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Jungkook nahm einen tiefen Zug seiner Zigarette und schaute von seinem oberen Platz auf der Tribüne den Cheerleadern auf dem Feld beim Training zu. Einige schauten immer wieder zu ihm rüber und kicherten, wiederum andere warfen ihm bitterböse Blicke zu und der Schwarzhaarige wusste ganz genau, dass sie hofften er würde an seinem Glimmstängel ersticken.

Aber das war Jungkook egal.

Es war nicht seine Schuld, dass die meisten Frauen nicht verstanden was ein 'One-Night-Stand' zu bedeuten hatte und sich immer direkt eine gemeinsame Zukunft mit ihm ausmalten, bevor er überhaupt ihr Höschen ausgezogen hatte. Er machte ihnen nie falsche Hoffnungen und ehrlich gesagt war er für seinen Ruf in der Uni mittlerweile bekannt, also fragte er sich wieso sich manche überhaupt noch auf ihn einließen, wenn sie nicht der Typ für eine schnelle, unverbindliche Nummer waren.

Vermutlich meinten sie alle die 'eine' zu sein, die es schaffen würde ihn zu ändern und seine unsterbliche Liebe zu gewinnen.

Innerlich wurde Jungkook bei diesem Gedanken schlecht.

Er war nicht der Typ für diese gefühlsduselige Scheiße.
Und er fürchete auch es niemals zu werden.

Eine blonde Cheerleaderin entdeckte Jungkook und winkte ihm grinsend zu. Dann hielt sie ihre Hand an ihr Ohr, Daumen und kleiner Finger dabei ausgestreckt, und formte mit ihrem sinnlichen Mund ein stummes 'Call Me', bevor sie sich wieder umdrehte und ihrer Choreo widmete.

Jungkook nahm noch einen Zug und grinste.

Gott sei Dank gab es Lisa.

Sie war bisher ungelogen die Einzige, mit der es Jungkook häufiger als ein Mal getrieben hatte, bzw. die Einzige mit der er es überhaupt länger als ein Paar Tage aushalten konnte. Und der Grund dafür war einfach: sie war auf der selben Wellenlänge wie er.

Alles was sie wollte war Spaß. Völlig unverbindlich.

Er musste sie nie aus seiner Wohnung schmeißen oder sich selbst erklären, warum er direkt nach dem Sex reißaus nahm. Im Gegenteil. Manchmal, wenn er nach einer stundenlangen Session kurz davor war auf ihrem Bett (Couch, Teppich, wo auch immer) erschöpft einzuschlafen, kickte sie ihn eigenhändig raus.

Kein After-Sex Rumgequatsche, kein Kuscheln, kein gemeinsames Aufwachen.

Sie war großartig.

Und das Beste an der Sache: Lisa wusste, dass er es mit anderen Frauen trieb, genau so wie er von ihren anderen Lovern wusste (nicht deren Namen an sich — Heck no, das war ihm völlig egal), aber es gab nie eine Szene oder Heulerei deswegen.

Langsam bließ Jungkook den Qualm seiner Zigarette wieder aus, während er Lisa und den anderen Cheerleadern beim Tanzen zusah.

Gott, warum konnten nicht alle seine Affären so unkompliziert sein wie Lisa?

Warum mussten Frauen immer so verdammte Zicken sein und wegen jeder Kleinigkeit ein Fass aufmachen?

Männer waren da wesentlich unkomplizierter.

Jungkook verdrehe die Augen, als er an einen gewissen blonden Jungen dachte, der zur Zeit seine Wohnung belagerte.

Nein. Er korrigierte sich. Nicht alle Männer...

Der Schwarzhaarige hörte Schritte auf sich zukommen und kurz darauf ein lautes Lachen, das nur von einer Person stammen konnte.

„Eeey Jungkook, was geht?" Hoseok kam die Stufen der Tribüne hochgespurtet und ließ sich auf die Bank neben dem Schwarzhaarigen nieder. „Wusste doch, dass du hier sein würdest. Hast du eine Kippe übrig?"

„Schnorrer", gab Jungkook knapp zurück, überreichte seinem Freund aber dennoch seine Zigarettenschachtel.

„Setz es auf die Liste", sagte Hoseok grinsend und zündete sich eine der Zigaretten an.

„Ihr werdet alle an Lungenkrebs sterben." Jimin kam die Stufen kurz nach Hoseok hoch und ließ sich breitbeinig auf der Bank vor ihnen nieder, so dass er nun eine Stufe weiter unten saß.

„Und was interessiert es dich?"", fragte Hoseok und zog genüsslich an der Kippe.

„Nichts. Macht ruhig weiter so. Ich werde mich dann um eure trauernden Schwestern und Mütter kümmern", gab Jimin breit grinsend zurück und kassierte einen halbherzigen Tritt vom Rothaarigen, der Jimin fast von der Bank befördert hätte.

„Meine Schwester würde so einen Knilch wie dich niemals an sich ran lassen!"

„Das sah letztes Wochenende aber noch ganz anders aus", flötete Jimin grinsend zurück und holte zum Gegenschlag aus, indem er seinen Rucksack auf Hoseok warf, der sich wiederum auf den Jüngeren stürzte.

Jungkook beobachtete den kleinen Kampf seiner Freunde schmunzelnd.

Sie mochten auf dem ersten Blick wie die größten Idioten rüberkommen. Aber diese Idioten waren seine Freunde, und davon hatte er nicht allzu viele.

„Schön zu wissen, dass hier trotz Yoongis Abwesenheit alles beim Alten ist", sagte Namjoon kopfschüttelnd, der plötzlich hinter Jungkook stand. Er begrüßte Jungkook mit einem Handschlag und setzte sich dann auf die Bankreihe über den Schwarzhaarigen — natürlich mit einer Zigarette zwischen den Lippen.

„Jetzt wo du es sagst", sagte Hoseok, der mittlerweile einen wild zappelnden und fluchenden Jimin im Schwitzkasten hatte. „Wie geht's dem eigentlich?"

Jungkook zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, hab seit seiner Abreise so gut wie nichts von ihm gehört." Was den Schwarzhaarigen tierisch nervte. Nicht nur, weil er von seinem besten Freund schon irgendwie erwartete hatte, dass er ihm wenigstens mal schreiben würde. Aber auch wegen der Sache mit Taehyung hatte Jungkook noch ein Hühnchen mit dem Älteren zu rupfen — und er befürchtete, dass genau DAS der Grund dafür war, weshalb Yoongi sich nicht meldete.

„Kaum in der großen weiten Welt unterwegs vergisst er uns", beschwerte sich Hoseok schmollend und ließ Jimin schließlich los.

Dieser fiel zurück auf die Bank, aber nicht ohne Hoseok dabei ein Bein zu stellen, der daraufhin seitlich von seinem Platz auf den Hintern rutschte.

„Oh Gott, guckt euch das an", sagte Namjoon und deutete auf eine Person auf dem Spielfeld.

Die anderen Jungs folgten seinem Blick und Hoseok und Jimin fingen direkt an zu lachen.

Das neuste Mitglied des Cheerleader Teams war soeben aufs Feld gelaufen. Es war ein Junge — genauer gesagt der erste Junge überhaupt auf dieser Uni, der es ins Cheerleader Team geschafft hatte. Er wurde von den anderen Cheerleadern freudig begrüßt und brachte sich sogleich in dessen Tanz mit ein.

„Unfassbar, dass der es ins Team geschafft hat", murmelte Jungkook.

„Wer ist das?", fragte Jimin mit großen Augen.

„Soweit ich weiß irgend ein neuer Student, der vor kurzem in die Stadt gezogen ist", antworte Hoseok.

Namjoon verzog das Gesicht und stand auf. „Hey Schwuchtel!", brüllte er quer über den Platz. „Wenn du keine Titten hast verzieh dich gefälligst vom Platz!"

Hoseok und Jimin lachten noch lauter und auch Jungkook konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.

Der Junge drehte sich zu ihnen um. Trotz der Entfernung zwischen ihnen hatte er Namjoon offensichtlich gehört.

Nun stand auch Hoseok auf und ließ lasziv seine Hüften kreisen. „Wo ist dein Röckchen, du Homo?!"

Während sich die vier Jungs auf der Tribüne einen Spaß daraus machten, den Jungen zu ärgern, drehte dieser sich demonstrativ weg und versuchte die Rufe, die darauf noch folgten, so gut es ging zu ignorieren und sich auf die Choreo zu konzentrieren — was ihm deutlich schwer fiel.

Diverse Cheerleaderinnen sprachen dem Jungen gut zu und warfen der Clique auf der Tribüne wütende Blicke zu, doch erst als die Trainerin sie ermahnte ruhig zu sein, wurden die Jungs still und ließen sich immer noch lachend zurück auf die Bänke fallen.

„Was für eine Schwuchtel", sagte Namjoon kopfschüttelnd. „Kaum zu glauben, dass die Männer ins Cheerleaderteam aufnehmen."

Die vier Freunde saßen noch eine Weile auf der Tribüne und unterhielten sich über dies und jenes, bis sich ihre Pause langsam dem Ende zuneigte.

„Wo wir vorhin von Yoongi gesprochen haben—", setzte Jimin an. „Du hattest erzählt, dass sein Cousin sein Zimmer für ein halbes Jahr übernimmt? Ist er schon da? Wie ist der so?"

Jungkook schluckte. „Er, uhm..."

Namjoon, Hoseok und Jimin sahen ihn erwartungsvoll an — und Jungkook kam ins schwitzen.

„Er ist...", sagte er etwas zögelich. „...ganz okay."

Hoseok grinste. „Der muss schon was cooler sein als nur 'okay', immerhin ist er Yoongis Cousin und Hyung hat erzählt sie wären quasi zusammen aufgewachsen."
Hoseok, für den es kaum einen cooleren Typen gab als Yoongi, war der festen Überzeugung, dass folglich also auch Yoongis Angehörige cool sein mussten.

„Ja... Naja..." Jungkook kratzte sich am Hinterkopf. „Er ist erst seit gestern eingezogen und ehrlich gesagt hatten wir noch nicht so viel Zeit uns kennen zu lernen." Nicht dass Jungkook es gewollt hätte, ganz egal wie lange Taehyung schon bei ihm wohnte.

„Ich bin mega neugierig", sagte Jimin grinsend und Jungkook schwante Böses. „Wie wäre es, wenn wir den nächsten Zock-Abend bei dir veranstalten und Yoongis Cousin kennen lernen?"

Dem Schwarzhaaigen rutschte das Herz in die Hose und er wollte gerade etwas erwidern, als ihm Hoseok ins Wort fiel. „Sehr gute Idee! Wann?"

„Aber—"

Jimin tippte überlegend mit seinem Zeigefinger an sein Kinn. „Direkt morgen Abend?"

„Halt, ich—"

„Klingt gut—", warf Hoseok ein.

„Nein, kingt gar nicht g—"

„Ich bring Bier mit", brachte sich nun auch Namjoon ein.

Moment—"

„Ich hol Snacks", entschied Hoseok feierlich. „Jungkook, du bist dieses Mal mit Pizza bestellen dran."

„ICH—"

„Alles klar, dann ist das also fest", fügte Namjoon hinzu und machte Anstalten aufzustehen. „Ich muss los, meine Freistunde ist um."

„Ebenso. Bis später, Jungs!" Hoseok klopfte sich auf die Oberschenkel, stand auf und folgte dem Älteren die Stufen hinunter.

Jimin klopfte einem ertarrten Jungkook grinsend auf die Schulter. „Coole Sache, Kook. Wir sehen uns morgen Hyung!" Und dann war auch der Jüngste wieder verschwunden.

Jungkook saß noch eine Weile auf der Tribüne, das Gesicht in den Händen vergraben.

Die lauten Rufe der Cheerleader auf dem Feld ließen ihn zögerlich durch seine Finger hindurch spähen.

Er sah den Jungen in Uniform, der gerade als Basis für eine Hebefigur herhalten musste, und dachte an die Reaktionen seiner Feunde.

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Fuck.


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Ich musste beim Schreiben die ganze Zeit an die Tribünen-Szene am Anfang vonGrease' denken (nur ohne Haargel, Lederjacken und Gesang)
🙈🙈🙈

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