KAPITEL 18
𝟑𝟎. 𝐉𝐔𝐍𝐈, 𝟏𝟗𝟖𝟓 𝐇𝐀𝐖𝐊𝐈𝐍𝐒, 𝐈𝐍𝐃𝐈𝐀𝐍𝐀 – Nachdem Sinika die Autofahrt hinter sich hatte, wollte sie sich nur noch in ihr Bett werfen.
Das Motel, wo sie die Nacht verbracht hatte, war ihr nicht ganz geheuer und das Mädchen hatte nur wenig Schlaf bekommen.
Alleine schon beim Stehen fallen dem Mädchen die Augen zu. Doch Sinika hat sich vorgenommen früher nach Hause zu kommen, um ihren Vater, aber vor allem Elfi zu überraschen.
Es ist schon mittags, als Sinika ihr Auto vor der alten Bruchbude abstellt und die Tür öffnet. Sie erwartet eigentlich ihren Vater und ihre Schwester, doch als sie sich umschaut, ist keiner der beiden zu Hause.
Sie hinterlässt eine Notiz und verlässt das Haus, schlendert zu ihrem Auto und fährt weg. Erst überlegt Sinika nach Hause zu fahren – der Trailer müsste auch mal wieder von Staub befreit werden –, aber Sinika fährt dann doch in die neue Starcourt Mall.
Nachdem sie ihr Auto geparkt hat, betritt die Blondine die Mall und wird schon fast von den Besuchern erschlagen. Die Starcourt Mall ist brechend voll und Sinika bereut ihre Entscheidung sofort.
Es waren ihr dann doch zu viele Menschen. Aber dann sieht sie den Eisladen Scoops Ahoy und ihre Stimmung bessert sich.
Jetzt hatte sie Lust auf Mint Chocolate Chip Ice Cream und kramte in ihrer Jacke nach ein wenig Kleingeld. 1,50 $. Das sollte reichen. Sinika schlägt sich durch die Menschenmenge und kommt dann endlich in der Eisdiele an.
Sie stellt sich in die Schlange und wartet, bis sie dran ist. Mit den Gedanken völlig woanders, dreht sich das Mädchen um und schaut sie die Läden an, die sie so aus ihrer Position sehen kann.
»Der Nächste.« Das Mädchen dreht sich wieder um und ihr bleibt für einige Sekunden das Herz stehen. »Sinika«, haucht Steve überrascht und lässt die Eiswaffel in seiner Hand dabei fallen.
Das Mädchen schaut ihn nur ausdruckslos an, kann nicht glauben, dass er vor ihr steht. »Harrington«, meint sie weniger begeistert, dennoch heiser und steckt ihr Geld wieder weg.
»Was machst du hier?«, fragt Steve und schaut das Mädchen verträumt an. »Eigentlich wollte ich mir ein Eis holen, aber mir ist der Appetit vergangen«, murrt sie und verlässt Scoops Ahoy wieder.
»Wow!« Robin lacht und holt die Tafel raus und möchte gerade den nächsten Strich unter „Korb" ziehen, doch da nimmt Steve ihr den Stift ab.
»Vergiss es!«, meint er sauer, »Das zählt nicht.« Er schaut über die Theke hinweg, aber Sinika ist schon außer Sichtweite. »Was ist vorgefallen, Harrington, dass dich Miss Perfect so hasst?«, fragt Robin belustigt.
»Nenn sie nicht so«, meint Steve sauer und nimmt sich den blöden Hut vom Kopf. Sauer pfeffert er den Hut auf die Theke und stützt sich auf seinen Händen ab.
»Da habe ich wohl einen ganz wunden Punkt getroffen«, meint Robin und macht sich über das Leid von Steve lustig. Doch Steve schenkt ihr keine Beachtung. Er kann nicht glauben, dass Sinika zurück ist. Steve hat damit gerechnet, sie nie wieder zusehen.
Er hat sich bereits damit abgefunden. Jetzt ist er umso mehr aus dem Häuschen, sie hier zu sehen, aber seine Glücksgefühle schwinden, als er sich daran erinnert, wie sie ihn angeschaut hat.
Sinika möchte gerade nach unten gehen, als sie in Dustin läuft. Der Junge schaut sie überrascht an, aber auch Sinika mustert den Jungen. »Du bist zurück«, stellt der Jüngere fest und Sinika nickt zustimmend.
»Sieht so aus«, murrt sie weniger begeistert und möchte an ihm vorbeigehen. Doch der Junge hält sie an ihrem Handgelenk auf und zieht sie hinter sich her.
»Dustin! Was soll der Schieß?«, fragt sie ihn, doch der Junge hält es nicht für nötig dem Mädchen zu antworten, weshalb sie den Widerstand aufgibt.
Doch als er auf Scoops Ahoy zusteuert, fängt Sinika wieder an sich zu wehren. Doch schon betreten die beiden die Eisdiele und Dustin stellt sich hinter die Schlange an.
»Hi«, begrüßt er Robin glücklich und das Mädchen hinter der Theke schaut zuerst Sinika an und dann den Jungen vor sich. »Hi«, erwidert sie gelangweilt.
»Ich bin Dustin«, stellt er sich vor und Sinika verdreht die Augen. Was hatte sie nur getan, um hier zu landen? »Ich bin Robin.«
»Freut mich, dich kennenzulernen. Ist er hier?«, fragt Dustin das Mädchen hinter der Theke und Sinikas Augen weiten sich panisch.
Sie hatte sich ja gefreut, den kleinen Scheißer zu sehen, aber erst jetzt wird ihr klar, dass Dustin und Steve seit der Demogorgon-Sache letztes Jahr, sowas wie beste Freunde sind. »Ist, wer hier?«, fragt Robin und Sinika schaut auf.
Da öffnet sich hinter Robin die Tür und der gesuchte stürmt heraus. »Henderson«, sagt der ältere Junge glücklich und endlich lässt Dustin Sinika los.
»Henderson! Er ist wieder da!«, jubelt Steve. »Ich bin wieder da!«, sagt Dustin. »Und du hast den Job!«, meint er begeistert. »Ich hab den Job!«
Während die beiden Jungs ein imaginäres Lichtschwert-Duell ausfechten, schauen sich die beiden Mädchen an und zucken die Schultern.
Jetzt, wo Steve abgelenkt ist, greift Sinika doch schnell nach ihrem Kleingeld und stellt sich an die Theke. »Eine Kugel Mint Chocolate Chip bitte«, bestellt sie und Robin schmunzelt.
Während Robin der Blondine das Eis reicht, lachen die beiden Jungs und die Mädchen drehen sich zu ihnen um. »Mit wie vielen Kindern bist du eigentlich befreundet?«, fragt Robin und Sinika muss sich die Hand vor den Mund halten, um nicht laut loszulachen.
Steve hört auf zu lachen und blickt zu Sinika. Er wirft ihr nur einen vorwurfsvollen Blick zu und das Mädchen verstummt.
»Touché«, flüstert sie und widmet sich wieder ihrem Eis. Dann bestellt Dustin sich einen Bananensplit und die beiden Jungs setzen sich beiseite und unterhalten sich.
Dustin beschwert sich gerade über seine Freunde und dass sie ihn hängengelassen haben. Währenddessen reicht Robin Sinika noch ein Eis und Sinika bedankt sich. »Geht auf Steve«, meint sie, zwinkert ihr zu und die beiden Mädchen kichern.
»Sinika!« Die Angesprochene dreht ihren Kopf in Dustins Richtung und sieht den Jungen fragend an. Er deutet an, dass sie sich zu ihnen setzen soll und eher weniger begeistert geht die Blondine auf die beiden zu.
»Was ist?«, fragt sie den Jüngsten und Dustin deutet auf den Platz neben Steve. »Setz dich. Ich muss euch was erzählen«, sagt er geheimnisvoll und Sinika verdreht die Augen.
Letztendlich setzt sie sich mit Abstand zu Steve auf die Bank und sieht Dustin abwartend an. »Gestern Nacht wollten wir Suzie kontaktieren... und ...« Dann nuschelt der Junge etwas vor sich hin und Sinika und Steve schauen sich fragend an. »Was?«, fragt Steve nach und Sinika lehnt sich weiter vor.
Ihr Bein berührt versehentlich das von Steve und eine Gänsehaut legt sich über ihren Körper. Schnell zieht sie das Bein wieder weg und hofft, dass der Junge neben ihr das nicht bemerkt hat.
Aber Steve hat bemerkt, was für eine Wirkung er auf Sinika hat. Oder besser gesagt: immer noch. Er schmunzelt in sich hinein und kann seine Freude kaum verbergen.
Sinika hingegen wird rot wie eine Tomate und verflucht sich, dass Steve noch immer so eine Wirkung auf sie hat. »Ich habe geheime russische Informationen abgehört«, erzählt Dustin lauter und die Gäste in der Eisdiele drehen sich zu den dreien auf der Bank um.
»Alter, sei leiser«, meint Steve und Sinika würde sich am liebsten hinter ihrer Eiswaffel verstecken.
»Warte, und was bedeutet das?«, fragt der Junge. »Es bedeutet, wir könnten Helden sein«, erklärt Dustin seinem Kumpel. »Echte amerikanische Helden.«
Eher weniger begeistert isst Sinika die Waffel auf und wischt ihre Hände mit einer Serviette ab. »Und ich sag dir: Du kriegst dann alle Ladys und noch viel mehr«, erklärt Dustin Steve und Sinikas Herz wird schwerer.
Auch wenn die beiden gerade keine besten Freunde waren, wenn überhaupt Freunde, gefiel ihr der Gedanke nicht, dass ein anderes Mädchen an Steves Seite sein könnte.
Steve bemerkt den betrübten Blick des Mädchens und würde ihr am liebsten eine Hand auf ihre legen und ihr sagen, dass sie die einzige für ihn ist.
»Wo ist der Haken?«, fragt Sinika, um auf andere Gedanken zu kommen. »Kein Haken«, meint Dustin und sieht die beiden älteren an. »Ich brauche nur eure Hilfe.« Steve zuckt mit den Schultern.
»Wobei?«, fragt er ihn. Dustin nickt und öffnet seinen Rucksack. Er holt ein Wörterbuch raus und reicht es den beiden. »Übersetzung.«
Die beiden älteren schauen sich zweifelnd an, Sinika nickt dann aber und nimmt das kleine rote Buch an sich.
Steve schaut beide misstrauisch an, zuckt dann aber letztendlich auch mit den Schultern und lehnt sich zurück. »Gibt es hier einen Raum, wo wir uns die Aufnahmen in Ruhe anhören können?«, fragt Dustin und Steve nickt.
Sinika steht auf, lässt Steve raus und Dustin und Sinika folgen dem Jungen in den privaten Bereich. Dustin legt sein Aufnahmegerät auf den Tisch und Sinika das Wörterbuch.
Während sich Sinika von vorne eine weitere Kugel von ihrem Lieblingseis auf Steves Kosten gönnt, hören sich die Jungs die Aufnahme an.
»Du und Steve, ihr versteht euch gerade nicht gut, was?«, fragt Robin, die sich an die Theke lehnt. Sinika schüttelt den Kopf, nickt dann aber leicht, bevor sie gekränkt zu Boden schaut.
»Wir waren vor dem Sommer gut befreundet. Aber... das ist eine lange Geschichte«, murmelt Sinika und Robin nickt.
»Ich war ziemlich verwirrt, als ich deine Reaktion auf ihn vorhin gesehen habe. Vor dem Sommer, während eures Abschlusses, habt ihr euch ziemlich gut verstanden«, meint Robin und du nickst.
Sie weiß, worauf das Mädchen anspricht. Steve hatte sie an diesem Abend zum Abschlussball eingeladen. Sie hatten einen schönen Abend, doch als Sinika dachte, es würde zu einem Kuss kommen, hat Steve sie einfach nur umarmt.
Tja, und dann kam der große Streit. Dustin hatte sich darüber lustig gemacht, die beiden würden sich wie ein altes Ehepaar verhalten.
»Sinika?« Das Mädchen schaut auf und stellt fest, dass das Eis in ihrer Waffel am Schmelzen ist, und ihre gesamte Hand verklebt.
»Scheiße!«, flucht sie und wirft das Eis in den Mülleimer. Robin hat Sinika eine Weile beobachtet und kann nicht verstehen, was zwischen den beiden vorgefallen sein muss, dass sie sich nicht mehr sehen wollen.
Doch als mehr Kunden in die Eisdiele eintreten, verschwindet Robin wutentbrannt zu den Jungs, lässt Sinika alleine und die Blondine schaut sich um.
Die Schlange hinter der Theke wird länger und kurzerhand entschließt sich Sinika die Arbeit zu übernehmen. Kurze Zeit später taucht Steve auf und nimmt sich auch einen Eisportionierer und hilft dem Mädchen.
»Wie gehts dir? Wie war Kalifornien?«, unterbricht Steve die Stille und Sinika schaut den Jungen mit hochgezogener Augenbraue an. »Das interessiert dich doch überhaupt nicht«, murrt Sinika und Steve atmet schwer ein.
Wieso muss sie auch so stur sein?, fragt er sich in Gedanken und dreht sich zu dem Mädchen. »Mich interessiert es sehr wohl, wie es dir geht«, klagt er.
Sinika verdreht die Augen und dreht sich dem Jungen zu. »Das kann zwar sein, aber wie es in Kalifornien war, interessiert dich nicht«, meint sie und sieht ihn herausfordernd an.
»Vielleicht«, sagt er angefressen. Siegessicher grinst die Blondine und die Kundin hinter der Theke sieht die beiden Teenager sauer an.
»Kriege ich jetzt mein Eis?«, fragt die Frau und Sinika dreht sich mürrisch zu ihr um. »Was darf es für Sie sein?«, fragt Sinika mit einem aufgesetzten Lächeln und nimmt die Bestellung entgegen.
»Lass mich das machen. Du arbeitest hier doch gar nicht«, mischt sich Steve ein und schubst Sinika leicht beiseite, damit er an das Eis kommt.
Augen verdrehend legt Sinika den Portionierer beiseite und geht zu Robin und Dustin. »Der bringt mich noch zur Weißglut!«, murrt sie aufgebracht und rauft sich die Haare. Robin und Dustin schauen auf und sehen in das rot angelaufene Gesicht von Sinika.
»Wie wäre es, wenn du ein wenig Abstand von dem hier nimmst«, Robin deutet auf das Aufnahmegerät und das Wörterbuch »und dich in der Mall umsiehst? Komm dann einfach in einer Stunde wieder. Dann sind wir immer noch hier.« Dabei zeigt sie auf Dustin und sich und Sinika nickt dankend.
Sinika nimmt den Hinterausgang, den Robin ihr gezeigt hat und taucht dann auf der gegenüberliegenden Seite wieder auf.
Sie geht in den erstbesten Laden, den sie findet und schaut sich dort ein wenig um. Die 18-Jährige findet ein süßes Oberteil, kauft es sich aber nicht, da sie ja immer noch kein Geld dabei hat.
Da hört sie lautes Lachen und Sinika dreht sich in die Richtung, aus der das kommt. Sie hätte schwören können, dass es Elfi war, die sie lachen hören hat.
Doch das würde gegen die Regel ihres Vaters verstoßen. Schulterzuckend geht Sinika also wieder in Scoops Ahoy. Steve steht hinter der Theke und ist überrascht, als er Sinika sieht.
Wie war sie denn dahin gekommen?
»Wir haben den ersten Satz«, hören Steve und Sinika Robin sagen und das Fenster, welches als Trennwand diente, wird aufgeschoben und der Kopf der Eisverkäuferin lächelt die beiden an.
»Die Woche ist lang«, sagt sie. »Das ist ja voll aufregend«, sagt Steve weniger begeistert. »Aber immerhin ein Fortschritt«, murmelt Sinika.
»Nika?« Erst jetzt nimmt das Mädchen Elfi hinter sich wahr und dreht sich lachend zu dieser um. »Elfi. Max«, lacht sie die beiden an und die beiden Geschwister umarmen sich.
»Was machst du denn hier?«, fragt sie die jüngere und wirft Max einen strengen Blick zu. »Und was trägst du da? Das sieht total süß aus«, plappert Sinika drauf los und die beiden Jüngeren sahen sich kichernd an.
Die beiden jüngeren Mädchen lachen sich an. Elfi umarmt ihre Schwester nochmal kurz und dann rennen die beiden Mädchen nach draußen.
Sinika schaut ihr verwirrt nach, überlegt ihr zu folgen, doch da sind die beiden schon außer Reichweite. »Sie kommt schon alleine klar«, hört Sinika Steve sagen und das Mädchen verdreht über ihn die Augen und geht zu den anderen.
Am Abend, als das Einkaufszentrum schon geschlossen hat, setzen die vier noch immer zusammen und versuchen das Rätsel zu lösen.
»Die Woche ist lang, die silberne Katze frisst, wenn Blau und Gelb sich treffen im Westen«, lesen sie ihre Entschlüsselung von der Tafel an der Wand ab.
Eher weniger begeistert steht Sinika auf und zieht ihre Jacke an. Auch Dustin schultert seinen Rucksack und Steve und Robin schließen den Laden ab. »Also, ich bin der Meinung, dass kann nicht richtig sein«, meint Steve.
»Doch, es ist richtig«, beharrt Robin. »Ich finde, das ist eine super Nachricht«, meint auch Dustin. »Was ist daran eine super Nachricht? Ich meine, so viel zu den amerikanischen Helden«, merkt Steve an. »Das ist totaler Schwachsinn.«
»Das ist kein Schwachsinn«, sagt Dustin und sieht zurück zu seinem Kumpel. »Das ist zu speziell. Offensichtlich ein Code.«
»Was meinst du denn mit Code?«, fragt Steve ihn. »Na ja. Ein geheimer Spionage-Code«, erklärt Dustin. »Völlig unmöglich«, sagt Steve und schüttelt den Kopf.
»Ich weiß nicht, findest du?«, fragt Robin. Sie sieht zu Sinika, die bis jetzt noch überhaupt nichts dazu gesagt hat.
»Sag bloß, du glaubst das?«, fragt Steve seine Kollegin. »Hör zu. Nehmen wir spaßeshalber an, es ist eine geheime russische Übertragung. Was wollen sie damit sagen? Feuert den Atomsprengstoff um 12 Uhr?«, überlegt Robin und Dustin stimmt ihr zu.
»Und meine Übersetzung ist richtig. Hundertprozentig. Also die silberne Katze frisst, so redet man, wenn man den wahren Inhalt verbergen will«, meint Robin und Dustin stimmt ihr erneut zu.
»Und wieso sollte man etwas verbergen, wenn es nicht vertraulich ist? Ich nehme an, das bestätigt deinen Verdacht.«
»Die bösen Russen«, stimmt Dustin ihr nickend zu. »Unfassbar, dass ich dem Sonderling zustimme, aber ja«, lacht Robin und Sinika, die das Schlusslicht bildet, schmunzelt.
»Wie gehen wir das jetzt an?«, fragt Dustin in die Runde. »Wir übersetzen den Rest und hoffen auf ein Muster«, schlägt Robin vor und Sinika stimmt ihr stumm zu.
»Ein Muster, richtig! Vielleicht ist silberne Katze ein Treffpunkt?«, überlegt Dustin laut. »Oder eine Person«, meint Robin mit einer düsteren Stimmlage. »Oder eine Waffe«, sagt Dustin. Sinika verdreht die Augen und schaut zu Steve, der vor ihr geht.
Seitdem Elfi und Max gegangen sind, haben die beiden kein Wort mehr miteinander gewechselt. Aber ihr ist nicht entgangen, dass er ihr immer wieder heimliche Blicke zugeworfen hat. Andersrum natürlich genauso.
Plötzlich bleibt der Junge stehen und Sinika wäre fast in ihn hineingelaufen. Kritisch mustert sie Steve, der vor einem elektronischem Schaukelpferd für Kinder steht und es mustert.
»Steve?«, fragt Sinika ihn und ist selber überrascht, wie herzlich ihre Stimme gerade ist. Auch Steve schaut zu ihr auf und blickt direkt in ihre grünen Augen.
Doch schnell kramt er in seiner Hosentasche nach ein wenig Kleingeld und wirft das in den Münzschacht. Dustin und Robin stellen sich zu den beiden und mustern Steve fragwürdig. »Steve, was machst du da?«, fragt Robin ihn.
Der ältere Junge legt seinen Zeigefinger auf seine Lippen und deutet an, dass sie still sein soll. Die Musik des Pferdes ertönt und bei Dustin scheint der Groschen zu fallen.
Sinika sieht die beiden Jungs nur fragend an und auch Robin scheint nicht zu verstehen, woraus Steve hinaus will.
»Ach du Scheiße«, sagt Dustin und Steve nickt zustimmend. »Die Musik«, fügt er hinzu und kramt aus seinem Rucksack das Aufnahmegerät.
Er spielt die Aufnahme ab und jetzt versteht Sinika auch. »Nie im Leben«, meint sie und Steve schaut zu ihr auf. »Ich verstehe nicht«, hören die drei Robin sagen.
»Die Musik, ist dieselbe, wie auf der Aufnahme«, erklärt Sinika dem Mädchen. »Vielleicht gibt es die Pferde auch in Russland«, überlegt Robin. »"Indiana Flyer"? Nein, ich denke nicht«, meint Steve. »Dieser Code... der kam nicht aus Russland. Der kam von hier.«
Nachdem sich die vier aufgelöst haben, fährt Sinika zu Elfi und ihrem Vater nach Hause. Sie hat die Hoffnung, die beiden würden jetzt da sein. Als ihr Auto zum Stehen kommt, sieht sie das Auto ihres Vaters vor dem Haus stehen und steigt aus.
Das Mädchen öffnet die Tür und sieht ihren Vater durch das Wohnzimmer torkeln. »Oh nein«, flüstert sie und hat eine Ahnung, was mit dem Mann los ist.
»Dad.« Der Angesprochene dreht sich zu Sinika um und ein Lächeln legt sich auf seine Lippen. »Sinika! Was machst du denn hier?«, fragt er sie lallend und Sinika kräuselt sich die Nase. »Wie viel hast du getrunken?«, fragt sie ihn und geht nicht auf seine Frage ein.
»Sie ist nicht aufgetaucht«, erzählt er ihr und Sinika legt ihren Kopf schief. »Wer ist nicht aufgetaucht?«, fragt sie nach. »Joyce«, meint er und sieht betroffen zu Boden. »Joyce?«, fragt Sinika noch mal nach und Jim nickt.
»Das tut mir leid«, flüstert sie mitfühlend und nimmt ihn die Flasche Wein aus der Hand. »Setz dich hin. Ich hol dir ein Glas Wasser«, fügt sie hinzu und verschwindet in der Küche.
Mit einem Glas Wasser und einer Aspirin Tablette taucht sie wieder auf und drückt beides ihrem Vater in die Hand.
»Trink. Dann ist der Kater morgen früh nicht so stark«, schmunzelt sie und Jim versucht zu lachen. Das Lachen aus dem Nebenzimmer weckt Sinikas Aufmerksamkeit und sie klopft an Elfis Zimmertür. »Elfi?«
Die Tür öffnet sich und Sinika blickt in die lachenden Gesichter von Max und ihrer Schwester. »Was gibts?«, fragt die Jüngere. »Ich wollte nur nach dir sehen. Alles gut bei euch beiden?«, fragt Sinika und die Mädchen nicken. »Alles besten«, sagt Max und Sinika schmunzelt.
»Dann störe ich euch nicht weiter. Viel Spaß bei eurem Mädelsabend. Wenn was ist, ruf mich an.« Sinika sieht ihre Schwester bittend an und Elf nickt. »Oh, und wenn Dad aufhören sollte zu atmen«, fügt sie lachend hinzu.
Max und Elf fangen an zu lachen und Sinika schließt die Tür hinter sich. »Dad?«, fragt sie und dreht sich zu ihrem Vater um. Sie schaut zu ihrem Vater, doch dieser ist bereits auf dem Sessel eingeschlafen und Sinika schaltet das Licht aus.
Dann verlässt sie das Haus und steigt wieder in ihr Auto. Sie schließt ihre Augen und legt den Kopf auf dem Lenkrad ab. »Wie soll ich ihm es nur sagen?«,, fragt sie sich selber und fährt los.
Bei dem alten Trailer angekommen, bleibt Sinika noch eine Weile sitzen, bevor sie nach drinnen geht. Sofort duscht sie sich, macht sich fürs Bett fertig und geht schlafen.
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