einundzwanzig
"Oh fuck, ist das dunkel." Perplex strubbelte sich der Jüngere durch seine Haare, konnte nicht glauben, das sein reines Blond von nun an Geschichte war und es von einem satten braun bedeckt war. Kurzzeitig bereute er sogar seinen Einfall, denn irgendwie wirkte er mit der Farbe wieder zu unauffällig, so brav. Aber als er Finger durch seine Haare fahren spüren konnte, zuckte er leicht zusammen und begann mit schmollen.
"Sie sind noch nass. Natürlich sehen sie dadurch dunkel aus und außerdem waschen sich die restlichen Farbpigmente noch heraus. Das denkst du alles nur, dass sie total dunkel sind, Baby." Überumpelt, dass er so genannt wurde, glitt sein Blick zum Größeren, musterte ihn skeptisch. Selten wurde er so genannt und irgendwie fühlte er sich dadurch nicht sonderlich ernst genommen, als er schlussendlich von ihm auch noch leicht dümmlich angegrinst wurde. Wenige Sekunden später spürte er aber Hyunjins Arme die sich um seine Taille schlangen. Der plötzliche Körperkontakt ließ Seungmin wohlig seufzen und so zog er direkt seinen angenehmen Duft ein, der einer Mischung aus Vanille und Erdbeere glich. Es war kein Wunder, immerhin war es sein Duschgel gewesen. Mit demselben hatte Seungmin sich auch eingeseift. An sich selbst fand er den Geruch ziemlich penetrant, da er stärker war, als er es von seinem eigenen gewohnt war, welches er nicht mitgenommen hatte. Aber anders als an sich selbst, empfand er es als angenehm den Geruch bei seinem Freund zu riechen. Schließlich war er keinen anderen gewöhnt und wenn Hyunjin es mal ändern sollte, würde er sich beschweren.
"Du siehst gut aus. Mach dir keinen Kopf.", hauchte Hyunjin in sein Ohr, wodurch Seungmin eine Gänsehaut bekam, jedoch aufschrak, als sein Handy anfing zu klingeln. Sofort bildete sich ein Kloß in seinem Hals, als er auf dem Display Mama stehen sah. Zugleich wurde ihm schlecht, sein Herz schlug schneller und für einen Moment dachte er, er würde jeden Moment umkippen. Dass er so schnell angerufen werden würde, hatte er nicht gedacht, denn er war der Meinung, dass seine Eltern sauer und enttäuscht auf ihn waren. Für kurze Zeit stieg aber auch in ihm die Hoffnung, dass es alles gut werden würde. Als er den Anruf entgegennahm und ein Schluchzen hören konnte, verblasste seine Hoffnung wieder.
"Mama?"
"Es tut mir leid.", wimmerte sie, schnappte zunächst nach Luft. Selbst Hyunjin konnte jedes Wort, welches aus dem Hörer kam, hören. Auch er war besorgt und hatte seine Stirn in Falten gelegt, musterte seinen Freund, um sicherzugehen, was in ihm vorging. "Bleib bei Hyunjin, bitte. Tu' dir den Gefallen."
"Was ist denn passiert? Hat es mit dem Brief zutun? Hat er dir wehgetan?"
"Es ist alles okay, mach dir um mich keine Sorgen. Du solltest besser nicht mehr nach Hause kommen. Wenn sich alles geklärt hat, werde ich es dir erzählen, okay? Pass bitte auf dich auf. Ich liebe dich, Seungmin. Ich bin stolz, dass du mein Sohn bist. Ganz egal, wie du bist und wen du liebst. Es tut mir leid, dass ich dir das erst jetzt sagen kann. Ich bin eine schlechte Mutter." Dann wurde der Anruf beendet. Ungläubig rutschte dem nun Brünetten das Handy aus der Hand, landete auf dem weißen Fliesenboden, was nicht wirklich sanft in seinen Ohren klang. Doch in ihm schien genauso wenig alles sanft zu klingen, viel eher schrie es in ihm. Verschiedene Stimmen, die er nicht entziffern konnte, welche verschiedener Meinungen waren und so recht wusste er nicht, welcher er zuhören sollte.
Je länger er so da stand, gegen die Brust seines Freundes starrte und die Tränen sich in seinen Augen sammelten, wurde ihm gerade so einiges bewusst. Mit diesem simplen Brief hatte er nun sein Leben vollkommen gedreht und irgendwie wusste er nicht, ob das etwas Gutes oder etwas Schlechtes war. Seine Mutter klang ziemlich zerstört und dass er nicht nach Hause gehen sollte, verunsicherte ihn. Es wirkte so, als hätten sich seine Eltern gestritten und das wollte er ganz und gar nicht. Er fühlte sich schuldig, für etwas, was er hätte verhindern können, hätte er diesen Brief nicht geschrieben. Dann wäre alles in Ordnung, dann hätte seine Mutter nicht am Telefon geweint.
"Was auch immer du gerade denkst, du hast das Richtige getan. Manchmal muss man ehrlich sein, um selbst glücklich zu werden, auch wenn es einem schwerfällt." Hyunjin zog ihn in eine Umarmung, drückte ihn fest an sich. Allein an seinem Gesichtsausdruck konnte der Ältere erkennen, wie ihn diese wenigen Minuten des Anrufes fertigmachten. Wie groß seine Ängste in ihm wurden und wie groß sein schlechtes Gewissen in wenigen Minuten anwuchs. Allein an seinen Augen konnte er es herauslesen, die quasi Bände sprachen und zeigten, wie sehr Seungmin momentan litt.
"Ich hab alles zerstört." Ein schmerzhafter Schluchzer durchfuhr seine Kehle und brach vollkommen in den Armen seines Freundes zusammen.
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