KAPITEL 26

𝟐𝟏. 𝐌Ä𝐑𝐙 𝟏𝟗𝟖𝟔, 𝐋𝐄𝐍𝐎𝐑𝐀 𝐇𝐈𝐋𝐋𝐒, 𝐂𝐀𝐋𝐈𝐅𝐎𝐑𝐍𝐈𝐀»Elfie, ich muss jetzt los«, meint Sinika genervt und und stopft das letzte Buch mit Mühe in ihren Rucksack.

Gestresst bleibt Sinika vor dem Zimmer von ihrer Schwester stehen und klopft gegen die Tür. Doch die Jüngere nickt nur gedankenverloren und widmet sich ihrem Schulprojekt.

»Dir auch einen guten Morgen, Nika. Hab einen schönen Tag, und bis nachher«, äfft Sinika die Stimme von Elfie nach und dreht sich kopfschüttelnd um.

Dann klopft sie am Zimmer von Jonathan und an dem vom Will. »Ich bin weg!«, ruft sie ihnen zu und geht nach unten. Dort sieht sie Joyce sitzen und klopft ihr auf die Schulter.

Sie ist am Telefonieren, weshalb die beiden sich zum Abschied nur zuwinken und Sinika das Haus verlässt.

Draußen steht schon das Auto von Kai in der Einfahrt und Sinika winkt ihm und Christine zu. Sie setzt sich hinten ins Auto und Kai fährt sofort los.

»Guten Morgen«, grinst Kai über den Rückspiegel hinweg seine Freundin an und Sinika erwidert das Lächeln.

Christine dreht sich zu ihrer besten Freundin um und lächelt sie an. Dann überreicht die Rothaarige ihr einen Kaffee und Sinikas Augen werden riesig.

»Danke, du bist die Beste«, schmunzelt Sinika und nimmt einen Schluck von der heißen Flüssigkeit.

»Hey, und was ist mit mir?«, fragt Kai und die beiden Mädchen lachen. »Du natürlich auch«, grinst Sinika und legt ihm eine Hand auf die Schulter.

Als die drei den Parkplatz des Lenora Hills College erreichen, steigen die drei aus und gehen in das Gebäude hinein.

»Wir sehen uns«, lächelt Kai und verlässt die beiden. Christine und Sinika nicken und gehen dann in den ersten Hörsaal.

Der Professor kommt um die zehn Minuten zu spät, total verplant und lässt seine Sachen auf seinem Pult fallen.

Einige im Saal kichern und auch Sinika und Christine konnten sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. »Ja, ja. Sehr lustig. So, fangen wir an.«

Er geht zur Tafel und schreibt einige Sachen dran, welche die Studenten abschreiben. »Wer von euch kann mir was über die Kosten- und Leistungsrechnung erzählen?« Fragend schaut sich Professor Armstrong um.

Ein paar Hände wandern nach oben, darunter auch die von Sinika. »Ja, Ms. ...« sagt der Professor und schaut auf seinen Sitzplan, »Ms. Hopper.« Sinika schaut auf ihre Notizen, die sie sich zur Vorbereitung gemacht hatte.

»Ziel der Kosten- und Leistungsrechnung ist es, unternehmensinterne Informationen für die kurzfristige, also operative Planung von Kosten und Erlösen sowie für deren Kontrolle bereitzustellen. Dafür werden der Betriebsgewinn bzw. der Betriebsverlust ermittelt.«

Professor Armstrong nickt. »Das ist vollkommen richtig. Sehr gut.« Der ältere Mann schreibt sich einige Sachen in sein Notizbuch und widmet sich dann wieder der Tafel.

Christine nickt ihrer besten Freundin zu und schreibt die neuen Texte von der Tafel ab.

Nachdem die beiden Wirtschaft hinter sich haben, trennen sich auch ihre Wege und die drei Treffen sich erst zum Mittagessen wieder. »Wollen wir zu Mrs. Myers? Ich brauche jetzt dringend einen Kakao«, meint Sinika und Kai und Christine nicken.

Als die drei die kleine Backstube betreten, kommt Mrs. Myers bereits auf sie zu. »Sinika, meine hübsche. Und deine wunderbaren Freunde. Setzt euch.« Sie deutet auf einen freien Tisch am Fenster und dankend setzen sie sich.

»Was darf ich euch bringen?«, fragt sie und nimmt sich ein Notizblock zur Hand. »Also ich nehme auf jeden Fall einen Kakao. Und bitte ein Baguette mit Käse und Schinken«, bestellt sich Sinika und Mrs. Myers notiert es sich.

Christine und Kai geben ebenfalls ihre Bestellung auf und nach knapp 10 Minuten bekommen die drei ihr Essen. »Lasst es euch schmecken.«

Dankend nicken die drei und genießen ihr Essen. Eine Stunde später verlassen die drei Mrs. Myers wieder und gehen zurück zum Campus.

»Was habt ihr jetzt?«, fragt Sinika ihre besten Freunde und Christine verdreht die Augen. »Management«, antwortet sie und das dunkelhaarige Mädchen schmunzelt. »Ich habe Journalismus«, sagt Kai und Sinika nickt.

»Dann sehen wir uns wohl nachher wieder«, lächelt Sinika und die drei teilen sich auf. Nach vier Stunden verlässt Sinika mit ihrem Rucksack auf dem Rücken das Gelände des Campus.

Draußen warten bereits Christine und Kai auf sie und winken ihr zu. Als Sinika die beiden erkennt, winkt sie ihnen zu und ihre Schritte werden schneller.

»Gott, waren die letzten Stunden der Horror«, beschwert sich die brünette direkt, als sie bei den beiden ankommt.

»Meine war bestimmt noch viel schlimmer«, stöhnt Christine und Kai lacht. »Also bei mir war es super«, lächelt er und die drei setzen sich wieder in Bewegung. Sie steigen in Kais Auto und der Junge fährt vom Parkplatz des Colleges.

Kai fährt Sinika wieder nach Hause und die drei verabschieden sich. »Wir sehen uns morgen«, verabschiedet sich Sinika von ihren Freunden und Kai und Christine nicken. »Ja, bis morgen.« Christine nickt und Kai lächelt.

Das dunkelhaarige Mädchen schließt die Haustür auf und verschwindet in ihrem Zimmer. Sie legt ihre Sachen ab und geht nach oben zu Elf.

»El?«, fragt Sinika und klopft an der Tür zu ihrem Zimmer. »Elf?«, fragt sie wieder, als sie von ihrer Schwester keine Antwort bekommt.

Da öffnet sich die Tür hinter Sinika und Will sieht die Ältere unsicher an. »Was ist passiert?«, fragt Sinika den Jungen und Will atmet schwer ein und aus.

»Angela ... Sie ... Sie hat sich über das Referat von ihr lustig gemacht«, erklärt Will der älteren leise und Sinika schaut besorgt auf die geschlossene Tür zu Elfies Zimmer.

»Was hat sie gesagt?«, fragt die Dunkelhaarige nach und ihre Stimme bebt vor Wut. »Sinika, sie ...«

»Was hat sie gesagt?«, wiederholt sie sich und ihre Stimme dudelt keine Widerworte. »Sie meinte, das es bei diesem Referat um berühmte und historische Persönlichkeiten ginge, und das Jim keine wäre.«

Sinikas Augen lodern vor Wut wegen dieser Schnepfe. »Ich bringe sie um«, murrt sie angriffslustig und Will sieht das Mädchen vor sich besorgt an. »Sinika, beruhig dich«, bittet der Junge, doch das Mädchen schüttelt den Kopf.

»Nein. Ich werde jetzt zu ihr gehen und ihr sagen, dass sie sich mich nicht als Feindin wünscht«, erklärt sie und Will klopft panisch gegen die Tür von Jonathan. Sinika setzt sich derweil schon in Bewegung und geht nach unten.

Die Tür zu Jonathans Zimmer öffnet sich und der Junge schaut seinen Bruder fragend an. »Was ist, Will?«, fragt er und schaut ihn aus roten Augen an. »Sinika, sie ... Sie ist völlig durchgedreht«, erklärt er panisch und Jonathan legt den Kopf schief.

Will legt seine Hände über den Kopf zusammen und deutet nach unten. »Sie will Angela umbringen«, meint er jetzt panisch und Jonathan sieht Will überfordert an. »Los! Du musst sie aufhalten«, fordert der Jüngere jetzt und Jonathan rollt mit den Augen und geht nach unten.

»Sinika?«, fragt er und geht zu ihr ins Zimmer. »Nika?«, fragt er noch mal, doch kann er sie nicht ausfindig machen.

Er schüttelt den Kopf und geht nach draußen. Dort sieht er das Mädchen auf der anderen Straßenseite und rennt ihr nach.

»Sinika!«, ruft er ihr nach und das Mädchen dreht sich fragend zu ihm um. Doch schnell setzt sie ihren Weg fort und Jonathan läuft schneller, um sich neben ihr herzugehen. »Jetzt beruhig dich doch erst mal«, bittet der Schüler.

»Warum?«, fragt sie ihn aufgebracht und Jonathan stellt sich ihr in den Weg. »Geh mir aus den Weg, Jonathan«, meint Sinika aufgebracht und will an ihm vorbeigehen.

Doch der Junge stellt sich ihr wieder in den Weg und legt seine Hände auf ihre Arme.

Sinika schüttelt den Kopf, versucht sich aus den Griffen des Jungen zu befreien, doch lässt Jonathan einfach nicht locker. »Bitte Sinika. Denk doch darüber nach. Wenn du dieses Angela jetzt umbringst, dann hat Elfie nicht nur ihren Vater verloren, sondern auch ihre einzige Schwester.«

Langsam beruhigt sich die 18-Jährige und meidet den Blick von Jonathan. »Hey.« Der Junge legt jetzt seine Hände an ihr Gesicht und Sinika schaut auf. In ihren Augen schimmern leichte Tränen und Jonathan nimmt sie in die Arme.

»Ich will doch nur, das es ihr gut geht. Das sie sicher ist«, schnieft Sinika und Jonathan nickt. Die beiden lösen sich und der Junge streicht ihr die Tränen aus dem Gesicht. »Ich weiß. Aber du kannst sie nicht aus dem Gefängnis aus beschützen.«

Verstehend nickt Sinika. »Komm. Wir gehen zurück und dann redest du mit Elfie«, schlägt Jonathan vor und wieder nickt Sinika.

Die beiden gehen Hand und Hand zurück und wieder zu Hause angekommen geht Sinika direkt zu Elf.

Sie stellt sich mit klopfendem Herzen, wartet sie ungeduldig vor der Tür. »Elfie? Ich bin's«, sagt sie dann und lehnt den Kopf gegen die Tür. »Darf ich reinkommen?«, fragt sie, doch wieder bekommt sie keine Antwort.

Schwer atmet das dunkelhaarige Mädchen aus. »Ich komme jetzt rein«, informiert sie ihre Schwester und drückt die Klinke hinunter und betritt das Zimmer. »El?«, fragt sie wieder und sieht die Jüngere an ihrem Tisch sitzen.

Sinika geht auf die zu und schaut ihr über die Schulter. Erst jetzt sieht sie, dass das Projekt, was sie so mühselig aufgebaut hat, komplett kaputt ist. »Oh, Elfie.« Mitfühlend legt Sinika ihrer Schwester eine Hand auf die Schulter.

Doch Elf zieht ihre Schulter unter Sinikas Hand weg und wischt sich ihre getrockneten Tränen fort. »Sie ist so gemein«, weint Elf und Sinika kniet sich vor das Mädchen. »Diese Angela ist eine dumme Pute«, meint Sinika und streicht ihr über die Arme.

»Unser Dad war ein Held. Und wenn diese Angela und andere das nicht sehen, dann sind sie nicht mehr ganz dicht«, empört sich Sinika und Elf nickt. »Lass dich von den anderen nicht runterziehen, ja? Du bist stark. Du bist unsere Superheldin.«

»Ich bin schon lange keine Superheldin mehr«, weint Elfie und Sinika wischt ihr die Tränen weg. »Das ist doch Schwachsinn, El. Du brauchst keine Kräfte, um eine Superheldin zu sein.« Sinika lächelt sie liebevoll an und streicht ihr lose Haarsträhnen hinters Ohr.

Plötzlich öffnet sich die Tür zu Elfs Zimmer und Will sieht die beiden an. »Es gibt Essen«, teilt er ihnen mit und die beiden nicken. »Geh schon mal vor. Wir kommen sofort nach«, meint Sinika und Will nickt und lässt die beiden wieder alleine.

Sinika schaut wieder zu Elf. »So und jetzt lachst du wieder, ja? Du hast so ein schönes Lächeln. Lass dir das nicht nehmen. Und morgen, wenn Mike da ist, wirst du wunderschöne Ferien haben«, lächelt Sinika und steht wieder auf.

Sie reicht ihrer Schwester ihre Hand, Elf ergreift sie und die beiden gehen nach unten zum Esstisch. Die Familie isst schweigsam zu Abend und nach dem Essen sitzen Will und Sinika im Wohnzimmer auf der Couch und schauen Pretty in Pink.

»Der Film ist langweilig«, meint Will und Sinika stopft sich weiter Popcorn in den Mund. »Der Film ist nicht langweilig. Der ist wunderschön. Eine super romantische Liebesgeschichte«, schwärmt sie.

»Romantisch blöd. Der ist doch wie jede andere Liebesgeschichte«, meint Will und möchte nach der Schüssel mit dem Popcorn greifen. Doch Sinika ist schneller und bringt die Schüssel in Sicherheit.

»Für Familienmitglieder, die Liebesgeschichten blöd finden, gibt es kein Popcorn«, lacht sie und Will schaut die Ältere eingeschnappt an.

»Das ist unfair«, empört er sich und Sinika lacht. »Hier, du Heulsuse«, lacht sie ihn aus und greift in die Schüssel mit dem Popcorn.

Dann bewirft sie ihn und eine wilde Popcorn-Kissenschlacht entsteht. Die beiden lachen und Will vergisst für einen kurzen Moment seine Sorgen.

Nachdem der Film beendet ist, machen sich alle für das Bett fertig und Sinika holt sich noch in der Küche ein Glas Wasser.

Als sie gerade in ihr Zimmer gehen möchte, sieht sie, das bei Jonathan noch das Licht leuchtet und Sinika stellt das Glas beiseite und geht nach oben.

Leise klopft sie an seiner Tür. »Ja?«, fragt er und Sinika steckt den Kopf durch die Tür.

»Was gibt's?«, fragt er und Sinika setzt sich auf sein Bett. »Nichts.« Sie zuckt mit den Schultern und sieht den Jungen mit einem breiten Lächeln an. Jonathan setzt sich neben sie und schaut auf seine Hände.

»Danke, übrigens«, flüstert der Junge und Sinika schaut ihn fragend an. »Wofür bedankst du dich?«, fragt die 18-Jährige ihren Freund. »Das du so für Will da bist. Du tust ihm gut. Ich bin ja nicht für ihn da«, meint er und Sinika schaut den Jungen an.

»Jeder hat sein Laster zu tragen, Jonathan. Das ist vollkommen in Ordnung und dafür sollte man sich nicht schämen«, sagt Sinika und Jonathan schaut sie unsicher an.

»Ich weiß.« Der Junge nickt und lächelt dann. »Du bist eine großartige große Schwester.«

Sinika kann nicht vermeiden, dass sie rot wird und stößt Jonathan mit der Schulter an. »Du bringst mich in Verlegenheit«, schmunzelt sie.

Dann steht sie auf. »Gute Nacht, Jonathan.« Sinika verlässt das Zimmer und geht wieder nach unten.

Sie greift in ihr Glas und verschwindet in ihrem Zimmer. Das Glas mit dem Wasser stellt sie auf ihrem Nachttisch ab und legt sich in ihr Bett.

Immer wieder wälzt sich Sinika in ihrem Bett hin und her, bis sie schließlich mit einem letzten Gedanken an Steve einschläft.

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