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᯽ ᒍᑌᑎᘜKOOK ᯽
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Nachdem Taehyung davonrannte, ließen Hyunbin und ich den Käfig langsam und vorsichtig wieder sinken. Mein Blick folgte ihm, solange ich ihn sehen konnte, bis er schließlich zwischen den dichten Büschen verschwand. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Jede Faser meines Wesens schrie danach, hinter ihm herzulaufen, ihn zu beschützen, aber ich musste hierbleiben. Ich musste auf Hyunbin achten, auf die Wache, auf die Hoffnung, dass Taehyung es schaffte.
"Komm zurück zu mir, Baby.", flüsterte ich, während mein Blick sich weiterhin in die Dunkelheit bohrte. Ich hatte große Hoffnung in ihn, und doch fraß mich die Angst innerlich auf. Wenn er es nicht zurückschaffte – wenn er gefangen oder getötet würde – würde ich mir das niemals verzeihen. Es war meine Entscheidung gewesen, ihn zu schicken. Ich hatte ihn ins offene Messer laufen lassen.
"Das ist alles meine Schuld..." Hyunbins Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Sie war leise, brüchig, kaum mehr als ein Flüstern, aber die Worte schlugen wie ein Hammerschlag in meinem Kopf ein.
Ich drehte mich zu ihm um, meine Stirn in tiefe Falten gelegt. Er saß in einer Ecke, seine Schultern zusammengesackt, wie ein Schatten seiner selbst. Seine Hände bedeckten sein Gesicht, und sein ganzer Körper zitterte. Wieder einmal sah er aus wie ein feiger Hund, der sich vor der Realität verstecken wollte.
"Was genau willst du damit sagen?" Meine Stimme bebte, nicht nur vor Erwartung, sondern auch vor Wut. Schon seit Beginn unserer Reise hatte ich ein ungutes Gefühl bei ihm, bei seinem Verhalten, bei seinen Entscheidungen. Und jetzt? Jetzt drängte sich mir der Gedanke auf, dass es mehr hinter seiner scheinbaren Hilflosigkeit geben musste.
Hyunbin seufzte schwer, dann hob er langsam den Kopf. Seine Augen waren rot, von Tränen oder Schuldgefühlen, ich wusste es nicht. Sein Gesicht war eine Maske aus Verzweiflung, aber ich spürte, dass er etwas herauswürgen wollte – oder musste.
"Ich hab die Yacht... mit Absicht auf diese Insel gelenkt.", murmelte er schließlich, seine Stimme kaum mehr als ein Hauchen.
Mein Magen zog sich zusammen. Ich konnte nicht glauben, was ich da gerade hörte. "Was hast du gesagt?", fragte ich, meine Stimme messerscharf.
Hyunbin schloss kurz die Augen, als wollte er den Blicken der Realität entfliehen, doch dann sah er mir direkt ins Gesicht. "Ich war von Neugier getrieben. Ich wollte wissen, ob die Gerüchte über North Sentinel Island stimmen. Über die Ureinwohner, die angeblich jeden Eindringling töten."
Sein Geständnis traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Für einen Moment starrte ich ihn nur an, unfähig, Worte zu finden. Mein Atem wurde schwer, meine Hände ballten sich zu Fäusten. Und dann... explodierte ich.
"Du... BASTARD!", brüllte ich und packte ihn am Kragen, zog ihn mit einem Ruck auf die Beine. Sein Gesicht war von Panik verzerrt, aber das juckte mich nicht. Meine Wut kochte über, eine heiße, brennende Lava, die ich nicht mehr kontrollieren konnte.
"Das meinst du nicht ernst, oder?! Wegen dir sind Menschen gestorben! Wegen dir..." Meine Stimme brach für einen Moment, aber ich ließ ihn nicht los. "...wegen dir ist mein Freund fast zerbrochen! Er hat einen psychischen Schaden davongetragen, verstehst du das? Ich wurde fast... vergewaltigt! Und jetzt? Jetzt riskieren wir unser Leben, weil du von deiner gottverdammten Neugier getrieben warst?"
Hyunbin versuchte etwas zu sagen, aber ich ließ ihm keine Chance. Mein Griff wurde fester, und ich zog ihn noch dichter an mich heran. "Wenn Taehyung stirbt, Hyunbin... wenn er es nicht schafft... dann werde ich dich mit meinen eigenen Händen umbringen. Ich schwöre es dir!"
Mein Körper bebte, meine Brust hob und senkte sich schnell vor Zorn. In diesem Moment war es mir egal, ob die Wache aufwachen könnte, ob irgendwer uns hören könnte. Ich wollte ihn verletzen, ihm wehtun, ihm zeigen, was er uns angetan hatte. Meine Faust schnellte vor, traf ihn hart in die Seite, dann in die Schulter. Immer und immer wieder ließ ich meine Wut an ihm aus.
"Du verdammter Wichser! Du hast uns hierhergebracht, ohne uns zu warnen! Und jetzt spielst du den Reumütigen?" Meine Stimme überschlug sich, während ich auf ihn einhämmerte. Tränen liefen mir über das Gesicht, aber ich spürte sie kaum. Es war, als hätte ich alles, was in mir war, in diesen einen Moment gesteckt – meine Wut, meine Angst, meine Verzweiflung.
Hyunbin ließ es einfach geschehen. Er wehrte sich nicht, machte keine Anstalten, meine Schläge zu blocken. Vielleicht wusste er, dass er es verdient hatte. Vielleicht war er einfach zu feige. Aber das machte mich nur noch wütender.
Erst als ich meinen Namen hörte – ein leises, verzweifeltes "Jungkook!", hervorgepresst von Hyunbin – kam ich wieder zu mir. Meine Hände zitterten, mein Atem raste, und ich ließ ihn los. Er sackte keuchend zu Boden, hielt sich die schmerzenden Stellen, wo meine Fäuste ihn getroffen hatten. Mein Blick blieb an ihm hängen, wie er da lag, zusammengesunken und jämmerlich wie ein geprügelter Hund.
Mein Inneres tobte noch immer. Ein Teil von mir wollte weitermachen, ihm die Konsequenzen seiner verdammten Neugier weiter ins Gesicht schlagen, bis er wirklich begriff, was er uns angetan hatte. Aber eine andere, leise Stimme flüsterte in meinem Kopf, dass das nichts ändern würde. Dass all die Wut, die ich auf ihn richtete, den Wahnsinn, in dem wir hier feststeckten, nicht ungeschehen machen konnte.
Seinetwegen waren wir in dieser Situation. Seinetwegen. Und eines war mir jetzt klar: Ich würde ihn auf keinen Fall retten. Wenn irgendjemand von uns hier rauskommen würde, dann Taehyung und ich – und Hyunbin? Er konnte hier verrotten.
Er war der Grund, warum sechs unschuldige Menschen abgeschlachtet worden waren. Warum Taehyung und ich gefangen, misshandelt und fast gebrochen worden waren. Und warum ich mich in einem Moment des puren Grauens von meiner Menschlichkeit verabschiedet hatte. Mein Kiefer mahlte, als ich auf ihn herabsah, mein Atem noch immer schwer.
"Fuck...", flüsterte ich, fast an mich selbst, und griff mir mit beiden Händen in die Haare. Sie waren verschwitzt und klebten an meiner Stirn, doch das war mir egal. Ich spürte die heißen Tränen, die mir über die Wangen liefen, und ich wünschte, ich könnte sie zurückhalten. Die Verzweiflung kroch wie ein kalter Schatten in meine Glieder, schnürte mir die Kehle zu.
Das war nicht der Urlaub, den ich mir vorgestellt hatte. Nicht so hatte ich mir das mit Taehyung ausgemalt.
Ich wollte doch nur eine verdammte, entspannte Zeit mit ihm verbringen. Einfach nur ein paar Wochen weg von allem. Kein Stress, keine Verpflichtungen, nur er und ich. Ich hatte alles bis ins kleinste Detail geplant – die Reise, die Route, das perfekte Setting.
Ich wollte ihn überraschen. Ihm den Antrag machen. Auf die romantischste, liebevollste Weise, die ich mir vorstellen konnte. An einem strahlenden Morgen auf dem glitzernden Meer, mit einer kleinen Kiste in meiner Tasche und den Worten, die ich so lange vorbereitet hatte. Doch stattdessen war ich hier. In einem dreckigen, stinkenden Käfig, umgeben von kannibalistischen Ureinwohnern.
Mein Herz zog sich zusammen bei dem Gedanken an Taehyung. Er war da draußen, alleine, in dieser tödlichen Dunkelheit. Jede Sekunde, die verstrich, ließ die Angst wachsen, dass er es nicht schaffen würde. Dass ich ihn verlieren könnte. Der Gedanke war unerträglich. Aber gleichzeitig wusste ich, dass ich ihm vertrauen musste. Taehyung war stark, stärker, als er selbst glaubte.
Hyunbins Keuchen brachte mich zurück in die Realität. Er hob den Kopf, seine Augen voller Schmerz und etwas, das fast wie Reue aussah. Doch ich wollte keine Entschuldigung hören. Ich konnte ihn in diesem Moment nicht einmal ansehen, ohne dass sich die Wut in mir erneut regte.
"Wenn Taehyung es nicht schafft..." Ich sprach die Worte kaum lauter als ein Flüstern, doch sie hatten eine Kälte, die selbst mich erschreckte. "Wenn er nicht zurückkommt... dann werde ich dich dafür verantwortlich machen. Und ich schwöre dir, Hyunbin, du wirst wünschen, dass die Ureinwohner dich erwischen."
Ich drehte mich von ihm weg, unfähig, noch länger in seine Richtung zu blicken. Die Luft um mich herum fühlte sich stickig an, die Dunkelheit des Dschungels drückte wie eine unüberwindbare Wand gegen meinen Verstand.
"Taehyung...", flüsterte ich leise in die Nacht, als ob er mich hören könnte. "Bitte komm schnell zurück. Bitte."
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Yayyy hab es endlich geschafft dieses Kapitel zu schreiben. 😊
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