25. Dachschaden?
Mays Augen durchbohrten mich mit einem Blick voll brennbaren Zorn, als ob der Teufel selbst in ihr wohnte. Nachdem sie das Glas nahm, realisierte ich, dass sie mehr vorhatte, als nur zu trinken. Es war der gleiche Blick, wie der meines Erzeugers. So fokussiert jemanden weh zu tun. Der Gedanke an Mord. Ein Mord, der mir galt.
Eine Gรคnsehaut hatte sich in mir ausgebreitet und ich schaute ihr nur dabei zu, wie sie voller Wucht, Wut... Hass, in den Blutbeutel stach. Das Blut, welches sich zuvor darin befand, war hinaus geschossen und lief auf Mays Kรถrper. Leise Worte durchbrachen das Schweigen zwischen uns. "Ich kann das nicht." Nur wenige Sekunden danach fiel sie nach vorne, schloss ihre Augen.
Eine Art Panik hatte sich in mir breit gemacht. Ich spรผrte seit langen wieder so etwas wie... Angst? In meinem Kopf herrschte ein Sturm aus Erinnerungen, jedoch รผbernahm ein Gedanke die Oberhand.
Ich hatte Angst um sie.
Unglรคubig hatte ich beobachtet, wie eine Krankenschwester in den Raum stรผrmte und den Hals von May abtastete, um festzustellen, ob sie noch einen Puls besaร. Mit behutsamen Hรคnden hob die Krankenschwester May vom Boden und legte sie vorsichtig ins Krankenbett.
"Wir brauchen ein neuen Blutbeutel mit Blutgruppe A. Die Patienten hat einen niedrigen Hรคmoglobinspiegel!", war von der Krankenschwester zuhรถren, als der Arzt rein kam. Ich kann mich wage erinnern, dass er "das weiร ich" sagte.
Die Krankenschwester hatte mich jedoch aufgefordert, raus zu gehen, und ihnen das Geschehen zu รผberlassen.
Und nun saร ich hier, in Gedanken verloren. Gedanken an das was war und das was noch passieren kรถnnte. Ich ging die Situation noch einmal durch, und realisierte, dass mit May etwas nicht stimmte. Solch einen Blick... solche Taten kannte ich nur zu gut. Diese fokussierten und entschlossenen, ohne jegliche Anzeichen von Reue.
Mir war von Anfang an bewusst, dass May einen kleinen Dachschaden besaร, jedoch hatte ich nie in Erwรคgung gezogen, dass sie die Absicht hรคtte jemanden weh zu tun. Das รคnderte sich jedoch ab diesem Moment. Ich durfte sie keines Wegs unterschรคtzen. Auch wenn ich bezweifelte, dass sie mir wirklich Schaden anrichten kรถnnte, wusste ich trotzdem, zu was der Mensch alles fรคhig ist.
Doch daran zu denken, dass sie jemanden Schaden zufรผgen kรถnnte, war nicht sonderlich meine grรถรte Sorge. Viel mehr die Tatsache, dass sie einen Lucca erwรคhnte. Was ist, wenn sie Wahnvorstellung hat?
Da stand niemand im Raum. Es waren nur ich und die Krankenschwester. Und selbst die war zum Zeitpunkt aus dem Raum gehuscht.
Ich verstand also nicht, wen sie meinte. Auf mich machte sie einen verrรผckten Eindruck. Als wรคre nh' Glรผhbirne bei ihr durchgebrannt.
Nach ein paar Minuten, die sich wie Stunden anfรผhlten, kam einer der รrzte raus. Er nickte mir kurz zu, lieร die Tรผr offen stehen und lief mit schnellen Schritten den langen Flur entlang.
Etwas mรผde stand ich vom Stuhl auf und wollte gucken, ob es May gut ginge. Was anbetracht der Situation unwahrscheinlich ist.
Ich stand am Tรผrrahmen und traute mich nicht, den Raum zu betreten. Wieso mich permanent solch eine Angst begleitete, wusste ich selbst nicht. Vielleicht war es eine Angst um sie. Vielleicht aber auch nur Respekt davor, wie sich noch vor wenigen Stunden verhielt und dessen was mit ihr passieren wird.
Nun lag sie da. Das Piepen im Hintergrund ertรถnte immer wieder in gleichmรครigen Abstรคnden. Sie schlief - trรคumte. Vielleicht trรคumte sie von einer separaten Welt, vielleicht vom Tod, alles Mรถglichkeiten... Aber sie schlief und das beruhigte mich seltsamer Weise.
"Hallo, Herr Tฤฑlฤฑm." Eine tiefe mรคnnliche Stimme durchbrach meine Gedanken und ich zuckte zusammen. "Bin ich mit der Annahme richtig, dass Sie Askim Tฤฑlฤฑm sind?"
Langsam drehte ich mich um und erkannte einen rothaarigen, etwa 1,90 groรen Mann, vor mir stehen. Das viel beรคngstigende jedoch war: Er trug eine Polizei-Uniform. Fuck, was wollen denn jetzt die Bullen von mir?
"Ja..." Ich zรถgerte. Polizisten sind vielleicht in einem Krankenhaus ganz normal? Kein Grund zur Sorge. Die ist sicher nicht wegen mir hier. "Ja, damit liegen Sie goldrichtig." Meine Stimme klang mehr als รผberzeugt und meine Zweifel, die vor wenigen Sekunden noch mein Selbstbewusstsein erniedrigten, merkte man mir jetzt keines Wegs mehr an.
"Gut, immerhin existiert ein Askim in Frau Cudets Kopf. Ich mรถchte Sie bitten, mit mir zu kommen. Sie werden wegen ein paar Dingen bezรผglich Frau Cudet befragt."
Und so begann es. Ich redete das erste Mal mit einem Polizisten als Helferlein fรผr May und nicht als Dieb, Straftรคter oder Gott weiร was. Ein Wenig riskant war es trotzdem...
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