Teil 1

Jimin

Nachdenklich sitze ich auf meinem Bett. Den Kopf tief über das Tagebuch gebeugt. Ich hatte es mir in der Stadt besorgt, in der Hoffnung alles aufschreiben zu können. Ich hatte schon ein paar mal davon gehört dass Psychologen sowas in schweren Situationen empfehlen.
So richtig glaubte ich zwar nicht daran, irgendwie war es mir unsympatisch, der Gedanke, dass ich schon auf psychologische Hilfe angewiesen sein könnte. Wobei es doch auf der Hand lag dass ich diese benötigte. 

Egal, zum Wesentlichen, ich musste anfangen mit schreiben.
 Die Frage war nur, wie sollte ich beginnen? Mit zusammengekniffenen Augen starrte ich auf die erste leere Seite die ich aufgeschlagen hatte. Als ob ich erwarten würde, dass die Buchstaben von selbst erscheinen würden. Dass jemand für mich meine Geschichte erzählen würde. 
Das passierte natürlich nicht. Nein, ich musste mir jetzt ernsthaft selber darüber Gedanken machen. 

"Der Anfang", ich überlegte. Wir begann man so ein Tagebuch eigentlich?

Eigentlich war ich ja ein ganz normaler Junge. Blonde Haare, etwas grösser als der Durchschnitt aber nicht riesig, und eine eigentlich ziemlich Durchschnittsgemässe Figur. Na ja, an letzterem Zweifle ich definitiv zu oft um jetzt damit prahlen zu können.
Ich wusste nie genau wann meine Essstörung angefangen hatte. Aber ich war mir ziemlich sicher, dass es etwas mit dem Mobbing in meiner Vergangenheit zu tun hatte. Zwischen meinem 10. und 15. Lebensjahr wurde ich nähmlich in der Schule aus Aussenseiter abgestempelt. Ich war halt einfach zu fett, sah Scheisse aus und wusste nicht was Mode bedeutete. Mittlerweile bin ich 17 Jahre alt und sehe aus wie ein komplett anderer Mensch. Zum Teil erkannten mich nicht einmal alte Schulfreunde mehr, so sehr hatte ich mich verändert.

Nein, ich übertreibe nicht. Aber später noch mehr dazu.


Als dann vor einem halben Jahr ungefähr ein Junge aus meinem neuen engen Freundekreis angefangen hat Kalorien zu zählen und pro Tag 2 Stunden Sport zu machen war ich zuerst entsetzt, fast angeekelt war ich von Jungkook. Aber desto länger er das durchgezogen hat und desto mehr er deutlich Abnahm, fing ich an die Sache anders anzusehen. 

Jedenfalls gab es vor ein paar Monaten diese Zeit in den Ferien, in denen ich ruhe vor meinen Eltern hatte, da sie fast den ganzen Tag arbeiten gegangen waren. Ich tat dies damals mit einem einzigen Gedanke: Ich wollte abnehmen! War ja klar, ich war wirklich nicht grad dünn.

Nach 3 Wochen dann stellte ich wirklich fest, dass ich "nur" noch 68 kilo wog, was so viel hiess, wie ich hatte fast 6 kilo abgenommen! 

Entschlossen nicht wieder zurückzufallen, ass ich also immer noch wenig. Ich hatte so viel Lob bekommen, dass mir der Gedanke zuzunehmen einfach zu viel Angst machte. 
Und so kam es, dass ich weitere 4 Monate komplett auf Süsses sowie auch Fleisch verzichtete, manchmal, wenn ich mich besonders schlecht fühlte, liess ich sogar das Abendessen ausfallen.
Wieder mit deutlichen Ergebnissen. 65 kilo. Ich fühlte mich so stark. 
Ich kann mich erinnern als ob es gestern gewesen wäre. 

Es war dieses Gefühl als ob man die Kontrolle über alles hat. 
Als ob man sein Leben in den Griff bekommt und endlich auf dem Weg ist, wie die anderen zu werden, schön zu werden.

Das ist ein verdammt gutes Gefühl.

Ein schmerzhaftes Gefühl.

Aber auch ein gefährliches.


Es ist wie eine Sucht. Man will es immer anbehalten dieses Gefühl. Dieses Gefühl dass man etwas kann. Das man sich dem Hunger wiedersetzen kann. Es gibt einem das Gefühl von Stärke.

Dieses Gefühl ist eine Droge.

Und ich bin ihr Verfallen.

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