𝐌𝐞𝐧𝐛𝐞𝐤𝐚 | we belong together
MENCÍA
[spoiler Staffel 5]
,,Was willst du hier?"
Sandra beäugte mich argwöhnisch und hielt die Tür nur soweit offen, dass ich mich nicht an ihr vorbeidrängeln konnte. ,,Hast du nicht genug angerichtet? Sie will nicht mit dir sprechen."
,,Bitte."
Meine Stimme zitterte leicht, immer noch steckten mir die Ereignisse der heutigen Nacht in den Knochen. Ich wusste nicht, ob ich weinen oder vor Verzweiflung zusammenbrechen sollte.
,,Verschwinde", wiederholte Sandra und machte Anstalten, mir die Tür (berechtigterweise) vor der Nase zuzuschlagen. Seit unserer Ankunft sorgte meine Familie nur für Chaos. Zuerst meine Probleme mit Armando, dann mein Vater. Es ging nur bergab.
,,Lass sie rein, Mamá", ertönte endlich die leise Stimme meiner Exfreundin.
,,Bist du sicher?", fragte Sandra immer noch misstrauisch.
,,Sí."
Die Tür öffnete sich weit genug, dass ich an Sandra vorbeigehen konnte. Hinter ihr stand Rebe, das Gesicht gerötet und verheult, ihre Haltung geknickt. Sie trug nicht mehr die blutverschmierte Schuluniform, sondern eine bunte Jogginghose und ein Pullover. Die Arme hielt sie vor der Brust verschränkt, als wäre ihr kalt, aber ich wusste, dass sie sich gerade am liebsten von der Welt abschotten wollte.
Schweigend begleitete ich sie in ihr Zimmer, wo sie sich aufs Bett sinken ließ, die Arme um die Knie schlang und mich ansah. ,,Was willst du hier, Mencí?", fragte sie tonlos.
,,Ich will fragen, ob ich etwas für dich tun kann", sagte ich und setzte mich neben sie. Ich hatte vieles vermasselt, aber in diesem Zustand konnte ich Rebe nicht sich selbst überlassen. Selbst wenn ich nur eine gute Freundin wäre, würde ich immer für sie da sein.
,,Nachdem dein Vater Schuld daran ist, was Samu passiert ist? Ich brauche deine Hilfe nicht. Du und deine Familie habt nur Probleme verursacht."
Ich schluckte schwer. Sofort erinnerte ich mich an die Silvesternacht, in der Ari durch meine Verantwortung fast gestorben wäre. Aber letztendlich ging diese Geschichte gut aus, während es diesmal kein happy end gab. ,,Samuel, ist er..."
,,Im Koma", antwortete sie knapp. ,,Es ist gut möglich, dass er nie wieder aufwacht. Wir werden es wohl bald erfahren."
Behutsam legte ich ihr eine Hand auf die Schulter. Rebe schüttelte sie sofort ab und funkelte mich finster an. ,,Ich hab gesagt, du sollst mich in Ruhe lassen."
,,Ich bin nicht mein Vater", sagte ich bestimmt. Mein Leben lang arbeitete ich darauf hin, eben nicht wie er zu sein. Jetzt war ich froh darum und ärgerte mich lediglich, in den letzten Monaten seine Anerkennung gesucht zu haben, statt mich Rebe zu widmen.
,,Mencí, ich meine es ernst."
,,Ich auch."
Es reichte.
Es reichte mir entgültig, immer mit Benjamín verglichen zu werden.
,,Ich werde dich nicht in Ruhe lassen, weil du heute Nacht jemanden an deiner Seite brauchst. Deinem besten Freund geht es schlecht und ich will dich trösten, wenn du weinen willst, werde dir dein Essen ans Bett tragen und dir ständig versichern dass alles gut wird, obwohl ich das selbst nicht weiß. Du bist mir wichtig und ich bereite dir auch was, sonst hättest du mich nicht reingelassen."
Während ich sprach schwoll meine Stimme weiter an, wurde immer lauter, bis ich plötzlich abrupt verstummte.
Rebe schwieg.
Ich beugte mich vor und wischte ihr mit meinem Finger eine Träne aus dem Gesicht. Die Geschichte mit Samuel ging auch mir nahe, obwohl wir nie die allerbesten Freunde waren. Da mein Vater der Verantwortliche war, fühlte ich mich schuldig. Es klang dämlich, aber der hartnäckige Gedanke blieb bestehen und nagte an mir.
,,Gehen wir morgen aus, nachdem ich Samuel im Krankenhaus besucht habe?", fragte Rebeka plötzlich in die Stille hinein. ,,Es fühlt sich nicht richtig an, aber ich kann nicht still sitzen und den ganzen Tag darauf warten, dass das Krankenhaus anruft. Ich muss auf andere Gedanken kommen."
Mein Herzschlag beschleunigte sich deutlich. Ich lächelte. ,,Ich lenke dich ab, versprochen", sagte ich ernst und küsste Rebe sanft auf die Wange. ,,Ich kann dich auch jetzt ablenken."
Prüfend musterte sie mich, schob mich dann ein kleines Stück zurück. ,,Vergiss es, wir werden jetzt nicht rummachen. Bin nicht in Stimmung."
,,Wer hat etwas von rummachen gesagt?", fragte ich und hob unschuldig die Hände. Zugegeben schoss mir der Gedanke durchaus in den Kopf, aber Rebe befand sich eindeutig nicht in der Verfassung für solchen Spaß.
Ich auch nicht.
Ich konnte nicht mit ihr rummachen und gleichzeitig den Hintergedanken haben, dass mein Vater ihren besten Freund soeben ins Koma beförderte.
,,Du denkst immer nur ans rummachen", behauptete Rebe.
Empört warf ich ein Kissen nach ihr. ,,Das stimmt nicht!"
,,Lüg nicht."
Das Kissen kam zurückgeflogen. Kurz meinte ich sogar, ihre Mundwinkel zucken zu sehen.
Diesmal bekannte ich mich schuldig. ,,Das ist trotzdem deine Schuld. Deine Lippen sind wie ein Magnet für meine. Somos juntos."
Rebe warf noch ein Kissen nach mir. Ich hatte keine Ahnung, was ich diesmal verbrochen hatte, aber ich ließ mich widerstandslos abwerfen. ,,Du bist unmöglich, Mencí."
,,Was ich vorhabe, wird dir gefallen."
Ich holte mein Handy und tippte mehrere Nachrichten, ohne Rebe zu sagen, an wem sie gingen. Erst als ich es beendete, widmete ich meine Aufmerksamkeit wieder der dunkelhaarigen. ,,Ich habe Cayetana und Omar zum übernachten eingeladen. Ich denke, heute will keiner von euch alleine sein. Wir schauen uns einen glücklichen Liebesfilm auf Netflix an und vergessen das ganze Chaos."
,,Es zu verdrängen hilft Samuel auch nicht weiter...", begann Rebe, aber ich schnitt ihr das Wort ab. ,,Nein, tut es nicht. Aber es hilft euch."
Und mir.
Ich brauchte die Ablenkung genauso, konnte nicht still sitzen und abwarten. Was, wenn Samuel wirklich nicht mehr aufwachte? Dann wäre mein Vater ein Mörder. Obwohl wir in vielen Dingen verschiedene Ansichten trugen, letzten Endes war er dennoch mein Vater.
Nachdenklich legte ich meinen Kopf auf Rebes Schulter. Mehrere Minuten sagte niemand ein Wort, aber das war auch nicht von Nöten.
Es reichte zu wissen, dass keine von uns heute Nacht alleine war.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top