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♡𝘴𝘢𝘯
Noch immer ziemlich getroffen, lag ich auf meinem Bett, während ich die Wand über mir gedankenverloren anschaute. Suchend nach Antworten und Akzeptanz über das letzte Treffen mit Wooyoung, zerschlug ich mir seit Wochen wieder den Kopf darüber. Ich merkte aber auch nach weiteren Stunden, dass ich mit seinen Worten definitiv kein Frieden schließen wollte und konnte.

Waren wir wirklich so unterschiedlich?

Ich verzog mein Gesicht verzweifelt, als ich laut aufseufzte und mich seitlich hinlegte, den Blick nun durch mein Zimmer schweifend.
Er hatte ja Recht, wir waren unterschiedlich, verdammt unterschiedlich. Aber das musste doch nicht direkt etwas Negatives sein. Vielleicht hatte ich auch eigentlich gar kein Mitspracherecht, weil ich das einfachere Leben von uns beiden führte. Für ihn musste es auch ein Schock gewesen sein, erstmal zu sehen, in was für eine doch recht wohlhabende Gegend ich lebte.

Klar, wir hatten mehr als die ein oder anderen in dieser Gesellschaft, aber meine Eltern haben Jahre dafür geschuftet, damit meine Brüder und Ich so leben konnten. Dennoch wollte ich nicht, dass sich dies als eine Hürde für Wooyoung herausstellte, sich mir anzunähern. Allein zu wissen, dass er es in Erwägung zog, sich mir anzunähern, machte mich eigentlich voll glücklich. Jedoch gab es da diese Unsicherheit von seiner Seite aus.

Ich stand auf, um in die Küche zu gehen und nach etwas zum Essen zu schauen.

,,Hey Ma'.",begrüßte ich meine Mutter, die am Vorbereiten der Snackbox meines Vaters für seinen Notfalldienst am Tresen stand und mir direkt ein breites Lächeln schenkte.

,,Na? Willst du was essen? Ich habe vorhin etwas Kleines zubereitet.",gab sie entspannt von sich, als ich mich neben ihr hin stellte und ihr ruhig beim Zupacken der Box zu schaute. Mit einem Nicken bestätigte ich ihre Frage, bevor ich das Lächeln leicht erwiderte. Schließlich war ich gedanklich noch komplett anders, sodass ich mich nicht wirklich auf das Gespräch mit ihr konzentrieren konnte.

,,Du, Mama. Kann ich dir eine Frage stellen? Sei auch ganz ehrlich mit mir.",entkam es mir ungeplant, als sie mir einen aufmerksamen Blick schenkte und schnell nickte, bevor sie sich ihrem Tun hingab und ich mich auf einen Stuhl setzte, um ihren Bewegungen still folgen zu können.

,,Wie würdest du darauf reagieren, wenn ich eines Tages einen Jungen mit nachhause bringen würde?",sprach ich ganz direkt meine Frage aus, da ich wusste, dass ich in ihrer Anwesenheit keine Angst brauchte über meine Gefühle offen zu sprechen. Dennoch spürte ich ein großes Unwohlsein in mir hoch kommen, weil ich noch nie wirklich mit ihr über dieses Thema gesprochen hatte. Es war auch nie ein Thema bei mir, zumal Wooyoung mein erster und einziger Crush war.

Fragend hob sie ihre Augenbraue, während sie sich verzweifelt versuchte ihre Haarsträhnen von der Stirn zu wischen, ohne mit ihren schmutzigen Händen daran zu kommen. Ich half ihr schnell dabei, strich ihr sanft die Haare zurück und schnappte mir ihr Haargummi.

,,Kommt darauf an, wie du das jetzt meinst. Im Sinne von, wenn du deinem Vater und mir eines Tages einen Jungen als deinen festen Freund vorstellst und kein Mädchen?",fragte sie mich nachdenklich, während ich ihr Haar einmal öffnete und mich hinter ihr stellte, um ihr die Haare zu einem Zopf zu flechten. Dabei gab ich ein leises ,,Hm." als Bestätigung von mir.

,,Das wäre natürlich etwas ungewohnt, muss ich ehrlich zu geben, San.",sprach sie wieder und lächelte mich dankbar an, als ich mich wieder neben ihr stellte und mir nervös auf die Unterlippe biss.

,,Okay, und wenn es ein Junge wäre, der das komplette Gegenteil von unserem Lebensstil führen würde?"

Sie schaute wieder zu mir, seufzte leise auf und zog sich ihre Handschuhe aus, womit sie gerade eine Backmischung für den nächsten Morgen am Kneten war.

,,Kann es sein, dass du uns jemanden vorstellen möchtest, mein Lieber?",hielt sie es kurz, als ich etwas verunsichert nickte, da ihre Worte kein klares ,,Ja, das wäre in Ordnung!" waren. Ebenso wusste ich nicht, wie ich ihr bloß Wooyoung als Person erklären sollte.

,,Wie ist er denn drauf? Ich verstehe nicht so ganz, was für einen Menschen ich mir nun vorstellen soll. Ich glaube, ich spreche für deinen Vater und für mich, wenn ich sage, dass wir einen anständigen und gutherzigen Menschen an deiner Seite eines Tages sehen wollen. Jemand, der dir auch gut tut in deiner Entwicklung und Lebensweise und dich nicht auf falsche Wege mit zieht."

Ich seufzte etwas auf, während ich mir unbewusst in die Handinnenfläche kniff und ihr aufmerksam zuhörte. Ihre Worte waren völlig valide, völlig akzeptabel und gut. Sie hatte Recht, das würde ich auch für mich wollen. Gleichzeitig realisierte ich, dass Wooyoung tatsächlich ein komplett anderer Mensch als ich war, während ich meiner Mutter zuhörte und selbst dadurch ins Reflektieren kam.

Es war gleichzeitig aber auch kein Geheimnis, dass ich nur ihn wollte. Er machte mich glücklich. Seine Anwesenheit machte mich unfassbar glücklich, so, als würden alle Gedanken und Sorgen in seiner Anwesenheit auf stilles Eis gelegt werden und sich meine Seele von allem befreien. Ich mochte seine so unanständige Art und Weise, sein freches Grinsen und wie ungebunden an irgendwelchen Regeln er durch das Leben marschierte, auch wenn er irgendwo darunter litt.

Er war ein kompletter Freigeist.

,,Wie heißt er denn?"
,,Wooyoung."
,,Wie alt ist er?"
,,19 Jahre alt, wie ich."
,,Ist er hübsch?"

Bei ihrer letzten Frage hob ich schlagartig meinen Kopf, um sie überrascht anzuschauen und direkt in ein zärtlich lächelndes Gesicht zu schauen. Paar Sekunden später spürte ich ihre Hand schon auf meinem Rücken und wie sie mir taktvoll darüber strich.

Ohne etwas zu sagen, legte ich meine Arme um sie, als mir die Last und Sorge von den Schultern fielen und ich endlich etwas durchatmen konnte. Leise flüsterte ich:,,J-Ja. Das ist er.", als ich meine Mutter herzlich lachen hörte und wie sie mir immer wieder beruhigend über den Rücken strich.

,,Stell uns Wooyoung doch eines Tages mal vor. Ich würde mich freuen, wenn er uns kennenlernen wollen würde.",sprach sie sanft, ohne die Details über ihn zu wissen, weshalb ich doch traurig über ihren Kopf in die Ferne blickte und direkt sagte:,,Wir sind kein Paar. Als er mich letztens nachhause gefahren hat, wollte ich ihn zum Übernachten einladen, wogegen er sich aber direkt sträubte, weil er denkt, uns mit seiner Lebensweise zu schaden oder nicht genug für mich zu sein. Den letzten Teil sagte er nicht direkt, aber ich hörte es aus seinen Worten raus."

Langsam lösten wir uns voneinander, während sie mir in die Augen verständnisvoll blickte und immer wieder nickte.

,,Mama, er lebt ziemlich vereinsamt, vernachlässigt die Schule und verdient sein Geld auf nicht ganz so schöner Art und Weise. Er ist ein typischer Rebell. Einer dieser ,tattöwierten, gepiercten Jugendlichen', wie ihr diese gerne nennt. Aber er hat ein so reines Herz, ist immer so cool drauf und eigentlich voll der liebevolle Mensch. Nur eben ein Rebell...",seufzte ich meine Worte etwas hilflos hinterher, bis ich letztendlich mit meinem Blick auf den Boden verharrte und meine Hand unbewusst zu einer Faust ballte, den Arm aber locker runter hängen ließ.

,,Ah! Jetzt verstehe ich deine Sorge.",gab sie leise von sich, woraus ich den sanften Ton direkt heraushören konnte, der mich gerade so beruhigte. Ich nickte wieder nur etwas und biss mir gedankenverloren auf die Unterlippe, als ich ihr wieder bei ihren Sätzen lauschte.

,,Nun gut, wenn es eines Tages soweit sein sollte, kannst du ihn uns gerne vorstellen. Mich stört es nicht, dass er ein Junge ist und deinen Vater sowieso nicht. Ungewohnt heißt ja nicht blöd.",versicherte sie mir erstmal, als ihre warme Hand mir über meinen Arm entlang strich und sie direkt weiter sprach:,,Er scheint viele Probleme in seinem Leben zu haben, viel Leid mit sich rumzutragen. Und dann badet er das alles auch noch alleine aus. Siehe es doch so, San; Sei ihm eine Motivation, aus diesem Loch rauszukommen. Taste dich da ganz vorsichtig ran, und motiviere ihn, etwas aus seinem eigenen Leben zu machen. Wenn er anfängt dir gegenüber Gefühle zu hegen, kann ich mir vorstellen, dass er sich darauf umso mehr einlassen würde."

Ich dachte über ihre Worte nach, bevor ich sie wieder anschaute und mir diese durch den Kopf durchgehen ließ.
Klar! Ich könnte doch die Person sein, die ihm helfen würde. Jedenfalls würde ich mir das total wünschen und mich freuen, wenn es so klappen würde. Ich wusste aber gleichzeitig, dass mich dies extrem viel Zeit und Feinfühligkeit kosten würde, zumal wir beide auch nichts am Laufen hatten. Wir waren einfach nur zwei Typen, die hin und wieder aufeinandertrafen.

,,Lass den Kopf nicht so hängen, ja? Das wird bestimmt, und ich freue mich für dich.",somit nahm sie mich direkt wieder in die Arme, was ich langsam breit am Lächeln erwiderte und energisch nickte. Mit einem ,,Danke, wirklich. Ich fühle mich schon viel besser." atmete ich ganz tief durch und konnte bereits seelisch etwas abschalten.

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Mal schauen, ob San seinen Plan und Wille so umsetzen kann... :)

- Eure Eleja ♡

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