Shoto Todoroki x Reader

Du heißt Aoi. Näheres erfährst du im Laufe des Kapitels.

--------

Shoto's Sicht

Ich ging den üblichen Heimweg nach Hause und freute mich schon darauf, meinen Vater wiederzusehen und seinen nervigen Reden zuhören zu müssen. 

Hach, ich steckte ja wohl voller Ironie...

Ich kam grade von der Schule. Es war Mitte Frühling und es wurde deutlich wärmer und auch die Blätter an den Bäumen waren endlich wieder zu sehen.
Ich mochte zwar den Winter, immerhin schneite es hier in Japan wirklich oft und den Kindern dabei zusehen zu können, wie sie eine Schneeballschlacht veranstalteten oder voller Freude einen Schneemann bauten, war in irgendeiner Weise schön und erleichterte mich.
Es war die Kindheit, die ich nie haben konnte, obwohl ich sie mir so sehr gewünscht habe. Anscheinend hatte ich nicht so viel Glück, was meine Vergangenheit anging.

Manchmal fragte ich mich jedoch, was Glück überhaupt war. 
Macht und Reichtum? 
Oder doch eher Liebe und Freunde?

Jemanden an deiner Seite zu wissen, ist etwas wirklich Tolles, auch wenn ich das eher leugne. Dennoch war mir das Gefühl von wahrer Liebe fremd und die Wärme, die sie umgab, kannte ich nicht. 

Was war das für ein Gefühl? Geliebt zu werden? Jemanden lieben? 

Obwohl meine Schwester mich immer zu Kinoabenden zwang, welche meist voller Romantikfilmen befüllt waren, wusste ich nicht, wie sich so etwas anfühlen musste und ich bezweifelte, dass ich dieses Gefühl jemals empfinden könnte.

Wer würde schon so jemanden, wie mich lieben? Einen arroganten, stillen Typen, welcher seine Gefühle nicht ausdrücken konnte und sich vor allen verschloss? 

Zumindest dachte ich so. 

Wie sollte ich auch anders denken? Der einzige Grund, warum ich überhaupt geboren war, war derjenige, dass ich ein Held werden musste und zwar der Stärkste von allen. Zu mehr taugte ich nicht. Doch war es wirklich das, was ich wollte?
Mir war bewusst, dass ich ein Superheld werden wollte, jedoch könnte ich so jemanden, wie All Might niemals übertreffen. Egal, wie sehr ich es wollen würde, egal, wie sehr mein Vater mich zum Trainieren zwingen würde...
Mir war das nicht möglich.

An diesen Gedanken gefesselt kam ich zuhause an und versuchte, mich in mein Zimmer zu schleichen, um mich dort einzuschließen und auch nicht mehr rauskommen würde, sofern ich wusste, dass er noch hier war.

Doch kaum stand ich vor meiner Tür, da hörte ich schon meinen Vater laut rufen:,,SHOTOOOO! DU BIST WIEDER DA? KOMM RUNTER! WIR MÜSSEN REDEN!"

Seufzend ließ ich meinen Arm sinken, da ich eigentlich vor hatte, meine Zimmertür zu öffnen. Ohne ein Wort zu sagen, ging ich die Treppen wieder runter und fand meinen Vater in der Küche. Er saß am Tisch und aß meine Lieblingsnudeln; Soba.

Als er mich dann endlich bemerkte, wie ich da stumm am Türrahmen stand, meinte er, ich solle mich an den Tisch setzen. Genau das tat ich auch. Ich setzte mich gegenüber von ihm und Fuyumi, meine ältere Schwester, stellte mir mit einem Lächeln im Gesicht ebenfalls Soba auf den Tisch. Ich nickte ihr nur kurz wortlos zu und sah dann mit monotoner Miene zu meinem Vater, welcher mich musterte.

,,Wird Zeit für ne Freundin", meinte er bloß. ,,Findest du nicht auch?" Seine kalten roten Augen stachen in meine zweifarbigen, doch dass schüchterte mich keineswegs ein. Stattdessen hob ich eine Augenbraue. ,,Nein. Tue ich nicht." 

,,Meine Meinung ist alles, was zählt..", seufzte er. ,,Erst dachte ich ja, dass du keine Beziehung eingehen solltest, da es dich bloß schwächer macht... Aber jetzt finde ich, dass sie dich stärker machen kann. Also will ich, dass du jemanden auftreibst." 

Ich stand auf und sah abstoßend auf meinen Vater herab. ,,Nicht in einer millionen Jahre werde ich auch nur daran denken, ein armes Mädchen auszunutzen, nur um für deine Zwecke stärker zu werden. Und du wirst das auch nicht beeinflussen können, denn ich bin für sowas noch lange nicht bereit, also komm bloß nicht auf irgendwelche dummen Gedanken!" 

Damit verließ ich die Küche und ließ einen verwirrten, aber auch wütenden Endeavor alleine.

In meinem Zimmer angekommen ließ ich mich rückwärts auf mein Bett fallen und starrte die Decke an.
Warum sagte er sowas? Und wieso wollte ich es nicht? War ich denn wirklich nicht dazu bereit?
Wenn es wirklich nur dem Zweck diente, stärker zu werden, könnte er das vergessen, außerdem kam sowas von selbst und nicht, weil man es wollte...

Mit solchen Gedanken merkte ich dann gar nicht, wie müde ich wurde und schon war ich im Land der Träume gelandet.

-

Am nächstem Tag öffnete ich langsam meine Augen und fand mich in meinem Bett wieder.
Ich setzte mich müde auf und sah mich um, als ich plötzlich die Uhr bemerkte.
,,10 Uhr? Seit wann lässt Vater mich so lange schlafen?"
Neugierig stand ich auf und sah in den Spiegel.

Ich sah aus, wie immer.
Bloß waren meine Haare durch den Schlaf etwas durcheinander, was ich durch einen Kamm auch sofort wieder in Ordnung brachte.

Als das getan war, ging ich runter, doch ich hörte fremde Stimmen aus dem Wohnzimmer, weshalb ich dieses auch betrat.
Auf der Couch saß mein Vater, doch gegenüber von ihm stand eine Frau mittleren Alters. Nur wenige Falten zierten ihr Gesicht und ihre kurzen braunen Haare waren zu einem Zopf gebunden. Ihre Hand hatte sie auf den Rücken eines Mädchen - etwa in meinem Alter - gelegt, welches neben ihr saß und mit bedrückter Miene auf den Boden sah.
Ihre schulterlangen Haare waren anders als die ihrer Mutter eher rötlich und die Spitzen stachen dabei besonders heraus.
Sie hatte normale Freizeitkleidung an. Eine rote Bluse und eine stylische Jogginghose.

(Bin ich die einzige, die sowas trägt?)

Dazu trug sie eine Kette, welche kostbar zu sein schien, denn es war ein smaragdartiger Stein an dieser.
Es schien niemanden zu interessieren, dass das Mädchen nicht gerade glücklich aussah, denn mein Vater und dessen Gast unterhielten sich seelemruhig mit einander.

Ich beschloss, einfach zu stören und trat vor. Beide wurden still und die Aufmerksamkeit war auf mich gerichtet, nur das Mädchen schien nervöser und sah weg.

,,Da bist du ja, Shoto. Ich habe beschlossen, dich nicht zu wecken, damit ich erstmal alleine mit unseren Gästen reden kann.
Allerdings bist du zur perfekten Zeit da, komm, setz dich doch zu uns."
Ich sah meinen Vater fragend an und ahnte schon Böses, trotz dessen setzte ich mich neben meinen Vater und mein Blick wanderte wieder zu dem Mädchen.
Ihr Blick war immernoch nach unten gerichtet, sodass ich ihre Augen gar nicht sehen konnte.

,,Er scheint ein sehr lieber und gut erzogener Junge zu sein", meinte die unbekannte Frau lächelnd.
,,Oh ja, das ist er", antwortete mein Vater merkwürdig freundlich.

,,Was ist hier los, Vater?", sprach ich einfach verwirrt rein. ,,Wer sind das?"
,,Shoto, sei doch etwas respektvoller. Das ist immerhin die Mutter deiner Freundin."
Kaum hatte er das Wort "Freundin", ausgesprochen, schon weiteten sich meine Augen und ich sah ihn geschockt an.
War das der Grund, warum sie so bedrückt aussah? Wollte sie es gar nicht? Würde sie jetzt meinetwegen dazu gezwungen werden?!
,,Was heißt hier ,,Freundin"?", fragte ich verwirrt und er schmunzelte. ,,Darüber haben wir gestern doch schon gesprochen. Komm. Stell dich ihr vor, ich bin mir sicher, ihr werdet euch super verstehen."

Mein Blick wanderte erneut zu dem Mädchen. Tränen tropften auf den Boden, doch als ihre Mutter ihren Griff an ihrem Rücken etwas verstärkte, wischte sie sich sofort die Tränen weg.
Ich stand auf und ging auf sie zu, dann hockte ich mich vor sie hin und sah ihr endlich in die Augen.
Wunderschöne blaue Augen, wie der Ozean, waren zu sehen, was mich erst alles vergessen ließ. Doch schnell fasste ich mich wieder und legte eine Hand auf ihre Schulter.
,,Ich zwinge dich zu nichts und wenn ich ehrlich bin, will ich selber keine Beziehung."
Endeavor stand auf und sah mich zornig an. ,,Shoto! Dieses Mädchen ist deine Chance! Nimm sie gefälligst an!"
Das blauäugige Mädchen sah mich nun an und Tränen waren in ihren Augen zu sehen. ,,Ich will das nicht...", flüsterte sie.
,,Aoi!", zischte die Frau wütend.
Das Mädchen, welches anscheinend Aoi hieß, was meiner Meinung nach ein echt schöner Name für so ein schönes Mädchen war, verstummte sofort und sah bedrückt zur Seite.

Ich erhob mich wieder und drehte mich gar nicht erst zu meinem Vater um. Stattdessen schaute ich auf die Wand und meinte mit ernster Stimme:,,Sie will das nicht und ich auch nicht. Willst du uns wirklich dazu zwingen? Was bringt es dir?"
,,Ich bin dein Vater und du tust gefälligst was ich dir sage!", schrie er mich an. Ich schüttelte langsam den Kopf. ,,Ich sehe dich schon lange nicht mehr als meinen Vater an."
Ich hörte nichts mehr von ihm, was mich dazu verleitete, mich umzudrehen und in die etwas geschockten Augen von dem Helden zu sehen, doch er fasste sich schnell wieder und sah mich streng an.
,,Vor der Tür reden wir weiter. Jetzt." Damit verließ er das Zimmer. Mein Blick glitt kurz zurück zu den beiden. Die Frau sah ihrem Gastgeber hinterher und Aoi spielte nervös mit ihren Finger rum.
Ich drehte mich wieder um und folgte meinem Vater raus.

,,Warum tust du nicht einfach, was dir befohlen wird?!", motzte er mich an, als ich vor ihm stand.
,,Weil ich meinen eigenen Kopf habe", antwortete ich knapp und mit monotoner Stimme.
,,Ich habe endlich jemanden für dich gefunden und du machst so eine Scheiße!"
,,Ich kann sehen, dass ihr sie zwingt."
,,Das hat seinen Grund", meinte Endeavor bloß.  ,,Ich mache dir einen Deal. Du verbringst Zeit mit ihr und ihr versucht, euch näher zu kommen. Sollte das nicht funktionieren, gebe ich es auf und zwinge euch auch nicht zu einer Beziehung."
Meine Augenbraue hob sich, doch dann zuckte ich nur mit den Schultern.  ,,Meinetwegen."
,,Perfekt!", rief er schief grinsend.

-

Ich saß mit Aoi in einen Café. Sie saß gegenüber von mir und schien sich gar nicht mal zu trauen, mich anzusehen.
Ich musterte sie und hörte gar nicht auf, sie mit Blicken zu durchstochern.
,,Dein Name ist also Aoi?", fragte ich, um ein Gespräch zu beginnen.
Sie nickte stumm und spielte mit ihrer Kette rum.
,,Wie alt bist du?", fragte ich weiter, woraufhin sie mit "15" antwortete. Ein Jahr jünger als ich also.
,,Keine Sorge", sagte ich und sah auf ihre Kette, mit welcher sie noch spielte.
,,Wenn das zwischen uns nichts wird, gibt mein Vater auf. Hat er mir zumindest versprochen."
Aoi nickte stumm und ich fragte sie etwas zögernd:,,Was ist das eigentlich für eine Kette?"
Sie sah zum ersten Mal auf und sah mir direkt in die Augen.  ,,Gar nichts!", meinte sie schnell und versteckte die Kette unter ihrem Oberteil, was mich etwas verwirrte. Aber ich würde sie auch schlecht dazu zwingen können, zu reden. Bestimmt würde sie es mir noch sagen...

,,Willst du etwas essen?", fragte ich dann. ,,Oder bloß etwas trinken?"
Aoi sah auf die Speisekarte, dann ließ sie sie traurig sinken.  ,,Das ist mir zu teuer...", flüsterte sie.
,,Das ist kein Problem", meinte ich nur knapp.  ,,Ich bezahle."
Die rothaarige weitete die Augen und sah mich an. ,,Ehrlich?!", strahlte sie, worüber ich erst etwas verwundert war, doch dann nickte ich.
Warum freute sie sich so sehr darüber..?

Sie bestellte ein Frühstücksmenü und Kuchen dazu. Ich hingegen nahm nur das Frühstücksmenü. Wir beide bekamen noch etwas zu trinken dazu und fingen schon an zu essen.
,,Das ist echt lecker!", meinte das Mädchen grinsend und biss in ihr Sandwich.
Dass sie aufeinmal so anders war, fand ich irgendwie komisch, dennoch schmunzelte ich bloß.

Als wir fertig waren bezahlte ich noch, bevor sie ihre Sachen nahm und mich anlächelte.
,,Danke! Das war lecker!"
Erneut schmunzelte ich und ging zur Tür.  ,,Solange du glücklich bist."
Sie folgte mir und ich erkannte die Röte auf ihrem wunderschönen Gesicht.
Ganz leichte Röte war auch auf meinem Gesicht zu erkennen und ich sah zur Seite. Was machte sie bloß mit mir?

,,Wollen wir dann..." Ich räusperte mich. ,,Noch spazieren gehen? Ich habe wenig Lust, gleich von meinem Vater mit tausenden Fragen gequält zu werden."
Aoi sah mir in die Augen.  ,,Du magst ihn nicht, oder?"
Ich senkte den Kopf und zuckte bloß mit den Schultern, doch dann sah ich auch zu ihr.  ,,Magst du deine Mutter? Ich meine... Sie scheint nicht besonders nett zu dir zu sein."
Sie wirkte traurig und sah auf ihre Kette.  ,,Ich liebe sie.... Und ich weiß, dass sie mich auch liebt.. Ich kann verstehen, wieso sie so ist."
Meine Augenbraue hob sich, doch wieder fragte ich nicht nach. Ich würde es noch früh genug erfahren.

Also gingen wir noch in der Innenstadt spazieren, bis wir am Meer landeten.
Aoi sah zum Horizont und ein Lächeln bildete sich auf ihren Lippen.
,,So viel Wasser...", träumte sie.
Ich stand etwa zwei Meter hinter ihr und sah sie an, lächelte sogar, ohne es bemerkt zu haben.

Sie schien ein niedliches Mädchen zu sein, welches eigentlich total aufgedreht und fröhlich ist, manchmal aber auch schnell niedergeschlagen sein kann...
Ich mochte sie jetzt schon, aber meinem Vater würde ich das sicher nicht sagen.

,,Lass uns gehen. Die Sonne geht unter." Ich sah in den Himmel und tatsächlich war Sonnenuntergang.
Aoi hob schnell eine Hand und sah sich die Szene strahlend an.
,,Wunderschön...", murmelte sie verträumt.
Ich ging etwas weiter nach vorne, sodass ich neben ihr stand und strich vorsichtig über ihre Hand.
Sie sah auf und ihre Augen trafen auf meine.  ,,Shoto...", flüsterte sie. Ich blickte auf ihre Lippen, sie auch auf meine.
Doch bevor ich ihrem Gesicht näher kommen konnte, merkte ich, was ich da tat und riss mich schnell zusammen.
Sofort drehte ich mich um und ging vor.  ,,Lass uns gehen."
,,Ähm... Ja.." Sie lief mir nach und wir gingen nebeneinander nach hause.

,,Soll ich dich nach Hause begleiten?", fragte ich, als wir fast da waren. Sie wohnte etwa zwei Straßen weiter, weshalb es nicht so weit wäre, sie zu bringen, außerdem war es schon dunkel und wer weiß, wer um die Zeit draußen noch rumlungerte?
Das Mädchen sah mich an und schüttelte langsam den Kopf.  ,,Nicht nötig. Wir sind grade neu in diese Stadt eingezogen, daher sieht es bei uns wirklich unordentlich aus."
,,Das ist nicht schlimm", meinte ich knapp. ,,Ich bringe dich."
Danach erwiderte sie nichts mehr und ließ mich sie begleiten.

Als wir an ihrer Haustür ankamen, ging sie vor diese und drehte sich nochmal zu mir um.
,,Danke, Shoto. Das war ein schöner Tag."
Ich nickte ihr schmunzelnd zu und schon ging die Tür auf, vor welcher man Aoi's Mutter sah. Diese schenkte mir ein Lächeln und ließ Aoi rein.
,,Habt ihr euch denn schon gut verstanden heute?", fragte sie, woraufhin ihre Tochter nickte.
,,Einigermaßen", antwortete ich und die Frau lächelte Aoi an. ,,Meine Tochter wird ja so schnell erwachsen!", strahlte sie.

Ich war etwas überrascht darüber, dass sie auf einmal so nett zu ihrer Tochter war, dennoch drehte ich mich um, hob noch einmal die Hand zum Abschied und ging meinen Weg nach Hause.

Dort angekommen öffnete ich die Tür und zog mir die Schuhe aus. Jedoch stand mein Vater ebenfalls im Flur und musterte mich.
,,Liebt ihr euch?"
,,So schnell geht das nicht!", zischte ich und sah ihn schon fast wütend an. ,,Aber so jemand wie du, der andere zur Hochzeit zwingt, ohne jegliche Gefühle zu empfinden, kann sowas natürlich nicht verstehen", fügte ich noch hinzu, bevor ich dann auf die Treppe zusteuerte.
Kurz blieb ich stehen und sah zu Boden.  ,,Aber... Ich mag sie." Damit ging ich dann hoch und hörte nur noch die Freudensrufe meines dämlichen Vaters.

-

Ich stand vor Aoi's Haustür und klingelte einmal an.

Es war früh am Morgen und mein Vater hat mich dazu gezwungen, sie abzuholen, da sie angeblich jetzt auch auf die U. A. ging.
Naja, neue Stadt, neue Schule. Ich hoffte irgendwie, dass sie in die Superheldenabteilung ging, denn das wäre dann meine Klasse, die 1A.
Bestimmt würde sie sich dort wohl fühlen und alle würden sie freundlich empfangen.... Außer Bakugou.

Die Tür öffnete sich einen Spalt und Aoi's Mutter lugte heraus, dann lächelte sie bei meinem Anblick und öffnete die Tür ganz.
,,Du willst Aoi abholen, habe ich recht?"
Ein Nicken war meine Antwort und sie rief sofort:,,AOI! DEIN FREUND IST HIER, UM DICH ABZUHOLEN!"
Aoi's Stimme war von oben wahrzunehmen.  ,,ICH KOMME JA SCHON!"
Ich machte mir nicht die Mühe, ihrer Mutter zu sagen, dass wir nicht zusammen waren, denn ich war mir sicher, mein Vater hatte ihr schon gesagt, dass ich ihre Tochter abholen würde.

,,Du musst wissen, dass Aoi sehr schüchtern gegenüber Fremden sein kann", meinte Aoi's Mutter, als wir in ihrem Flur standen. ,,Kannst du ihr helfen, sich in ihrer neuen Schule einzuleben? In ihrer alten Klasse lief es nicht so gut..."
Erneut nickte ich bloß.
,,Vielen Dank!" Sie lächelte mich freundlich an. ,,Wenn du willst, darfst du gerne in ihr Zimmer gehen, um zu schauen, ob sie schon fertig ist."
,,Mache ich."

Ich ging die Treppen hoch.
An den Wänden waren nur wenige Bilder von Aoi als Baby oder auch Kleinkind.
Allerdings fiel mir ein Bild auf, in welchem Aoi und ihre Eltern zu sehen waren. Sie sahen sehr glücklich aus.
Wo war ihr Vater jetzt? Wahrscheinlich suchte er sich grade einen neuen Job, es war immerhin eine neue Stadt.

Ohne weiter darüber nachzudenken sah ich schon die Tür zu Aoi's Zimmer. Dies erkannte ich an dem Namensschild, welches an der Tür festgenagelt war.
Leider vergaß ich, anzuklopfen und ging einfach sofort rein, was anscheinend keine so gute Idee war, denn Aoi stand in Unterwäsche im Zimmer und wurde knallrot, als sie mich sah.
Sofort knallte ich die Tür zu und lief genauso rot an, wie sie.
,,T-tut mir leid!"
Jedoch bekam ich keine Antwort mehr und fünf Minuten später öffnete sie die Tür, diesmal aber angezogen. Sie warf mir einen bösen Blick zu und ging zur Treppe.
,,Baka."
,,Tut mir leid..", entschuldigte ich mich peinlich berührt nochmal. Sie ging die Treppe runter, gefolgt von mir.

,,Hast du schon etwas gegessen?", fragte ihre Mutter Aoi noch, was diese mit einem ,,Ja, habe ich, Mama" beantwortete. Dann zog sie ihre Schuhe an und sah zu mir. ,,Dann mal los", lächelte sie, woraufhin ich nur nickte.
Bevor wir rausgingen rief uns die Frau nochmal zu:,,Vergesst Händchen halten nicht!"

Aoi lief rot an, ich ebenfalls, aber eher leicht.
Ich strich vorsichtig über ihre Hand, was sie aufzucken ließ. Zögernd legte sie ihre Hand auf meine und wir verschränkten diese ineinander.
,,Ist das schlimm für dich?", fragte ich im Gehen.
,,Nein", antwortete sie.  ,,Weil du es bist."
,,Ich hoffe, es stört dich nicht, wenn wir damit aufhören, sobald wir ankommen. Das wirst du verstehen, sobald du meine Klasse erstmal kennenlernst.."
Aoi sah mich interessiert an.  ,,Wie ist sie so? Deine Klasse?"
,,Ziemlich laut... Neugierig... Aufgedreht... Aber auch freundlich und unterhaltsam. Ich denke, du wirst sie mögen."
Ein Lächeln bildete sich auf ihren Lippen.  ,,Ich gehe nämlich auch in deine Klasse."
Ich sah sie erstaunt an, lächelte dann aber leicht und richtete den Blick wieder nach vorne.  ,,Freut mich."

-

,,Habt ihr's schon gehört?"
,,Dass Mineta in der Parallelklasse als Traube bezeichnet wird?"
,,Doch nicht das. Wir kriegen eine Neue!"
,,HEY! Wer ist hier eine Traube!"

Ich stand neben Aoi im Raum und sofort wurden alle still und sahen zns an.
Wir hielten natürlich nicht mehr Händchen und es sollte eigentlich so wirken, als wenn ich sie normal hierher gebracht hätte um sie rumzuführen, oder so. Aber wie erwartet schrien alle keine zwei Sekunden später:,,SHOTO HAT 'NE FREUNDIN!!!"
Ich klatschte mir mit der Hand auf die Stirn, jedoch kicherte Aoi.  ,,Ich mag sie jetzt schon", entgegnete sie.

Als ich allen erklärt habe, wer sie war und dass sie nun bei uns lernen würde, gingen alle direkt an ihren Tisch - sie saß zwischen mir und Katsuki - und durchlöcherten sie mit lauter Fragen. Sie belächelte alles allerdings und schien kein Problem damit zu haben.
Schüchtern? Keineswegs.

Ich ließ natürlich die Tatsache aus, dass wir gezwungen waren, eine Beziehung zu versuchen, denn das würde nur Probleme auslösen und es für uns schwerer machen.

Plötzlich stand Bakugou neben meinem Tisch und sah mich wie immer ablehnend an.
,,Was'n das für 'ne Bitch, die du da angeschleppt hast?"
,,Lass sie in Ruhe, Bakugou", erwiederte ich nur und holte meine Englischsachen aus meinem Rucksack.
,,Ah, ich verstehe. Das ist wirklich deine Freundin."
,,Ist sie nicht."
Doch Bakugou lachte fies und schrie in die Klasse:,,Die Schlampe ist die Freundin von dieser halben Portion hier!"
Alle sahen zu Bakugou, auch Aoi. Ihr stiegen die Tränen in die Augen. ,,Ich bin gar keine... Schlampe.."
Katsuki musterte sie. ,,Du bist eine Hure, die sich an Todoroki ran macht, nur um beliebt zu sein", grinste er fies.
Aoi fing plötzlich an zu weinen und rannte raus.

Plötzlich erinnerte ich mich an die Worte ihrer Mutter.
In ihrer alten Klasse lief es nicht so gut...

Wurde sie...?
Schnell stand ich auf und lief nach, hörte nur noch die Worte der anderen, welche mit Bakugou schimpften.
,,Was sollte das?!"
,,Du hast sie verletzt!"

Ich fand Aoi hinter der Treppe im ersten Stock wieder. Sie hockte da und hatte die Beine an sich gezogen. Ihre Arme legte sie um diese und den Kopf auf ihre Knie.
Ich konnte ein leises Schluchzen wahrnehmen.
Langsam ging ich auf sie zu und kniete mich neben sie. Meine Hand legte ich auf ihren Kopf, doch sie schlug diese einfach weg.
Geschockt sah ich sie an.

Aoi sah auf und blickte mir mit Tränen in den Augen in meine.
,,Du hast mich angelogen!", schrie sie mich an.  ,,Ich fühle mich nicht wohl! Ich... Ich will das nicht nochmal!", schluchzte sie.
Nochmal...?
,,Aoi... Kann es sein, dass du in deiner Klasse.... Mobbing erfahren musstest...?"
Sie fing erneut an, bitterlich zu weinen und ich nahm sie in den Arm.
,,Es tut mir leid... Ich werde mit ihm reden, versprochen. Und ich beschütze dich."
Sie vergrub das Gesicht weinend in meiner Brust und weinte leise. Ich strich ihr aufmunternd über den Rücken und küsste ihren Kopf sanft.

Nach einiger Zeit lösten wir uns und sie sah mir in die Augen. ,,Danke...", flüsterte sie.
,,Lass uns dein Gesicht waschen gehen und dann zurück in die Klasse." Ich erhob mich und zog sie ebenfalls hoch.
Sie lächelte leicht und ich führte sie in die Mädchentoilette. Natürlich wartete ich draußen, bis sie ihr Gesicht gewaschen hat und dann gingen wir zurück in die Klasse.

Alle saßen schon auf ihrem Platz, da der Lehrer schon da war. Dieser sah uns an, genauso wie seine Schüler.
Ich blickte zu Aoi und dann wieder zum Lehrer.  ,,Es tut uns leid für die Verspätung."
,,Ach nooooo Problem!", rief er mit einem Grinsen im Gesicht. Damit setzen wir uns wieder auf unsere Plätze und ich merkte, wie Aoi immer wieder nervös zu Katsuki sah, da dieser ja neben ihr saß.

Ich hob die Hand und wurde auch sofort drangenommen.
,,Dürfen Aoi und ich Plätze tauschen? Sie fühlt sich noch unwohl so mitten in der Klasse."
Ich benutzte als Ausrede, dass sie deshalb lieber am Fenster saß und der Lehrer erlaubte uns das.
Also wechselten wir Plätze und ich bekam ein dankbares Lächeln von Aoi.

Der Rest der Stunde und auch der anderen Stunden verlief einigermaßen gut und Aoi schien wirklich schlau zu sein, denn sie meldete sich echt oft und hatte immer alles richtig.
Ich war eher ruhig, so wie immer. Aber natürlich meldete ich mich auch ab und zu, immerhin wollte ich auch in solchen normalen Fächern wie Mathe, Englisch oder Japanisch eine gute mündliche Note.

Nach drei Stunden also waren wir alle in der Cafeteria.
Aoi und ich saßen nebeneinander und sie aß freudig ihr Essen.

,,Scheinst dich ja schon gut hier eingelebt zu haben", merkte ich an und sah auf mein Essen.
,,Es macht irgendwie Spaß und die anderen sind total nett! Außer diese Explosionsfresse."
Ich schmunzelte.  ,,Ein sehr passender Spitzname."
,,Danke!"
,,Gleich ist Superheldenunterricht", erklärte ich ihr.  ,,Hier an der U. A. wird sehr viel von den Schülern erwartet, sonst wäre es ja keine so gute Oberschule für Superhelden, verstehst du?"
,,Weiß ich alles schon." Sie schob ihren leeren Teller weg und lächelte mich an. ,,Ich habe mich etwas schlau gemacht um nicht hinter euch zurück zu stehen."
,,Da war jemand aber fleißig."
Aoi grinste niedlich und sah dann auf mein Essen.  ,,Isst du das noch?", fragte sie und setzte Welpenaugen ein. Mein Blick wanderte ebenfalls zu meinem Essen und ich schob es zwischen uns.
,,Tollllll!!", strahlte sie.  ,,Ähm.. Aber sag mal... Was ist das?"
Ich hatte etwas anderes als sie, trotzdem war ich etwas überrascht, dass sie nicht wusste, was das war.
,,Du kennst Soba nicht?"
Sie sah mir in die Augen und schüttelte langsam den Kopf. ,,Hier in der Schule sind sie nicht so gut, aber ich liebe sie trotzdem. Heute führe ich dich zum Soba essen ins Restaurant aus, versprochen."
Erneut strahlte sie und klatschte wie ein kleines Kind in die Hände. ,,Jayyy!!"
Ich schmunzelte und gemeinsam fingen wir an zu essen.
,,Mhhhhh, das schmeckt echt gut!"
,,Sag ich ja."

Plötzlich saugte ich an einer Nudel, während sie es ebenfalls tat, jedoch war es anscheinend ein und dieselbe, denn unsere Gesichter waren plötzlich ganz nah und die Nudel verband uns.
Aoi lief rot an, doch schnell biss sie rein um sie von meiner zu trennen und sah peinlich berührt weg.
Ich legte bloß eine Hand auf ihr Knie und aß zuende.

Als es klingelte stand ich auf. Die rothaarige tat es mir gleich und wir gingen los.
Doch mitten auf dem Weg zum Treffpunkt blieb sie plötzlich stehen und klatschte sich mit der Handfläche auf die Stirn. ,,Mein Kostüm ist noch im Klassenraum! Geh schon mal vor, ich komm gleich!" Bevor ich etwas sagen konnte, war sie schon verschwunden.

Kannte sie sich überhaupt so gut in dem Gebäude aus, dass sie den Weg zurück ins Klassenzimmer finden würde?
Nach langem Überlegen ging ich doch lieber nach. Sie war sowieso schon etwas länger weg und wenn sie alles richtig getan hätte, würden wir uns über den Weg laufen, da sie ja zurück musste.
Doch das war nicht der Fall, also vermutete ich, der Tollpatsch hätte sich einfach in der Schule verlaufen.

Als ich im Klassenzimmer ankam, stand Aoi aber an der Wand, an welche sie von Bakugou gedrückt worden ist.
Schnell versteckte ich mich, um zu lauschen, was da vor sich ging.

,,Tu nicht so einen auf mega lieb und toll!", schrie er sie an.
,,I-ich habe nichts getan..", hörte ich Aoi ängstlich flüstern und das brach mir das Herz.
,,Ich wette du bist ein Spion von der Schurkenliga, weil All Might hier unterrichtet, huh?!" Bevor Katsuki hier eine verpassen konnte stand ich zwischen den beiden und hielt sein Handgelenk fest.

,,Lass deine Finger bei dir", sagte ich mit bedrohlich ruhiger Stimme und Katsuki sah mich aggressiv an, jedoch zog er seinen Arm zurück.  ,,Du wirst noch sehen, dass sie uns alle hintergeht!", schrie er und ging aus dem Klassenzimmer.

Ich drehte mich um und wollte Aoi grade in den Arm nehmen, um sie zu umarmen, jedoch kam sie mir zuvor und fiel mir weinend um den Hals. Sie vergrub ihr Gesicht in meinem Nacken und ich strich ihr beruhigend über den Rücken.

,,Hör nicht auf ihn...", flüsterte ich aufmunternd. ,,Er ist immer so... Nicht nur zu dir."
Aoi schluchzte und legte den Kopf in den Nacken um zu mir hoch zu sehen.  ,,D-danke, dass du m-mir geholfen hast..."
,,Ich habe es dir versprochen", meinte ich und drückte sie an mich.

-

,,So, ihr jungen Superhelden!", rief All Might motiviert.
Wir waren alle angezogen in unseren Heldenkostümen und warteten darauf, dass uns gesagt wird, was heute an der Reihe wäre.
,,Seid ihr bereit für drei Stunden durchschuften?!"
Alle riefen begeistert irgendetwas rum und All Might's Grinsen wurde breiter.  ,,Na dann!" Er sah zu Aizawa, dieser trat hervor.

,,Ihr sollt heute..." Er gähnte kurz.  ,,Gegen einen Kameraden eurer Wahl antreten. Regeln: Keiner wird zu stark verletzt oder..." Sein Blick wanderte zu Bakugou.  ,,Getötet."
,,HEY! SCHAUEN SIE NICHT MICH AN!"
,,Was auch immer."
,,Sucht euch Partner aus und ran an die Kämpfe!", rief All Might und schon herrschte großer Trubel.

Aoi tippte mich an und ich sah zu ihr runter. Es war echt witzig, wie klein sie war. Einen Kopf kleiner als ich.

,,Ich will gegen dich kämpfen!", rief sie selbstbewusst und ich schmunzelte.  ,,Das ist aber schon ziemlich gemein, findest du nicht? Ich kenne deine Spezialität ja gar nicht."
,,Das weißt du bei Schurken meist auch nicht, wenn es unbekannte sind! Aber jeder Mensch kennt doch deine Spezialität vom Sportfest, immerhin lief das im Fernsehen."
,,Du hast es gesehen?"
,,Jap." Sie lächelte.  ,,Bist echt stark. Auch wenn ich finde, dass du am Ende echt kake verloren hast."
Ich sah beleidigt weg.
,,Sahst dabei trotzdem niedlich aus." Wir beide liefen sofort rot an.
,,A-also nicht in dem Sinne! Also doch... Aber nicht auf die Weise! Also..."
Ich schmunzelte.  ,,Jaja, habs schon verstanden. Lass uns beginnen."
Sie lächelte erleichtert und wir suchten uns einen freien Platz, wo wir genug Raum zum Kämpfen hatten.
Einige Kämpfe hatten schon begonnen, weshalb wir uns beeilen wollten.

,,Auf drei geht's los", meinte ich und sie nickte. Wir beide standen einige Meter voneinander entfernt in Kampfstellung.
,,Eins...." Ich musterte sie und versuchte, ihre Bewegungen vorauszusehen.
,,Zwei..." Ihr Blick lag ebenfalls auf mir, doch sie lächelte siegessicher.
,,Drei!"

Ich rannte auf sie zu, doch sie blieb erstaunlicherweise einfach stehen. Ich ließ mich davon nicht abschrecken und ganz kleine Flammen waren schon überall auf meiner linken Körperhälfte. Ich würde sie natürlich nicht schlimm verletzen, deshalb würde ich mich auch zurückhalten.
Doch als ich nur noch wenige Meter vor ihr war, leuchteten ihre Augen plötzlich ganz grün auf. Ihre kurzen Haare flogen über ihrem Kopf und sie strahlte auf einmal eine ganz andere, viel stärkere Aura aus als davor. Aoi hob ihre Arme langsam ausgebreitet hoch und summte leise eine Melodie.
Ich blieb automatisch stehen, als würde mein Körper nicht mehr das tun, was ich will, und war gezwungen ihr zuzuhören. Eine Engelsstimme...
Hinter ihr flogen plötzlich einzelne Erdteile hoch und als sie ihre Arme dann in meine Richtung streckte, flogen sie auf mich zu.
Ich riss meine Augen auf und erstellte um mich herum hastig eine Eismauer. Die Brocken schlugen auf diese ein und zertrümmerten sie nach einigen Stößen, allerdings war ich schon vorbereitet und warf Feuerbälle auf sie, wodurch sie kaputt gingen und wieder auf dem Boden landeten.
Mein Blick wanderte zu Aoi, welche einige Zentimeter über der Erde schwebte und mich ansah.
,,Süß", murmelte sie, ehe sie wieder ihre Stimme einsetzte und während des Summens immer wieder Erde aus dem Boden auf mich zuschleuderte. Ich wich geschickt jedem aus und dachte nach.

Das war also ihre Spezialität. Ihre Engelsstimme gab ihr die Kraft, die Erde zu kontrollieren.
Wie sollte ich sie aufhalten? Ich musste sie dazu bringen, aufzuhören zu summen, doch wie?
Vielleicht sollte ich sie kü...
Schnell schüttelte ich bei dem Gedanken den Kopf. Nein!

Ich versuchte es erstmals nochmal damit, auf sie zuzurennen um sie anzugreifen, doch etwa fünf Zentimeter von ihr entfernt wackelte auf einmal der Boden unter mir und ich musste versuchen, mein Gleichgewicht zu halten.
Kurz danach flogen einzelne Erdteile nach oben in den Himmel, darunter auch ein Teil, auf dem ich grade stand. Aoi schwebte ebenfalls oben und summte leise weiter eine Melodie.
Ich sah mich um. Mit meinem Eis könnte ich alles unter mir verbinden um das Risiko, runterzufallen, zu vermeiden. Allerdings würde sie das schnell wieder rückgängig machen, also wäre das bloß Energieverbrauch.

,,Du bist stark..", murmelte ich, während ich darüber nachdachte, was ich jetzt tun könnte.
Ich versuchte es damit, erstmal alle auf mich zu fliegenden Erdbrocken mit meinem Feuer zu zerstören, doch als ich Aoi's Schmunzeln sah, bekam ich eine Gänsehaut.
Sie summte eine andere Melodie als zuvor.

Diese klang traurig und ein Hauch von Dramatik steckte darin.
Aoi's Arme hoben sich langsam und auf einmal war ich unter einem großen Schatten. Dies überraschte mich etwas und ich drehte mich vorsichtig um, musste aber feststellen, dass sie den ganzen verdammten Boden fliegen ließ, welcher sich grade dafür zur Verfügung stellen ließ.
Alle anderen aus der Klasse sahen mit geweiteten Augen hoch und ich sah, dass sie redeten, konnte es aus der Entfernung jedoch nicht hören.

,,Es wird nicht lange weh tun, versprochen." Mit diesen Worten schleuderte sie den gefühlten halben Mond auf mich zu.

Ich wusste, dass sie es nicht auf große Verletzungen abgesehen haben konnte, vom Tot mal ganz abgesehen. Jedoch sah das schon etwas heftig aus.

Aus Reflex erstellte ich eine riesige Eiswand vor mir, welche mich erstmal schützen sollte, dies war anscheinend aber doch nicht der Fall, denn es reichte noch nicht aus, um den Widerstand von Aoi's Kraft Stand zu leisten.
Also versuchte ich mit all meinen Kräften, es weiterhin mit meinem Eis zu versuchen und biss meine Zähne zusammen.
Auch Aoi schien Schwierigkeiten zu haben, als wäre ihre Kraft bald aufgebraucht. Naja, sie musste ja auch ziemlich viel auf einmal tragen.
Plötzlich ließ der Widerstand ganz langsam nach und es fiel mir etwas leichter, bis ich dann so viel Eis dagegen drückte, dass die ganze Erde verweichte und langsam runterfiel. Jedoch war es anscheinend Aoi, die diese Kraft nicht mehr aufrecht erhalten konnte, denn auch ich fiel nun, genauso wie sie.

Ich streckte die Arme im Fallen nach ihr aus, sie war wie es schien aber zu erschöpft, denn sie reagierte nicht darauf.
Ich versuchte irgendwie, zu ihr hinzureichen, was auch funktionierte. Schnell schloss ich sie in meine Arme und bildete somit eine Art Schutz.
Zum Glück aber landeten wir in einer Anreicherung aus weichem Schlamm, sodass wir keinen schlimmen Schaden nahmen.

Ich sah zu Aoi und sie sah mich müde an.  ,,Du bist.... s-stark...", flüsterte sie, legte ihren Kopf auf meine Schulter und schloss die Augen. Daraufhin war sie anscheinend eingeschlafen.

-

Aoi und ich waren in der Schule duschen gewesen. Ich war überrascht, dass es hier überhaupt Duschen gab, jedoch war es ja sowieso eine sehr vielversprechene Heldenschule, also war das danach nicht weiter verwunderlich.

Ich saß auf einer Bank und starrte auf die Decke während sie dann reinkam.
,,Das müssen wir unbedingt wiederholen!!", rief sie grinsend.
Ich seufzte leise.  ,,Woher holst du dir nur diese Energie..."
Sie setzte sich neben mich und lächelte mich an.  ,,Du bist total stark! Ein würdiger Gegner für mich!"
,,Soll ich das als Kompliment oder als Angeberei auffassen?", fragte ich sie ironisch und sie schlug mir mit der Faust kichernd gegen den Oberarm.
,,Was auch immer", flüsterte ich.  ,,Wir dürfen jetzt nach Hause."
,,Drei Stunden gehen vorrüber, wie im Flug...", sagte sie eher zu sich selbst, als zu mir.

Ich stand auf und nahm meine Sachen. Da unsere Klamotten schmutzig waren, haben wir Ersatz-Schulkleidung von dem Direktor erhalten.
,,Lass uns gehen."
Aoi stand auf und nahm ebenfalls ihren Rucksack, dann lächelte sie mich erneut an und nahm meine Hand in ihre. Erst wollte ich darauf etwas erwidern, aber dann sah ich doch auf unsere Hände und verschränkte sie schmunzelnd ineinander.
,,Also los!", rief die grünäugige grinsend und gemeinsam machten wir uns auf den Weg nach Hause. Wir hatten wieder lange Schule, deshalb würde es bald dunkel werden.

,,Du bist echt toll, Shoto", flüsterte Aoi in den Himmel schauend. Ich drehte den Kopf zu ihr und lächelte leicht.  ,,Du auch."

Bei mir zuhause angekommen sah ich sie an.  ,,Soll ich dich noch nach Hause bringen?"
,,Ich bleib noch etwas bei dir, wenn das in Ordnung ist!"
Ich öffnete schmunzelnd die Tür.  ,,Komm rein."

Drinnen zogen wir unsere Schuhe aus und ich sah mich um, dann fiel mein Blick wieder auf Aoi.
,,Mein Vater ist grade anscheinend nicht hier", meinte ich.  ,,Das ist gut, sonst nervt er total."
Sie kicherte.
Ich nahm ihre Hand und zog sie mit nach oben.

Dort setzte sie sich aufs Bett und grinste.  ,,Total kuschelig hier!!"
Ich lächelte sie leicht an. ,,Danke." Ich nahm mir eine schwarze Hose und einen grauen Pullover aus dem Schrank und sah erneut zu ihr.  ,,Ich will mich... Ähm... Könntest du.."
Sie hob eine Augenbraue.  ,,Hm?" Doch dann errötete sie und hielt sich die Hände vor die Augen. ,,N-na klar!"
Ich schmunzelte und zog mich um, während sie leise etwas summte.
,,Da fällt mir ja wieder ein..." Als ich fertig war nahm ich vorsichtig ihre Hände weg und wir sahen uns in die Augen.  ,,Ich wollte dir noch sagen, dass du eine wunderschöne Stimme hast."
Die Rothaarige errötete und sah peinlich berührt weg. Ich sah auf ihre Lippen, stieß mich dann aber schnell wieder von ihr ab.

,,Ähmm... I-ich habe nichts zum Anziehen dabei und kann schlecht den ganzen Tag in Schuluniform hier rumlaufen... Also.. Könntest du mir vielleicht..."
Ich öffnete meine Schranktür und sah sie an.  ,,Du darfst dir gerne etwas aussuchen."
Sie strahlte und lief auf mich zu. Aoi suchte sich aus dem Schrank einen roten Hoodie aus, auf welchem die Aufschrift "you can be a hero" drauf gedruckt war. Sie sah mich auffordernd an und sofort drehte ich mich um, sodass sie sich umziehen konnte.
,,Fertig", sagte sie nach nur kurzer Zeit und ich drehte mich wieder zu ihr um.
,,Ich glaube, der ist dir etwas zu groß."
Die Ärmel waren weitaus länger als ihre Arme, sodass man ihre Hände gar nicht mehr sah und der Hoodie an sich ging ihr fast bis zu den Knien.
Aoi schaute auf sich herab.  ,,Meinst du?"
Ich schmunzelte.  ,,Naja, siehst trotzdem süß darin aus."
Sie errötete und sah weg.

,,Ich mache uns einen heißen Kakao. Warte hier, ich bin gleich zurück", meinte ich dann und sie nickte lächelnd.

Damit verschwand ich also aus dem Raum und ging in die Küche, wo ich zwei Tassen aus dem Schrank holte und Kakao zubereitete.
Ich hörte, wie jemand in die Küche kam und hörte Fuyumi's muntere Stimme hinter mir.

,,Versteht ihr euch gut?"
Ich drehte den Kopf monoton zu ihr und nickte als Antwort.
Ein Lächeln bildete sich auf ihren Lippen.  ,,Freut mich für euch. Ihr seid echt süß zusammen!"
Die Kakao waren endlich fertig, sodass ich endlich zurück in mein Zimmer gehen könnte.  ,,Was auch immer", murmelte ich, nahm die Tassen und ging die Treppen hoch.

Als ich die Tür zu meinem Zimmer öffnete, sah ich, wie Aoi auf meinem Bett lag und lächelnd in die Sterne sah, denn auf meinem Dach war ein kleines Fenster, durch das man in den Himmel blicken konnte.
,,Magst du die Sterne?", fragte ich, als ich die Tür schloss und erweckte damit ihre Aufmerksamkeit. ,,Oh ja... Sie sind wunderschön."
Ich lächelte leicht und legte die Tassen auf den kleinen Tisch neben meinem Bett. ,,Ja das sind sie... Aber weißt du was schöner ist?"
Sie sah mich mit Neugier in den Augen an und schüttelte langsam den Kopf.

Ich ging aufs Bett, legte meine Hände jeweils neben ihren Kopf und stützte mich somit über ihr ab. Sie errötete und wir beide sahen uns in die Augen. Mein Kopf schwebte sozusagen über ihrem.
,,Du", hauchte ich gegen ihre Lippen, woraufhin die Röte auf ihrem Gesicht nur stärker wurde.
Ich sah auf ihre Lippen und sie auf meine. ,,Ich liebe dich, Aoi...", flüsterte ich und bekam die leise Antwort:,,I-ich dich auch..."
Langsam schloss ich meine Augen und kam ihrem Gesicht näher, bis unsere Lippen aufeinander lagen. Es war ein eher langer Kuss und ich setzte leichten Druck auf ihre Lippen, als sich plötzlich die Tür öffnete.

Schnell rissen wir uns voneinander weg und sahen zur Tür, an welcher ein geschockter Endeavor stand. Dann grinste er und war anscheinend so glücklich, dass sogar Feuer aus seinen Gesichtsöffnungen schossen. Ich seufzte leise.

,,DAS HAST DU GUT GEMACHT, SOHN!", rief er erfreut und rannte runter, doch so laut, wie er schrie, hörte ich trotzdem noch:,,ICH SAGE IHRER MUTTER, DASS SIE HEUTE HIER ÜBERNACHTET, DANN KÖNNT IHR GERNE SPAß HABEN, ABER ICH WILL NOCH NICHT OPA WERDEN, JA?!"
Aoi errötete zwar, doch ich klatschte mir mit der Handfläche auf die Stirn.

Jedoch bildete sich auch ein wenn auch nur schwaches Lächeln auf meinen Lippen.

-

Ich lag neben Aoi im Bett und wir beide waren zugedeckt. Sie hatte sich nah an mich gekuschelt und strich kreisartig über meine Muskeln.

,,Sie war ein Geschenk von meinem Vater..."
Ich sah sie fragend an.
,,Die Kette.. Du wolltest ja wissen, was das für eine ist..."
,,Oh... Achso..."
,,Die Kette hat mir mein Vater als kleines Kind geschenkt. Er sagte mir immer wieder, ich könnte das schaffen, was er nie geschafft hat.... Ein wahrer Held werden.."
Ich hörte ihr aufmerksam zu, während sie weiter erzählte.
,,Ich liebte meinen Vater mehr als jeden anderen. Er war ein herzensguter Mensch, dazu noch ein total lustiger und wenn ich ihn mal brauchte, war er immer da.. Er hat sogar immer die Monster unter meinem Bett verscheucht..." Ein trauriges Lächeln bildete sich auf ihren Lippen.
,,Leider erkrankte mein Vater vor einem Jahr an Krebs. Und sein Körper hielt das nicht lange aus.... Deswegen ist er zehn Monate später einfach verstorben und hat meine Mutter und mich im Stich gelassen." Einzelne Tränen flossen ihre Wangen runter und ich wischte diese mitfühlend weg.  ,,Das tut mir... so leid.."
,,M-muss es nicht.." Aoi holte ihre Kette vorsichtig unter dem Oberteil hervor und betrachtete sie, genauso wie ich.
,,Du musst wissen, diese Kette ist sehr sehr wertvoll. Und als mein Vater starb waren wir sehr knapp bei Kasse, da meine Mutter aus Trauer nicht mehr arbeitete und das schon während seinen teuren Operationen nicht mehr.. Die Ärzte gaben ihm nämlich nur noch sehr wenig Zeit zu leben, zumindest sagten sie das und wie's sich herausstellte, hatten sie recht...
Seine letzten Worte zu mir waren:Ich liebe dich, Aoi. Und ich glaube daran.... d-dass du auch ein Held werden kannst... " Sie fing an zu weinen, als sie diese Worte zitierte und ich schloss sie in meine Arme, während auch mir eine Träne entwisch.
,,Und danach waren meine Mutter und ich nur noch arm und konnten uns nicht mal mehr unser Essen leisten... I-ich musste auf der Straße betteln und das w-war so unglaublich demütigend, dass sogar meine Klasse a-anfing mich zu hänseln und mir d-das Leben nur mehr zur Hölle machten...!"
Deswegen wurde sie also gemobbt...
,,Doch dann lernte meine Mutter deinen Vater kennen.... Er machte ihr den Deal, sie gut dafür zu bezahlen, wenn ich..." Sie sah weg. ,,Mit dir zusammen käme..."
Meine Augen weiteten sich. Er bezahlte sie dafür?!? ,,Aber..."
,,Nein! Ich liebe dich! Ich tue das auf gar keinen Fall für das Geld! Ich willigte nach langem Zögern auch nur für meine Mutter ein... Deswegen sagte ich ja, dass ich verstehe, wieso sie so zu mir war..."
Ich nickte langsam und strich über ihre Haare.
,,Meine Mutter wusste natürlich, dass sie mir sowas nicht antun konnte, doch ich sah ja, wie sehr sie litt und konnte den Mobbing auch nicht mehr aushalten, also sagte ich zu."
Ich stand auf und sah zu ihr.  ,,Ich bin gleich wieder da."
Sie sah mich etwas verwirrt an, nickte aber dann und ich ging nach unten.

Mein Vater saß auf der Couch und regte sich über irgendeine Zeitung auf in der wieder nur über All Might geredet wurde. Leise seufzte ich.
,,Vater. Wir müssen reden." Er sah zu mir auf und legte die Zeitung weg.  ,,Was gibt's?"
Ich setzte mich neben ihn und sah ihn an. ,,Ich liebe Aoi und sie mich." Er grinste, was eher gemein aussah.  ,,Ich wusste es ja!"
,,Aber ich werde keine Beziehung mit ihr anfangen."
Sein Blick verfinsterte sich.  ,,Und wieso?"
,,Solange du sie dafür bezahlst!", beendete ich dann aber meinen Satz und sah ihn sauer an.  ,,Natürlich will ich nicht, dass sie arm sind. Aber ich will auch nicht, dass man dafür bezahlt wird, mit mir zusammen zu sein. Also besorge Aoi's Mutter eine gut bezahlte Arbeit und ich werde einwilligen... Solange Aoi es auch will."
Mein Vater sah mich an und zuckte dann seufzend mit den Schultern. ,,Meinetwegen. Ich schaue mal, was ich da tun kann."
Ich schmunzelte und stand auf.  ,,Gut." Dann steuerte ich auf die Tür zu, blieb bei dieser angekommen aber stehen.  ,,Ach, Vater?"
,,Mh?"
Ich drehte den Kopf halb in seine Richtung und lächelte.  ,,Danke. Danke dafür, dass ich sie dank dir kennenlernen durfte."
Seine Augen weiteten sich etwas überrascht und ich ging dann zurück in mein Zimmer.

,,Wo warst du denn so lange?", fragte eine beleidigte Aoi, welche auf meinem Bett saß.  ,,Aoi haben dich vermisst!"
Ich lächelte und nahm sie in den Arm.

,,Ich liebe dich, Aoi. Und ich muss dich etwas fragen..."
Sie lächelte und kuschelte sich an meine Brust. ,,Erzähl!"
,,Ich bin nicht gut in sowas... Aber... Willst du meine Freundin sein? Ich werde dich auf ewig lieben und beschützen. Niemand wird dir jemals auch nur ein Haar krümmen oder dich verletzen..."
Aoi erröte und sah zu mir hoch.  Dann fing sie an zu weinen.
,,J-ja!"

Ende.

~7471 Wörter

Gestartet: 27.01.2021
Beendet: 29.01.2021

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top