KAPITEL 11

𝟎𝟏. 𝐍𝐎𝐕𝐄𝐌𝐁𝐄𝐑 𝟏𝟗𝟖𝟒, 𝐇𝐀𝐖𝐊𝐈𝐍𝐒, 𝐈𝐍𝐃𝐈𝐀𝐍𝐀Mit leichten Kopfschmerzen steht Sinika auf und legt sich sofort wieder ins Bett.

Nur quälend langsam rafft sich die Schülerin schließlich auf und macht sich langsam fertig. Bevor Sinika aber wirklich losfährt, trinkt sie noch ihren Kaffee leer. Dabei hat sie gar nicht so viel Alkohol getrunken.

»Nie wieder Alkohol«, murmelt sie und lässt das Radio vorsichtshalber aus. Gerade als Sinika aus dem Auto steigt, kommt ihr Jonathan entgegen und die beiden nehmen sich in die Arme.

»Geht es Nancy gut?«, fragt Sinika sofort und Jonathan nickt. »Ich denke schon. Als ich sie gestern nach Hause gebracht habe, ist sie sofort eingeschlafen. Ich glaube, sie kann sich noch nicht mal daran erinnern, dass ich sie nach Hause gebracht habe.«

Die beiden setzen sich in Bewegung und betreten das Schulgebäude. »Ach was. Bestimmt kann sie das. So viel hat sie doch nicht getrunken, oder?«, fragt Sinika und Jonathan zuckt mit den Schulten.

»Keine Ahnung. Aber wenig hat sie nicht getrunken. Nancy war ja schon eine Weile dabei, als wir dazugestoßen sind«, überlegt der Junge laut und Sinika nickt zustimmend.

»Du hast ja recht. Hast du Nance denn heute schon gesehen?«, fragt sie weiter, doch ihr Kumpel schüttelt den Kopf. »Nein. Ich denke, sie wird noch schlafen«, meint er und die beiden gehen zu Sinikas Spind.

»Wahrscheinlich hast du recht«, stimmt Sinika ihm zu und holt einige Bücher aus dem Spind. »Wie bist du nach Hause gekommen?«, fragt Jonathan und das Mädchen schließt ihren Spind wieder.

Die beiden setzen sich wieder in Bewegung und die Blondine umschließt ihre Bücher. »Steve hat mich netterweise nach Hause gebracht«, erklärt sie und Jonathan bleibt überrascht stehen.

Sinika dreht sich verwirrt zu Jonathan um und sieht ihn fragend an. »Steve?«, fragt er vorsichtshalber nach, weil er davon ausgeht, dass sich Sinika vertan hat. »Ja, Steve«, wiederholt sie sich und Jonathan stellt sich neben sie.

»Du scheinst nicht begeistert davon zu sein«, schlussfolgert Sinika und die beiden setzen sich wieder in Bewegung. »Na ja. Meiner Meinung nach hätte Steve bei Nancy bleiben sollen. Er ist schließlich ihr Freund«, murrt der Junge und Sinika nickt.

»Das versteh ich, Jonathan. Aber Nancy hat gestern in ihrem Zustand unschöne Dinge gesagt. Das hat Steve ziemlich verletzt«, nimmt sie den Jungen in Schutz.

»Ich kann nicht glauben, dass du ihn auch noch in Schutz nimmst«, sagt Jonathan plötzlich aufgebracht und Sinika dreht sich verwirrt zu ihrem Kumpel um.

»Was ist denn auf einmal los mit dir, Jonathan?«, fragt das Mädchen nach und die beiden bleiben mitten im Gang stehen.

»Was los ist? Wieso müssen sich meine Freunde in so einen Idioten verlieben!«, sagt er sauer und verlässt das Gebäude und geht in den Innenhof.

Sinika schaut ihm verwirrt nach und folgt ihm dann anschließend nach draußen. »Warte, warte warte. Du kannst nicht einfach etwas in den Raum werfen und dann abhauen. Jonathan!«

Sauer stellt sie sich vor ihren Kumpel. »Außerdem, wie kommst du auf die hirnrissige Idee, ich sei in Steve verliebt?«, fragt sie aufgebracht.

Jonathan muss auflachen und schüttelt dann den Kopf. »Ich bitte dich, Nika. Das ist doch wohl offensichtlich«, lacht er und geht weiter.

»Offensichtlich? Das einzige offensichtliche hier ist, dass du auf Nancy stehst und eifersüchtig auf Steve bist. Und das hat überhaupt und rein gar nichts mit mir zu tun.«

Der Junge sieht Sinika sauer an und lacht dann los. »Du kannst nicht mit mir über Eifersucht sprechen, wenn du dir selbst nicht eingestehen kannst, dass du auf Steve stehst und auf Nancy eifersüchtig bist.«

»Ich steh nicht auf Steve. Und auf Nancy bin ich auch nicht eifersüchtig«, meint Sinika wütend und wird rot im Gesicht.

Dann fuchtelt sie mit einer Hand wild herum und dreht Jonathan dann den Rücken zu. »Außerdem muss ich jetzt in den Unterricht. Und ich will nicht mehr über Steve reden. Vor allem nicht mit dir.«

Und schon verschwindet Sinika nach drinnen und geht zum Unterricht. Sie erkennt Eddie in der hintersten Reihe und winkt ihm leicht zu.

Nach der Stunde eilt Eddie auf sie zu und geht neben ihr her. »Na«, lächelt sie ihn an und schaut zu ihm auf. »Mrs Click war heute aber wieder sehr gut drauf«, schmunzelt er sarkastisch.

Sinika lacht auf. »Und wie.« Sie verdreht die Augen und Eddie lacht. »Ich habe deine Auseinandersetzung mit Byers mitbekommen. Alles in Ordnung?«, fragt er sie und Sinika nickt.

»Alles bestens«, versichert sie ihm und meidet seinen Blick. »Wenn du heute noch nichts vor hast, und dich vielleicht ablenken möchtest, von deinem nicht Streit mit Byers, meine Band spielt heute Abend einen Gig. Du bist herzlich eingeladen.«

Sinika nickt. »Danke, Eddie. Aber ich kann heute nicht. Tut mir leid«, entschuldigt sie sich und Eddie nickt. »Alles klar. Vielleicht das nächste Mal«, schlägt er vor und Sinika nickt. »Ja, vielleicht das nächste Mal.«

Die beiden verabschieden sich voneinander und Sinika geht zum nächsten Unterricht.

Den restlichen Schultag geht Sinika Jonathan aus dem Weg und versucht auch Nancy nicht zu begegnen. Stattdessen macht sich Sinika auf die Suche nach Steve, um über den gestrigen Abend zu reden.

Irgendwas ist da gestern Abend zwischen den beiden passiert und Sinika möchte antworten. Doch kann sie ihn den ganzen Tag nicht finden.

Warum muss auch heute der Tag sein, an dem die beiden keinen gemeinsamen Unterricht zusammen haben?

Sinika weiß, dass sie nicht in Steve verliebt ist. Und sie ist auch nicht auf Nancy eifersüchtig. Wie denn auch, wenn sie nicht in Steve verliebt ist.

Kopfschüttelnd verlässt Sinika den Unterricht und somit ist der Tag für sie heute eigentlich beendet.

Doch für Sinika ist der Tag erst beendet, wenn sie mit Steve geredet hat. Also geht sie zur Sporthalle, von der sie weiß, dass Steve dort Basketballtraining hat.

Sinika sitzt auf der Sporttribüne und sieht den Jungs beim Basketball zu. Steve geht ihr schon den ganzen Tag aus dem Weg, aber Sinika hat sich fest vorgenommen, Steve nach seinem Training zur Rede zu stellen.

»Steve«, hört Sinika Nancy den Namen ihres Freundes rufen und alle in der Halle drehen sich zu dem Mädchen um. Steve sieht sich um und sein Blick verweilt für einige Sekunden auf Sinika, ehe er zu Nancy geht.

Die beiden verschwinden nach draußen und nach wenigen Minuten kommt Steve ohne Nancy zurück. Automatisch schaut Steve zu Sinika, die seinen Blick sofort erwidert.

Fragend schaut Sinika ihren Kumpel an, der nur mit dem Kopf schüttelt. Steve stellt sich wieder auf Position und so Billy direkt gegenüber.

»Gleich zwei Frauen am Start, Harrington. Das hätte ich dir nicht zugetraut. Und dabei hat mir deine kleine da oben gesagt, ihr seid nicht zusammen«, meint Billy und Steve schüttelt den Kopf.

»Sinika ist nicht meine Freundin«, erklärt er und schaut zu dem Mädchen, welches auf der Tribüne sitzt und in ein Buch vertieft ist.

»Das bedeutet, ich habe freie Bahn?«, fragt Billy und wackelt mit den Augenbrauen. »Lass die Finger von ihr, Hargrove«, sagt Steve sauer und beißt die Zähen zusammen.

»Du hast doch gerade selbst noch gesagt, dass sie frei ist«, lacht der Junge ohne Oberteil. Und im nächsten Moment liegt Billy auf dem Boden und Steve beugt sich über ihn.

Sinika schaut von ihrem Buch auf, als sie das Pfeifen der Trillerpfeife vom Coach hört. Überrascht steht sie auf, legt das Buch beiseite und sieht Steve besorgt an, welcher mit Gewalt von Billy gezogen wird.

Als die beiden Jungs voneinander getrennt wurden, geht das Spiel weiter und Sinika setzt sich wieder hin. Mit einem unguten Gefühl in der Bauchregion schaut sie sich das Training zu Ende an.

Vor der Sporthalle wartet Sinika auf Steve und legt sich schon die Wörter in den Mund zusammen, damit sie direkt auf den Punkt kommt.

Als sie den Harrington-Sprössling an sich vorbeigehen sieht, greift sie nach ihrem Rucksack und folgt ihm. »Steve!«, ruft sie ihm nach und der angesprochene dreht sich zu ihr um.

»Oh, hey Sinika«, murmelt Steve und geht weiter. »Hey, alles gut? War bestimmt anstrengend – das Training«, plappert Sinika drauflos und wirft ihre Vorsätze über Bord.

»Ja«, stimmt Steve ihr zu und geht weiter. »Ich... Ich wollte eigentlich mit dir reden. Über gestern«, rasselt die Blondine die Worte runter und Steve bleibt mit dem Rücken zu ihr stehen.

Langsam dreht sich Steve zu dem Mädchen um und blickt geknickt auf seine Füße. »Sinika, ich muss jetzt los. Meine Eltern haben heute ein wichtiges Essen mit so wichtigen Leuten. Wir können ja morgen darüber reden, aber jetzt habe ich wirklich keine Zeit. Tschau, wir... Man sieht sich Sinika.« Steve dreht sich sofort um und verschwindet aus Sinikas Sichtfeld.

Ohne jegliche Emotionen schaut Sinika dem Jungen nach und geht dann zu ihrem Auto. Zu Hause angekommen greift Sinika nach dem Festnetztelefon und wählt die Nummer von ihrem Vater.

Doch anstatt die Stimme ihres Vaters zu hören oder die von Elf, vernimmt sie das bekannte Piepen wahr. »Hey, Dad. Ich kann heute nicht. Sag Elfie bitte, dass es mir leidtut. Hab euch lieb«, spricht Sinika auf den Anrufbeantworter drauf und legt wieder auf.

Anschließend setzt sie sich auf das Sofa und bricht in Tränen aus. Schniefend wischt sie sich mit ihrem Oberteil den Rotz von der Nase und plündert das Süßigkeiten-Fach.

Sauer stopft sie sich Gummibärchen und Schokolade in den Mund und grübelt darüber nach, warum sie Steves Verhalten so mitnimmt. Dann weiten sich ihre Augen und sie schüttelt den Kopf.

»Nein, nein, nein. Jonathan hat nicht recht. Ich bin nicht in Steve verliebt. Nein, bin ich nicht. Nein.«

Immer wieder wie ein Mantra wiederholt Sinika die Worte und schüttelt den Kopf, bevor sie sich in bequeme Sachen schmeißt und den Fernseher anschaltet. Der Tag ist für Sinika gelaufen.

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