🐶 sechs 🐰
Kaum hatte er seine Schulsachen wahllos auf sein Bett geworfen und sich umgezogen, um nicht mehr die Schuluniform zu tragen, tanzte er wieder in der Küche an, in der er stillschweigend seiner Mutter dabei zusah, wie sie eine Einkaufsliste schrieb und dabei auch noch die Preis auflistete, um zu sehen, wie viel sie später ausgab. Was für viele nicht nötig war, bringt sie dazu, die Gewissheit zu haben, dass sie am Ende des Monats nicht im Minus landeten. Zum Großteil waren es eben nur Ramen, die Changbin nach der Schule aß. Etwas anderes traute er sich nicht zu kochen, denn er hatte eher zwei linke Hände, was das anging und somit passierte es, dass er auf Instant Ramen oder eben Essen vom Vortag nach der Schule zu sich nahm, wenn er denn man mal die Entscheidung hatte. Mit einem leisen Seufzen richtete sich seine Mutter auf und der Koreaner konnte die deutlichen Augenschatten, sowie die fahle Haut nicht übersehen, die darauf hin deuteten, dass sie nicht sonderlich schlief.
Obwohl seine Eltern ihn in einem sehr jungen Alter bekommen hatten, in denen für viele die Karriere an oberster Stelle stand, hatten sie es nie wirklich bereut, so früh ein Kind zu bekommen. Lediglich hassten sie die Tatsache, dass sie ihren Kindern nicht das geben konnten, wie viele anderen Eltern es taten.
"Wir holen Chanmi ab von der Schule ab, bevor wir einkaufen.", erklärte seine Mutter, als sie ihre Haare zusammenband und sich dann ihre Jacke überstülpte. Normalerweise war es früher die Aufgabe von Changbin gewesen, die Neunjährige von der Schule abzuholen. Gott sei Dank war die Grundschule eine Ganztagsschule, sodass es keinen Ärger mit den langen Unterrichtszeiten von ihm gab. Mittlerweile war Chanmi aber auch in so einem Alter gewesen, dass sie des öfteren auch allein nach Hause ging und nicht mehr täglich abgeholten werden musste. Doch ab und an bekam er ein schlechtes Gewissen, denn ihr konnte trotzdessen etwas passieren und das konnte Changbin nicht vertreten.
"So wie ich sie kenne, will sie alles haben und das artet dann wieder in einem kleinen Diskussion aus."
"Mittlerweile ist es nicht mehr ganz so schlimm, Changbin. Sie fängt nicht mehr an zu weinen, wenn man ihr sagt, dass wir das nicht kaufen können, weil es zu teuer ist."
So lieb er auch seine kleine Schwester hatte, versuchte er sie stets glücklich zu sehen und wollte ein guter, großer Bruder sein. Zugleich hasste er diese Enttäuschung zu sehen und zu spüren, wenn ein Teil ihrer Wünsche nicht ermöglicht werden konnte. Es war frustrierend, das wusste Changbin selbst, aber auch sie würde hoffentlich irgendwann verstehen, dass man es nie mit ihr böse meinte. Dass materielle Dinge nicht immer das Maß der Dinge waren und nur weil es noch so sehr funkelte und glitzterte, nicht gekauft werden musste.
"Du warst auch so.", kicherte sie und trat aus der Tür heraus, "Chanmi wird eben auch älter und versteht, es auch irgendwann, dass gewisse Dinge nicht gehen."
"Manchmal wünscht sie sich auch, dass ihr Zuhause seid. Dass ich nicht immer derjenige bin, der ihr eine Gute Nacht wünscht und sie beruhigt, wenn sie einen Albtraum hat..." Und mit dieser Aussage kehrte Schweigen ein. Vielleicht war Changbin in diesem Moment ein bisschen zu unsensibel, denn die ganze Sache mit dem Arbeiten und kaum zuhause sein, war ein wunder Punkt, welcher wohl alle Beteiligten zu schaffen machte. Natürlich würden seine Eltern mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen wollen. Keine Frage. Nur dann würde das Geld absolut nicht reichen und dementsprechend mussten sie Kompromisse machen, die vielleicht nicht alle glücklich stimmten.
"Ich weiß, aber momentan geht es nicht anders. Wir geben schon das Beste, nur es wird wohl nie jemand dabei glücklich werden." Stumm nickte Changbin, zwang sich zu einem Lächeln. Das Leben war oft einfach nur unfair, schon als kleines Kind wusste er das und seine Schwester würde wohl in ihrem Alter auch nicht anders denken.
"Passt einfach auf euch auf und seht zu, dass ihr genügend Schlaf bekommt. Ich sehe, dass du schon wieder viele zu wenig schläfst."
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