𝗧𝗘𝗜𝗟 𝗜𝗜

Ein Blitz zuckte über den Nachthimmel und tauchte Alchon für wenige Herzschläge in ein blendendes Weiß. Die Ruhe vor dem Sturm war vorbei, das Unwetter begann. Es brachte nicht nur eine bittere Kälte mit sich, sondern ein von Mal zu Mal bedrohlich lautes, durchdringendes Donnergrollen, das Alchon beben ließ. Der Wind brauste auf, Regen schoss wie Plasma aus Blastern auf die kahlen Felsen. Kurz vor dem Aufprall gefroren die Tropfen zu Eis und zersprangen dann in Tausende von Einzelteilen.

Ein markerschütternder Schrei übertönte den Sturm und zog die Aufmerksamkeit wieder auf die beiden Lebewesen. Die kleine Gestalt, bekannt unter dem Namen Kylo Ren, stand mit erhobenem, rotleuchtendem Lichtschwert vor der Kreatur. Die instabile Klinge knisterte selbst wie die Spannung zwischen den beiden Wesen, gleichwohl Snoke Ren mit einer ausdruckslosen Miene beobachtete. »Was wirst du tun? Mich mit deiner erbärmlichen Darbietung beeindrucken wollen? Lass dein Schwert sinken, du hast nicht den Mumm es zu führen!«

»Ich habe keine Angst, Meister!« Die Stimme Kylo Rens erinnerte an ein zerkratztes Kristallglas, einerseits klar und auf seine Weise melodisch, doch andererseits auch leicht rau, als würde er sich selbst keinen Glauben schenken. Der dunkle Sith-Meister hatte bereits seinen jungen Schüler durchschaut und seine Seele erblickt. Er spürte die Angst, die des Schülers Herz fest umklammerte und tiefe Wurzeln hinterließ. Sie war so präsent wie sein eigenes Fleisch und Blut. Rens innerer Konflikt absorbierte ständig mehr von seiner Macht, so wie eine blutdürstige Zecke das lebenswichtige Blut stiehlt. Ja, so war sie, die Angst. Wie eine Zecke, die ihren Wirt überall hin begleitete, tiefen Schmerz und Zweifel verursachte und über Jahre hinweg überleben konnte.

Die Furcht ballte sich in Ren auf, drohte ihn beinahe zu verschlingen. Er musste diesen Kampf gewinnen. Er musste seinem Meister beweisen, dass er der neue Darth Vader war. Ein stärkerer Darth Vader, als es sein Großvater je gewesen war. Ein Darth Vader, welcher der dunklen Seite durch und durch ebenbürtig war. Und doch war da ein kleiner Zweifel, der an ihm nagte.

Seine Familie, besonders sein Onkel, würden sein jetziges Verhalten nicht gut-heißen, sie würden ihn nicht verstehen. Das hatte sie nie. Deswegen gab es für den jungen Sith kein Zurück mehr. Nicht nachdem, was er getan hatte. Was er ihr angetan hatte. Ihre liebevollen, haselnussbraunen Augen, ihr pochendes Herz, was nur für ihn geschlagen hatte, verschwommen zu einem dunklen Gewirr aus Angst und Schuldgefühlen.

Ren ließ sein Lichtschwert sinken. Snoke war ganz genau bewusst, dass sein junger Schüler seine Emotionen bezwingen und lernen musste, sie zu nutzen. Bekanntermaßen war Furcht der Pfad zur dunklen Seite der Macht, wobei die Angst einen starken Verbündeten, den Schlüssel zu allem, darstellte. Sie öffnete die Türen zur unbegrenzten Macht und Snoke wusste bereits, wie er dies seinem verweichlichten Schüler zu vermitteln hatte.

Dies stellte den Grund dar, warum er Alchon ausgewählt hatte, denn hier blieb ihre Trainingseinheit unentdeckt. Früher einmal, in den guten Zeiten, bildeten zahlreiche Sith ihre Schüler auf diesem Planeten aus, aber mit dem Aussterben der Sith geriet auch Alchon für die Meisten in Vergessenheit.

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