Kapitel 32

Die Weihnachtsferien rückten näher und Avessa wurde immer wortkarger. Nicht, dass sie sonst viel geredet hätte, sie stand einfach nicht gern im Mittelpunkt, aber Fred und George zumindest fiel auf, dass sie beim Essen in der Großen Halle oftmals mürrisch vor sich hinstarrte und irgendwann sahen sie sich an und nickten sich zu, enger an sie rutschend. Misstrauisch hob sie den Blick und ließ ihn zwischen den beiden hin und her wandern. „Waaas...?", fragte sie gedehnt und ihr argwöhnischer Tonfall ließ die Zwillinge lachen. „Nichts, beruhig dich, Silver...", sagte George und Fred nickte. „Ja...wir haben uns nur gefragt," – „was dir die Laune verhagelt in letzter Zeit."

Sie zuckte mit den Schultern und reckte sich. „Schulkram...", sagte sie ausweichend, doch die beiden schnaubten. „Avessa Carrow!" sagte George streng und sie wölbte eine Augenbraue. „Überlasse das Scherzemachen uns, klar?" Fred nickte. „Als ob du Schwierigkeiten in der Schule hättest..." Er stieß ein Lachen aus und sie rollte mit den Augen, doch wurde sie zum Glück einer Antwort entbunden, als Ron, Hermine und Harry an den Tisch kamen und ihnen gegenüber Platz nahmen.

„Hey, Ihr drei!", sagte sie enthusiastischer, als sie es sonst getan hätte und Fred und George warfen ihr aus schmalen Augen Blicke zu, die ihr sagten, dass das Gespräch noch nicht vorbei war. Sie grinste in sich hinein und blickte auf ihre drei Mitschüler. „Wie geht es euch?"- „Super!", sagte Harry und erzählte, dass Professor Lupin ihm versprochen hatte, ihn in dem Patronuszauber zu unterrichten.

Avessa schaute ihn interessiert an. „Oh, das ist toll, Harry!", sagte sie und er lächelte sie an. „Du kannst ihn ja schon...", fiel ihm ein und sie wiegte den Kopf hin und her. „Jaaah...aber auch nicht perfekt. Er ist stark an deine Gefühle und Gedanken gebunden und wenn du gerade keine sehr positiven Gedanken hast..." Sie brach ab, als sie sah, dass Sorge in Harrys Blick aufglomm.

„Keine Sorge, Harry, ich denke, du wirst ihn auf jeden Fall packen", sagte sie schlicht und er musste lachen. „Wieso klingt alles, was du sagst, immer, als sei es sicher?" Sie zuckte mit den Schultern und sah ihn an. „Weil ich nichts von albernen Schmeicheleien und Halbwahrheiten halte. Wenn ich etwas sage, meine ich es auch so." Die Zwillinge grinsten. „Ganz so, wie wir." Sie runzelte amüsiert die Stirn und aß dann noch etwas von ihrem Joghurt, bevor sie nickte. „Jaaah...so in etwa."

Harry sah zuversichtlicher aus und nahm sich ein Croissant. „Was machst du eigentlich in den Weihnachtsferien, Avessa?", fragte er und sie verschluckte sich an ihrem Joghurt. „Wäääh, Silver, kannst du nicht aufpassen?", rief Fred und lachte, als er sich ein paar Joghurtspritzer vom Ärmel wischte. Sie errötete und leckte sich die Lippen, nahm eine Serviette und half ihm. „Entschuldige...", sagte sie leise und er winkte ab. „Passt schon, Kleine", sagte er gönnerhaft und in seiner besten Frauenheldmanier und sie stieß ein kurzes Lachen aus. „Ihr seid echt doof."

„Wieso ihr?", fragte George entrüstet. Avessa sah zu ihm. „Mitgehangen, mitgefangen", sagte sie und streckte ihm die Zungenspitze raus. Er sah darauf und sein Blick blieb an ihren Lippen hängen. Als sie bemerkte, dass er nicht reagierte, wurde sie nervös und leckte sich über die angestarrten Lippen, die aus irgendeinem Grund trocken wurden. „Äh...George...?", fragte sie und er riss sich los, sah ihr in die Augen. „Äh...ja. Ich meine nein!" Er hatte sich gefangen und grinste. „Das ist absolut indiskutabel. Wir machen nicht alles..." Dann überlegte er kurz und er und Fred sahen sich an, bevor sie nickten.

„Doch, stimmt. Wir machen alles zusammen." Alle lachten und die beiden sahen bedeutungsvoll zu Avessa, die ihren Blick aber schon wieder auf ihr Essen gerichtet hatte. „Also. Wie war das jetzt mit den Weihnachtsferien?" Avessa legte resignierend den Löffel beiseite und sah auf und die anderen erschraken leicht bei ihrem kläglichen Gesichtsausdruck. Unwillkürlich legte Fred einen Arm um ihre Schultern. „Was ist?", fragte er besorgt.

Sie seufzte. „Meine...Familie...also Vater hat dieses Jahr wohl etwas mit Alaric und Elijah vor und daher keine Zeit für mich...", begann sie und die Zwillinge strahlten. „Aber das macht doch nichts! Dann bleibst du mit uns hier!", sagten beide und Ron nickte zustimmend. „Wir bleiben alle hier, sogar Hermine, oder, Hermine?" Diese nickte und alle sahen Avessa begeistert an, doch diese seufzte und verbarg ihr Gesicht in ihren Händen. „Ich kann nicht...", sagte sie dumpf und die anderen schauten fragend.

„Ich...", begann sie und zögerte dann, bevor sie dann etwas nuschelte. „Das...hat keiner verstanden, Silver", sagte George und nahm ihre Hände vom Gesicht, eine davon behaltend. „Also...was?"

Avessa seufzte erneut und sah auf ihren Teller. „Mein Vater...er hat einen Freund gefragt...und nun muss ich...ich verbringe die Weihnachtsferien bei..." Sie sah auf und ihr Blick fiel bezeichnenderweise auf Draco und seine Freunde, die gerade an ihrem Tisch vorbeigingen und eine Parodie auf einen Ohnmachtsanfall machten.

Erst sahen alle angeekelt auf die Slytherins, bevor sich Verstehen in ihren Augen bildete und sie geschockt zu Avessa schauten. „Du musst zu den Malfoys?!", rief Ron und Avessa warf ihm einen scharfen Blick zu. „Schschsch!" Hermine und gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. „Ernsthaft, Ron." Fred sah zu Avessa und eine Mischung aus Ekel und Mitleid stand in seinem Gesicht.

„Das ist hart", sagte er mitfühlend und George nickte, immer noch ihre Hand in seiner. Sie spürte, wie er sanft zudrückte und erneut glomm ein leichtes Kribbeln in ihrem Magen auf. Sie atmete tief durch und zuckte dann die Schultern. „Na, was soll's...ich werde das schon überleben...und sie haben wirklich eine tolle Bibliothek. Wenn ich Mister Malfoy überreden kann, mich da reinzulassen, kann ich mich ganz auf unsere Hausaufgaben konzentrieren. Ich denke, ich bitte Professor McGonagall um ein paar Extra-Aufgaben."

Ron sah sie an, als habe sie den Verstand verloren, aber Hermine, die die ganze Zeit sehr still gewesen war, nickte zustimmend. „Eine gute Idee", sagte sie und seufzte. „Das ist echt hart, Avessa. Ihr...versteht euch auch so gar nicht, oder?" Fred und George schnaubten und Harry sah sie an. „Ich glaube, wenn ich nicht wäre, wärst du seine Erzfeindin." Sie musste lachen, auch oder wahrscheinlich eher, weil sie sich das auch schon gedacht hatte.

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