🐶 einundzwanzig 🐰
"Und du fragst dich nicht in welchen ärmlichen Verhältnissen ich lebe?" Auf Seungmins Lippen lag ein kleines Lächeln und obwohl er bisher keine Zeit darüber hatte, um über sowas nachzudenken, schüttelte er einfach nur seinen Kopf und verneinte somit die Frage. Es war ihm ehrlich gesagt mehr als nur egal gewesen, denn niemand hatte sich ausgesucht, ob man in Armut aufwuchs. Vor allem in einem Land wie Korea nicht, in der die Gesellschaftsunterschiede derartig groß sein konnten. Zugleich schien der Schwarzhaarige ein wenig beruhigt zu sein, denn er erwiderte das Lächeln und stieß leise die Luft aus. Seine kleine Schwester war bereits eingeschlafen, dementsprechend hatte er sie auch ins Bett gebracht, damit sie nicht aufgeweckt werden würde.
„Ich hab mich zwar die ganze Zeit gefragt, wieso du umgehen willst, dass ich zu dir komme und auch sonst warst du immer auf Distanz aus, um nicht von anderen verletzt zu werden. Es ist mir eigentlich egal, ob deine Eltern reich oder arm sind, aber ich versteh' ein kleines bisschen, wieso du so bist, wie du bist... denke ich. Und ich mag dich für den, der du bist. Du brauchst dich vor mir nicht zu schämen, Binnie"
Direkt wurde das Lächeln auf Changbins immer breiter und einen kleiner Teil seiner Last schien zu verschwinden. Er wollte nicht unbedingt verstanden werden, das war absolut nicht nötig. Es reichte ihm aus, wenn man ihn so nahm, wie er war. Dass er stets sein Bestes gab, um seine Eltern nicht zu enttäuschen und um vor allem aus diesem Teufelskreis herauszukommen. Er hatte es satt, wenn er einige seiner Klassenkameraden hörte, wie sie ein schlechtes Bild hatten von Menschen, die in Armut lebten. Dass sie sich nicht genug bemühten und dafür selbst Schuld waren. Die Eltern lebten einem das Leben vor und später würden die Kinder genau dasselbe Leben leben, weil sie nichts anderes kannten. Dabei waren viele nicht so. Jedenfalls war das Changbins Meinung, denn er wollte dieses Leben nicht weiterführen und dementsprechend hatte er einen ziemlich großen Ehrgeiz über die Jahre entwickelt, um seinen Traum zu verwirklichen und es solchen Menschen zu zeigen, dass sie mit ihrer Behauptung nicht recht hatten.
„Wenn ich achtzehn werde, will ich arbeiten, um meine Eltern unterstützen können. Ich fühle mich schuldig, weil sie Chanmi und mich versuchen glücklich zu machen, auch wenn sie uns nicht viel geben können. Dementsprechend ist es an der Zeit ihnen was zurückzugeben... Jedenfalls Stück für Stück. Ich möchte studieren, um einen gut verdienten Job zu bekommen, zugleich weiß ich aber, dass jeder so einen will und die Chancen dementsprechend klein sind, dass mein Wunsch in Erfüllung geht." Still schellte der Kopf des Rothaarigen zu ihm, musterte ihn ein wenig besorgt. Erst jetzt viel ihm auf, wie gut er es hatte. Er musste es nicht einmal ansatzweise so sehr versuchen, wie Changbin, der von einer sozialschwachen Schicht sich hoch zu kämpfen hatte, obwohl nicht einmal gewiss war, ob dieser es überhaupt schafft oder am Ende daran kaputt ging.
"Aber mein Vater sagte mir auch mal, als ich vollkommen verzweifelt war, weil ich mir nicht sicher war, ob ich überhaupt etwas in meinem Leben erreichen werde, dass das Leben nicht immer einfach ist. Sonst gäbe es ja keine Probleme und nur weil man in etwas versagt, heißt das noch lange nicht, dass man schwach ist. Eher ist es ein Zeichen von Stärke, dass man trotzdem weiter gekämpft hat, anstatt alles sofort wegzuwerfen, nur weil es außerhalb der eigenen Komfortzone ist. Seitdem habe ich mir geschworen, dass ich das Beste gebe, auch wenn ich mir sicher bin, dass es nicht immer etwas bringt. Vielleicht hilft dir die Aussage meines Vaters auch, wenn du zweifelst. Zu zweifeln ist nichts schlimmes, aber wir dürfen uns am Ende nicht unterkriegen lassen."
„Du bist wirklich stark, Changbin...", murmelte der Jüngere und biss sich auf die Lippe. Er wusste nicht, was er so ganz sagen sollte. Ob es überhaupt in Ordnung war, noch etwas darauf zu erwidern oder ob schweigen besser wäre. Eigentlich redete Seungmin gern und auch viel, aber gerade schien er von den Worten des Älteren ein bisschen überwältigt zu sein.
„Wir sind alle stark... Jeder auf seine Art und Weise, auch wenn wir das nicht sehen wollen."
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