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"Tut mir leid, ich bin gestern spät Abends vorbeigekommen. Es tut mir leid." Jimin würde normalerweise lächeln, wenn er will, das ihm vergeben wird. Doch heute tat er das nicht. Er sah einfach fertig aus, richtig kaputt.
Meine Mutter und mein Vater sagten Jimin, trotz des fehlenden Lächelns, dass es ist okay ist und er keine Probleme verursacht.
Den Rest des Frühstücks sagte Jimin kein Wort mehr. Er war immer noch in seinem Schlafanzug, ich aber auch. Heute ist Samstag, wir haben also den ganzen Tag frei.
Jimins Anblick tut mir wirklich weh. Das ist bestimmt so eine Sache der Liebe. Fühlt der, den man liebt sich schlecht, ist verletzt oder sonst was, spürt man auch Schmerz. Nur weiß ich leider noch nicht, was Jimin in diese Kondition gebracht hat. Ein kleiner Teil von mir, der das allerschlimmste befürchtet, will das aber auch gar nicht wissen. Was, wenn jemand gestorben ist? Ich bin wirklich schlecht darin Leute aufzumuntern...
Nach dem Frühstück sind wir beide wieder in mein Zimmer gegangen, wo er sich sofort in Bett gelegt hat und die Decke über sich gezogen hat. Ich setzte mich nur auf mein Bett und legte meine Hand auf seine verdeckte Schulter. "Willst du mir sagen, was los ist?"
Jimin zögerte deutlich, bevor er die Decke etwas runterzog und sich zu mir drehte. Statt aber zu reden, nahm er meine Hand und legte sie auf seinen Kopf. Ich verstand das Zeichen, ihn durch seine Haare zu streichen und machte es deshalb auch. In dieser Position waren wir einige Minuten und habe schon gedacht, Jimin wäre wieder eingeschlafen, weil er seine Augen irgendwann geschlossen hatte. Doch das war nicht der Fall.
Er öffnete sie irgendwann wieder und sah mich mit glasigen Augen an. "Junghyun ist letzte Nacht durch mein Fenster eingebrochen."
"Er- Was?" Vor Schock hatte ich meine Hand zu mir gezogen. "Er ist eingebrochen? Was hat-" Oh nein, er muss etwas gemacht haben, was Jimin in diese Verfassung gebracht hat. Natürlich war es Junghyun. Wer sonst könnte das so einfach machen? So einfach Jimin, der eine starke Persönlichkeit hat, zu brechen. "Was hat er gemacht?"
Jimin nahm seinen Blick von mir weg. "Wollte... wollte mit mir schlafen."
"Und... was wolltest du?" Fragte ich.
Vielleicht haben sie miteinander geschlafen und Jimin hat es danach so sehr bereut, das er zu mir gekommen ist. Oder sie haben nicht miteinander geschlafen und Junghyun ist weg, hat Jimin aber mit Schuldgefühlen dagelassen, weshalb er zu mir gekommen ist. Eine andere Situation will ich mir nicht vorstellen, doch ich merkte, wie ein ätzendes Gefühl sich in meinem Bauch breit machte, was auf noch eine andere Situation, die ich gar nicht erst in Betracht ziehen will, andeutet. Junghyun ist ein Arsch aber er würde Jimin doch nie zu so etwas zwingen.
Oder..?
"Ich wollte das nicht." Jimins Stimme war so leise, ich hörte sie fast gar nicht.
Ich schluckte. "Und-"
"Er wollte mich zwingen. Er hat es auch fast geschafft, hat schon seine Hose aufgemacht und war dabei, meine runterzuziehen. Ich habe ihn mit meinem Mathebuch bis zur Ohnmacht geschlagen... oder so." Unterbrach er mich in lauter Stimme, die zum Ende hin immer brüchiger wurde, bis Jimin letzten Endes wieder weinte.
"Das... Gut, dass du dich gewehrt hast." Brachte ich nur hervor und legte vorsichtig meine Hand auf seine Schulter, so dass er im Falle, das er das nicht wollte, sie schnell entfernen konnte. "Jimin, es tut mir so leid. Das hätte keinen passieren sollen. Ich-" Weiß echt nicht, was ich sagen soll. "Du kannst immer mit mir über alles reden, das weißt du. Also auch in Zukunft, rede immer mit mir, so wie jetzt. Es ist gut, das du mir das erzählt hast, auch wenn ich echt keine Ahnung habe, was ich sagen soll, damit es dir besser geht, weil ich natürlich nicht weiß, wie..." Es war. Nein, das kann ich jetzt nicht bringen.
"Danke." Schluchzte Jimin. "Aber du musst nicht so nett zu mir sein. Man sieht, dir geht es nicht gut und ich habe es nicht bemerkt. Ich bin ein schlechter Freund." Er wischte sich über sein Gesicht. "Warum geht es dir so schlecht, Yoongi?"
Mir geht es so schlecht, weil ich dich liebe und es jeden Tag mehr weh tut.
"Reden wir jetzt bitte nicht über mich, Jimin."
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