zweiundzwanzig
Nach einigen Tagen hatte sich Seungmins Mutter erneut gemeldet, dieses mal wollte sie sich mit ihm treffen. In den letzten, vergangenen Tagen hatte er jede freie Minute mit Hyunjin genossen, denn er wusste nicht, was die nächsten Tage auf ihn zu kommen würde und ob er nicht ganz schnell wieder von ihm getrennt werden würde. Er wollte seinen Eltern nichts falsches zumuten, doch vielleicht war das alles ein geplanter Schachzug, eine Intrige, um ihn um den Finger zu winkeln oder es hatte sich doch etwas schlimmeres ereignet.
Mit einem flauem Gefühl in seiner Magengegend stand er vor dem riesigen Gebäude und musterte dieses gründlich. Seine Befürchtung bewahrheitete sich, als er sah, dass es ein riesiges Wohngebäude war, um dass es sich handelte und so ganz konnte er es nicht wahrhaben, wie schnell seine Mutter anscheinend eine Wohnung gefunden hatte. Vielleicht war es auch nur eine Übernachtungsmöglichkeit für sie gewesen, solang bis sich alles gelegt hatte. Sie hatte ihm nicht viel erzählt, sondern hatte ihm nur die Adresse zukommen gelassen und ihm gesagt, dass alles gut werden würde. So gern er diesen Worten Glauben schenken wollte, blieb er nach wie vor misstrauisch. Seungmin war nie jemand, der einem einfach so glaubte. Er wollte Taten sehen und so würde er erst seiner Mutter glauben, wenn sich wirklich Dinge ins Positive änderten.
"Lass uns klingeln.", meinte Hyunjin dann, als sie schon viel zu lang vor dem Gebäude standen, dieses musterten. Immer wieder hatte der Jüngere die Adresse abgeglichen, um sich auch ja sicher zu sein, dass sie nicht falsch waren. Sein Herz wurde unfassbar schwer, als Seungmin den Namen seiner Mutter an einen der unzähligen Klingeln sah. In ihm stieg erneut das schlechte Gewissen auf, dass er die Beziehung seiner Eltern scheinbar zerstört hatte. Doch er würde in wenigen Minuten die Wahrheit erfahren, was Sache war. Immerhin trennten sie sich nicht wegen einem simplen Brief, sondern es musste noch wesentlich mehr dahinter stecken. Ganz gleich, was es war, er würde seiner Mutter die Chance geben, sich erklären zu können. Ihm war es egal, wie sehr sie ihn verletzt hatte, jeder Mensch hatte eine zweite Chance verdient. Vielleicht auch eine Dritte und eine Vierte. Seungmin war nie jemand, der groß nachtragend war, dafür war er einfach viel zu gutmütig mit seinen Mitmenschen.
Kaum hatte der Ältere klingelte, wurde die Tür direkt geöffnet, was ihn selbst verwunderte. Als er die Tür aber öffnete und sie für seinen Freund offen hielt, damit er eintreten konnte, griff er nach seiner Hand, da er nur zu gut wusste, wie angespannt er war. Seungmin kaute auf seiner Unterlippe herum, als wäre es Kaugummi. Teilweise war sie schon offen gewesen, weil er die Haut aufgebissen hatte.
"Achtzehnter Stock", murmelte der Jüngere und stieg in den Fahrstuhl, drückte den entsprechenden Knopf. So gern er auch versuchte, sich von seiner Nervosität nichts anmerken zulassen, scheiterte er kläglich.
"Mach dir nicht einen allzu großen Kopf. Das wird schon alles." Hyunjin drückte seine Hand fester, schenkte ihn ein aufmunterndes Lächeln. Der Metallkäfig öffnete sich und sie liefen auf die Wohnung zu, die ihm seine Mutter beschrieben hatte. Als Seungmin sah, dass die Tür geöffnet war, schlug ihm sein Herz noch einmal um einiges stärker. Schwach klopfte er gegen das Holz, ehe sie eintraten.
Ein müdes Lächeln zierte das Lächeln der Frau, die auf sie zukam und ihren Sohn fest in die Arme schloss, erneut mit weinen begann. Die letzten vierzehn Tage hatte sie viel in Traurigkeit und mit einem schlechten Gewissen verbracht. "Es tut mir so leid. Ich versuch ab jetzt alles besser zu machen." Überrascht quietschte Seungmin auf, erwiderte die Umarmung. Sehr selten kam es vor, dass er von seinen Eltern umarmt wurde. Umso mehr freute er sich, dass er gerade in den Arm geschlossen wurde. "Ich hätte immer hinter dir stehen sollen, aber ich hatte einfach zu große Angst, dass unsere Familie zerstört wird."
"Es ist okay, schätze ich. Du brauchst dich nicht entschuldigen, denn das ändert nichts an der Vergangenheit." Vorsichtig löste der Jüngere sich aus der Umarmung, schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. Sofort viel ihr die dunklere Haarfarbe auf, wodurch sie nur mit den Kopf schütteln konnte.
"Ich schätze, für dich hat ein neues Kapitel angefangen, wenn man deine Haarfarbe ansieht. Du färbst dir immer wieder die Haare, wenn etwas Neues anfängst. Dein Vater hätte dich wieder zusammengefahren." Sanft lächelte die Frau, fuhr ihrem Sohn durch die Haare, die sich überraschenderweise ziemlich weich anfühlten, dafür, dass sie schon einige Farbexperimente mitmachen mussten.
"Ich denke, für uns fängt wohl alle jetzt eine vollkommen neue Zeit an, nicht?"
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Die nächsten Kapitel werden länger und ich versuche sie heute alle hochzuladen, damit ich die Story abschließen kann. :]
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