𝖼𝗁𝖺𝗉𝗍𝖾𝗋 𝟤𝟤
Jungkook PoV
Die letzten Tage verliefen recht ruhig. Ich hab die meiste Zeit mit Yoongi verbracht und hatte das Gefühl, schon kleine Fortschritte zu erkennen.
Ich hab mich letztens wirklich gefreut, als er mir wieder mehr anvertraut hat. Ich bin sehr positiv, dass wir uns bald wieder so vertrauen können wie früher. Doch auch wenn ich es hasste und versuchte mir einzureden, dass es nicht so war.
Eigentlich trug dafür niemand Schuld, aber es fühlte sich so an, als hätte man das alles verhindern können. Diesen Schmerz.
Ich wollte ihm nicht die Schuld geben, immerhin war nicht er allein derjenige, der nicht ausreichend dafür gekämpft hat. Aber irgendwie hatte ich damals das Gefühl, er hätte mich aufgegeben. Wäre über alles hinweg. Ich war sicher, er hat mich nie vergessen, aber es war, als hätte er gelernt ohne mich zu leben.
Wir hatten beide die Wahl, kämpfen und dabei verletzt werden, oder aufgeben und glücklich weiterleben.
Wir haben uns unterschiedlich entschieden und mir hat das deutlich mehr Schmerz zugefügt, als hätte nötig sein sollen.
Daher kommt dieser ständige Gedanke, dass er ohne mich leben kann, also wieso sollte er nicht aufhören wenn es mal schwer wird?
Und genau dieser Gedanke verunsicherte mich und verhinderte, dass ich mich ihm gegenüber komplett öffnen konnte.
Ich schob diese Zweifel erstmal beiseite und beobachtete weiter Taehyung, wie er angestrengt versuchte ein schönes Outfit auszusuchen.
Er hatte heute einen Brief von der University of photographic Modelling bekommen, dass er zu einem Vorstellungsgespräch kommen kann. Morgen wäre also ein sehr entscheidender Tag für ihn, immerhin hängt viel von diesem Moment ab.
Ich wollte mich für ihn freuen, dass er jetzt die Chance hatte, auf seine Traum Uni zu gehen, aber ich wurde selbst immer nervöser. Es war mittlerweile schon etwas her, seit wir uns beworben hatten und Jimin und Hobi wurden bereits offiziell zu einem Vortanzen eingeladen.
Die anderen waren wahrscheinlich genauso nervös wie ich, wir hatten immerhin alle keine anderen Optionen, was tatsächlich sehr dumm ist, wenn man bedenkt, dass das alles sehr angesehene Unis waren und wir schon fast darauf angewiesen waren, diese Studienplätze zu bekommen.
Aber wir konnten es nicht beeinflussen, wir mussten einfach abwarten und hoffen.
Ich konnte an nichts anderes denken, denn ich hatte gerade absolut keine Ablenkung. Es war ziemlich still, außer gedämpfter Musik aus den Nebenzimmern und immer wieder ein frustriertes Seufzen von Tae.
„Kommst du voran?", fragte ich deshalb, um mich irgendwie von meinen Gedanken loszureißen.
„Nein... Das sieht alles nicht so aus, wie ich es mir vorstelle... Und es muss perfekt sein. Man kann nicht mit einem mittelmäßigen Outfit bei so einer Uni antanzen...", nochmal ein Seufzer, bevor er sich zu mir drehte und mich mit flehenden Augen anschaute.
„Gehst du mit mir Shoppen? Ich würde Jimin fragen, aber der tanzt schon den ganzen Tag"
Er sah dabei so süß aus, wie konnte ich da nein sagen?
„Pff, na gut, aber ich werde keine große Hilfe sein", gab ich schließlich nach, weshalb er nicht weniger süß grinste und dann glücklich nach seinem Geldbeutel suchte.
Diese Seite kannte ich bis jetzt nicht an ihm, aber sie gefiel mir genauso gut, wie jede die ich bereits kennenlernen durfte.
-
Wir mussten nur in wenige Läden, bis Taehyung schließlich zufrieden war. Da es noch nicht sehr spät war, hatten wir uns noch einen Kaffee geholt und schlenderten gerade durch die Stadt.
Es waren natürlich viele Leute da, aber wir fielen trotzdem nicht auf, jeder hier war mit sich selbst beschäftigt und es schien, als würden sie die anderem garnicht wahrnehmen.
Das Leben in der Stadt war sehr ungewohnt für mich. Dieses schnelle Leben und die aufregende Tage, man konnte hier immer etwas neues machen, was ich die letzten Tage mit Yoongi festgestellt hatte.
Aber es gefiel mir. Es war etwas ganz Neues für mich und in einem gewissen Ausmaß gefielen mir Veränderungen. Ich fand es toll in Welten einzutauchen, von denen ich bisher nur gehört hatte, in Welten, die neue Erfahrungen und neue Erinnerungen mit sich bringen.
Auch Tae schien sehr gefesselt von unserer Umgebung zu sein.
Ob er wohl auch aus anderen Gegebenheiten kommt?
„Kann ich dich was fragen?", er wandte seinen Blick an mich, doch bemerkte anscheinend nicht, wie ich ihn die letzten Minuten einfach nur angestarrt hatte.
„Na klar", meinte ich also nur und schaute wieder nach vorne.
„Warum verstehst du dich so gut mit Yoongi? Wo ihr doch wie Sonne und Mond seid", die Frage kam tatsächlich sehr unerwartet, doch ich fand es immer wieder interessant, wie sehr sich die Leute für Yoongi interessierten. Es schien ihre Neugier zu wecken, dass man ihn nicht wie ein offenes Buch lesen konnte, man musste zwischen den Zeilen lesen, doch selbst dann, verstand ihn nicht jeder.
„Du hast es eigentlich schon auf den Punkt gebracht. Wir sind wie die Sonne und der Mond.
Wenn es scheint, als würde die Dunkelheit alles verschleiern, ist der andere ein kleiner Lichtblick, der dich durch diese Zeit trägt, bis das Licht wieder kommt. Man ergänzt einander und so ist niemals irgendwo absolute Dunkelheit.
Der einzige Unterschied ist, dass der Mond nicht ohne die Sonne leuchtet, aber die Sonne ohne den Mond.
Ich denke das beantwortet deine Frage", ich war selbst ein wenig überrascht, wie gut ich etwas so kompliziertes auf den Punkt bringen konnte.
„Wow, das war echt poetisch. Regt zum Nachdenken an", ich konnte förmlich sehen, wie er in seinen Gedanken abdriftete. Den restlichen Weg redeten wir also nicht mehr viel, trotzdem war es keine unangenehme Stille. Das mit Tae war irgendwie erfrischend unkompliziert.
Als die Fahrstuhltüren sich schließlich öffneten, rannten uns direkt Yoongi, Jo und Namjoon entgegen und riefen aufgeregt meinen Namen.
Überrumpelt wurde ich von ihnen in die Küche gezogen, wo sich alle versammelt hatten und mich gespannt anstarrten.
Langsam bekam ich Angst und wollte einfach nurnoch wissen was hier los war.
„Als du weg warst, ist ein Brief für dich angekommen!", grinste Yoongi und drückte mir einen Umschlag hin.
Mein Herz begann noch schneller zu schlagen und ich setzte mich nervös an die Kücheninsel.
Ich spürte alle Blicke auf mir, doch ich konnte mich nur auf den Umschlag konzentrieren.
Was wenn das eine Absage war?
Ich öffnete ihn langsam und zog den Brief heraus.
Hektisch überflog ich all die unnötigen Wörter, bis ich es endlich las.
Wir würden uns sehr freuen, sie am 12.09 beim Vorsingen zu sehen.
Immer wieder las ich diesen Satz, bis ich anfing ihn zu glauben.
„Und?", fragte Jo neugierig, weshalb ich meinen Blick endlich von diesen Worten reißen konnte.
„Ich kann zum Vorsingen!", rief ich glücklich und sofort fielen mir alle um dem Hals und drückten mich so fest, dass ich dachte zu ersticken.
„Mein Brief ist vorhin auch angekommen", erzählte mir Jo glücklich als wir schließlich zusammen die Treppe nach oben liefen.
„Warum sagst du das nicht früher?!"
„Naja, ich darf auch Vortanzen, aber wollte erst wissen was in deinem steht.
Joon, Jin und Yoongi haben ihre noch nicht... Namjoon wird noch verrückt, der malt sich schon aus wie sein Leben wird wenn er da nicht angenommen wird.
Hast du mal mit Yoongi geredet? Er öffnet sich nur dir so richtig"
„Nein... Aber ich guck gleich mal nach ihm", damit drehte ich um und lief zu Yoongis Zimmer.
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