❄︎ 𝟷𝟶 ❄︎
𝟷𝟶. 𝙳𝚎𝚣𝚎𝚖𝚋𝚎𝚛
❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎
Noël stieg immer noch in Gedanken bei dem Mann, der auf dem Bild abgebildet gewesen war, die letzten Stufen in den nächsten Stock hoch. Er warf einen dezenten Blick in das Treppenhaus nach oben. Ich habe einiges noch vor mir.
Die erste Tür im zweiten Stock war schlicht gehalten; ein Kranz aus Tannenzweigen, welche einen angenehm würzigen Duft verbreiteten, mit Lametta dazwischen schmückte sie. Die Hausnummer zehn wurde dem grünen Kreis umrahmt.
Ganz hübsch, dachte Noël verträumt. Das Stampfen von Füßen auf den Treppenstufen ließ ihn aufschrecken und er drehte sich um, um den Ursprung des Lärms zu finden.
Eine Frau in abgetragenen Klamotten kam suchend umher blickend die Treppe aus dem oberen Stockwerk hinunter, sehr laut nebenbei bemerkt. Ihre braunen Haare quollen unter der Mütze hervor, zerzaust und wild. Ihre blauen Augen flitzten nervös hin und her.
In ihrer Hand nur ein zerknitterter Zettel, auf den sie immer wieder einen gehetzten Blick warf und sich dann wieder umschaute. Sie schien offensichtlich etwas suchen und es bisher noch nicht gefunden zu haben.
Vorsichtig tippte Noël der Frau auf die Schulter, die daraufhin zusammenzuckte und sich umdrehte. Erst jetzt bemerkte er die Staubflecken in ihrem Gesicht und die Falten in der Stirn.
„Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?", fragte er höflich.
Die Frau schaute ihn nur verständnislos an. Daraufhin sprach sie in einer Sprache, die er nicht verstand, und deutete immer wieder auf den Zettel.
Er zeigte mit dem Zeigefinger auf das Papier und streckte dann die flache Hand aus. Noël wollte ihr damit bedeuten, dass er sich den Zettel gerne anschauen würde.
Mit einem Nicken reichte die Frau ihm das Blatt.
Die darauf geschriebenen Zeichen -er konnte nur kaum Buchstaben erkennen- waren zwar zu Wörtern verbunden, doch die Sprache war ihm unbekannt. Er konnte ein paar Zahlen ausmachen.
Dr. Google, ich brauche mal kurz deine Hilfe.
Noël zückte sein Handy aus der Jackentasche. Er öffnete den Translator und fotografierte den Zettel.
Während die Technik noch am laden war, wandte er sich an die Frau, die unruhig neben ihm von einem Fuß auf den anderen trat.
„Do you speak English?"
Sie blickte auf, sie musste ihn zumindest ein wenig verstanden haben.
„My English not so good."
Die Frau sprach eindeutig mit einem starken Akzent.
Inzwischen verkündete Dr. Google auch, um welche Sprache es sich handelte: Ukrainisch.
Der übersetzte Text klang für Google Übersetzer überraschend sinnvoll.
Wir sind in Berlin. Tante Nadja ist umgebogen.
Ihre neue Adresse ist:
Nadja Strocher
Wasssertorstraße 34
Berlin
Ich freue mich auf dich, Mama
Deine Victoria
Die Frau suchte ihre Tochter, konnte die Klingelschilder aber nicht lesen, weil sie deutschen Buchstaben nicht kannte. Mutter und Tochter hatten sich vielleicht auf der Flucht aus den Augen verloren. Oder warum auch immer sie jetzt erst da war.
„You are looking for your daughter?"
„Yes, she here with my sister."
Noël nickte und inspizierte Klingelschilder.
Da stand es: Strocher
Zu seiner Überraschung stellte er fest, dass es sich um dieselbe Tür handelte, die er vorhin betrachtet hatte. Die Tür mit dem Kranz aus Tannenzweigen. Die Nummer zehn.
„I think, this is the right door", informierte er die Frau, die noch immer neben ihm stand.
„Really?"
„Just ring the bell" Er deutete auf die Klingel.
Zögerlich trat sie näher und klingelte.
Ein junges Mädchen mit wilden braunen Locken öffnete nach kurzer Zeit die Tür.
Für eine Sekunde starrte sie die Frau an, während ihre braunen Augen groß wurden.
„мати?"
„Вікторія!"
Die Beiden fielen sich lachend und weinend in die Arme. Die Mutter, der Tränen über das Gesicht liefen, strich ihrer Tochter immer wieder über den Kopf und küsste sie.
Der Anblick dieses Wiedersehens erfüllte Noël mit Wärme. Er freute sich so für die beiden.
Die Mutter löste sich aus der Umarmung und deutete schließlich, während sie auf ukrainisch redete, auf ihn.
Die Tochter, Viktoria, drehte sich eine Träne aus dem Gesicht wischend zu ihm um. Ihr Lächeln zeigte von echter Dankbarkeit.
„I don't know how to thank you for helping my mother. I'm so grateful."
„Your joy is my thanks."
„Please, come." Das Mädchen ergriff ohne Scheu seine Hand und führte ihn in die Wohnung. Ein heimeliger Duft lag in der Luft. Dazu mischte sich der Geruch von Zimt und Kardamom, Tannenharz, Leder und Punsch.
Victoria lenkte ihn ins Wohnzimmer, auf dem Plätzchen auf einem Teller bereit lagen und daneben standen zwei dampfende Tassen Punsch.
Sie rief irgendetwas auf ukrainisch in die Küche hinein. Eine kleine Frau stürzte hervor und umarmte die Hereingekommene stürmisch. Die beiden Frauen konnten sich kaum voneinander trennen, da zupfte Victoria, die er etwa auf zwölf Jahre schätzte, am Ärmel ihrer Tante. Dann deutete sie die Situation erklärend auf Noël.
Nadja drehte sich mit Tränen in den Augen zu ihm um. Sie umarmte ihn ebenfalls, was ihn erst etwas überforderte, er aber die Umarmung darauf erwiderte. Währenddessen dankte sie ihm in einem fort, manchmal wischte sie sich ein paar Tränen weg.
Noël fühlte sich einerseits ein wenig unwohl so mit Dank zu überschüttet zu werden, denn seiner Meinung hat er sich lediglich sozial verhalten und seine Pflicht als Mitbürger erfüllt.
Andererseits tat es gut zu spüren, was einfache Taten wie diese bewirken können und es bestärkte ihn darin, wie wichtig die kleinen Dinge für andere Menschen sein konnte.
Victoria erinnerte ihre Tante daran, dass sie Noël nicht ersticken solle, die daraufhin ihn peinlich berührt losließ. Das junge Mädchen reichte ihm und anschließend ihrer Mutter eine Tasse heißen Kakao.
Er bedankte sich höflich und probierte das Getränk und verbrannte sich natürlich direkt die Zunge. Er wedelte mit der Hand vor dem Mund herum, um zu zeigen, dass es zu heiß zum Trinken war. Victoria fand, dass das urkomisch aussah und fing an zu lachen. Auch ihre Mutter musste lachen, bis alle sich gemeinsam (ihm eingenommen) über Noëls Missgeschick amüsierten. Die ernste Stimmung war verflogen und es herrschte eine Ausgelassenheit, die Noël warm ums Herz werden ließen.
Irgendwann nach zu vielen Plätzchen und zwei Tassen Kakao musste Noël sich schweren Herzens verabschieden. Zum Abschied umarmte er alle drei und erhielt noch eine kleine Dose Plätzchen, die er in seinen Rucksack steckte. Er versprach, auch wenn er die Wohnung nicht erhalten würde, sie besuchen zu kommen. Victoria winkte ihm noch nach, als er seinen Weg fortsetzte. Was wohl noch alles geschehen würde?
❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎
𝚆𝚎𝚒𝚑𝚗𝚊𝚌𝚑𝚝𝚜𝚠𝚞𝚗𝚍𝚎𝚛 𝚟𝚘𝚗 @Timetravler9
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𝙽𝚘𝚌𝚑 𝚎𝚒𝚗𝚎 𝚜𝚌𝚑𝚘̈𝚗𝚎 𝙰𝚍𝚟𝚎𝚗𝚝𝚜𝚣𝚎𝚒𝚝
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