wagen mit dem Roten Kreuz geschoben. Mir wird gesagt „Alles werde wieder gut!", mir wird gesagt, meine Eltern kommen so schnell es geht.

Trotzdem muntert mich dies nicht auf, es heilt nicht meine Wunden und lässt mich auch nicht beruhigt aufseufzen. Ich verfluche nur das Geschehen, verfluche die Dunkelheit, die mich immer noch weiter leben lässt, ich verfluche sie.

Und dann schließe ich die Augen, hoffend, sie würde gehen, hassend, dass ich meiner Familie mein selbst antue. Das ich sie verletze, wenn ich sterben würde. Und für sie nehme ich schließlich meine Dunkelheit an, für sie quäle ich mich weiter, für sie lass ich den Glockenturm zurück...und versuche zu leben, und damit mit jedem weiteren Schritt im Leben zu sterben.