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„Nora, kannst du kurz kommen!“, ruft mein bester Freund Alexander mich. Ich seufze und laufe zu ihm in den Gemeinschaftsraum, wo er auf mich wartet. „Was gibt es?“
„Eh, naja, also du müsstest kurz ein paar Einkäufe erledigen.“ Ich nicke nur genervt, worauf er mir die Liste in die Hand drückt und sich verlegen am Hinterkopf kratzt.
Ich laufe durch die langen Korridore, bis ich schließlich draußen ankomme. Ah, endlich frische Luft! Mein Blick schweift kurz durch den großen Garten, den wir außerhalb der Station haben. Tatsächlich sind heute viele Patienten im Ausgang. Manche lesen ein Buch, oder andere unterhalten sich.
Ich merke stechende Blicke, die sich durch meinen Rücken bohren. Ich blicke leicht nach hinten. Dort steht etwas abseits der neue Patient, den wir vor zwei Tagen hier aufgenommen haben. Wie heißt er noch gleich? Während ich nachdenke, kaue ich auf meiner Lippe rum. Das ist eine meiner dummen Angewohnheiten, sobald ich nachdenke oder mich konzentriere. Ach ja, jetzt fällt es mir ein Jack heißt er. Er wurde mir zugeteilt, damit ich ihn betreue und beobachte.
Ich lächle und winke ihm zu, was er mit einem einfachen Grinsen beantwortet und ebenfalls zurückwinkt. Ich fange an, leicht zu grinsen, und gehe weiter zu meinem Auto.
Dort angekommen, steige ich ein, mache Musik an und fahre los. Der Einkaufsladen ist ungefähr fünf Minuten mit dem Auto entfernt. Zu Fuß wären es etwa zehn Minuten.
Ich tippe leicht im Takt mit meinen Fingerspitzen auf das Lenkrad und summe leise mit, während ich an der Ampel warte, bis sie grün wird. Endlich, nach zwei Minuten, kann ich weiterfahren. Ach, da sehe ich den kleinen Rewe auch schon. Dort angekommen parke ich mein Auto, schließe ab und mache mich auf den Weg zum Laden.
So, was steht denn auf dem Einkaufszettel?
Müsli
Milch
Brot
Eier
Nutella
Getränke
Kartoffeln
Saucen
Das war’s tatsächlich. Es wird ein anstrengender Einkauf, es sind viele Sachen. Oha, na dann los. Ich betrete den Laden und suche, während ich durch die Gänge streife, nach den aufgeschriebenen Sachen.
„Mh, mh, wo ist denn das Müsli?“, frage ich mich. Nach langem Suchen habe ich endlich alles gefunden. Ich packe noch vier Energy-Drinks ein. (Hey, verurteilt mich nicht, es klingt viel, aber es ist weniger, als es klingt, bei meinem Job.) Dazu packe ich noch Naschkram und eine kleine Cola.
An der Kasse angekommen lege ich alles aufs Band und krame schon mal mein Geld raus. Ach, da hab ich es ja.
Ich bezahle meine Sachen und packe alles schnell in meine Tasche ein, während die Schlange sich ein wenig vergrößert. Meine Hände fangen an zu schwitzen und zu zittern, und ich spüre langsam einen Druck in meiner Brust, während ich mich immer weiter dränge, schneller alles einzupacken. Ich wünsche dem Kassierer noch einen schönen Tag und renne fast aus dem Laden, als alles in meiner Tüte ist.
Draußen angekommen stolper ich einfach nur noch fast zu meinem Auto, um von hier wegzukommen. Ich hasse es, einkaufen zu gehen. Ich habe jedes Mal aufs Neue diesen Druck und diese Ausbrüche, sobald so viele Menschen in meiner Nähe sind, und dann diese ganzen Blicke auf mir, die mich zusätzlich unter Druck setzen. Genau deshalb war ich eben auch so genervt, als ich dafür eingeteilt wurde.
An der Psychiatrie angekommen, rennt mir auch schon Alexander entgegen, reißt mir die Tüten aus der Hand und bevor ich überhaupt reagieren kann, zieht er mich auch schon mit sich. „Du musst mitkommen, Jack, der dir zugeteilt wurde, will sich nicht beruhigen und verlangt nur nach dir“, sagt er außer Atem, was ihn verrät dass er gerannt ist.
„Bring mich zu ihm, ich kümmere mich darum“, ist das Einzige, was ich dazu sage.
Vor seiner Zimmertür, wo er eingeschlossen wurde, bleiben wir stehen. Er gibt mir meine Einkäufe und macht sich aus dem Staub. Ich schließe die Tür auf, spähe meinen Kopf langsam durch den Raum. Dort liegt er ruhig im Bett und starrt die Wand an. Ich nehme meine Einkäufe, gehe rein, schließe die Tür hinter mir und setze mich langsam zu ihm aufs Bett.
„Hey, Jack, ich bin Nora. Ich wurde dir zugeteilt, um dich zu betreuen. Möchtest du mir verraten, was mit dir los ist?“ frage ich ihn in einem sanften Ton und mit einem leichten Lächeln.
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