10 - Love Talk
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Yoongi spürte das Gewicht auf seinen Hüften und realisierte erst da, dass ihr Kuss längst nicht mehr so unschuldig war, wie er angefangen hatte.
“Jimin, w-was wird das…?”, fragte er keuchend, aber Jimin antwortete nicht. Stattdessen schlichen sich dessen Finger in seinen Nacken, und spielten dort mit den feinen Nackenhaar von Yoongi. Gleichzeitig drückte er in immer forderndernen Bewegungen seine Hüfte gegen Yoongis und entlockte ihm dadurch ein leises Keuchen. Den Kuss löste Jimin zwar, aber nur um sich mit einem lasziven Grinsen über seine mittlerweile geschwollenen Lippen zu lecken. “Sieht man das nicht?”, antwortete er mit einer Gegenfrage, um im nächsten Moment wieder nach Yoongis Lippen zu haschen und ihn in einen weiteren Kuss zu verwickeln. Einer, in dem kein Platz mehr für zärtliche Annäherung war, sondern ein so tiefsitzendes Verlangen, dass Yoongi Mühe hatte, noch an sich zu halten. Er musste zugeben, dass ihn diese Berührungen mehr zusetzten, als sie sollten, aber er konnte sich aus dem Bann dieses Mannes einfach nicht befreien. Dabei wollte er Jimin nicht verführen. Heute Abend wollte er nicht mit ihm im Bett landen und ihm damit indirekt beweisen, dass Jimin Recht gehabt hatte.
“Jimin… ah… Wir sollten das nicht…” Yoongi konnte nicht zu Ende reden, denn der andere machte unbeirrt weiter. Jimins Härte drückte sich immer verlangender gegen seine Körpermitte und entlockte ihm damit ein weiteres Stöhnen. Es war schwer sich noch zu bremsen, wenn der Verstand wie von einem schleierhaften Nebel der Lust bedeckt war. Es war wie ein Rausch. Jimins Berührungen jagten kleine, ekstatische Blitze durch seinen Körper und brachten sein Blut in Wallung.
“Oh fuck…”, zischte er, immer noch davon überzeugt, dass es nicht richtig war, was sie taten. Natürlich wollte er ihn. Die Reaktionen seines Körpers sprachen für sich, aber irgendwo in dem rauschhaften Nebel besaß er noch einen letzten Rest Verstand, der ihn davor warnte, es mit Jimin zu tun. Zumindest heute. Es war falsch.
“Dein Körper sagt da aber was anderes”, erwiderte Jimin und verdammt… diese Stimme. Sie war von Lust getränkt und viel rauer als sonst, und doch lag noch etwas Verspieltes in ihr. Und ja, natürlich reagierte er auf Jimins Bewegungen, er hatte schon Schwierigkeiten seine Atmung halbwegs normal zu halten. Das Ziehen in seinen Lenden wurde längst schmerzhaft. Wie gerne hätte er sich in diesem Moment genommen, wonach sein Körper sich verzerrte.
Aber es ging nicht.
“Natürlich”, keuchte Yoongi, während er Jimin vorsichtig von seinem Schoß herunter schob, “reagiere ich darauf… Verdammt, du bist so heiß, Jimin. Aber es ist falsch. Es geht nicht, nicht heute.” Seine Stimme war von Begierde immer noch angeraut und auch sein Puls hatte sich definitiv noch nicht wieder auf Normallevel eingependelt, aber es war die richtige Entscheidung. Auch wenn es kaum auszuhalten war, in Jimins bitterlich enttäuschtes Gesicht zu sehen, als er sich mit so viel Abstand wie möglich zurück auf die Couch setzte. Die Distanz zwischen ihnen fühlte sich an wie eine meterlange Kluft während einer Eiszeit. Natürlich war der andere jetzt enttäuscht, das war nur allzu verständlich. Aber Yoongi hatte seine Gründe, gute Gründe.
"Es… liegt ja nicht an dir, Jiminie", versuchte er sich zu erklären, doch der andere machte nicht den Anschein, ihm zuhören zu wollen. Bevor er weiterreden konnte, stand Jimin leise seufzend auf. "Ich bin mal eben im Bad. Bin gleich wieder da."
Und schon war er weg. Yoongi sah ihm schweigend hinterher und wusste nicht, wie er sich jetzt verhalten sollte. Aufhalten konnte er ihn wahrscheinlich eh nicht, aber er wollte auch nicht, dass die angenehme Atmosphäre, die vorher zwischen ihnen geherrscht hatte, jetzt völlig zerstört war. Wie sollte er Jimin nur begreiflich machen, dass er damit nicht zurückweisen wollte? Noch nie hatte er jemanden so sehr begehrt wie Jimin, aber es war nicht der richtige Moment, um intim zu werden. Nicht mehr jetzt, wo er einen Blick hinter seine Fassade hatte werfen können.
In der Zeit, in der er allein im Wohnzimmer zurückblieb, suchte er angestrengt nach passenden Worten, doch kaum war Jimin zurück, war sein Kopf wie leergefegt. In den Augen des anderen lag nicht nur Enttäuschung, sondern auch Schmerz. Yoongi fühlte sich miserabel. Das hatte er nicht gewollt. Der Abend sollte ganz anders verlaufen.
"Wenn du willst, dass ich gehe, dann sag es einfach und ich lass dich in Ruhe." Es war das einzige, was er gerade passend fand. Er wusste ja nichtmal, was jetzt in dem Kopf des anderen vorging und ob er jetzt lieber allein sein wollte. "Jimin? Soll ich gehen?", fragte er ein weiteres Mal, nachdem er keine Reaktion auf seine vorherige Aussage bekam.
"Nein, schon gut", kam es nun endlich als Antwort und wenn Yoongi ganz ehrlich war, war er froh, dass sie so aufgefallen war. Wenn Jimin nicht wollte, dass er ging, dann würde er selbstverständlich bleiben. Außerdem wollte er bleiben.
Mit neuer Selbstsicherheit ging er auf den anderen zu, der etwas verloren mitten im Raum stand. "Wir finden einen Zeitpunkt, an dem es passt, okay? Aber heute… lass uns lieber einen Gang zurückschalten. Ich… wir haben alle Zeit der Welt, Jimin." Yoongi schien trotz seines unzureichenden geistigen Zustandes die richtigen Worte gefunden zu haben, denn Jimin sah ihm das erste Mal wieder richtig in die Augen. Lange, intensiv, als er würde er in ihnen nach Bestätigung seiner Worte suchen. “Vertrau mir. Ich sag die Wahrheit. Ich will dich, aber ich will dir auch zeigen, dass du mir mehr Wert bist, als eine einmalige Bettgeschichte.”
Yoongi wagte sich, noch einen Schritt weiter zu gehen, nicht nur im tatsächlichen, sondern auch im übertragenen Sinne. Direkt vor ihm stehen bleibend, zog er Jimin in eine Umarmung, die die Eiszeit zwischen ihnen endlich wieder beendete. Yoongi spürte, wie die Arme des anderen sich um seine Taille legten und wie feste er sich an ihn drückte. Das war keine normale Umarmung, wie er sie von Jungkook oder Taehyung kannte. Jimin suchte Halt, er suchte Zuneigung, aber er war bereit, ihm all das zu geben.
“Was hältst du davon, wenn ich heute Nacht hier bleibe und wir gleich einfach ins Bett gehen, hm?” Yoongi war nicht sicher, ob die Frage nicht zu viel war. Aber zumindest konnte er feststellen, dass seine Stimme nicht mehr so verzerrt klang, sondern wieder einigermaßen so, wie sonst auch. Das war gut. Das bedeutete, dass er wieder einigermaßen klar denken konnte.
“Okay.” Mehr antwortete Jimin nicht, aber es reichte ihm. Er war mittlerweile an dem Punkt angelangt, an dem er fast alles dafür getan hätte, damit es Jimin wieder besser ging.
Keine halbe Stunde später lagen die beiden in dem großzügigen Doppelbett. Es war unpassend, aber Yoongi quälte die Frage, mit wie vielen Kerlen es Jimin in diesem Bett schon getrieben hatte. Er wollte nicht einer von vielen sein, auch wenn er wusste, dass das sehr wahrscheinlich nicht der Fall war. Er glaubte nicht, dass Jimin sich bei irgendeinem anderen Typen so weit geöffnet und Dinge von sich preisgegeben hatte, wie er es bei ihm getan hatte. Er hoffte es inständig, denn eines wurde Yoongi in diesem Moment bewusst. Jimin war ihm verdammt nochmal viel zu sehr ans Herz gewachsen, er wollte ihn nicht mehr loslassen. Er wollte derjenige sein, der Jimin bewies, dass er trotz der Erfahrungen in der Vergangenheit sehr wohl eine liebevolle Beziehung führen konnte.
Aus dem Grund legte er seine Arme um Jimins Oberkörper und zog ihn näher an sich heran, auch wenn dieser mit dem Rücken zu Yoongi lag. "Ich mein es wirklich ernst mit dir, ich hoffe das weißt du", flüsterte Yoongi dem anderen ins Ohr. Kurz darauf vernahm er ein seichtes Nicken. "Ich weiß, Yoongi. Und… ich müsste auch dankbar dafür sein. Nur…"
"Was ist los?" Yoongi hätte ihn gerne angesehen, aber Jimin traute sich anscheinend nicht, sich zu ihm umzudrehen.
"Es ist so komisch. Ich… ach ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll. Ich wurde halt noch nie abgewiesen. Meine… also meine bisherigen Beziehungen haben immer mit Sex angefangen. Es ist einfach komisch und…" Jimin machte eine merkwürdige Pause, und setze im selben Moment neu an. Es kam so rüber, als wäre er sich gerade selbst ins Wort gefallen. "Also versteh das nicht falsch. Ich gehe nicht davon aus, dass wir jetzt zusammen sind. Oder du eine Beziehung willst. Das war nur… mein erster Gedanke."
Das war ja nicht zu ertragen. Yoongi konnte diese ganzen Zweifel und Unsicherheiten, die Jimin plagten, regelrecht spüren. Es machte ihn wahnsinnig, und am liebsten hätte er Jimin so lange geschüttelt, bis diese ganzen negativen Gedanken aus seinem Kopf verschwunden waren.
"Ich hasse sie dafür, was sie dir angetan haben", kam es nachdenklich von Yoongi, der seinen Ärger über die Ex-Kerle von Jimin nicht länger verbergen konnte, "Aber Jimin? Ich möchte, dass du mir jetzt ganz genau zuhörst. Ich bleibe, nicht nur weil ich mit dir ins Bett will, sondern weil ich dich wirklich mag. Ich mag es, in deine Augen zu sehen, sie haben mich von Anfang an fasziniert. Du bist ein unglaublich interessanter Mensch. Ich möchte noch viel mehr von dir kennenlernen. Und nur deswegen habe ich dich grade zurückgewiesen. Ich werde solange bleiben, bis du irgendwann endlich eingesehen hast, dass du viel mehr Wert bist, als diese Arschlöcher dir glauben machen wollten." Bei seinen eigenen Worten fing Yoongis Herz an zu rasen. Er wollte gar nicht wissen, wie es Jimin jetzt erst ergehen musste. Wenn er es sich nicht nur einbildete, dann spürte er Jimins schnellschlagendes Herz unter seinen Händen, die auf dessen Brust lagen.
"Ich hab das nicht verdient, Yoongi."
"Du hast noch viel mehr verdient, wann siehst du es endlich ein? Nur, weil du gleich zwei Mal an solche Mistkerle geraten bist, heißt das nicht, dass es nur solche Arschlöcher gibt."
Yoongi spürte, wie der andere sich langsam aus seiner Umarmung befreite. Kurzzeitig hatte er die Sorge, dass er zu weit gegangen war, dass Jimin das alles zu schnell ging, aber er musste feststellen, dass diese Sorge unbegründet war. Jimin hatte sich nur deswegen aus seiner Umarmung befreit, um sich zu Yoongi umdrehen und ihn ansehen zu können. "Du… du meinst es wirklich ernst, oder?"
"Hast du es endlich verstanden, ja?", antwortete er neckend, obgleich seine Lippen von einem sanften Lächeln geziert wurden. "Ja, Jimin. Tue ich. Ich sag dir das gerne jeden Tag aufs Neue, wenn du dir immer noch unsicher bist."
"Du… danke…" Jimin wandte seinen Blick seufzend wieder ab. Er sah nicht wirklich glücklich aus, auch nicht traurig oder unsicher. Es war eher so eine Mischung aus allem. "Das ist… alles so verdammt neu. Mein… Ex hat mir sowas nie gesagt. Er hat mich auch nie so in den Arm genommen… das… das tut gut, Yoongi. Aber ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll."
Er verstand es ja irgendwie. Nach allem, was Jimin durchgemacht hatte, und welches miserables Bild er von sich selbst hatte, musste es schwer sein, das einfach akzeptieren zu können. Er musste kurz über eine Antwort nachdenken und erinnerte sich dabei an ihre Gespräche. Und da endlich wusste er, was er antworten sollte.
"Hm, wenn ich mich richtig erinnere, warst du derjenige, der meinte, man muss auch mal was Neues ausprobieren."
Jimin schien sofort zu wissen, worauf Yoongi anspielte. "Der Drink."
"Richtig", gab Yooni grinsend als Antwort, ehe sein Gesicht wieder ernster wurde, "ich kann ja verstehen, dass das alles neu für dich ist. Und dass du Zweifel hast. Aber manchmal lohnt es sich das Risiko einzugehen. Wie bei dem Drink."
Yoongi beugte sich vor und verband ihre Lippen zu einem kurzen, federleichten Kuss. "Ich will dir nicht wehtun, Jiminie. Bitte vertrau mir."
Jimins Antwort war ein weiterer Kuss, der sich jedoch völlig von allen bisherigen unterschied. Er erfüllte sie mit Wärme und schmeckte nach Hoffnung und Vertrauen. Vielleicht hatten die beiden, trotz ihres schlechten Starts, doch noch eine Chance.
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Das war auch schon der vorletzte Teil, ich habe nochmal ein bisschen umstrukturiert. Den letzten bekommt ihr diese Woche noch 🤗
1982 Wörter
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