─ dreizehn.

𝐄𝐕𝐄𝐑𝐘𝐓𝐇𝐈𝐍𝐆
kapitel dreizehn; tattoo
Karate Kid mit Jaden Smith ❞
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»Phil, ich glaube wirklich, wir sollten zum amerikanischen Konsulat gehen«, erklärt Stu wieder. »Und dann?«, fragt Phil. »Willst du denen sagen, dass wir eine Leiche in eine Eismaschine gestopft haben?«

»Punkt für Phil«, seufzt Sage. »Was sollen wir sonst machen, weiter im Kreis laufen? Ist unheimlich produktiv«, sagt Stu frustriert. »Punkt für Stu«, kommentiert Sage.

»Das ist nicht hilfreich, Sage«, seufzt Phil. »Also ich find's lustig«, lacht Alan.

»Ich bemühe mich, eine Lösung zu finden. Deine Einstellung ist da nicht hilfreich«, sagt Phil was lauter. »Und deine auch nicht, Sage«, wendet er sich jetzt an die einzige Frau in der Gruppe.

Sage zuckt nur mit den Schultern. »Tut mir leid«, seufzt Stu, »wir haben hier 38°C und wir haben keinen Plan. Bisher haben wir Hüte und Limos gekauft.«

»Was, das hier ist eine Tüte Fanta«, meckert Alan. »Ok, was willst du machen, Stu?«, fragt Phil gereizt. »Keine Ahnung«, sagt Stu lauter.

»Dann hör auf, mich anzumachen, als wäre das alles meine Schuld«, gibt Phil sauer wieder. »Es ist deine Schuld«, brüllt Stu seinen besten Freund an. »Alles, was ich wollte, war ein Junggesellen-Brunch!«

Da klingelt ein Handy und Sage dankt Gott im Stummen dafür, das die beiden Kinder endlich aufhören sich zu streiten.

»Scheiße! Halt die Klappe, das ist Doug. Lass hören«, sagt Phil, als er den Anruf entgegennimmt. »Oh. Gott sei Dank. Doug hat ihn gefunden«, informiert Phil die anderen. »Was ist passiert? – Verhaftet? Weswegen? – Ernsthaft? – Ok. Ich ruf dich an, wenn wir da sind. – Sage? Ja, die ist hier. – Ich gebe sie dir.« Phil sieht Sage an und überreicht ihr das Handy.

»Hey«, sagt sie und entfernt sich von den anderen ein wenig. »Hey«, hört sie ihn ebenfalls sagen. »Wie geht's dir?«, fragt er und Sage dreht sich um und sieht abwechselnd die anderen an. »Gut.«

»Und wie geht es dir wirklich?«, hakt er nach. Sage seufzt. »Ich bin müde«, antwortet sie leise. »Und ich will ins Bett. Am besten ein sauberes und bequemes.«

Doug lacht ein bisschen. »Geht es dir sonst gut? Fehlt dir irgendwas?«, fragt er besorgt weiter. Sage schüttelt den Kopf. »Nein«, antwortet sie und schaut auf ihre Hand mit dem Ring. Nein, fehlen tut ihr nichts.

»Das ist gut«, atmet er erleichtert. »Pass bitte auf dich auf, Sage. Und wenn was ist, komm bitte zurück. Du musst nicht dortbleiben, wenn du das nicht willst.«

»Ich lass die drei doch nicht allein. Ich bin die einzig Vernünftige hier«, scherzt sie, was auch Doug auflachen lässt. »Da hast du recht.«

Es entsteht eine Stille, in der die Geschwister beide was sagen wollen, es aber nicht tun. »Bis später«, sagt sie schließlich und presst ihre Lippen zusammen.

»Bis später.« Dann endet das Gespräch und Sage überreicht Phil sein Handy wieder. »Alles gut?«, fragt er, was Sage nicken lässt. »Ja«, sagt sie seufzend. »Also, was ist?«, fragt sie die drei. »Holen wir Teddy aus dem Knast.«

Auf dem Polizeirevier sitzt Sage neben Stu auf einer Bank und stützt ihren Kopf auf ihren Händen ab. »Alles gut?«, hört sie Stu fragen. Sage nickt nur. »Alles bestens.«

»Alles gut, alles bestens«, sagt Phil, als er wieder zu ihnen stößt. »Sie bereiten seine Freilassung vor. Er war in einer Ausnüchterungszelle. Ihm geht's gut.«

»16 Jahre, und verbringt eine Nacht im Knast. Unglaublich, oder?«, sagt Stu fassungslos. Alan lacht auf. »Wir wissen, wie man feiert.«

Da öffnet sich eine Tür und die vier drehen sich um. »Na, geht doch.«

Doch anstelle von Teddy, einem 16-jährigen Stanford Studenten, sehen die vier einen alten Mann, Anfang 90 in einem Rollstuhl. »Warte, wer, zum Henker, ist denn der Vogel?«

»Teddy Srisai«, sagt der Polizist. »Was für eine ...? Nein, nein, nein, nein, nein. Tut mir ... Das ist der Falsche«, ruft Phil den Polizisten nach, die sich verabschieden.

Sofort redet er mit dem Mann am Empfang. »Entschuldigungen Sie. Bitte. Verzeihung. Officer, da muss ein Fehler vorliegen. Das ist der Falsche. Das ist nicht Teddy.«

»Natürlich ist er das. Wir haben seinen Ausweis und andere Sachen«, erklärt der Polizist. Er schiebt ein paar Dokumente rüber. »Das hatte er in seinen Taschen, als er festgenommen wurde.«

Phil deutet auf den Mann im Rollstuhl. »Das war in seiner Tasche?« 

Stu greift nach dem Ausweis von Teddy und beugt sich zu dem Mann runter. »Äh, entschuldigen Sie bitte, Sir. Woher haben Sie diese Sachen?« Doch der Mann antwortet ihm nicht. »Hallo!«

»Teddy spricht nicht«, sagt der Polizist. »Wir haben's versucht: Englisch, Thai, Chinesisch. Nichts.«

»Dürfte ich Sie mal was fragen?«, beginnt Sage und nimmt Stu den Ausweis vom echten Teddy aus der Hand. »Sieht dieser nette Mann so aus, als würde er bei Bally Total Fitness in Palo Alto, Kalifornien trainieren?« Sie deutet auf das Bild auf dem Ausweis.

Der Polizist schaut unbeeindruckt. »Hören Sie, Lady, wir verhaften sehr viele Menschen. Wir können nicht alles hinterfragen. Verstanden?«

»Was sollen wir mit dem Kerl jetzt anstellen?«, fragt Phil, als sich Sage kopfschüttend wegdreht. »Unglaublich« murmelt sie fassungslos. »Nicht mein Problem«, sagt der Polizist gelangweilt.

»Hey, Leute«, sagt Alan, der die Hand des alten Mannes in seiner hält. »Der kennt uns, glaub ich. Hi. Hallo.«

Draußen setzen sich die vier und der Mann im Rollstuhl auf eine Bank an der Straße, wo sie sich verzweifelt besprechen. 

»Wissen Sie, wo unser Freund ist? Teddy? Er ist verschwunden«, versucht Stu es noch einmal mit dem Mann. »Stu«, meldet sich Phil zu Wort, »vergiss es, der Typ ist keine Hilfe.«

Stu fährt sich durch die Haare. »Er weiß irgendwas. Er trägt Teddys Sweatshirt. Was ist, wenn er uns nur nicht versteht? Ich spiel's ihm vor. Ja, wie bei einer Scharade. Passen Sie auf.«

Er greift nach dem Ausweis von Teddy und hebt zwei Finger hoch. »Zwei Wörter.«

»Ist es ein Film?«, fragt Alan. Sage verdreht fassungslos die Augen. »Ich mach das nicht für dich, Alan«, erklärt Stu dem Mann. Dann wendet er sich wieder an den alten Mann. »Amerikanischer Teenager in Asien.«

»Karate Kid mit Jaden Smith«, spricht Alan dazwischen. »War einfach, weil du dabei gesprochen hast.«

»Stu, das ist Zeitverschwendung«, meldet sich Phil zu Wort. »Lassen wir den Scheißkerl einfach hier.« Sage schüttelt den Kopf. »Wir können den armen Mann doch nicht einfach hierlassen.«

»Ok, hier ist was«, kommt es von Alan. »"500.000 Mönche leben in Thailand. Es ist nicht ungewöhnlich, dass einige Mönche im Alter von acht Jahren ein Schweigegelübde ablegen.",« liest er vor.

»Da hast du's«, sagt Phil. »Ist noch was im Umschlag?«, fragt Stu seinen besten Freund. »Nein, das war alles.«

Stu schaut durch die Unterlagen, die er in seiner Hand hat. »Halt, wartet. Ein Getränkebon aus der White Lion Bar, Bangkok?«

»Ist ein Versuch wert«, seufzt Sage, als sie sich die Visitenkarte genauer anschaut. 

»Oh, Gott, ist das die richtige Straße?«, fragt Phil, als sie an einer eher nicht so schönen und schaubaren Gasse ankommen. »Ja, so steht's hier«, sagt Stu nickend. Dann schaut er auf. »Wartet mal, hier, seht nur. Das ist das White Lion!«

»Was, zum Teufel, war denn hier los?«, fragt Sage verwundert, als sie das Chaos vor der Bar sieht.

Plötzlich schreit ein Mann hinter ihnen auf und schreit sie auf Thai an. Er macht Handbewegungen, das sie verschwinden sollen.

»Oh, ok, geht einfach weiter«, sagt er und greift nach Sages Hand, um sie mitzuziehen. »Ok, ja, wir sollten vermutlich, ja ...«, stottert Stu und nickt zustimmend. 

Sage und Phil laufen noch immer Hand in Hand nebeneinanderher, als Alan Phil am Arm aufhält. Das Paar schaut sich verlegen an. »Hey, wartet mal. Leute! Seht euch das an.«

»Oh, Shit, Stu! Sieh mal«, sagt Phil und deutet auf ein Bild von Stu mit seinem neuen Tattoo im Gesicht. Es hängt draußen an einem Tattoostudio. »Das ist mein Gesicht«, sagt der Mann erschrocken. 

Im Laden schaut sich die Truppe um, als sie sehen, wie ein Kind, vielleicht neun oder zehn, tätowiert wird. »Hallo?«, ruft Phil.

»Ich bin sofort da«, antwortet der Tätowierer. »Entschuldigen Sie bitte«, sagt Phil, als er vor dem Mann stehen bleibt. Als der Mann aufblickt und Stu erkennt, bildet sich ein Lächeln auf den Lippen. »Oh, wen haben wir denn da? Und, wie gefällt's dir?«

»Was? Was meinen Sie?«, fragt Stu verwirrt nach. »Das Tattoo? Ist cool, oder?«, fragt der Tätowierer nach. 

Stu schüttelt den Kopf. »Äh, nein. Ehrlich gesagt finde ich es scheiße.«

»Geld gibt's nicht zurück, verpisst euch«, sagt der Mann schulterzuckend. »Augenblick mal«, meldet sich Phil zu Wort. »Lest das Schild. Da steht's«, sagt der Tätowierer und deutet auf ein Schild an der Wand. 

»Nein, nein«, sagt Sage lachend, »wir wollen kein Geld zurück. Wir haben bloß ein paar Fragen. Wir versuchen herauszufinden, was letzte Nacht los war.«

»Was los war?«, fragt der Mann vor ihr. »Seht's euch draußen an. Die halbe Nachbarschaft ist im Arsch.«

»Was? Das waren wir?«, fragt Stu verwirrt nach. »Ihr erinnert euch also nicht mehr an die Schlägerei im White Lion? Ihr habt 'nen verfickten Aufstand ausgelöst.«

Phil schüttelt den Kopf. »Nein, Sir. Wir können uns an nichts mehr erinnern.«

»Halt das«, sagt der Tätowierer und lacht, als er dem Kind die Tätowiermaschine in die Hand drückt. Sage schaut den Mann nur fassungslos an. »Seht euch das an«, sagt er und zeigt ihnen was auf seinem Handy.

Die vier schauen auf den kleinen Bildschirm. »Ach, du Kacke«, flucht Phil. In dem Video sieht man Stu, der sein Shirt in der Hand wirbelt und »Fuck the police!« schreien. Dann Teddy, der in die Kamera lacht. 

»Da ist Teddy. Da war er noch bei uns«, sagt Sage. Dann sehen sie, wie Rauchbomben gezündet werden, ein Auto fängt an zu brennen und Teddy, der sein Sweatshirt dem Mönch gibt, ehe die Truppe davonrennt.

»Herrgott«, seufzt Phil und gibt das Handy zurück. »Dann sind die Bullen gekommen und haben allen die Schädel eingeschlagen. Ich habe euch da rausgeholt und hier drin versteckt. Dann hast du dich entschieden, dir ein Tattoo stechen zu lassen. Du hast geheult wie ein Mädchen. Deine Freundin hier, hat mehr Eier in der Hose.« Der Tätowierer deutet auf Sage.

Mit großen Augen sieht Sage ihn an. Auch die Männer um sie herum schauen sie verwirrt an. »Ich habe mich auch tätowieren lassen?«

»Ja«, sagt der Mann. »Nur was Kleines. Auf die Arschbacke. Ich sollte dir den Namen Phil drauf tätowieren.« Er schüttelt den Kopf. »Glücklicher Kerl, dieser Phil.«

Sage traut sich nicht besagten Mann anzusehen, weshalb sie mit angehaltener Luft nickt. Phil allerdings, und auch Stu und Alan, schauen zwischen Sage und Phil hin und her. 

»Hören Sie«, räuspert sich Phil, »wir suchen unseren Freund Teddy. Haben Sie ihn irgendwo gesehen?«

»Nein, nicht seit gestern Nacht. Wieso, was ist passiert?«, fragt der Mann. »Ich soll morgen seine Schwester heiraten und wir haben ihn gewissermaßen verloren«, erklärt Stu ihm. 

»Oh, na ja. Dann kannst du's vergessen.« Der Tätowierer macht sich wieder an seine Arbeit. »Was meinen Sie mit vergessen

»Bangkok hat ihn jetzt. Und es gibt ihn nicht mehr frei«, erklärt er ihm. »Hast du das gehört? Hm?«, fragt Phil den alten Mönch. »War es das, was du wolltest? Bist du jetzt glücklich?«

»Phil!«, geht Sage den Mann an. »Das ist Zeitverschwendung«, sagt der Tätowierer. »Die Mönche nehmen ihren Gelübdekram hier sehr ernst. Seht euch das an.«

Er zeigt ihnen ein Tattoo am Unterarm vom Mönch. »Das ist das Symbol des Chiang Mei-Klosters, etwas außerhalb der Stadt. Vielleicht bringt ihn ja da irgendeiner zum Reden.«

Die vier Freunde sehen sich nickend an. »Du bist also Phil?«, fragt der Tätowierer und nickt, nachdem er ihn genauer gemustert hat. »Hübsches Ding hast du da.«

»Wie bitte?«, fragt Phil, als er hört, wie er Sage genannt hat. »Phil«, seufzt Sage neben ihm, weil sie sich denken kann, worauf das Hinauslaufen wird. Sie stellt sich vor ihm hin und sieht ihn liebevoll an. »Ist schon ok. Lass uns einfach gehen und Teddy finden.«

»Nichts ist ok, Sage. Hast du gehört, wie er dich genannt hat?«, fragt er gereizt. »Phil«, versucht Sage es wieder, als er einen Schritt auf den Tätowierer zugehen will. »Bitte.«

»Hör auf das, was deine Kleine sagt, Kumpel«, lacht der Mann. Sage verdreht die Augen und dreht sich in einer schnellen Bewegung zu ihm um und verpasst ihm eine gewaltige Backpfeife. 

Stu zieht scharf die Luft ein, Alan lacht auf und Phil sieht sein Mädchen zufrieden an. »Lasst uns gehen«, sagt Sage ruhig und geht an den Männern vorbei nach draußen.

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