»𝙳𝚒𝚎 𝚉𝚎𝚒𝚝 𝚟𝚎𝚛𝚐𝚎𝚑𝚝 𝚜𝚘 𝚜𝚌𝚑𝚗𝚎𝚕𝚕,
𝚠𝚎𝚗𝚗 𝚖𝚊𝚗 𝚗𝚒𝚌𝚑𝚝 𝚊𝚞𝚏𝚙𝚊𝚜𝚜𝚝.
𝙰𝚋𝚎𝚛 𝚖𝚒𝚝 𝚍𝚒𝚛 𝚒𝚜𝚝 𝚜𝚒𝚎 𝚗𝚘𝚌𝚑 𝚜𝚌𝚑𝚗𝚎𝚕𝚕𝚎𝚛 𝚟𝚎𝚛𝚐𝚊𝚗𝚐𝚎𝚗,
𝚊𝚕𝚜 𝚍𝚊𝚜𝚜 𝚒𝚌𝚑 𝚑𝚊𝚎𝚝𝚝𝚎 𝚍𝚊𝚛𝚊𝚞𝚏 𝚊𝚞𝚏𝚙𝚊𝚜𝚜𝚎𝚗 𝚔𝚘𝚎𝚗𝚗𝚎𝚗.«

「𝗞𝗶𝗺 𝗦𝗲𝘂𝗻𝗴𝗺𝗶𝗻」

Mittlerweile war es bereits Winter gewesen. Am gestrigen Tag kamen nur einzelne Flocken vom Himmel, während ich heute Morgen meinen Augen nicht traute, wie viel auf einmal davon auf dem Boden und Dächern lag. Es hatte eine längere Zeit nicht mehr derartig geschneit, aber nun schien dieser Winter einiges aufholen zu wollen. Nichts desto trotz liebte ich Winter, genauso sehr wie ich Schnee an sich liebte. Doch meine Freude erstickte für einen Moment, als Hyunjin gemeint hatte, dass er die momentane Jahreszeit total verabscheute. Er mochte weder Kälte nicht, noch fand er den Schnee als etwas Schönes und Magisches. Letztlich machte es mir nichts aus und es nahm mir meine Freude auch nicht, dass wir heute zumindestens für einen kurzen Moment rausgehen würden. Die ganze Zeit hatte sich Hyunjin nämlich dagegen gewehrt, gemeint, dass wir noch jede Menge Zeit hatte, um rauszugehen und so langsam wurde es aber dunkel. Damit zwang ich ihn mit mir und würde nicht zu lassen wollen, dass er sich aus der Affäre ziehen konnte, nur weil es dunkel geworden war. 

„Das wird lustig~", trällerte ich und konnte seine nicht vorhandene Begeisterung schon jetzt in seinem Gesicht sehen. Auf meine Worte erwiderte er jedoch nichts, weswegen ich einfach nur leise vor mich hin kicherte und ihn mit mir mit schliff. Als die kalte Luft direkt in mein Gesicht peitschte, ein leichter, aber nicht wirklich angenehmer Wind die Temperaturen noch einmal kälter wirken ließen, als sie eigentlich waren, schnappte ich etwas zu überrascht nach Luft. Allerdings es hielt mich davon nicht ab einen kleinen Schneeball zu formen, wobei ich jetzt schon das Gefühl hatte, dass meine Hände hier und jetzt absterben würden. 

„Du bist wie ein kleines Kind.", bemerkte Hyunjin. Es war das Erste, was er sagte. Doch so ganz hatte ich seine Worte nicht wahrgenommen, sondern war in meiner eigenen Welt und freute mich über so etwas Simples. Ganz egal, ob meine Hände abfrieren würden. „Aber ich versteh wirklich nicht, was an Schnee so toll ist. Er ist kalt und tut weh. Außerdem wird man krank bei solchen Temperaturen." 
„Es wird immer Menschen geben, die Dinge mögen werden, die du nicht wirklich magst." Damit konnte ich es mir nicht nehmen lassen den kleinen Schneeball in seine Richtung zu werfen, wovon er nicht ganz so begeistert zunächst schien. Doch als er mich einige Sekunden einfach nur angesehen hatte, hielt er auch in seinen Händen ein kleine Menge an Schnee und kam mir damit näher, als wollte er Rache nehmen. Und ja, ich konnte nicht anders als kichernd vor ihm wegzurennen und mein inneres Kind einfach herauszulassen. Wenigstens für den Moment schien alle Sorgen weg zu sein. 

„Du kannst doch nicht einfach wegrennen!", motzte der Ältere, aber allein am Knirschen des Schnees, wusste ich, dass er mir folgen musste. Ganz so abgeneigt konnte er also nicht sein, sonst würde er nicht das machen. Aber er hatte auch keine andere Wahl, weil ich ihn sonst nicht in Ruhe lassen würde. 

Ich quiekte auf, als ein kleiner Teil des Schnees seinen Weg ins innere meiner Jacke fand und die Kälte meinen ganzen Körper erschütterte. Auch wenn es nicht viel war und ich mir sicher war, dass es nicht einmal die blanke Absicht von Hyunjin war, der zunächst ziemlich amüsiert war, wie ich kleine Tipsschritte machte. Vielleicht war da doch nicht so viel Reue, wie ich zunächst angenommen hatte.

„Du bist gemein", jammerte ich und hatte den ersten Schock zunächst verdaut und hampelte nicht mehr ganz so wie ein Irrer umher, wofür man mich auslachen konnte. Aber ich musste schon zugeben, zwar war sowas echt gemein, aber es war schon lustig mit anzusehen, wie jemand litt, wenn man selbst nicht derjenige war dem dies passierte. Also konnte ich es ihm auch nicht verübeln.
„Ich wollte es dir eigentlich nicht in die Kapuze werfen." Ich spürte, wie Hyunjin etwas an meiner Kapuze machte. Scheinbar hatte er den Schneeball dort reingeworfen und somit würde es auch durchaus logisch sein, dass einzelne Teile in meine Jacke gewandert waren. „Aber ich bin bisschen schusselig und kann nicht wirklich gut zielen. Es ist höher geworden, als ich dachte und es war Gott sei Dank nicht der Kopf, den ich getroffen habe." 

Irgendwie war es süß, wie er sich so einen Kopf machte, dass etwas schief gehen konnte. Ich war ihm deswegen noch nicht einmal böse gewesen, da ich mit dem Mist ja angefangen hatte und wollte auch, dass sich Hyunjin wenigstens ein bisschen darauf einließ. 

„Es ist alles gut, Jinnie~ Du hast mir nicht wehgetan." Doch wirklich zufrieden schien er mit meinen Worten nicht zu sein. Als täte es ihm wirklich leid, weil er dachte, er hatte mir wirklich geschadet. Für einen Moment ging es mir sogar gut und ich dachte nicht über alles nach, was eine wirkliche Erholung war. Aber nun war die Stimmung zwischen uns seltsam und vielleicht war es doch keine gute Idee mit ihm rausgehen zu wollen. 

„Vielleicht sollten wir einfach umherlaufen. Nicht, dass jemand wirklich zu Schaden kommt und verletzt wird." Aus Reflex nickte ich einfach, traute mich jedoch nicht, wieso er auf einmal so anders war. Nicht, dass es mich störte, es gab mir lediglich das Gefühl, dass ich etwas falsch gemacht hatte und das wiederum veranlasste, dass ich wieder in meine Gedankenspirale geriet, welche ich so verabscheute. „Wenn es dir zu kalt ist, können wir auch wieder reingehen. Gib mir einfach Bescheid, okay?" Erneutes Nicken. Ich war zwar gewohnt, dass er aufmerksam war und Bedacht darauf, dass es mit gut ging, doch gerade war es anders. Hyunjin schien noch vorsichtiger zu sein, als er es sonst war. Und das nur, weil mir eine kleine Menge an Schnee den Rücken runtergerutscht war. 

„Die Frage ist eher, ob alles bei dir okay ist." Ich klang viel ernster, als ich es eigentlich wollte und irgendwie tat es mir sogar ein bisschen leid, denn dadurch klang ich auch schroffer und genervter. Dabei nervte mich Hyunjin keineswegs. Er gab mir immer so viel, als das er das jemals tun könnte. Das Einzige, was mal anstrengend war, waren seine Stimmungsschwankungen, wenn er auf einmal abweisender war, als sonst. Aber selbst die Seite mochte ich an ihm, weil sie zu Hyunjin gehörte. Ich mochte, wie er war, denn das machte ihn menschlich. Niemand war immer gut drauf und jeder hatte seine Probleme, genauso wie jeder mit ihnen unterschiedlich versuchte umzugehen. 

„Du hast mich wohl erwischt..."