𝟐𝟎.𝟏𝟐.𝟐𝟎𝟐𝟑 ⧽ 𝐀 𝐬𝐡𝐚𝐝𝐨𝐰 𝐨𝐟 𝐭𝐡𝐞 𝐩𝐚𝐬𝐭
........................
........................
Die Sterne glitzerten, wie ein weißer Schleier am dunklen Himmel, als Jing Yuan sich mit einem Seufzer gegen das Geländer seines Balkons lehnte. Es war schon spät und er würde nichts lieber tun als sich weiter in sein Gemach zurück zu ziehen und den Rest des verbleibenden Tages zu schlafen oder Mimis weißes weiches Fell zu streicheln. Vielleicht würde die kleine Katze sich sogar auf seinem Schoß zusammen rollen und anfangen zu schnurren.
Allein bei den Gedanken musste er anfangen zu lächeln. Er wusste aber, dass das nicht möglich wäre, jeden falls jetzt noch nicht.
Der Wind wehte ihm durch sein langes Haar und sein Blick wurde müder, als er den Balkon hinab, auf die Menschen sah, die sich auf den Weg ins Schloss begaben. Einer schöner gekleidet als der andere. Frauen in bunten auffälligen Kleider und Herren in den elegantesten Anzügen.
Er hatte nicht gewollt, dass sie kamen und doch waren sie wegen ihm und ihm allein heute Abend in sein Schloss gekommen. Nicht dass er die Wahl dazu gehabt hätte, sie alle samt auszuladen um seinen Geburtstag in ruhe und frieden zu feiern.
Als Prinz gehörte es eben dazu, dass man zu solch einem Anlass wie dem eigenen abschließen eines weiteren Lebens Jahres eine Ball veranstaltete.
„Weil es eben Tradition ist", hatte seine treue Beraterin ihm an den Kopf geworfen, als er den versuch gewagt hatte sich gegen die anstehenden Festlichkeiten zu wären.
Es wusste noch nicht einmal wer alles bei dem bevorstehenden Ball anwesend sein würde. Fu Xuan hatte ihm einmal eine lange Liste mit Namen gegeben, aber er kannte weder die Hälfte der Namen, noch hatte er die Zeit und Motivation sie alle zu lernen. Den Aufwand für diesen einen Abend war es ihm nun wirklich nicht wert. Immerhin hatte er wichtigere Dinge zu erledigen.
Wäre es nach ihm gegangen, hätte er nur mit seinen engsten Freunden eine kleine Feier veranstalltet. Darunter Fu Xuan so wie der jüngste unter den Knappen Yanqing, die Bediensteten Yukong und Tingyun und noch zwei villeicht drei weitere Personen wären dabei gewesen.
Sie hätten zusammen an seinem Geburtstag spaß gehabt, hätten Kuchen gegessen und geplaudert bis in die Nacht hinein.
Am Ende des Tages hätten sie sich mit einem Lächeln für die Nacht verabschiedet und während alle schliefen hätte er sich zusammen mit einer Flasche Wein nach draußen geschlichen. Er wäre zur großen Weide, die sich im Schlossgarten stand, gegangen und hätte sich unter den großen Baum gesetzt.
Neben sich das Denkmal zur Erinnerung seines besten Freundes. Auch wenn der Titel ,,Beste Freunde" ihrer damaligen Beziehung nicht gerecht wurde. Genug Zeit damit sich mehr hätte bilden können hatten sie nicht. Das Schicksal hatte andere Pläne für sie gehabt und Yin Xing viel zu früh von ihm gerissen.
Das Denkmal selbst bestand aus einem kleinen Feld Spinnenlilien und einem Schwert, das mit der Klinge im Boden versunken war. Das Schwert das Yin Xing einst mit eigenen Händen herstellte und das er bis zu seinem tot bei sich trug.
Auch wenn der Körper seines Freundes nicht wirklich bei ihm begraben lag, half Jing Yuan das Denkmal in dem es ihm Trost spendete.
Am ende des Tages würde er Betrunken unter der Weide einschlafen und am nächsten Tag eine Standpauke von seiner Meisterin kassieren. Das, aber wäre es ihm Wert gewesen.
Nun war er aber hier auf dem Balkon seines Schlafgemachs und versuchte das unvermeidbare solange heraus zu zögern wie nur möglich. Es blieb ihm nur noch so viel Zeit, wie Fu Xuan brauchte um ihn zu finden.
Nicht, dass das lange dauern sollte, wenn sie ihn schon so lane kannte.
Seine Vermutung bewahrheitete sich, als er zarte Schritte und ein genervtes ,,Ä-hem" hinter sich vernahm. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht und er musste leise Lachen, als er sich langsam umdrehte und in das nicht weniger genervte Gesicht seiner Beraterin mit den pinken hochgesteckten Haaren blickte.
Hände vor der Brust verschränkt, durchbohrte sie ihn mit ihren Blick.
,,Die Gäste warten und ich werde nicht die Person sein, die ihnen erklärt warum seine Hoheit seinen eigenen Ball schwänzt", während sie sprach trat sie immer näher auf ihn zu. In einer ihrer Hände eine weiße Maske die an einen Löwen erinnerte, die sie ihm nun gekonnt vors Gesicht hielt.
,,Ach, der Ball, ist der wirklich schon heute? Hatte ich ganz vergessen", sagte er mit so viel Überzeugung, dass wahrscheinlich fast jeder ihm geglaubt hätte. Leider war seine Beraterin nicht eine von ihnen. Dafür konnte sie ihn und seine Macken viel zu leicht durchschauen.
Sie besah ihn eines weiteren Blickes, bevor sie nur den Kopf schüttele und sich ihre Schultern entspannten.
,,Ich weis doch, dass du dir etwas schöneres vorgestellt hättest, als den ganzen Abend von dir Fremden umgeben zu sein," sprach sie nun mit einem sanfteren ton. Immerhin war das Thema etwas worüber sie viele male geredet hatten."Aber daran führt nun mal kein weg vorbei. Vor allem wegen der einen Sache.."
Allein bei den Gedanke daran, was Fu Xuan meinte wurde Jing Yuans Miene wieder ernster.
Auch wenn es schön gewesen wäre, war der Ball dieses mal nicht nur dafür gedacht um seinen Geburtstag zu feiern. Nein, diesmal gab es einen weiteren triftigen Grund. Einem vordem Jing Yuan sich genau wie vor dem Ball, solange wie möglich versucht hatte zu verstecken.
Jedoch, konnte er sich weder vor der Meinung seiner Untertanen, noch vor dem stählernen Blick von Jing Liu lange verkriechen.
,,Warum ausgerechnet jetzt? Hätte das Ganze nicht noch eine weile länger warten können? Alle tun so als würde Jing Liu jeden Moment tot umkippen können", sprach er gedenft und nahm Fu Xuan die Maske aus der Hand. Sie würde wohl oder übel das einzige sein, das ihm an diesem Abend, einwenig Schutz vor den vielen Blicken geben gäbe, die sich bestimmt am liebsten nur so wie die Geier um ihn reißen würden, sobald er in ihre Reichweite trat.
Aber soweit würde er es garnicht erst kommen lasse. Das hatte er sich geschworen.
,, Leider nein, mein Prinz. Ich glaube ihr habt fast schon zu lange mit dieser Entscheidung gewartet. Die Bürger wollen endlich erfahren, wann ihr in naher Zukunft Jing Lius Platz, als neuer Herrscher einnehmen werdet."
,,Aber ist es wirklich von Nöten, dass ich mich vorher Vermähle? Ich könnte doch auch alleine regieren. Genau so tut es doch auch schon Meis- ich meine Jing Liu seit einer Ewigkeit."
Sein Blick glitt wieder in die Ferne, hinauf zum Sternen Himmel und dann wieder zu den weniger werdenden Menschen auf dem Weg vor dem Palast. Es waren wohl schon fast alle da.
Hinter sich hörte Jing Yuan ein leises seufzten, bevor Fu Xuan sich neben ihn gesellte und sich leicht an seine Schulter lehnte.
,,Du weist genau warum sie allein regiert", sprach sie leise, Blick ebenfalls in die ferne gerichtet.
,,Ja, ja das weis ich."
Es war ein offenes Geheimnis unter den Bürgern, wie genau es zu den besonderen Umständen Jing Liu's gekommen war, aber keiner wagte auch nur ein Wort darüber zu verlieren. Niemand wollte sich an das erinnern, wars schon so viele Jahre zurücklag, aber immer noch wie eine offene Wunde schmerzte. Der Verlust des letzten Königs und Jing Liu's Gemahl, traf alle wie ein Schlag. Es kam so plötzlich das keiner damit hätte rechnen können.
Der König wurde von Mara befallen, einer schlimmen Krankheit, die die Sinne derer, die sie befällt, benebelt bis sie nur noch ein Schatten ihrer selbst sind und nichts anderes wollen als zu töten.
Es war nur dank Jing Liu, dass das schlimmste verhindert werden konnte, doch das hatte seinen Preis. Sie war nie wieder so wie zuvor. Der Tot ihres Geliebten hatte ihr etwas genommen, das ihr niemand je zurückgeben konnte.
Ihr Lächeln.
Nicht einmal ihr eigener Schüler vermochte dies, weshalb niemand sie auch je dazu zwang, dass was geschehen war zu vergessen.
Jing Yuan senkte seinen Blick zu Fu Xuan und legte einen Arm um ihre Schultern, woraufhin sie sich noch einwenig enger an ihn drückte und ihn beruhigend über den Rücken strich. Strähnen ihres pinken Haares wehten sacht im Wind und umspielten ihr zartes Gesicht, das zum Teil von einer goldenen Maske bedeckt wurde.
Er beobachtete sie eine weile still, bis Fu Xuan erneut zu sprechen begann. Ihr Blick niemals den seinem abweichend. Er sah, dass sie das selbe denken mussten. Das bedauern in ihren Augen verriet sie.
„Wir wissen alle wie schwer dir das heute fällt. Du hättest dir sicher etwas schöneres für diesen Tag gewünscht, aber Versuch es wenigstens. Und wenn nicht für das Volk, dann eben für mich, deine Meisterin und für ihn. Und wer weis, vielleicht wird es doch besser als du es dir vorstellst. "
Sie blickte zu ihm hoch und lächelte, was Jing Yuan erwiderte.
,,Ich kann nur Hoffen, dass du recht behältst mein Lady Fu. Etwas anderes kann ich wohl nicht."
Seine Augen wanderten erneut das Schloss hinab, hinaus in die weite Ferne bevor er sich von Fu Xuan löste und sich gefolgt von ihr auf den weg zurück in sein Gemach begab.
,, Alle Gäste müssten jetzt da sein. Richte bitte Jing Liu aus, dass ich gleich da sein werde."
,,Natürlich, mein Prinz, aber bitte erscheint rechtzeitig", erinnerte sie ihn ein letztes mal, nachdrücklich.
,,Keine Sorge, das werde ich."
Ohne weitere Worten nickten die Beiden sich zu, bevor Fu Xuan aus dem Zimmer verschwand und hinter ihr die Tür mit einem Klick ins Schloss viel.
Nun war er wieder allein.
Das Gefühl, dass dieser Abend sein letzter sein würde den er in frieden verbrachte stärker den je. Er würde in nur wenigen Stunden jemanden auserwählen müssen mit dem er den Rest seines Lebens verbringen würde. Was aber wenn er die Falsche Person wählte und er es den Rest seiner Tage bereute? Was wenn es beim ihm genau so sein würde wie bei seiner Meisterin? Würden die Leute ihm ebenfalls nicht zu einer erneuten Ehe zwingen? Oder was wenn..
Jing Yuan wollte garnicht erst darüber nachdenken. Dennoch und das wahr im klar, hatte er alles was heute und in den danach folgenden Tagen passieren würde selbst zu zuschreiben.
Er schüttelte den Kopf, um sich von seinen Gedanken zu lösen und fuhr sich durchs weise Haar. Sein Blick auf den großen Spiegel an seiner Wand gerichtet, als er sich seine Maske aufs Gesicht setzte. Sie harmonierte mit seinen Haaren und ließen es als eine Einheit wirken.
Es war Zeit, das er sich auf den Weg machte.
+
Es war genau so wie er es sich in den bereits vergangenen Tagen vorgestellt hatte.
Der Große Saal, brunkvoll geschmückt mit Kronleuchtern die glänzten wie Diamanten, Saphire und Rubine. Fenstern die sich bis zum Himmel erstrecken zu schienen, durch die das sanfte silberne Licht des Mondes schien und festliche Musik die durch das ganze Schloss halte.
Es ließ die Menge die sich in eben diesem Raum versammelt hatte nicht grade kleiner wirken.
Was Jing Yuan mit bedauern beobachtete, als er mit einem wagen Blick durch den offenen Türspalt auf die andere Seite linste.
Er hatte wirklich vorgehabt ohne zuzögern durch die Tür des Ballsaals zuschreiten, um sich seinen Pflichten zu stellen. Jedoch kamen in ihm Bedenken hoch als er das laute Gemurmel der Masse von innen vernahm, weshalb er nun hier stand. Wahrscheinlich war ihm sein Schicksal wie dieser Abend enden müsse so deutlich geworden wie vorher noch nie zuvor.
Zu seinem Glück waren grade keine Wachen Anwesend, die ihn hätten bei seiner inneren Krise sehen könne. Es wäre durchaus peinlich, wenn seine Untertanen ihren zukünftigen Herrscher in einem solchen Zustand sehen würde. Demütigen könnt er sich an diesem Abend später noch genug, danke dafür.
Jing Yuan schloss seine Augen und holte dreimal tief Luft. Ein unangenehmes Gefühl kribbelte unter seiner Haut, wie tausende kleine Armeisen. Sie krabbelten immer weiter, bis sie seinen gesamten Körper bedeckten.
Es wurde besser, je mehr er versuchte sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Ganz ging es aber nicht fort.
In seinen Gedanken stellte er sich for wie Yinxing ihn schon lang für sein Verhalten ausgelacht hätte. Wie sein weises Haar, das er zum Teil hochgesteckt hatte über seine Schultern floss. Wie der rote Ohring den er immer getragen hatte sanft im Wind wehte. Sein Lächeln dabei so schön und strahlend, dass es Jing Yuan schwer ums Herz wurde.
Jing Yuan schüttelte bedacht den Kopf. Er konnte sich nicht erlauben, grade jetzt wieder über ihn nachzudenken. Nicht wenn er schon lange tot war und Jing Yuans Gefühle für seinen gefallenen Freund, ihn bei seiner Entscheidung nicht beeinträchtigen durften. Auch wenn es ihm schwer viel.
Er öffnete seine Augen, dann drückte er die Klicke nach unten und öffnete die Tür zum Ballsaal.
Er hatte noch nicht mal zwei Schritte in dem Raum gemacht, als sich schon alle Augen zu ihm gewandt hatten. Jedes Gespräch und jede Unterhaltung stoppte. Selbst die Musik, die zuvor im Raum spielte verstummte. Mit einem mal wurde es viel zu schnell, viel zu still im Saal.
Es war als würde die lasst der Stille ihn nieder drücken wollen, ihn unter seinem Gewicht begraben. Doch stolz wie er war ging er vorwärts. Durch tausende Blicke die jeder seiner Bewegungen folgten.
Zu hören waren nur Jing Yuans Schritte, die sich durch den Raum bewegten. Ein lauter, klarer Klang auf dem Marmorierten Boden, wobei einige Leute ohne zu zögernd aus dem Weg wichen. Vor seinem Statut eingeschüchtert oder einfach aus Respekt.
Nur wenige Schritt waren es, bevor er vor dem Thron in dem Jing Liu saß zum halten kam. Ihre Ausstrahlung allein zeugte von völliger Kontrolle. Sie war die art Mensch vor der man sich keinen Fehler erlauben durfte. Die Art, die ohne es zu sagen Respekt forderte.
Sie trug wie immer langes nacht blaue Kleid mit roten Akzenten. Ihre weises Haar hochgesteckt saß sie streng, fast schon dominant da.
Hinter sich hörte Jing Yuan das Geflüster der Gäste, vor allem die freudigen Stimme der Frauen derer, die sie sich erhofften einen Chance bei ihm zu haben, doch er ignorierte es für sein eigenes Gemüht. Die Liste der Personen, die er heute enttäuschen würde war jetzt schon länger, als das er hätte zählen können.
Er sah seiner Meisterin in die Augen bevor er sich kurz verbeugte. Ein Zeichen des Respekts, bevor er sich neben ihr, in den leeren Thron sinken ließ.
Es brauchte nur eine Handbewegung von Jingliu und die Musik fing wieder an zu spielen und die Gäste zu tanzen. Es hinderte sie dennoch nicht daran ihn weiter aus ihrem Blickwinkeln heraus zu beobachten.
,,Du bist Spät", erklang es leise in einem genervten Ton von Jingliu. Sie sah ihn nicht mal an, sondern beobachte weiter das Geschehen vor sich ohne jegliche Emotionen.
,,Ja, ich weis." Er versuchte erst garnicht eine Ausrede zu finden. Sie konnte ihn bisher bei jeder Lüge oder Flunkerei durchschauen, also würde es dieses mal nicht anders sein.
,,Das hier ist ein wichtiger Abend für dich und unser Königreich. Also erwarte ich, dass du dich auch dem entsprechend verhältst."
,,Ja, Meister." Stumm verfolgte er ihren Blick durch die Menge. Augen von einer Person zur nächsten wandert, steht's bedacht keinen unnötigen Augenkontakt herzustellen. Es waren viel junge Frauen und Männer dabei, die durchaus der Beschreibung eines Königs oder Königen würdig gewesen wären, jedoch befand Jing Yuan weder an ihnen noch an diesem ganzen Ball gefallen. Es half nicht, dass er spürte wie Jing Liu ihn nach einiger Zeit immer wieder aus ihrem Augenwinkel heraus anstarrte. Wie Messer Stiche waren ihre Blicke, die immer wieder zur Menge und dann wieder zu ihm fuhren. Eine klare Andeutung darauf, dass er sich endlich an den Feierlichkeiten beteiligen sollte.
Aber Jing Yuan interessierte sich nicht für die Gäste seines Balles oder deren Geld oder Macht. Es mochte sein, dass einige durchaus nette Seelen an diesem Abend anwesend waren. Villeicht würden sie und er sich gut verstehen, doch Jing Yuan wollte einfach nur seine ruhe haben und ins Bett gehen. Zu dem würde er, auch wenn nicht mehr lange, seine Freiheit so lange es ging auskosten.
+
Nicht weit entfernt vor dem Schloss, ratterte eine einzelne Kutsche über Kies.
Der Klang der Räder und das Getrappel der Pferde die einzigen Töne, die durch die dunkle Nacht halten.
Stetig nähet sich das Gefährt sich seinem Ziel weiter und weiter.
Es dauerte nich lange bis sie in nicht alzu unmittelbarer Entfernung vom Schloss zum stehen kam.
Von innen aus der Kutsche erklangen Stimmen. Mit einem klick öffnete sich die Beiwagen Tür und heraus stiegen zwei Personen, eine Frau und ein Mann. Sie äußerlich ruhig während er mit kalter Miene das Schloss hinauf sah.
,,Wir sind anscheinend einwenig spät dran Bladi. Ich kann die Musik selbst von hier aus schon hören". Hinter ihnen Schloss sich die Wagentür, bevor sich die Pferde wieder In Gang setzten und die Kutsche davon fuhr.
Derweil antwortete Blade nicht auf die gestellte Frage, sondern starrte nur weiter ohne Worte auf das Schloss. Hinauf zu dessen hohe Türmen, die sich in den Himmel reckten. Entlang der alten Steinmauer, die Spuren der Zeit nur zu deutlich an ihr zu sehen und weiter zu einem Balkon der sich im vierten stock zu befinden schien.
,,Für dich muss es bestimmt nostalgisch sein wieder hier zu sein."
,,Du weist genau so gut wie ich, das ich mich nicht mehr an vieles erinnere."
Die Meisten seiner Erinnerungen an diesen Ort waren verschwommen oder gar ganz vergessen. Aber er würde nie vergessen was ihm angetan wurde. Hass stieg in ihm auf als er an die Personen dachte, die für all sein leiden die Schuld trugen. Ein schmerz zog durch seinen Kopf und er zischte leise, als er kurz seine Augen zusammen kniff.
,,Bleib ruhig Bladi", sprach sie sanft. Ihr Stimme beruhigte ihn. Sie beruhigte, das was in ihm schlummerte und Immer auf eine Gelegenheit wartete auszubrechen.
,,Es war nie mein Zuhause", murrte er leise, auch wenn er tief im Inneren spürze das dieß nicht stimmte und setzte sich eine schlichte schwarze Maske aufs Gesicht. Verdecken tat sie nur einen Streifen seines Gesichts, aber mer sollt auch nicht nötig sein.
,,Bist du sicher?", schon ausgesprochen funkelten sie rote Augen wütend an, was ihr ein leises kichern entlockte. ,,Ach komm du weißt doch, dass ich dich nur aufziehen tue Bladi." Sie lächelte und setze sich ebenfalls eine Maske aufs Gesicht dessen Oberfläche mit schwarzen Spinnenweben bedeckt zu sein schien.
,,Las die Spielchen Kafka. Wieso hat Elio uns in erster Linie ausgerechnet hier her geschickt", sprach er und ging die ersten Schritte über den gepflasterten Weg, dicht gefolgt von Kafka.
Sie schmunzelte.
,,Wer weis. Das Schicksal Wirt es uns zeigen."
°•~•▪︎♡▪︎•~°
Mit leichten Füßen schritt er über das Paket. Immer im Takt der Musik.
Genau wie seine Tanzpartnerin, die bei jeder nur so kleinen Gelegenheit sich enger an ihn zu schmiegen versuchte.
Er hätte sie am liebsten weckgestoßen und so das anschmachtende Lächeln aus ihrem zu stark geschminkten Gesicht gewischt. Dürfen tat er es aber nicht. Es gehörte sich eben nicht als Prinz eine junge unschuldige Dame unrecht zu behandeln. Auch wenn besagte Dame sich gerade zu auf ihn gestürzt hatte, als er sich endlich dazu entschloss sich vom Thron zu erheben.
Jing Yuan war noch nie so froh in seinem leben gewesen eine Maske zu tragen, die Teile seins Gesichts verdeckte. Das Lächeln das er vorspielte erreicht nämlich vielleicht vieles, aber seine Augen waren nicht darunter.
Die Musik wurde langsamer und das Lied kam zum halt. Es folgte eine letzte Umdrehung bevor sich jeweils beide Partner von einander lösten und die Herren sich verbeugten und die Damen einen Knicks machten. Er war froh, dass es vorbei war.
,,Es war mir eine Freude mit euch zu tanzen. Vielleicht könnten wir das an diesem Abend noch einmal wiederholen oder was meint ihr?"
Beim reden klimperte sie mehrmals mit den Augen, wobei es so wirkte das ihr nach jedem Wimpern schlag ihre falschen Wimpern vom Augenlied hätten fallen können. Ihr Blick dabei so übertrieben freundlich gespielt, dass es ihm noch schwerer fiel nett zu bleiben.
Nur wenige Stunden und dann wäre es vorbei.
,,Vielleicht, aber lasst uns erstmal sehn was der Abend noch so für uns bereit hält."
Vielleicht, aber hoffentlich nicht, hatte er damit eigentlich unterschwellig gemeint. Dem Gesicht der Dame aber nach zu Urteil hatte diese es nicht verstanden.
Ihr Lächeln wurde nur noch breiter, bevor sie erneut einen Knicks machte und mit schnellen Schritten zu ihren Freundinnen zurück ging, die sie direkt umschwärmten wie Bienen eine Blume.
Er selber zog sich in eine dunklere Ecke des Saals zurück und seufzte Leise, hoffend das niemand ihn hören tat.
Er hasste es sich zu verstellen. So zu tun als wäre er jemand anderes. Jemand der alle seine Pflichten mit Bravour erfüllte und alles für das Glück seiner Untertanen tun würde. Jemand der ein guter Herrscher sein würde.
Aber all das war nur eine Show. Er war niemand besonderes, mit außergewöhnlichen Talenten, wie die meisten es wahrscheinlich von ihm vermutet hätten. Nur ein normaler Mensch, dass war es was er wirklich war.
Weshalb er selbst nach all der Zeit, die bereits vergangen war, nie verstanden hatte warum Jing Liu ihn auserwählte und zu ihrem Nachfolger ernannte.
JIng Yuan war ein Krieger, ein Kämpfer, aber ein Herrscher?
Er spürte schon an diesem Abend den Druck von so vielen Menschen auf seinen Rücken. Wie würde es dann erst sein, wenn er ein ganzes Land regieren würde?
Das nächste Lied begann, was die Tanzenden dazu verleitete sich einen neuen Partner zu suchen. Von seinen Gedanken wurde Jing Yuan erst gelöste, als er das stetige klackern von Absatzschuhen hörte. Sein Blick suchte nach der Quelle des Geräusches, welches sich als mehrere Damen heraus stellte, die eilig etwas zu suchen schienen und sich dabei immer wieder gegenseitig aus dem weg stießen.
Es brauchte nicht viel Überlegung um zu realisieren, dass er selber das Objekt ihrer Begierde war. Immerhin war seine vorherige Tanzpartnerin nicht die einzige gewesen, die bei seinem Anblick, direkt zu ihm gekommen war.
Zu dem hatte er die Blicke der anderen Frauen um ihn herum beim, nur zu deutlich gespürt. Es war nur klar das sie anfangen würden ihn zu suchen, wenn er aus ihren Sichtfeldern verschwand.
Zum Zeitpunkt war er noch aus ihrer Sicht weite, doch sie kamen stetig näher. Was nur durch ihr immer lauter werdendes Gezanke unterstrichen wurde.
Sein Name dabei auf ihren Lippen.
Oh Gott, warum? Fragte sich Jing Yuan, während er langsam aber bedächtig sich einen Weg durch die bereits wieder Tanzende Pärchen bahnte. Wohl darauf bedacht in die Entgegengesetzte Richtung wie die Frauen zu gehen, die nach ihm suchten.
Allein bei dem Gedanken unter einen von ihnen seine Zukünftige aussuchen zu müssen wurde ihm schlecht.
Grade kreuzte die Idee seine Gedanken, sich hinter einem der großen Pfeiler im Saal zu verstecken, als jemand ihn an der Schulter packte und er herum gewirbelt wurde. Er wäre über seine eigenen Füße gestolpert, wäre da nicht ein Arm gewesen, der sich um seine Hüfte gelegt und ihn an einen Fremden Körper gedrückt hätte.
,,Hey, du wirktest so als könntest du einen Retter in der Not gebrauchen, haha."
Sein Retter oder besser gesagt Retterin stellte sich, als ein junges Mädchen mit pinken Haaren heraus. Sie trug ein blaues Kleid mit Blüten Muster und eine dazu passende Maske, unter der man ihr strahlendes Lächeln erkennen konnten.
,,Ähm, danke", Jing Yuan wusste nicht so recht was er sagen sollte. War sie auch eine von diesen irren Damen, die sich um ihn rissen wie Geier? Auf dem ersten Blick wirkte sie nicht danach, was ihn ein Stück erleichterte.
Seine Unsicherheit wuchs dafür ein Stück wieder, als sie seine Hand nahm und sie beide zu tanzen anfingen.
,,Nicht doch. Bei den Gestalten, die so hinter dir her sind würde ich auch am liebsten flüchten wollen", beide bewegten sich drehend über das Backet.
,, Ich bin übrigens March 7 und ich bin nicht hinter deiner Krone her."
Jing Yuan blinzelte einige male perplex. Etwa so direkte Worte hatte er nicht erwartet, jedoch hieß das nicht das es etwas schlechtes war. Es erleichterte ihn einwenig, dass nicht alle nur wegen dem einen hier waren. Seine Mundwinkel zuckten leicht nach oben, als er das Wort ergriff.
,,Da scheinst du wohl eine der wenigen zu sein. Aber wenn das so ist, wieso bist du dann heute hier?"
Sie grinste nur breiter und deutete mit dem Kopf zu einem der großen Glasfenster. Er folgte ihrem Blick. Vor einem von ihnen stand eine Frau mit grauem Haar, die sich grade mit einem Mann mit kurzen schwarzen Haar zu unterhalten schien. Als die zwei die Blicke von Jing Yuan und March bemerkten winkten sie ihnen kurz zu.
,,Ich wollte mit meinen Freunden einwenig Spaß haben und hab sie hierher gezerrt. Sie sind aber "keine großen Tänzer" da dachte ich, dass ich wenigstens mit jemand anderen etwas tanzen könnte."
,,Ja, sowas kenne ich nur zu gut."
Yingxing war auch nie der größte Tänzer gewesen, jedenfalls hatte er das immer wieder von sich behauptet. Abgelehnt hatte er Jing Yuans bitte, zusammen im eigenen Zimmer zu tanzen, konnte er aber trotzdem doch nie. Jing Yuan konnte nicht leugnen, dass dies eine seiner liebsten Erinnerungen war.
,,Du wirkst mit einem mal so abwesend. Ist alles in Ordnung?", fragte March und legte den Kopf schief.
,,Ja, das ist es."
Nein das war es nicht, aber das wollte er ihr nicht sagen.
Sein Gefühle und Gedanken waren etwas mit dem er allein klar kommen musste. Das Bedürfnisse sich einer Fremden anzuvertrauen hatte er nicht, auch wenn March einen sehr netten Eindruck machte.
Lange könnte er sich eh nicht mehr mit ihr unterhalten können. Nach dem ende des grade spielenden Liedes würden sie sich beide wieder einen neuen Partner suchen müssen. Sein versteck spiel würde von neuen beginnen.
Es erfreute ihn aber dennoch, dass er dank March ein paar Minuten ruhe dazu gewinnen konnte ohne sich davon schleichen zu müssen.
,,Wenn du meinst."
Sie beide folgten weiter dem verlauf des Liedes und bewegten sich leicht abseits der Menge, am Rande der Tanzfläche.
Mitten drin konnte er sie allerdings wieder spüren, die Blicke. In ihm kamm wieder das Bedürfnis auf zu flüchten. Aber er blieb da wo er war. Der kleine Tanz mit March eine nette Abwechslung, die ihm sobald nicht mehr über den Weg laufen würde.
Es war als sich das Lied langsam dem Ende zuneigte, dass sich etwas ereignete mit dem keiner der so vergnügten Anwesenden gerechnet hätte. Ein Knall war es was dem fröhlichen Treiben ein schnelles ende bescherte.
Die Musik hörte auf zu spielen, die Gäste hörten auf zu tanzen. Alle gerieten in Aufruhr. Alles was rang und Namen hatte war an diesem Abend anwesend und alle waren es, die in diesem Moment zur Quelle des Geräusches sahen.
Auch Jing Yuan, der das Gefühl hatte, dass die Zeit stehen geblieben wäre, als er zur großen Eingangs Tür des Saals spähte. Hinweg über zahllose Köpfe, die es ihm gleich taten. Eben diese wurde von einer äußeren Kraft mit purer Gewalt auf geschwungen.
Und dort, mitten im Türrahmen, stand eine Person. Komplet in schwarz gekleidet, bis auf die roten Akzente seines Haars, das ihm in langen Strähnen über die Schultern viel. Seine Ausstrahlung so mysteriös wie beunruhigend. Seine bloße Präsenz die immer größer wurde, einnehmend.
Es wirkte wie ein Traum. Wie eine Täuschung seiner eigenen Sinne, als Jing Yuan mit ansah wie der Fremde durch den Raum schritt, ohne dabei auch nur ein Geräusch zu mache.
Als würde er über den Boden schweben wie ein schwarzer Schatten. Ein Schatten der alles verschlang was ihm in den weg kam. Als würden Farben um ihn herum verblassen und seiner weichen.
De Grund weshalb Jing Yuan es nicht schaffte den Blick von ihm abzuwenden, geschweige denn es wagte zu atmen.
,,Wer zur Hölle ist das", hörte er March neben sich flüstern, doch antworten konnte, nein, wollte er nicht. Er war damit beschäftigt, das Schauspiel vor ihnen zu beobachten. Wie die Menschen von selbst vor Angst zurück schreckten, als der fremde Mann näher trat. Es war genau so wie sie es zuvor bei Jing Yuan getan hatten und doch anders als zu vor. Beeindruckender, wenn man es so sagen mochte.
Nur wenige meter vor dem Thorn kam der fremde zum Halt. Jing Liu besah in eines kalten Blickes mit hochgezogener Augenbraue. Es vergingen Sekunden in den beide sich nur in die Augen sahen. Keiner der beiden machte auch nur den Ansatz zurück zu weichen.
Doch Jing Liu musste etwas in dem Fremden erkannt haben, das Jing Yuan von weitem noch verborgen blieb. Auf Jing Lius Gesicht machte sich der schatten eines Lächeln breit und sie schien leise zu lachen, während sie mit dem Kopf schüttelte.
Es war zu dem überraschen des weißhaarigen, dass sie als Nächstes nur die Hand hob und den Musikern andeutete weiter zu spielen. Wer war dieser Mann und woher schien Jing Liu ihn zu kennen? Eine Frage auf die er keine Antwort kannte.
Das nächste Lied begann. Er vernahm noch wage wie March sich von ihm verabschiedete ehe sie in der Menge verschwand. Jing Yuan hatte es ihr gleich tuen sollen, doch seine Gedanken und Augen waren grade nicht bei ihm, sondern bei jemand anderem. Bei dem in schwarz gekleideten Mann, der sich von seiner Meisterin entfernte und eben so schnell in der Menge verschwand wie er gekommen war. Eins mit dem Nichts aus dem er Kamm. Als wäre er nie da gewesen.
,,Wo-'', flüsterte der Prinz vor sich hin, ehe jemand erneut plötzlich von hinten seine Hand ergriff.
,,Mein Prinz ich habe schon so lange drauf gewartete, um euch nach einem bescheidenen Tanz zu erbitten." Wie Jing Yuan mit bedauern feststellen musste war es einer der Frauen die nach seiner Krone und hohen Stellung trachteten. Eine welche er zuvor hatte in der Menge erblicken können, welche ihn verfolgte.
,,Oh, ach wirklich", wusste er nur zu antworten, als sie ihn an der Hand in die Mitte des Saals zog. Überraschenderweise waren Frauen mit strikten Zielen anscheinend überraschend stark.
Ehe er sich versah, hatte sie schon seinen Arm um ihre Hüfte gelegt und wollte Anfang mit ihm zu tanzen, wobei sie ihm ausersehen auf den Fuß trat.
Er musste sich ein leises tzischen verkneifen.
,,Hey, ich war an der Reihe mit dem Prinzen zu tanzen. Stell sich gefälligst hinten an Weib", schrie eine andere erzürnte Frau, die Wut in ihrer Stimme und Haltung nicht zu übersehen.
,,Was soll, dass den bitte heißen! Ich war zuerst bei ihm, also bin ich auch an der Reihe!"
Die Dame, die ihn vorhin noch so "freundlich" hinter sich hergezogen hatte, ließ von ihm ab und wandte ihren Blick mit finsteren Augen zu der anderen Frau. Zu sagen, dass sich die beiden Damen feindselig gegenüber standen wäre eine Untertreibung der Dinge gewesen.
Ihre Haltungen gegenüber einander waren so Hass erfühlt, das man die angespannte Luft fast schon sehen konnte.
Es Kamm Jing Yuan die Frage in den Sin wie sich zwei Menschen, die sich bestimmt beide zum ersten mal sahen, nur so sehr verachten konnten.
Aber wenn er genauer überlegte war ihm die Antwort schon bewusste und weckte in ihm wieder das Bedürfnis zu verschwinden.
,,Meine Damen, wir werd-", wollte er ansetzten, doch er wurde aufgehalten, als beide Frauen gleichzeitig jeweils einen seiner Arme ergriffe.
,,Der Prinz wird mit mir tanzen!"
,,Nein, das wird er nicht!"
Sie schrieen so, dass es dem Prinzen in den Ohren ringet. Unsanft wurde er von der einen auf die andere Seite gezogen, wobei es ihm schwer viel das Gleichgewicht zu behalten. Gemeinsam, zogen und zerrten sie an ihm. Er konnte vieles ertragen, aber das ging nun wirklich zu weit. Augen zusammengekniffen und tief durch atmend wollte er seine Stimme erheben.
Er verstummte als er etwas erblickte. Tief rote Augen, die loderten wie Flammen sahen ihn an. Aus dem Schatten abseits der Tanzfläche. Seine Glieder waren wie eingefroren, die beiden Frauen die immer noch an ihm zerten gerieten in den Hintergrund.
Wer war dieser Mann und was wollte er hier? Warum nur würde er einen solchen Auftritt hinlegen nur um sich in den Schatten der Menge zurück zu ziehen?
Es war nicht nur das was ihn durch die Gedanken lief. Nein, da war noch etwas. Diese Augen, dieser Blick wirkten ihm vertraut, aber Jing Yuan hatte noch nie so jemanden erblickt.
Jemand mit einer Präsenz, die nach Tot schrie.
Jing Yuan musste herausfinden was hier los war.
Er entriss sich den Griffen, als der Geheimnisvolle Mann seinen Blick von ihm abwandte und drohte erneut zu verschwinden. Das durfte nicht geschehen.
,,Verzeihung aber ich werde mit keiner von euch beiden tanzen", sprach er und eilte mit schnellen schritten davon. Sein Verhalten und die entgeisterten Gesichter, die er zurück ließ ihm dabei nicht mal einen Gedanken wert. Er hatte ein Ziel und ihm würde nichts aufhalten.
,,Jing Yuan!", ertönte die stimme von Jing Liu als er zur Tür eilte, doch er war schon verschwunden, ehe sie noch was hätte sagen können.
Überraschtest Gemurmel brach unter den Gästen aus, die erneut aufgehört hatten zu tanzen. Ihnen war nicht entgangen was sich zugetragen hatte, eben so wenig wie Jing Liu.
Ihr Ausdruck kälter als zuvor.
Was war nur in den Prinzen gefahren?
In den Gängen des Schlosses war es dunkel. Das einzige Licht wurde von Kerzen gespendet und dem herein scheinenden Mond.
Jing Yuan, der versuchte ruhig zu bleiben, ging durch eben diese Gänge. Seine Augen dabei immer wieder jeden noch so erdenklichen Winkel seines Weges absuchend.
Es geschah wie von selbst, ohne dass er es wirklich kontrollieren konnte. Wenn man von klein auf darauf trainiert wurde Feinde zu besiegen und zu Fall zubringen, kamen manche Sachen wie von selbst.
Das Lauschen nach leisen Fußschritten wäre zumal ein Anfang.
Und da, nicht weit von ihm entfernt war es: das leise Geräusch von Schuhen auf feinem Boden. Er musste hinterher, weshalb er sein Tempo beschleunigte, bis er schon fast rannte.
Er bog um die nächste Ecke des Ganges und-
,,Na, na, na Prinzchen wo wollen wir den so eilig hin?", sprach eine Frau mit langen lila Haar, während sie eine Pistole nur wenige Zentimeter von Jing Yuans Gesicht entfernt hielt, was ihn leicht schlucken ließ.
„Hast du nicht Feierlichkeiten wo du dein Antlitz präsentieren solltest oder hat dir Blades kleiner Auftritt der Maße die Sprach verschlagen?"
Blade
Das war also sein Name, dachte Jing Yuan. Es passte irgendwie zu ihm und seinem Auftreten, aber er durfte jetzt nicht weiter darüber nachdenken (auch wenn er das nur zu gerne getan hätte).
Die Situation war heikel. Er hatte keine Ahnung wer diese Frau war oder was sie von ihm wollen könnte, außer Geld oder seine Krone wie die meisten.
,,Wer seid ihr und was habt ihr vor?" Seine Stimme fest mit einem gewollten Ton von Autorität, was seine Gegenüber aber nicht zu beeindrucken schien. Eher schien sie seinen Versuch, sie nervös oder gar verängstigen zu wollen, belustigend zu finden. Das leichte Zucken ihre Mundwinkel verriet sie.
,,Oh, wir sind aber neugierig. Schade nur Prinzchen, dass ich dir keine Antworten geben werde. Selbst wenn es nicht in Ellios Skript steht und so mit von keiner großen Bedeutung ist. Dich es selber herausfinden zu lassen ist doch viel lustiger, oder nicht?"
Sie schmunzelte, nahm aber zu Jing Yuans Glück ihre Waffe aus seinem Gesicht, was ihn unbewusst ausatmen ließ.
Jing Yuan wollte sofort erneut zu Worte kommen, doch sie kam ihm zuvor.
,,Bevor du dir weiter dein armes Gehirn überanstrengst, werde ich dir aber dennoch noch einen Hinweis geben, Prinzchen", ihr Blick wurde ernst, ihre lila Augen nichts als eiskalte Höhlen, die drohten einen zu erstarren.
,,Halte nicht zu sehr an der Vergangenheit fest. Es ist nämlich nicht möglich, Zeit ungeschehen zu machen, auch wenn du es noch so sehr versuchen solltest."
Er musste ein Runzeln seiner Stirn unterdrücken. Was meinte sie damit? Es gab nicht vieles aus seiner Vergangenheit, von dem er sich wirklich wünschte, es ändern zu können. Noch einmal denselben Moment erleben, nur um etwas Fehler verhindern zu können noch bevor sie passierten.
Sie schien seinen geistigen Zustand jedenfalls trotz seiner Maske lesen zu können wie ein offenes Buch. Das Lächeln in ihrem Gesicht und der Ausdruck in ihren Augen wurden sanfter.
,,Keine Sorge du wirst schon früh genug erfahren, was ich meinte. Glaube mir aber, wenn ich sage, dass wir nur das Beste im Sin haben."
Es war als wäre sie nie da gewesen, als Jing Yuan blinzelte und sie verschwunden war. Was hatte dieses Gespräch ihr gebracht? Wollte sie ihn aufhalten, damit ihr Partner oder so etwas dergleichen fliehen konnte? Wollte sie ihn verunsichern und wenn ja wozu?
Es waren zu viele Fragen und zu wenig Zeit. Er musste jetzt handeln, schnell.
Und so blieb ihm keine andere Wahl, als seine Bedenken bei Seite zu schieben und weiter voranzuschreiten.
Weiter auf der Suche nach dem mysteriösen Mann, der ihm so fremd wirkte, aber doch...
Er musste ihn finden.
Sein Körper setzte sich wie von selbst in Bewegung. Schritte schneller als noch zuvor, als er weiter durch die dunkeln Flure eilte.
+
Die Zeit schien wie eingefroren, als Jing Yuan endlich fand, wonach er suchte. Auch, wenn es an dem Ort war, mit dem er am wenigsten gerechnet hätte.
Es war reiner Zufall gewesen, dass er grade an der Stelle des Schlosses gelandet war, die zum Garten führte. Sein Blick glitt durch eines der Fenster, hinaus zu der alten Weide, als er von weitem im Schatten einer Laterne eine Person sah.
Eine Person, die eins mit der Nacht zu werden schien. Eine Person, die komplett in Schwarz gehüllt war.
Bingo
Die Tür zum Garten knarrte laut, als sie mit so viel Schwung geöffnet wurde, dass die Scharniere unter der Belastung quietschten. Hektisch blickte der weis haarige sich um. So weit er sah, war es dunkel. Nur die wenigen Laternen spendeten Licht.
,,Er kann nicht mehr weit entfernt sein", murmelte er und ehe er weiter ins Frei trat.
Die kalte Luft traf auf seine erhitze Haut und ihn verließ ein kleiner erleichterter Seufzer. Er hatte das Gefühl, dass eine Last von ihm ab viel, sobald er das Schloss verließ. Als wäre es leichter zu atmen und zu fühlen wie ein normaler Mensch und nicht das, was andere von ihm erwarteten zu sein.
Er hätte schon viel früher herkommen sollen. Die Atmosphäre der einsamen Nacht gefiel ihm generell besser, als das pompöse Getue der Leute, die sich immer noch im Schloss befanden. Es war entspannender für ihn, denn er war müde. So unglaublich müde und das schon seit so vielen Nächten. Die Last seiner bevorstehenden Pflichten, eine Qual, von seiner Verlobung nicht mal zu sprechen.
Nicht das erste Mal traf ihm der Gedanke, alles hinzuschmeißen. Zu gehen, wo hin er wollte und frei zu sein.
Aber was würde aus Fu Xuan werden, wenn er nicht mehr da wäre? Würde Jingliu sie feuern oder bestrafen, weil sie so gute Freunde waren und dachte sie wüsste von seinen Plänen? Nein, das durfte er nicht zulassen.
Er hatte Jingliu selber noch nie ernsthaft wütend erlebt, aber er kannte genug Geschichten und Legenden von ihren Taten auf dem Schlachtfeld, dass er dies auch nicht herausfinden wollen würde.
Außerdem, wer würde noch Yinxings Denkmal besuche, wenn er es nicht mehr könnte?
Genau, Niemand.
Sie alle hatten ihn vergessen, aber Jing Yuan würde dies nicht tun. Er würde nicht so sein wie die anderen. In ihm würde der Wille und der Geist seines alten Freund-, nein, seiner ersten Liebe weiter leben. Aus dem Grund würde er auch nie aufhören, sein Denkmal zu besuchen.
Er ging weiter, hinauf zur alten Weide, jedenfalls wollte er das. Er hielt nämlich im Schritt inne, als er nur wenige Meter vor sich entfernt eine Gestalt vor dem kleinen Feld aus Spinnenlilien stehen sah. Regungslose stand er da und startet hinab auf die zarten roten Blumen und das Schwert, dessen Oberfläche Risse zierten.
Blade
JIng Yuan hielt den Atem an und er fühlte, wie sich sein Magen zusammen zog. Was hatte er nur ausgerechnet hier zu suchen? Warum war er nicht in einem anderen Teil des Gartens, der sich ins schier endlose erstreckte? Warum ausgerechnet hier?
Momente lang stand er da, unwissend, was er tuen oder gar sagen sollte. Es fühlte sich einfach nicht richtig an, die Stille mit Worten zu zerbrechen.
Das dachte er jedenfalls, bis sein Atem stockte und er schrie:,, Hey! Lass deine Hände davon", ehe er zu dem anderen Mann stürmte.
Blade hatte nach dem Schwert gegriffen und versucht, es aus der Erde zu ziehen. Das Einzige, was ihm von seinem Freund noch geblieben war.
Kalte rote Augen zuckten Blitz schnell in seine Richtung. Ihre Wirkung noch genauso stark, wie nur Momente zuvor im Ballsaal. Eindringlich und tief, wie der dunkelste Abgrund und so leuchtend hell wie Flammen es niemals sein könnten.
Jing Yuans Herz machte einen Satz, während Blade von dem Schwert abließ und sich zu ihm wandte. Haltung emotionslos, nichts sagend.
,,Lass deine Hände von Dingen, die dir nicht gehören. Es wäre doch schade, wenn ich dich wegen Diebstahl in den Kerker sperren müsste, oder?"
Durch seine Maske hindurch starte Blade ihn weiter kalt an. Anscheinend nicht grade überrascht von seinem erscheinen. ,,Und du denkst mich davon abhalten zu wollen? Tz, törichter Prinz, der immer versuchen muss den Helden zu spielen."
Seine Augen wurden zu Schlitzen, während er ein leises Zischen von sich gab.
,,Wenn ich ein Held bin, was macht dies dan aus dir? Du, der gedenkt dem Prinzen etwas stehlen zu wollen?"
Er trat neben Blade. Rote Augen verließen niemals die seinen.
,,Halt dich aus meinen Angelegenheiten raus. Ich bin niemand, für den du dich zu interessieren hast", er drehte sich um und machte Anstalten zu gehen. Ehe er allerdings einen Schritt machen konnte, backte eine starke Hand die von Blade.
,,Wie Niemand siehst du aber nicht grade aus. Ich glaube, da würden mir meine werten Gäste, die du mit deinem kleinen Auftritt erschreckt hast, gewiss zustimmen."
Die Mundwinkel des weiß Haarigen zuckten für einen Moment nach oben.
Mit einer raschen Bewegung riss sich Blade von seinem Griff frei.
,,Das war nicht meine Idee gewesen", knurrte er regelrecht und schüttelte den Kopf. Mit zwei seiner Finger fuhr er sich über seine Schläfen. „Wäre es nach mir gegangen, wäre ich niemals hergekommen."
+
Jing Yuan fühlte etwas wie Verbundenheit mit dem anderen Mann. Er schien wohl nicht der einzige zu sein, den man unter die Maske, die er trug, gezwungen hatte. Jetzt wo er darüber nachdachte, hatte es keinen Sinn sie weiter tragen zu müssen.
Mit der Hand griff er nach dem Verschluss und nahm die Maske von seinem Gesicht.
Der Wind umspielte sein Gesicht und er konnte sein Lächeln nicht unterdrücken.
,,Wenn du zum Herkommen gezwungen wurdest, warum bist du noch hier?", fragte Jing Yuan nach einer Weile des Schweigens. Überraschen überkamen ihn, als er erneut zu Blade sah.
Blade wirkte wie erstarrt. Etwas in seinem Blick, dass Jing Yuan nicht deuten könnte. Als hätte Blade etwas gesehen, mit dem er nicht gerechnet hätte.
Dies dauerte nur wenige Sekunden, bevor der schwarz Haarige sich von ihm ab wand und erneut zum Schwert sah.
,,Ich wollte gehen, so schnell wie möglich eigentlich."
,,Aber", warf Jing Yuan ein, was ihm einen wütenden Blick schenkte. Die dunkle Aura des anderen so präsent wie eh und je.
,,Ich war grade dabei zu gehen, als ich diesen Ort hier sah", eine bandagierte Hand glitt langsam über die alte Rinde des Baumes und über ein eingeritztes Herz. ,,Es fühlte sich so vertraut an. Auch wenn ich mich nicht ganz erinnere, warum."
Jing Yuan schluckte, als er mit ansah, wie der andere von dem Baum abließ und seine Hand erneut zum Schwert griff. Dieses Mal versuchte er es nicht aus der Erde zu ziehen. Seine Finger glitten nur sanft über die raue Oberfläche, entlang der Risse und Kannten. So sanft, als hätte er Angst, das Schwert zu zerbrechen.
Ein Gedanke fuhr Jing Yuan durch den Kopf und er musste sich selber davon abhalten, es nicht direkt los zu Schrein. Sein Gedanke war irrsinnig, wahrlich ein Hirngespinst eines lange hoffnungslos verliebten Idioten. Aber warum wirkte dieser Gedanke dann grade so wahrhaft real.
Er schluckte erneut, bevor er erneut Worte fand.
,,Und woran kannst du dich erinnern?"
Blade hielt inne, bevor er von dem Schwer abließ. Er machte nicht mal den Anschein danach seine Frage beantworten zu wollen, sondern sah ihm einfach nur wie zuvor tief in die Augen.
Jing Yuans Herz begann unter dem starrenden Blick schneller zu schlagen, auch wenn er das Bedürfnis hatte weck zu schauen, blieb er doch standhaft.
Und da war es wieder. Dieses Gefühl der Vertrautheit in ihm und dieser Gedanke. Dieser Gedanke, der ihn nicht gehen, lassen zu wollten.Blade verzog keine Miene, keinen Muskel und doch war da erneut etwas in seinen Augen, dass Jing Yuan nicht deuten konnte. Etwas Sanftes.
,,Warum bedeutet es dir so viel?", Stimme fest. ,,Es ist doch nur ein altes Schwert, dass nichts Besonderes an sich hat. Seine Klinge droht bei jedem Windstoß in tausend Teile zu zerfallen, also sag mir, . Warum?", sprach Blade wobei seine letzten Worte immer mehr an Härte verloren.
Warum? Ja, er wusste genau warum und doch hatte er es nie jemandem außer Fu Xuan erzählt.
Er blickt vom Schwert hinauf zum Sternen befleckten Himmel. Es erinnerte ihn an viele schlaflose Nächte, in denen er dasselbe tat.
Diesmal war er sich sicher, dass es kein Hirngespinst war, an das er dachte. Es war real.
,,Weil die Person, die es hielt, mir mehr bedeutete als alles andere in der Welt und ich gehofft hatte, dass dieses Gefühl eines Tages erwidert werden würden", seine Augen schweiften zurück zu Blade während er sprach, ,,Hättest du dies je getan Yinxing?"
Rote Augen wurden groß.
,,Nenne mich noch einmal so und ich bringe dich um", murrte dieser und wandte seinen Blick ab. Seine Armer verschränkte er dabei vor seiner Brust, bevor er leiser hinzufügte:,, woher hast du es erkannt?"
,,Ich wusste von dem Moment an, als du den Raum betratest, dass du etwas Vertrautes an dir hattest, was ich mir allerdings nicht erklären konnte. Ich bin dir deshalb nachgelaufen und traf auf Kafka."
Bei der Erwähnung seiner Partnerin rollte Blade mit Augen und gab ein Seufzen von sich. ,,War ja klar, dass Sie sich einmischen würde", ein seufzten, verließ Blades Lippen.
Belustigt von Blades Reaktion, musste der andere schmunzeln. ,,Sie meinte, dass ich mich nicht an die Vergangenheit klamme soll. Ich wusste nicht, was sie damit meinte, aber jetzt denke ich das ich es verstanden habe."
Jetzt, wo die Wahrheit direkt vor ihm stand, war es nicht schwer. Auch wenn die Realisation von dem, was Kafka gesagt hatte, tiefer schmerzte, als dass er sich hätte erahnen können. Wie hätte er damit auch rechnen können? Dass so etwas überhaupt möglich wäre?
Er musste sich zusammenreißen, damit seine Stimme beim Reden nicht zitierte.
,,Es..es ist durchaus eine lange Zeit her, seit dem wir uns das letzte Mal gesehen haben."
Das letzte Mal war es an dem Tag, bevor Yingxing zusammen mit Jingliu und Dan Feng in eine Schlacht zog. Es hätte eine einfache sein sollen, laut Jingliu und Jing Yuan vertraute ihr. Bis zu dem Zeitpunkt, als sie ihm ein fast zerbrochenes Schwert überreichte. Es war sein eigener Fehler gewesen, meinte sie, bevor sie ging und alles in Jing Yuan zusammen brach.
Aber jetzt bezweifelte Jing Yuan alles, was sie ihm damals gesagt hatte. Sie meinte Yingxing sei tot. Warum steht er also in diesem Moment vor ihm? Hatte sie ihm jemals, auch nur ein einziges Mal die Wahrheit gesagt?
,,Was ist damals wirklich passiert? Bitte sag es mir", er sprach und legte vorsichtig eine Hand auf Blades Schulter. Dieser schien dies garnicht zu bemerken, denn sein Blick war abwesend, in die Ferne Gedanken versunken. Seine Hände krallten sich in seine Arme und es dauerte eine Weile bis er antwortete.
,,Diese Frau, das ist es, was passiert ist."
........................
Banner by Honkqwq
........................
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top