14 🩸 Hope dreht langsam durch
Hope und ich stöberten den ganzen Morgen in verschiedenen Läden, die in der Innenstadt von Mystic Falls auf uns warteten. Es machte überraschend viel Spaß, seine Zeit mit Albernheiten und sinnlosen Dingen zu verplempern. Hope tat es auch gut, eine Weile lang aus der Schule herauszukommen. Wir sprachen nicht über den Kuss oder das unangenehme Familiendinner, dennoch war es nicht angespannt zwischen uns. Ganz im Gegenteil - die Stimmung blieb aufgelockert und befreiend.
Wir kauften uns jeweils ein Eis und setzten uns auf eine gemütliche Parkbank, von der aus der Kirchturm und der Mystic Grill zu erkennen war. Genüsslich vernaschte ich mein Eis und wechselte ein paar Worte mit meiner allmächtigen Begleiterin.
,,Oh nein", murmelte Hope plötzlich und nickte auf eine Gruppe Jugendlicher, die in unsere Richtung kamen. ,,Das sind die Kids aus der Mystic Falls High School. Die hassen uns, weil sie denken, dass wir rebellische Freaks sind. Jedes Jahr machen sie uns im Football fertig."
,,Hör ich das richtig? Ihr lasst euch von ein paar Trotteln fertigmachen, die wahrscheinlich geradeso ihren Namen richtig buchstabieten können? Du bist das mächtigste Wesen der Welt, Hope. Ihr werdet es wohl hinbekommen, ein Footballspiel zu gewinnen.
,,Wir verlieren absichtlich", klärte Hope mich auf. ,,Damit sie dem Geheimnis unserer Schule nicht auf die Schliche kommen."
,,Hm...", machte ich wenig einfallsreich.
,,Seht mal, das sind die Freaks von der Salvatore Schule!", grölte ein Typ mit roter Timberwolves Jacke.
Die Blondine, die er im Arm hielt, wandte sich direkt an Hope. ,,Dass ihr euch noch in die Stadt traut, ist ein Wunder."
,,Wieso? Auf dieser Parkbank steht nicht dein Name, soweit ich das richtig gesehen habe, Daena.", konterte Hope schlagfertig.
,,Du solltest lieber deine Klappe halten, Hope Mikaelson. Einer von euch Freaks hat Delia Fell auf dem Gewissen", fuhr Daena fort.
Ja, das war ich. Wegen des Hope Dramas hatte ich diese Sache fast vergessen. Eigentlich war Miss Mystic Falls aber erst wenige Tage her.
,,Warte mal..." Der Junge musterte Hope mit schiefgelegtem Kopf. ,,Der Sheriff hat doch ihre Tante verdächtigt, oder nicht?", erinnerte er sich. ,,Ihr wisst schon, die heiße Blondine."
Nun erinnerten sich auch Daena und die anderen. Ich verstand ja, dass sie um ihre Freundin trauerten, aber war das ein Grund uns auf den Keks zu gehen? Ich denke nicht. Gerade hatte ich damit begonnen, meine Verabredung mit Hope Mikaelson zu genießen.
,,Sprich nicht so über meine Tante. Sie ist unschuldig. Und selbst wenn ginge euch das bestimmt nichts an!"
,,Wenn sie auch auf dieser Schule war, hat sie wahrscheinlich auch ne Schraube locker. Hat sie nicht Delias Kleid geklaut?", fragte Daena mit verschränkten Armen.
Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Dass ich Rebekah Mikaelson einen Mord anzuhängen versuchte tat mir... Warte, tat es mir Leid? Seit wann empfand ich Schuldgefühle? Das war neu. Ich hatte jahrelang Seelen in der Hölle gequält und jetzt machte ich mir Sorgen, weil ich eine Urvampirin, die weitaus schlimmeres getan hatte, einen verfluchten Mord an einer Highschoolschülerin anhängte?
Reiß dich zusammen, Cassie. Anscheinend tut dir die Zeit mit Hope wirklich nicht gut.
,,Es war wirklich nett mit euch zu sprechen, Leute, aber jetzt müssen wir leider weiter", beendete ich die Unterhaltung mit den verschwitzten Teenies. Wenn das so weiterging würden meine Schuldgefühle womöglich noch Überhand gewinnen und das gedenkte ich zu verhindern. ,,Hope, kommst du?"
Hope war mittlerweile aufgestanden und sah den vorlauten Typen herausfordernd an. Die Spannung knisterte und drohte demnächst zu explodieren. Dann wandte Hope sich ab und ergriff meinen Arm.
Die Meute lachte. ,,Musst du von deiner Freundin gerettet werden, Mikaelson? Dein Vater ist bestimmt stolz auf dich!"y
,,Richte deiner Tante schöne Grüße aus!"
Und dieser harmlose Kommentar über Hopes Vater brachte das Fass zum Überlaufen. Hopes Wut brach in Form einer mächtigen Druckwelle aus ihr heraus. Der Footballspieler und seine Freundin wurden von ihr erfasst und meterweit durch die Luft geschleudert. Die Glasflasche neben dem Mülleimer zerbarst in winzige Scherben.
Ich gluckste amüsiert, als die beiden Trottel auf ihrem Hintern landeten und vor Schmerz stöhnten.
Atemlos starrte Hope auf ihre Hände.
Ihre Augen leuchteten gelb, was die restliche Gruppe der Schüler in helle Aufregung brachte.
Die verrückten Werwolf Augen waren vielleicht doch ein bisschen zu viel des Guten, also mischte ich mich doch ein. ,,Hope, du musst dich beruhigen!" Ich platzierte meine Hände auf ihrer Schulter und sah ihr fest in die Augen. Hopes Zähne hatten sich bereits zu den spitzen Reißzähnen eines Werwolfs verformt und die Art wie sie vor mir stand implizierte, dass demnächst ihre Knochen brachen, wenn wir nichts dagegen unternahmen.
,,Was zur Hölle...!"
,,Monster!"
,,Ich wusste, dass an dieser Schule was nicht stimmt!"
Sie redeten alle durcheinander und rannten davon. Wir sollten sie aufhalten und sie in die Schule bringen, aber ich fokussierte mich ausschließlich auf Hope.
Hopes Gesicht normalisierte sich wieder - ein wenig zu schnell für meinen Geschmack. In diesen Augenblick wurde mir klar, dass sie nie die Kontrolle verloren hatte. ,,Du hast das absichtlich gemacht, um Ihnen Angst einzujagen?" Ich ließ wieder von ihr ab.
Hope sah zufrieden aus. ,,Ich habs so satt, vor aller Welt zu verstecken, wer ich bin. Mein Vater hatte nie Angst davor zu zeigen, wie mächtig er ist. Sieh uns heute an. Ich werde von ein paar Menschen gemobbt und gegen meine Tante läuft eine Mordermittlung. Matt Donavan hat anscheinend kein bisschen dazugelernt. Selbst wenn sie es war würde sie niemals freiwillig in ein Gefängnis gehen."
,,Das weiß er. Matt will sich nur wichtig machen." Zwar kannte ich Matt nicht besonders gut, aber mein weniges Wissen über ihn reichte vollkommen aus.
Ich grinste. ,,Mr Saltzman wird nicht begeistert sein."
,,Ich weiß. Hat es sich wenigstens gelohnt?"
,,Oh ja, es war sehr beeindruckend, wie die beiden durch die Gegend geflogen sind."
Hope sah zufrieden aus. ,,Die werden sich das nächste Mal besser überlegen, was sie mir vorwerfen. Ich kanns kaum erwarten ihre Gesichter beim nächsten Footballspiel zu sehen."
,,... Das ihr absichtlich verlieren werdet", erinnerte ich sie, ehe sie sich zu sehr in die Vorstellung hineinsteigerte.
,,Ach stimmt, daran hatte ich nicht mehr gedacht. Trotzdem freue ich mich drauf."
,,Es war heiß. Du hast es ihnen richtig gezeigt."
Wir lachten den gesamten Rückweg darüber, doch schon kurz nach unserer Ankunft in der Schule begriffen wir, dass Mr Saltzman und Mrs Salvatore bereits über den Vorfall Bescheid wussten. Deshalb wurden wir schon wieder ins Büro der Schulleitung zitiert.
Wortlos hielt Mr Saltzman uns sein Handy hin. Ein Video kursierte im Internet, das zwar Hopes legendären Zaubereinsatz nicht zeigte, dafür aber ihre leuchtend gelben Augen.
Ich musste lachen. ,,Das glaubt doch niemand. Jeder kann das heutzutage bearbeiten... glaube ich."
,,Sie hatten es verdient", ergänzte Hope zustimmend. ,,Ich werde nicht länger so tun, als sei ich ein wehrloses kleines Mädchen. Die wollen uns den Mord von Delia Fell anhängen, Mr Saltzman. Wir waren das nicht."
,,Das wissen wir noch nicht, Hope. Was ist nur in letzter Zeit los mit dir?"
Hope unterbrach ihn. ,,Nicht das schon wieder! Ich werde jetzt lieber gehen bevor Sie etwas sagen, was Sie später bereuen könnten."
,,Bitte machen Sie keine große Sache draus", bat ich den Schulleiter.
Mr Saltzmans Faust landete auf dem Tisch. ,,Wenn wir nicht wollen, dass uns dieser Mord angehängt wird, müssen wir uns gerade jetzt bedeckt halten! Keine Aufmerksamkeit erregen! Stattdessen kann ich jetzt Vampire losschicken und hoffen, dass sie das Gedächtnis dieser Schüler löschen, bevor sich die Neuigkeit noch weiter verbreitet!"
,,Wozu die Mühe? Es gibt ein Video", sagte ich wenig hilfreich.
Mr Saltzman presste die Lippen aufeinander. ,,Raus hier, na los."
Ich schnappte meine Sachen und verließ mit Hope das Büro. Die Tribridin verkündete, dass sie noch in die Bibliothek müsse und ich schlug stattdessen den Weg in mein Zimmer ein.
Hörbar frustriert schlug ich die Tür hinter mir zu. Es war zum Haare raufen! Wieso empfand ich plötzlich Mitgefühl für Hopes Familie? Ich sollte gar nichts fühlen!
,,Ärger im Paradies?"
Ich zuckte erschrocken zusammen. Auf meinem Bett saß Katherine.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top