➳002➳
Heute war der Tag an dem ich mir das Dorf anschauen konnte, bevor ich am nächsten Tag zur Schule musste. Ich war froh das ich nicht gleich heute dorthin musste, denn es graute mir vor den vorwurfsvollen Blicken, den getuschel und den Blicken der anderen Schüler.
Deswegen versuchte ich mich heute so gut es ging davon abzulenken, und mir stattdessen einige schöne Orte zu suchen, zu denen ich flüchten konnte wenn mir danach war.
Ich lief also durch die Feldstraßen, doch das einzige was ich sah, war immer das gleiche: Häuser und Felder. Manchmal sah ich eine Bäckerei oder sogar eine Werkstatt, aber sonst war alles gleich und langweillig aufgebaut.
Seufzend blieb ich stehen und sah mich um. Ich stand mitten zwischen Häuserwänden, nur rechts neben mir befand sich eine kleine Nische mit einem Tor, dieses Pechschwarz und mit Efeu bewachsen war.
Meine Neugier wurde geweckt, da das Tor so deplatziert aussah, dass es einen quasi dazu einlud hindurch zu gehen.
Doch als ich daran rüttelte war es verschlossen, natürlich.
Ich stellte mich auf Zehenspitzen, und versuchte darüber zu lugen, doch das dichte Efeu verhinderte das ich auch nur einen Blick auf die Welt dahinter werfen konnte.
Ich drehte den Kopf, um mich zu vergewissern das keine Bewohner meine Wege kreuzten, erst dann stellte ich einen Fuß auf das untere Gitter, des schwarzen Tores und zog mich daran hoch.
Ich fand eine kleine Lücke an der das Efeu nicht allzu stark bewachsen war, und stieg darüber.
Ich fiel mit einem dumpfen Geräusch auf der Wiese, und sah mich um.
Hoffentlich hat das niemand gesehen. Nicht das plötzlich jemand kam und mich anmeckerte wieso ich einfach über ihr Tor stieg...
Das würde ja einen guten ersten Eindruck machen!
Doch hier hinter sah es anders aus als der Rest des Dorfes.
Hier konnte ich zwar auch Häuser erkennen, aber auch kleine Läden, die Teilweise schon verlassen waren.
Ich lief schneller, und sah mich fasziniert um.
Was war das für ein Ort?
Ich entdeckte eine alte Videothek, einen Laden dessen Fensterscheiben schon so verdreckt waren, dass man nicht mehr erkennen konnte was sich eins darin verbarg, und einen kleinen Kiosk.
Doch als ich weiter ging, entdeckte ich noch etwas.
Es war ein großes Gebäude, viel größer als die anderen.
Es war ein Theater...?
"Was zum..."
Das Gebäude sah tatsächlich aus wie ein kleines Theater, es hatte die typischen Facetten und den Stil, und auch ragten die großen Buchstaben aus Metall mir entgegen.
Theater Failetty stand in verschnörkelter Schrift geschrieben.
Als ich zur Tür ging, zögerte ich.
Sollte ich wirklich hinein gehen? Wer weiß wer oder was mich darin erwartete. Schließlich war dies das einzige Gebäude welches nicht vollkommen abgekommen aussah. Vielleicht gab es noch einen Inhaber?
Die große schwere Eichentür lockte mich jedoch sie zu öffnen.
Bestimmt ist dort niemand mehr...
Versuchte ich mir einzureden, und ergriff die Schwarzen Klinken und drückte die Tür auf.
Was ich im inneren sah, faszinierte mich.
Ein langer Weg zog sich bis zu einer Bühne am anderen Ende des Raumes. Links und rechts waren Mit Samt bezogene Sitze aufgereiht. Der Samt war dunkelrot und seltsamerweise waren diese noch gut erhalten. Anders als der Rest der Gebäude schien dieses Theater hier es gut überstanden zu haben, egal was es auch war.
Ich ging langsam weiter. Ein Luftzug der von irgendwo hinein wehte, fegte die Blätter die auf dem Boden lagen um meinen Füßen herum, und gaben ein kratzendes Geräusch von sich.
Bewundernd drehte ich mich um, und entdeckte hoch oben einen großen Balkon auf der linken und rechten Seite. Auch dort befanden sich zahlreiche Sitze, und plötzlich kam es mir so vor als wäre ich in einem Theater aus alter Zeit.
Die Säulen die links und rechts aufgetürmt standen, waren weiß mit goldenen Kringeln, und an den freien Stellen der Wand konnte ich einige kleine Malereien entdecken.
Zwei kleine Kätzchen die miteinander spielten, einen Fuchs, oder eine Schildkröte mit Hut.
Lächelnd drehte ich mich im Kreis, und hörte dem Echo meiner Absätze zu welches durch den großen Raum hallte.
"Hallo?"
Rief ich probeweise hinein, doch als Antwort bekam ich nur meine eigene Stimme zu hören.
Plötzlich hatte mich die Neugier erfasst, und ich lief durch die Gänge bis zur Bühne.
Vier breite Stufen führten hinauf, auf einer Bühne mit dunklen Kirschholz.
Die Stufen ächzten unter meinem Gewicht, und als ich drauf stand und die gewohnten, dumpfen Schritte hörte- fühlte ich mich zurück an meiner Kindheit erinnert. In der Grundschule hatte ich auch einmal einen kleinen Auftritt auf einer Bühne gehabt. Wie schön es war, als ich mit meinen weißen Flügeln aus Kunstfedern über die Bühne laufen konnte und mein Gedicht, für das ich so lange gebraucht hatte es auswendig zu lernen, aufsagen durfte.
Hinter der Bühne befand sich ein dunkelroter, schwerer Vorhang. Goldenen Seile hingen links und rechts hinunter, einige sahen aus als wenn man sie schon sehr oft genutzt hätte, andere schienen wie neu zu sein.
Erst jetzt bemerkte ich links von mir den mittelgroßen weißen Flügel der im Schatten gelegt war. Ein hellblaues Tuch mit goldener Bestickung hing noch halb darüber, so als hätte es jemand aus Eile nicht geschafft es ordentlich über zu streifen.
Ich ging dorthin, umfasste den weichen Stoff und staunte nicht schlecht als ich den Rest des Flügels von dem Stoff befreite.
Der weiße Flügel sah bezaubernd aus. Ob er noch funktionierte?
Ich schlich langsam zu dem Flügel, und ging daran entlang, während meine Finger über die Tastaturen glitten.
Der Flügel gab einige Geräusche von sich, und ich hielt inne.
Ich konnte mir gut vorstellen, dass in diesem Theater schon sehr viele Stücke aufgeführt wurden sind. Stücke die lustig waren, Stücke die traurig oder romantisch gewesen sind... die Momente die dort passiert sind, die jubelnden Menschen aus einer Zeit die längst vergessen war.
Ich musste lächeln, und wünschte mir plötzlich ein Teil dieser alten Welt zu sein. Die Zeit wo man noch ins Theater ging, und wo es vielleicht einfacher gewesen war, Anschluss zu finden. Damals hatte man sich einfach angesprochen, und es zusammen probiert. Heutzutage wird man schon schief angesehen wenn ihnen dein Gesicht nicht passte...
Seufzend tippte ich die letzten drei Tasten von ganz rechts, nacheinander an und erhielt einen dumpfen Ton. Das gleiche tat ich bei der linken Seite, und mit dem hellen Ton der erlisch, hörte ich plötzlich ein dumpfes Geräusch hinter mir.
Ich zuckte zusammen, da ich schon befürchtete es war der ursprüngliche Besitzer des Theaters, und drehte mich um.
Hinter mir stand keiner, aber dafür hörte ich etwas von den obersten Sitzen, und sah hinauf.
Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen, als ich eine Eule auf der Brüstung sitzen sah. Es war eine Schleiereule um genau zu sein. Diese reckte den Kopf, und flatterte mit den Flügeln.
War sie von einem Wald ausgebüchst und hatte sich hierher verirrt?
Ich sprang von der Bühne, und ging einige Schritte voran als sich hinter mir plötzlich Schritte auf taten.
Ich drehte den Kopf ruckartig, und erwischte dabei plötzlich zwei Gestalten die aussahen wie Katzen.
Komplett verwirrt starte ich die zwei Katzen an, die auf den Hinterbeinen wie Menschen standen, und mich ansahen. Es schien so als wenn sie hinter dem Vorhang aufgetaucht wären, aber das erklärte nicht wieso sie auf zwei Beinen standen. Die linke hatte Pechschwarzes Fell, und grüne Augen. Dabei trug sie ein weißes Kleid welches aussah als hätte es zuvor einer Puppe gehört. Die rechte besaß strahlend weißes Fell, blaue Augen und trug das gleiche Kleid nur in schwarz.
Die beiden sahen mich genauso schockiert an wie ich sie, und plötzlich konnte ich spüren wie mein Hals ganz trocken wurde. Die schwarze Katze hielt mit ihrer Pfote den Vorhang etwas zur Seite, was sie nur noch Menschlicher wirken ließ.
Mein Herz fing an zu rasen.
"Was zur Hölle ist hier los?"
Rief ich aufgebracht.
Die zwei Katzen zuckten leicht zurück, aber ließen den Blick nicht von mir.
So langsam bekam ich es mit der Angst zu tun. Was ging hier vor sich? Ich konnte mir all das doch nicht einbilden!
"Wir tun dir nichts..."
Sagte die weiße Katze und sah mich schüchtern an. Die schwarze stieß sie in die Seite als wenn sie beteuerte leise zu sein.
Meine Augen weiteten sich, und ich verlor die Fassung.
"Was...aber- aber du hast geredet?!"
Sagte ich mit zittriger Stimme.
Plötzlich hörte ich einen zarten Flügelschlag, und die Eule von vorhin flog dicht an mir vorbei, striff dabei mit dem Flügel meinen Kopf, und flog geradewegs durch den Vorhang hindurch.
Die beiden Katzen sahen ihr hinterher und blickten für eine Sekunde zu mir, eher sie ebenfalls durch den Vorhang flüchteten.
"Hey! Moment!"
Ich lief ohne nachzudenken hinterher, und zwängte mich noch bevor sich der Vorhang schloss, auf die andere Seite.
Ich stolperte über etwas und fiel auf die Knie, doch anstatt den harten Holzboden spürte ich plötzlich etwas weiches...wie Gras?
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Bis zum Nächsten Kapitel ♡♡♡
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