💭 twenty three

»Ich verstehe nicht...« Dabei lag Felix' Blick wieder auf dem brünetten Jungen. Dieser schluckte nur, schüttelte seinen Kopf. Mit jeder weiteren Sekunde bereute er seine Worte und so langsam waren auch seine Wangen glühend heiß geworden, dass man schon fast meinen konnte, dass er an Fieber litt. Am Spinnfieber. Jisung Spinner langsam wirklich. Wieso war er nicht einfach seinen alltäglichen Weg gelaufen? Dann wäre er nicht in dieser dummen Situation, welche er nun zutiefst bereute.

»Ist schon okay. Ist nicht so wichtig.« Damit hielt Jisung die Konversation für beendet und wollte weitergehen. Felix hielt allerdings sein Handgelenk fest, griff womöglich ein bisschen zu sehr zu, sodass dem Älteren ein leises Zischen entglitt und er am liebsten seine Hand aus Reflex wegschlagen wollte. Nur was würde das wieder ändern? Die Atmosphäre zwischen ihnen war anders gewesen, als die vergangenen Tage, wo man meinen konnte, dass Felix seinen Freund nur zu gern aus dem Fenster bugsieren wollte, weil er ihm auf den Wecker ging mit seiner Überfürsorglichkeit. Aber es war zugleich Jisungs Pflicht, sich gut um den Australier zu kümmern. Er wollte ihn schließlich nicht wegen so jemanden, wie es Chan war, verlieren. Aber er hatte durch das Gespräch mit Hyunjin eingesehen, dass er die Dinge anders angehen musste, als er es bisher tat. So würde er wohl nie an sein Ziel kommen.

»Du sagst immer zu mir, dass meine Probleme nicht unwichtig sind.«
»Sind sie auch nicht, aber-«
»Wieso sagst du dann, dass es nicht wichtig ist, wenn es dich belastet?«, unterbracht Felix ihn direkt. Sonst tat er es nie, aber er wollte nicht, dass sich Jisung auf einmal verschloss. Es war falsch und gleichzeitig tat er es auch selbst. Es war absurd. Sein Versuch, dass er den Koreaner dazu bewegen konnte, ehrlich zu sein, war absurd. Wie konnte er auch nur eine Sekunde so etwas wie Ehrlichkeit erwarten, wenn er es selbst nicht entgegenbringen konnte?

»Es würde viel eher unsere Freundschaft zerstören, wenn sie nicht schon dabei ist in die Brüche zu gehen. Mach dir um mich einfach keine Sorgen. Mir geht es gut.«

Zum ersten Mal begriff Felix auch, wie es sich anfühlte nicht an seinen Freund heranzukommen. Ja, Jisung machte nie ein Heiden Drama, wenn er sich schlecht fühlte und es Dinge gab, die ihn belasteten, aber er hatte es wenigstens ein wenig angesprochen, was ihm durch den Kopf ging. Nun konnte Felix es aber nicht von ihm behaupten. Außer, dass es ihre Freundschaft zerstören würde, wie er meinte. Würde solch ein Verhalten nicht erst recht dazu führen, dass sie auseinanderdrifteten oder war es wieder nur ein seltsamer Gedanke, der in Felix Angst auslöste?

»Du solltest nach Hause. Deine Mutter wartet bestimmt auf dich. Mach ihr nicht allzu große Sorgen, Lix.«, fügte Jisung hinzu, befreite sich aus dem Griff des Australiers. Einmal war es wirklich so gewesen, da standen sie kurz vor Felix' Haus, hatten herumgealbert und seine Mutter dachte wirklich mit ihrem Sohn war etwas geschehen, dass er nicht auftauchte. Dabei hätte ein Blick aus dem Fenster gereicht oder sie hätte sich noch ein Stück in Geduld üben können. Bei dem Gedanken huschte Jisung ein trauriges Lächeln auf die Lippen, welches man nicht einmal als eines deklarieren konnte. Es war eher ein leichtes Zucken der Mundwinkel. »Wir sehen uns Montag.«

Mit diesen Worten hatte er seinen besten Freund einfach stehen lassen. Zum allerersten Mal hatte Felix wieder gespürt, wie sehr er es eigentlich vermisste, etwas mit Jisung zu unternehmen. Zeit zu verbringen und Dinge zu vergessen, die ihn belasteten. Gleichzeitig war ihm aber auch bewusst, dass es Chan nicht freuen würde, weswegen in ihm reine Verzweiflung aufstieg. Felix wusste nicht mehr, was er tun sollte, wobei die Entscheidung eigentlich klar war. Es war richtig bei Jisung zu bleiben und Chan aus seinem Leben zu streichen. Auch wenn sie in eine Klasse gingen. Nur wie konnte er den Jungen streichen, wenn er zugleich einiges für ihn machen würde? Er kannte ihn nicht, aber er wollte die anfängliche Freundschaft nicht verlieren, genauso wenig wie er Jisung verlieren wollte.

Nur wie würde das ganze Drama jemals enden können?

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