𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙: 𝟓𝟗
𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙: 𝟓𝟗
ℑ𝔫𝔫𝔢𝔯𝔥𝔞𝔩𝔟 𝔡𝔢𝔯 𝔉𝔢𝔰𝔱𝔲𝔫𝔤𝔢𝔫 𝔳𝔬𝔫 𝔄𝔰𝔨𝔞𝔟𝔞𝔫
ℳ𝒶𝓇𝓎𝒶𝓃𝒶
Fieber war kein Grund, es in Askaban besser zu haben.
Eine Lungenentzündung war keine Entschuldigung. Für die Dementoren gab es auch gar keine Entschuldigungen. Es gab für nichts auf der Welt eine. Entschuldigungen waren eine überflüssige Höflichkeitsfloskel, sie waren wertlos. Sie waren genauso viel wert wie Dreck. Ich war Dreck. Der Dreck, den die Dementoren der Selbstzerstörung überließen.
Ich war wütend - und ich konnte mich selbst gegen den reißenden Schmerz in meinen Lungenflügeln anbrüllen hören. Ich kam nie wieder hier raus, ich würde nie wieder die Sonne sehen, nie wieder Sirius küssen, nie wieder meinen Sohn in meinen Armen halten können. Woher ich das wusste? Ich hatte zwei Hauselfen über den nächsten Dementoren-Kuss reden hören - und ich hatte gehört, für wen er bestimmt war. Für mich. Es war meiner. Mein ganz eigener. Es war mein Ende, über das sie so teilnahmelos sprachen, wie über die Verteilung des harten Kantenbrotes, das man hier in Askaban zu essen bekam. Es war die Endgültigkeit, über die sie sprachen.
Fauchend riss ich an meinen Gitterstäben, mein Brustkorb brannte wie Feuer und mein Hals schmerzte scharf. Schnelle Schritte kamen näher und ich erblickte Altair, der vor meiner Zelle in die Hocke sank. ,,Maryana, hör auf! Du weißt, dass ich dich sonst zum Schweigen bringen muss!", fuhr er mich an und ich hielt inne, starrte ihn an. ,,Sie wollen mich umbringen", flüsterte ich und meine Stimme brach, ich hatte mich heiser und kraftlos geschrien, mein Körper schwitzte und zitterte zugleich und meine Brust tat so sehr weh, es zerriss mich von innen. ,,Wenn du so weiter machst, übernimmst du das schon ganz alleine!", gab Altair seufzend zurück und ich hustete. ,,Besser ich, als die!" Voller Angst sah ich den einäugigen Zauberer an. ,,Altair, nur der Anblick des Kuss eines Dementoren soll einen um den Verstand bringen! Nur der Anblick!", stieß ich heiser hervor und er zog eine Phiole aus seinem Mantel, zog den kleinen Korken und reichte sie mir durch die Gitterstäbe. Blinzelnd sah ich ihn an. ,,Was ist das? Sterbehilfe?" Er verdrehte die Augen. ,,Nein Maryana, das heilt deine Lunge. Ich konnte es durch Alastor besorgen. Trink es, bevor ich dich mit Gewalt dazu zwingen muss", drohte er mir und ich sah ihn verzweifelt an. ,,Ich sterbe lieber an einer Lungenentzündung als daran, dass mir meine Seele..." Ich brach ab. Ich war nicht in der Lage, meinen Satz zu beenden.
Altair sah mich fest an. ,,Ich versuche dir so viel Zeit wie möglich zu verschaffen, Maryana, okay? Ich versuche es! Ich versuche das Ganze soweit hinauszuzögern wie nur geht - vielleicht kann dein Verlobter dich bis dahin ja doch noch befreien. Trink!" Streng musterte er mich und zitternd schloss ich die Augen, ehe das letzte bisschen Hoffnung in mir mich die Phiole ergreifen und den bitter und nach Thymian schmeckenden Trank hinunter stürzen ließ. Altair nickte zufrieden und ließ sich die leere Phiole von mir zurückgeben. ,,Also. Wer hat gesagt, dass du als nächstes...?" Er ließ das Ende seiner Frage offen, doch ich verstand ihn auch so. Mein Magen verkrampfte sich wieder. Ich ließ mich langsam zurücksinken, löste meinen klammernden Griff von den Gitterstäben. ,,Zwei Hauselfen", flüsterte ich und biss mir auf die Unterlippe, als sie zu beben begann. Beschämt vergrub ich das Gesicht in den Händen, damit Altair meine Tränen nicht sah. ,,Ich werde mit Alastor reden. Wer auch immer das veranlasst hat, er wird diese Veranlassung zurückziehen", entschied mein Gegenüber und ich sah mit glasigen Augen auf. ,,Tu es lieber nicht... Jeder der mir hier raus helfen will, stirbt", hauchte ich ängstlich und Altair grinste schwach. ,,Glaub mir, ich nicht. Ich bin hart im Nehmen", versicherte er mir und ich senkte schniefend den Blick.
,,Danke...", flüsterte ich und er nickte knapp. ,,Ruh dich jetzt aus." Er erhob sich mit einer fließenden Bewegung. Ich wandte mich ab und kauerte mich zitternd auf meinem Zellenboden zusammen, während der Trank schon nach wenigen Augenblick gegen den heißen Schmerz in meiner Brust half. ,,Was wirst du tun, wenn auch er stirbt?", fragte Severus mich leise, ließ mich zusammenfahren. Beinahe hatte ich meine Halluzinationen schon vergessen... In den letzten Stunden zumindest hatten sie mich schmerzlich lange in Frieden gelassen. Obwohl ich das gar nicht wollte. Ich schluckte bei seinen Worten hart. ,,Auch sterben", flüsterte ich schwach, legte langsam den Kopf auf meine Knie. Severus legte die Stirn in Falten. ,,Und das ist dann alles gewesen? Kein Kampf und keine Gegenwehr?", fragte er weiter und ich schüttelte den Kopf. ,,Nein... Kein Kampf. Ich möchte nicht länger kämpfen", hauchte ich, die Augen geschlossen. ,,Es sind die Todesser, die mich in Askaban halten, nicht die Dementoren. Sie werden Sirrah aufhalten, vielleicht sogar töten. Und ich werde dieses Gefängnis niemals verlassen." Meine Prognose klang düster, aber einzig realistisch. Genauso würde es kommen... Umso eher ich das akzeptierte, desto einfacher würde es in naher Zukunft sein, loszulassen.
Im Hause der Blacks
Sirius war weinend erwacht. Aus einem Traum, der ihm lange nicht mehr so starke Sehnsüchte beschert hatte, dass er das Gefühl bekam, sie würden ihm den Atem rauben. Keuchend hatte er sich auf die Seite gedreht, einen Moment hatte sich Übelkeit angebahnt, welche sich allerdings bei erneutem, hastigen Durchatmen wieder gelegt hatte. Er presste seine Nase in einen roséfarbenen Schal, Mary hatte ihn damals zu ihrem letzten Weihnachtsball getragen und Sirrah hatte ihn vor einigen Tagen in einem der anderen Zimmer gefunden und ihm ausgehändigt. Er roch noch immer nach Rosen und Kirschen... Der samtige Stoff schmiegte sich an seine Wange, mit leichten Bartstoppeln blieb er ein wenig in der Verwebung hängen und er schnappte zittrig nach Luft. Maryana... Seine geliebte Maryana... Niemals im Leben hatte eine Person ihm so viel bedeutet. Niemals war da eine Frau gewesen, für die er auch nur ansatzweise so viel empfunden hatte, wie für sie.
Sie war die erste und einzige Frau gewesen, die sich nicht sofort auf seinen Charme eingelassen hatte. Und er hatte eigentlich jede in seiner wilden Rumtreiberzeit herumgekriegt, die ihm auch nur ansatzweise hübsch oder interessant vorgekommen war. Auch einfach, um sich davon abzulenken, dass er von seiner Familie kaum Zuneigung oder Liebe erfahren und es ihm eindeutig gefallen hatte, wie die Mädchen ihm nachgesehen hatten. Nur Maryana... Das rothaarige Biest hatte ihm augenscheinlich nie solche Blicke zugeworfen- und das hatte ihn zunehmend verärgert, je mehr er sich in sie versehen hatte. Perfekte Voraussetzung für einen pubertierenden Sirius Black, der es eigentlich gewohnt gewesen war, das zu kriegen, was er auch wollte, sich mit Maryana Stone anzulegen. Wenn er nun im Nachhinein darüber nachdachte, war er damals einfach schlichtweg beleidigt gewesen, weil er sich für sie interessiert hatte, sie attraktiv und wundervoll gefunden hatte- und sie ihn eigentlich immer nur angezickt hatte. Da hatte er ein Schicksal mit James geteilt. Zwei Rothaarige, zwei Volltrottel. Und gegen Ende hatten die beiden Rumtreiber ihre Herzensdamen doch herumgekriegt.
Schmunzelnd strich Sirius über den Schal und zog geräuschvoll die Nase hoch. Sirrah hatte ihm bei ihrem letzten gemeinsamen Besäufnis erst erzählt, dass sie ihn mal nach einem Date hatte fragen wollen und Maryana dann vollkommen eingeschnappt gewesen war- da war ihr klar gewesen, dass die rothaarige Lady sehr wohl etwas für Sirius übrig gehabt hatte, weil sie einfach mal Eifersucht bewiesen hatte. Und dann hatte Mary begonnen, Quidditch zu spielen und es hatte sich zwischen ihr und dem Rumtreiber mehr und mehr Kontakt entwickelt- und das im wahrsten Sinne des Wortes. Mit schwachem Lächeln verteilte er leichte Küsse auf dem Schal, bevor er ihn fein säuberlich zusammen legte und neben seinem Kopfkissen bettete. Vorsichtig schob er sich aus dem Bett, hielt sich einen Moment die Stirn, als sich alles zu drehen begann.
Er hatte die letzten Tage mal wieder mehr getrunken, als gegessen... Und was getrunken anging... Nun ja, kein Saft, kein Wasser, keine Brause... Er hatte versucht, es auf die Nachmittage und Abende, wie Nächte zu schieben, damit Asterion nichts davon mitbekam. Remus hatte schon versucht, ihn zu tadeln- während Sirrah zwar Verständnis zeigte und sich mehr mit Asterion beschäftigte wenn es bei dem Animagus mal wieder nicht ging. Asterion war seiner Mutter so ähnlich... Und Tag für Tag wurde es mehr und er hörte seinen Sohn nachts immer öfter nach seiner Mami rufen. Sirrah versprach ihm in jeder möglichen Minute, Mary bald befreien zu können und er versuchte sich in Geduld zu üben, doch es wurde einfach immer unerträglicher. In beinahe jedem Traum erlebte er mit, wie ein Dementor seine geliebte Verlobte küsste und er daneben saß, in Fesseln und nichts dagegen tun konnte, dass man Maryana den Rest ihrer Seele nahm und nur ein leerer Körper zurück blieb, der ihn anstarrte.
Er schlich auf den Flur, er hatte keine Ahnung, wie spät es war und öffnete vorsichtig die Tür zum Zimmer seines Sohnes. Asterion und seine Paten schienen schon wach zu sein, denn sein Bettchen war leer. Mit einem Wink öffnete er die Fensterläden und sanftes Sonnenlicht fiel auf die Bilder an der Wand. Sirius' Unterlippe bebte, als er das erste vorsichtig hinunter hob und sich schluchzend auf dem Boden zusammenkauerte, mit dem Finger über das feuerrote Haar seiner Verlobten strich, die ihn auf dem Bild anstrahlte. ,,Mary, ich vermisse dich so", entwich es ihm verzweifelt und mit einem leisen Tropfen fielen die ersten Tränen auf das Glas des Bilderrahmens. Wimmernd schüttelte er den Kopf und drückte das Bild an seine Brust. Womit hatten sie all diesen Schmerz verdient?! War es ihre Strafe dafür, dass sie Lily und James nicht hatten retten können? Stellte man ihre Liebe auf die Probe? Was sollte er tun? Was verlangte man von ihm?! Er stieß einen kleinen, verzweifelten Laut aus. Ihr Anblick... Wie zerstört sie ausgesehen hatte... Seine wundervolle Maryana... Und er machte sich unfassbare Vorwürfe... Er hätte sie retten sollen...! Sie niemals zurücklassen sollen... Und bei seiner letzten Gelegenheit hätte er sie mit Alastor heimschicken müssen! All diese Gedanken, die er in den letzten Wochen so krampfhaft verdrängt hatte, brachen auf einmal wie eine Plage wieder über ihn ein und er kauerte sich zitternd am Boden zusammen, kniff die Augen zu und begann heiser zu flehen. Sie sollte durchhalten, es sollte ein Wunder geschehen... Man musste sie freilassen...
Ein leises Klopfen ließ ihn zusammenfahren und aufsehen, als Sirrah sich vorsichtig ins Zimmer schob und die Tür hinter sich schloss. ,,Sirius? Was... Ist los?", fragte sie leise und er schüttelte mit schwachem Lächeln den Kopf. ,,Bitte sag nichts, okay? Ich... es wird gleich schon wieder besser gehen", entgegnete er brüchig und sie nickte seufzend, biss sich auf die Unterlippe. ,,Du musst da nicht allein durch, Sirius... Ich bin für dich da, das sollst du nur wissen... Wir sind unten und spielen mit Asterion... Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst, okay?", meinte sie leise und dankbar nickte er und sah ihr nach, wie sie leise wieder aus der Tür schlüpfte. Mit einem tiefen Seufzen schloss Sirius die Augen wieder. Er rief sich den Tag in Erinnerung, an welchem er um Maryanas Hand angehalten hatte... Und dann wanderte er zurück zu dem Moment, an welchem er erfahren hatte, dass er Vater wurde. Er war so froh, dass er Askaban so stand gehalten hatte, dass ihm diese Erinnerungen geblieben waren. Das hatte er allerdings auch Sirrah und seiner Verlobten zu verdanken- wie auch Remus, Alastor und Amandriel. Wäre er Askaban noch länger ausgesetzt gewesen, vielleicht wäre dann nichts mehr davon übrig geblieben.
Und er hoffte und flehte, dass Mary auch stark blieb und durchhielt... Die selben Gedanken hatte, die selben Erinnerungen beibehielt, als seien sie erst gestern geschehen. Und es würden bald wieder neue Erinnerungen folgen. Neue, schöne Erinnerungen... Ihre Hochzeit... Die Nachricht, dass ein weiteres Kind unterwegs war... Sie würden umziehen, raus aus diesem Haus, in dessen Mauern tief verankert noch der Hass und die Zwietracht hauste. Irgendwo aufs Land oder ans Meer in eine schöne, große und geräumige Villa mit einer Menge Fenstern... Und einem großen Saal, in welchem er jeden Abend mit seiner wundervollen Frau tanzen würde. Er würde ihr die schönsten Kleider kaufen, er würde sie ausführen- oder auch selber kochen und Feierlichkeiten nur mit den engsten Freunden veranstalten... Er würde ihr und auch seinen Kindern jeden Wunsch von den Augen ablesen. Er würde alles tun, der beste Ehemann, der beste Vater sein... Wenn er doch nur endlich seine Familie wiedervereint, gesund und glücklich bei sich haben würde...
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