☘︎73
Chan
„Wow, was ist denn mit dir passiert?"
Ich wollte wirklich nicht reden. Ich wollte nicht reden, wollte nicht denken und am liebsten wollte ich auch nicht atmen.
Deswegen verkroch ich mich in meiner Wohnung und fühlte mich immer elender. Es war ein Tag vergangen, seitdem ich Minho nicht mehr sah, und ich fühlte mich innerlich total leer. Vielleicht waren es auch die Schuldgefühle, die mich auffraßen? Wer wollte schon bitte mit einem Monster zusammen sein? Denn ich war eindeutig eins.
Irgendetwas in mir sagte, dass ich die ganze Zeit schon so war. Aber ich wollte es nicht akzeptieren. Ich kämpfte dagegen an, weil ich nicht daran glauben wollte. Das alles war totaler Nonsens und gleichzeitig machte es mir Angst, was ich in meinem Spiegelbild gesehen hatte. Selbst in meinen Träumen wurde ich von diesem anderen Ich verfolgt und das machte mich wahnsinnig.
Jetzt kam Jisung einfach in die Wohnung. Er hatte einen Ersatzschlüssel, falls mal irgendetwas sein sollte. Man wusste nie.
Die ganze Zeit schrieb er mir schon, aber ich ging nie drauf ein, weil ich meine Ruhe haben wollte. Schließlich schaltete ich mein Handy aus und kauerte immer noch selbstbemitleidend auf meiner Couch herum.
Die Vorhänge hatte ich von gestern Nacht immer noch nicht aufgezogen. Es war stockdunkel. Nur der Fernseher flimmerte als Lichtquelle. Die Kapuze meines Pullovers hatte ich tief in mein Gesicht gezogen. Mein Äußeres erschreckte mich einfach viel zu sehr. Ich wollte das alles nicht wahrhaben.
Jetzt schnallte Jisung hinein und ich verzog sofort das Gesicht. Plötzlich stank sein Parfüm noch viel mehr als vorher. Seine Parfüm Wahl war schon immer sehr aufdringlich gewesen. Wenn er nur zwei spritzer statt 12 benutzen würde, wäre es auch ganz okay, aber Jisung verbrauchte pro Tag mindestens gefühlt eine Flasche. Es kratzte schon immer in meiner Nase, doch heute war es extrem. Meine Nackenhaare fingen sogar an sich zu sträuben. Es war echt zu viel.
„Wenn du mich fragst, sieht es hier extrem nach Liebeskummer aus. Das hält ja keiner aus."
Er ging zu den Vorhängen und als ich kapierte, was er vorhatte, setzte ich mich sofort auf und wollte ihn aufhalten.
„Tu das nicht!"
Ich wusste nicht, wieso ich es tat aber als er das Tageslicht und die Sonne hereinließ, drehte ich sofort meinen Kopf weg und kniff die Augen zu. Als wäre das Sonnenlicht schädlich für mich.
Jisung fing derweil sofort an zu lachen, setzte sich dann neben mir auf die Couch.
„Wie niedlich. Du kannst echt froh sein so gesegnet zu sein. Als ich erwachte und das erste Mal im Sonnenlicht stand war es wesentlich schmerzvoller. Aber ich liebe Schmerzen. Du weißt, ich steh drauf."
Verwirrt öffnete ich meine Augen, blinzelte ihn überfordert an denn ich verstand nicht ein Wort von dem, was er sagte. Was zur Hölle wollte er mir bitte damit sagen?
Bevor ich fragen konnte, fiel mir meine leuchtende Handinnenfläche auf.
Als ich in diese schaute leuchtete in ihr ein Symbol auf. Das gab mir nun wirklich den Rest.
„Was zur Hölle..?"
„Wenn du mich fragst, hat es echt lange gedauert. Ich dachte schon, du wärst wirklich..", „Was redest du da für einen Unsinn?"
Ich unterbrach Jisung und dieser stoppte auch sofort. Verdutzt schaute er mich an und fing dann an zu grinsen. Ich erschreckte mich als ich die spitzen Eckzähne aufblitzen sah. Sofort sprang ich ein wenig weiter von ihm weg.
„Verdammte scheiße! Du hast sie auch!"
Jisung lachte und nickte.
„Natürlich habe ich sie auch. Wie soll ich sonst Blut trinken? Gott, du bist so ein Anfänger."
Als wäre es das normalste der Welt verdrehte er die Augen. Ich war wirklich sprachlos, weil ich nicht wusste, was hier geschah. Anscheinend war ich schlimm auf den Kopf gefallen und lag jetzt im Koma. Mein Hirn spielte mir dadurch Streiche und zog diese niveaulose Komödie mit mir durch. Anders konnte ich mir das hier nicht erklären. So musste es einfach sein.
„Fuck, wenn du dein Gesicht sehen könntest! Zu lustig! ..Okay, pass auf.. Regel Nummer eins.. Du siehst echt scheiße aus. Weißt du, wo das herkommt?"
Langsam und verdammt überfordert schüttelte ich mit dem Kopf.
„Du hast Hunger. Schon mal probiert etwas zu Essen, wovon du dich vorher ernährt hast? Macht dich nicht satt, oder?"
Erneut schüttelte ich den Kopf.
„Liegt daran, dass dich nur noch Blut stillt. Du bist ein fucking Vampir also freu dich. So fancy kann nicht jeder sein. Regel Nummer zwei.. Du kannst nur das Blut von Minho trinken. Schon mal gefragt, wieso du dich ihm so übertrieben verbunden fühlst?"
Keine Reaktion von mir. So langsam wurde es mir echt suspekt.
„Ich nehme mal an sein Blut hat dich wieder zurückgeholt. Aber du musst es zulassen, Chan. Du kannst dich nicht ewig dagegen wehren. Glaub mir, in ein paar Tagen wirst du verhungert sein, wenn du es nicht zulässt und zurück zu Minho gehst."
Alles war Jisung mir sagte klang so wirr. Es klang so weit entfernt von der Realität und gleichzeitig fühlte ich mich dem verbunden. Es war total verrückt. Totale Scheiße und ich wollte es einfach nicht einsehen.
Doch nach zwei weiteren Tagen ging es mir richtig beschissen.
Ich hatte das Gefühl krank zu sein.
Wenn ich in den Spiegel schaute, war ich noch blasser als davor. Ich hatte tiefe Augenringe und ich hatte das Gefühl meine Kieferknochen stachen viel mehr hervor. Ich fühlte mich schwach. Es war für mich kaum möglich gerade zu stehen. Fieber hatte ich keins. Nicht mal husten oder schnupfen. Da war nur der Hunger, der nicht gestillt werden konnte. Ich fing sogar an mich zu übergeben, wenn ich irgendetwas aß, was ich vorher gemocht hatte. Kein Appetit darauf. Außerdem hatte ich tierische Sehnsucht nach Minho. Er fehlte mir furchtbar. So sehr, dass ich abends nicht einschlafen konnte. Mein Herz schmerzte. Ich hatte furchtbaren Kummer, aber ich versuchte mich zu wehren. Meine Angst Minho zu verletzen war viel zu groß. So schaffte ich noch dagegen anzukämpfen.
Bis es schließlich nicht mehr möglich war.
Fast schon wie eine Leiche war, ich durch die Stadt getorkelt nur um zu dem Wohnhaus zu gelangen, in dem Minho wohnte. Es war verdammt schwer für mich bis zu seiner Wohnungstür zu kommen. Ich fühlte mich wie ein Fisch ohne Wasser. Das Atmen fiel mir wirklich schwer, meine Haut wurde trockener.
Es war mir ein Rätsel wie ich es geschafft hatte seine Klingel zu betätigen. Denken war schon lange viel zu schwer für mich geworden. Da war nur noch Minho in meinem Kopf.
Minho, Minho, Minho, Minho.
Als wäre er mein Lebenselixier.
Instinktiv war ich zu ihm gelangt und war heilfroh, als er mir endlich die Tür öffnete.
„Chan.."
Seine Augen waren überrascht und füllten sich gleich mit Sorge. Er wirkte komplett anders auf mich. Plötzlich war seine Aura eine ganz andere. Sie war viel stärker und strahlte so viel aus. Zu viel für mich, um es in meiner Lage noch deuten zu können.
Ich wusste nicht wie, aber irgendwie hatte ich mir ein Lächeln aufgezwungen.
„Baby.."
Mehr bekam ich nicht raus eh ich mich nicht mehr am Türrahmen lehnen konnte. Ich rutschte ab. Meine letzte Kraft verließ mich.
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