Kapitel 6

Tag 489

Rot war eine schรถne Farbe.ย 
Vor allem wenn sie dir als Flรผssigkeit รผber den Arm flieรŸt.ย 

So wie es gerade bei mir der Fall war.ย 

Mein Blick war mit groรŸen Augen auf das Blut gerichtet, welches ihren Weg aus meinem Kรถrper fand und auf den Boden tropfte. Das Messer in meiner Hand war blutrot gefรคrbt. Lange รผberlegte ich, mir damit vielleicht die Pulsader aufzuschneiden. Es wรคre doch die Lรถsung fรผr alle Probleme, nicht wahr?ย 

Ich bemerkte รผberhaupt nicht, wie meine Hand sich auf mein Handgelenk zu bewegte, da wurde die Tรผr aufgerissen und mir wurde das Messer weg genommen.

,,Ich habe dir gesagt, du sollst das nicht mehr tun! Wie oft noch?!", schrie mich mein Entfรผhrer an und gab mir eine Backpfeife. Wenn er dachte, dass mich dieser Schlag davon abhalten wรผrde, dann wusste ich auch nicht weiter.ย 
Ich sah ihn mit leeren Augen an. Er kniete sich zu mir hin, nahm meinen Arm und schaute sich diesen an.ย 
,,Was tust du immer?!"
Ich erwiderte nichts, starrte nur auf das Blut.ย 
Er zog mich hoch und ging mit mir ins Wohnzimmer, wo er meinen Arm verband. ,,Hรถr damit auf, Yoko", befahl er mir. ,,Wieso bin ich hier...?", murmelte ich und bereitete mich schon auf einen Schlag vor. Doch diesmal bekam ich ausnahmsweise keinen. Sora stand auf und ging in die Kรผche. ,,Weil ich dich entfรผhrt habe", gab er mir auf dem Weg dorthin die nicht gerade รผberzeugendste Antwort. ,,Und jetzt komm essen."

Ich starrte zu Boden.ย 
Wollte er mich wirklich bei sich? Oder fand er nur SpaรŸ daran, mir wehzutun? Mit einem leisen Seufzer gehe ich in die Kรผche und warte darauf, dass er mir erlaubt, mich hinzusetzen.ย 
,,Darf ich dich was fragen...?", flรผsterte ich und sah ihn nicht an.ย 
,,Mhm."ย 
,,Hast du schon... andere entfรผhrt... auรŸer mir...?", fragte ich leise mit der Angst, erneut geschlagen zu werden. Doch auch diesmal kam nichts.
,,Nein, habe ich nicht. Setz dich hin."
Ich brachte bloรŸ ein Nicken hin und setzte mich zรถgernd an den Tisch. Dabei spรผrte ich seinen Blick auf mir. Es war mir unangenehm...
Er stellte mir einen Teller hin. Ich wollte eigentlich nicht hinschauen, denn ich wusste, dass es wieder nicht viel sein wรผrde. Aber heute steckte Sora wohl voller รœberraschungen, denn als ich auf den Teller sah, bekam ich ein Stรผck Lasagne zu sehen. Und auch nicht unbedingt ein Kleines, da es nicht kleiner war als Soras.
Mit groรŸen Augen sah ich meinen Entfรผhrer an.ย 
,,Gewรถhn dich nicht daran", sagte er mรผrrisch. ,,Das ist nur, weil du so abgemagert bist."
Ich ignorierte das einfach und aรŸ gierig die Lasagne. Es war das erste richtige, was ich seit mehr als einem Jahr gegessen hatte und es schmeckte himmlisch...

Und an diesem Tag wurde mir klar, dass auch Menschen wie Sora ein Herz hatten.
Er zeigte es mir nicht, aber er hatte mich nicht grundlos entfรผhrt. Es war zwar wirklich kein Argument und fรผr mich war es eine mentale รœberlastung, aber auch Sora konnte mal nett sein...

Warum Sora รผberhaupt so handelte...?ย 
Hatte das einen Zusammenhang mit seiner eigenen Vergangenheit?
Ich wรผrde ihn wohl bald fragen. Aber ehrlich gesagt, wรผrde er doch eh nicht wirklich eine Antwort darauf geben.

Eines war aber klar.
Egal was er mit mir tat, ich wรผrde niemals so ein Monster werden.

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