dziewiętnaście
Es hatte etwas länger gedauert als ich gedacht hatte, dass wir an dem Haus von Seungmin ankommen würden. In der Zeit hatte ich Felix ein bisschen darüber aufgeklärt, was Phase war, doch ich erzählte ihm nicht alles. Lediglich dass seine Mutter bei einem Autounfall verstarb und sein Vater damit noch heute überfordert war. Dass Seungmin ein psychisches Leiden dadurch trug, wollte ich ihm nicht auf die Nase binden, immerhin ging ihn dies nichts an oder besser gesagt, ich hatte kein Anrecht darauf ihm darüber zu erzählen. Manchmal dachte ich darüber nach, ob es in Ordnung war, wenn ich meinen Nase zu sehr in die Dinge des Rothaarigen hinein steckte. Ich selbst mochte es nicht allzu sehr, wenn das jemand bei mir tat. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich da nicht der Einzige damit war. Doch Seungmin schien kein Problem damit zu haben, dass ich von allem ein bisschen wusste. Schließlich schien ich die einzige Bezugsperson zu sein, die er hatte oder die er sich zur Zeit anvertraute.
"Wie willst du ihn rausholen?", stellte mein bester Freund, die Frage, auf die ich selbst keine wirkliche Antwort wusste. Mir wäre es am liebsten, wenn er einfach so herauskommen würde. Doch so panisch, wie Seungmin am Handy klang, würde meine Vorstellung nicht werden. Es würde bestimmt ein riesen Theater geben, was vor unserem Augen abspielte, da war ich mir sicher.
"Ich ruf ihn an.", murmelte ich und suchte nach Seungmins Kontakt, "Vielleicht haben sie Glück und sein Vater sucht langsam das Weite." Es tutete um die fünf mal bis mein Anruf entgegen genommen wurde.
"Wir sind gleich da.", sagte ich. Doch nicht wie erwartet, antwortete der Junge, dem das Handy gehörte, sondern seine Schwester.
"Seungmin packt noch die Sachen zusammen. Papa schläft mittlerweile auf dem Sofa, glaub ich. Bist du der Freund von meinem Bruder?"
"Seunghee, ich hab dir gesagt, dass du das Handy nicht nehmen sollst, wenn jemand anruft. Hallo?"
"Wir stehen vor deinem Haus."
Der Anruf wurde sofort beendet. Ich hoffte einfach, dass sie direkt rauskommen würden. Währenddessen staute sich in mir die Anspannung an. Ich wusste nicht, wie sein Vater drauf war, wie er reagieren würde, wenn seine Kinder gingen und wie schlimm die ganze Sache werden würde. Und mit jeder weiteren Sekunde, die wir hier so dumm in der Gegend standen, wuchs dieses Gefühl immer mehr. Mittlerweile konnte Felix es nicht einmal mehr aushalten, dass ich mit meinem Fuß permanent auf dem Boden herumwippte und ein imaginäres Loch in den Asphalt trat, sodass er mir gegen das Schienbein trat.
"LASS MICH LOS, VERDAMMT!", konnte ich Seungmins Stimme wahrnehmen, die die angenehme Ruhe hier zerstörte. Selbst die Vögel schraken auf und flogen davon.
"Du hättest bei diesem Verkehrsunfall sterben sollen, nicht sie!", hörte ich eine zweite Stimme, diesmal leiser, als die Aufgebrachte meines Freundes. Dennoch konnte man jedes Wort genaustens hören.
"Akzeptier einfach, dass sie nicht mehr lebt. Du bist betrunken. Du weißt nicht, was du sagst."
"Das weiß ich sehr wohl. Wären wir damals nicht weggefahren an deinem Geburtstag, wäre das niemals passiert!"
"Halt endlich deinen Mund. Ich kann das alles nicht mehr hören! Du kannst daran eh nichts mehr ändern. Wir gehen jetzt und wir kommen wieder, wenn du dich von deinem Trip erholt hast."
"Geht doch einfach, wie deine Mutter. Ihr beide seid einfach nur undankbar. Ich tue alles für euch und ihr fallt mir so hinter den Rücken!"
Ich war mir nicht so sicher, ob wir all das hören durften. Es schien sehr privat und zugleich vollkommen verletzend zu sein, was sie sich einander gegen den Kopf waren. Und ich verstand einfach nicht, wie man zu seinen Kindern so sein konnte. Mir wurde langsam so wirklich bewusst, in welchen Verhältnissen sich Seungmin und seine kleine Schwester befanden.
"Was zur Hölle pa-" Felix wurde durch plötzlichen, ohrenbetäubenden Lärm unterbrochen. Als würde jemand ein ganzes Regal an Gläsern zu Boden schmeißen und ich wollte mir echt nicht vorstellen, wie es dort drinnen aussah. "Scheinbar dreht der wirklich am Rad." Es öffnete sich die Tür. Seungmin und seine Schwester verließen gar fluchtartig das Haus. Leicht verwirrt musterte der Rothaarige den Australier, begrüßte ihn, um nicht unhöflich herüberzukommen. Mir fiel ein, dass ich ihn gar nicht gesagt hatte, dass Felix dabei war.
"Ist alles okay?" Etwas zu schnell nickte der Junge und lief schnellen Schrittes weiter, wodurch Felix und ich versuchten Schritt zu halten. Seungmin wirkte panisch und ich wusste nicht so recht, wie ich ihn aufhalten konnte, damit er sich beruhigte. Die Einzige, die sich zu Wort meldete, war seine Schwester, die gleichzeitig an seinem Arm rüttelte: "Minnie! Du läufst viel zu schnell!"
Seufzend blieb er stehen, blickte zu ihr, dann zu uns beiden. Auch wenn seine Augen noch immer nach Flucht schrien, wusste ich, dass er sein Bestes gab, um dieses Gefühl zu unterdrücken. Ein weiteres Mal atmete er tief aus.
"Tut mir leid. Ich hab nicht mitbekommen, dass ich so schnell bin... Also Seunghee, das sind Felix und Hyunjin.", stellte er uns vor, wodurch sie uns musterte und kurz überlegte.
"Und wer davon ist dein Freund?"
"Seunghee, ich-"
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