𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙: 𝟏𝟎
𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙: 𝟏𝟎
𝔦𝔫𝔫𝔢𝔯𝔥𝔞𝔩𝔟 𝔡𝔢𝔯 𝔉𝔢𝔰𝔱𝔲𝔫𝔤𝔢𝔫 𝔳𝔬𝔫 𝔞𝔰𝔨𝔞𝔟𝔞𝔫
,,Weißt du, Tatze..." Ihr entfuhr ein leises Seufzen. ,,Vielleicht sollten wir mit der Hochzeit doch nicht mehr warten." Ihre warmen Fingerspitzen malten Muster auf seine Brust und Sirius hatte leise brummelnd die Augen geschlossen, doch jetzt sah er sie an. Ihre großen braunen Rehaugen erwiderten beinahe flehend seinen Blick und er strich ihr langsam die Haarsträhnen hinters Ohr, auch wenn er eigentlich wusste, dass sie das überhaupt nicht leiden konnte. ,,Mein Herz, das ist zu riskant", flüsterte er heiser und seine Fingerspitzen glitten sanft über ihr Kinn. Sie schluckte hörbar. ,,Aber ich will nicht noch länger warten, Sirius. Ich will dich, deinen Namen. Am liebsten jetzt gleich", seufzte sie und er schmunzelte, setzte sich im Bett auf und zog sie auf seinen nackten Schoß. ,,Maryana Stone, du beweist mal wieder glänzende Ungeduld", raunte er amüsiert und die rothaarige Schönheit in seinen Armen schmollte. ,,Das ist keine Ungeduld. Ich liebe dich - und ich will deine Frau werden", grummelte sie leise und verschränkte die Arme vor der entblößten, üppigen Brust. Heiser lachend nahm er ihr zartes Gesicht in seine Hände. ,,Ich weiß. Und das macht mich zum glücklichsten Mann der Welt... Aber das muss uns fürs erste reichen. Eine Hochzeit wäre magnetisierend für die Todesser da draußen...", entgegnete er in liebevoller Strenge und sie lehnte ihre Stirn an Seine. ,,Oh Sirius...", flüsterte sie leise und es überlief ihn heiß, als ihr Atem gegen seine Lippen perlte. ,,Wieso kann dieser Krieg kein Ende finden... Und wieso müssen immer wir es sein, die ihn kämpfen?" Zärtlich glitten ihre Fingerspitzen über seine Schulterblätter, was ihm Gänsehaut bescherte und ihn die Augen schließen ließ. Sie war so sagenhaft schön... Er verstand sie. Und er verstand, dass sie den Ereignissen müde wurde. ,,Es wird bald vorbei sein, mein Herz... Und dann werden wir heiraten - und zwar so richtig", flüsterte er gegen ihre Lippen und sie holte zittrig Luft, ehe sie die Lider flatternd schloss, als er sie innig küsste. Ihre Lippen schmeckten nach einer verlockenden Mischung aus Schokolade und Kirschen und er zog ihren nackten Körper enger an den Seinen, was ihnen beiden einen leisen Laut des Wohlwollens entlockte. ,,Ich hoffe, das ist ein Versprechen, Black...", flüsterte sie in den nächsten, innigen Kuss hinein und er schlang seine Arme fester um sie. ,,Glaub mir, mein Herz, es ist noch mehr als das..."
Als Sirius sich an diesem Morgen auf der harten Pritsche aufsetzte und die Arme um sich schlang, weil eine eisige Kälte durch den Gefängnistrakt ging und unter seine zerschlissene Kleidung kroch, dachte er an sie. Nur an sie. Er hatte es ihr versprochen. Und nun? Der Krieg mochte ein abruptes Ende gefunden haben, wie er aus einer Diskussion der anwesenden Zauberer des Ministeriums aufgeschnappt hatte, doch er war nicht bei ihr. Und vermutlich würde er das auch niemals wieder sein. Er würde weder ihre zarten Lippen küssen, noch würde er sie noch einmal in seinen Armen halten. Und dennoch... Sie war alles, was ihn daran hinderte aufzugeben. ,,Auch mal wieder wach?", fragte der Zauberer gegenüber heiser und Sirius rieb sich den schmerzenden, steifen Nacken. ,,Ich dachte schon, sie würden wieder auf dich einprügeln. Stattdessen haben sie einfach dein Frühstück wieder mitgenommen", setzte er nach und Sirius zuckte mit den Schultern. Auf das harte, trockene Brot konnte er verzichten. Noch immer bildete er sich ein, den widerlich süßen Geruch von Verwesung zu riechen und aus diesem Grund hielt sich sein Appetit in Grenzen. ,,Sie waren letzte Nacht nicht hier, oder?", fragte er den alten Mann, während er sich streckte und seine Knochen ein protestierendes Knacken von sich gaben. Seine linke Seite schmerzte, scharfes Brennen breitete sich in seiner Brustmuskulatur aus und ließ ihn die Arme mit einem leisen Keuchen wieder senken. ,,Die Dementoren? Nein. Sie waren über uns. Hast du nicht einmal die Schreie gehört?", gab der Zauberer zurück und Sirius schüttelte den Kopf. ,,Nein. In dieser Nacht nicht."
In dieser Nacht hatte der Animagus geschlafen. Kräfte für die nächsten Nächte gesammelt, in welchen er wahrscheinlich nicht mehr so ruhig schlafen würde. Kräfte für die nächsten Nächte, in welchen die Dementoren auch wieder durch diesen Trakt von Askaban ziehen würden. Er hatte von ihr geträumt... Von ihren roten Lippen und ihrer zarten Stimme. Ihren rehbraunen Augen und den liebevollen Blicken, die sie ihm schenkte. Und die nur ihm gehörten. Auch wenn es ihm am Abend zuvor verzweifelt nicht gelungen war sie in sein Gedächtnis zu rufen, hatte sie ihn dennoch in seinen Träumen besucht. Er schloss die Augen, als sie zu brennen begannen und seine Kehle enger wurde. Er wünschte sich so sehr, er könnte sie wiedersehen. Doch ein erneutes Mal würde der Elf ihm nicht helfen... Und die Folter die darauf folgen würde, würde ihn höchstwahrscheinlich umbringen.
Er drehte den Kopf, als am Ende des Korridors die Stahltür aufgedrückt wurde. ,,Ich habe Arbeit für dich, Blutsverräter", zischte der magere Elf, der erst vor kurzem noch mit angesehen hatte, wie Sirius in die Zelle des Toten gestolpert war. Sein gefährliches, hämisches Zischen ,,Du musst es tun!" hallte in seinen Ohren wider, als er ihn erblickte und sich knirschend der Schlüssel im Schloss seiner Zellentür drehte. ,,Wann hast du Arbeit für mich?", fragte der alte Zauberer ihn flehend, während der Elf Sirius bedeutete, aus der Zelle zu treten. ,,Gar nicht, alter Mann", kam zischend zurück und dem Zauberer entwich ein Laut, der eine bemitleidenswerte Mischung aus keuchen und wimmern war. Sirius konnte sich vorstellen, wie der Alte sich fühlen musste. Seit er nach Askaban gebracht worden war, war der eingesperrte Zauberer ihm gegenüber nicht einmal aus seiner Zelle gelassen worden - die so eng war, dass sie nicht wirklich viel Bewegungsfreiheit bot. Die Knochen mussten ihm schmerzen davon, auf dem Boden oder seiner Pritsche zu kauern und kaum einen Fuß vor den anderen setzen zu können. ,,Los, beweg dich!", fauchte der Elf und hastig trat Sirius den Korridor hinunter. Seine Gedanken waren wirr und er fühlte sich, als sei er nicht ganz anwesend. Als sei er noch immer in seinem Traum gefangen, der gleichzeitig eine Erinnerung war. Eine Erinnerung an eine seiner schönsten Nächte mit seiner geliebten Maryana... Er hätte sie heiraten sollen. Jetzt würde er nie wieder Gelegenheit dazu haben... Welcher Zauberer entkam schon den Festungen von Askaban?
Er schluckte schwer und ließ sich von dem Elfen die Steinstufen hinunter und in den kahlen Raum führen, in welchem die Luft so feucht und dennoch eiskalt war, dass er irgendwann noch eine Lungenentzündung bekommen würde. ,,Du weißt was du zutun hast?" Der Elf sah ihn missmutig an, unterzog ihn einer abfälligen Musterung und wieder einmal bekam Sirius das Gefühl einer seltsam verdrehten Welt. Und wieder vermisste er schmerzlich seine Eigene. Selbst das bösartige Gemurmel von Kreacher fehlte ihm - und er hasste diesen Elfen zwar, doch Kreacher war nichts gegen die, die hier in Askaban hausten. Der Animagus nickte ihm knapp zu und schob die Ärmel seines zerschlissenen Oberteils rauf zu seinen Ellenbogen, ehe er an die Wanne trat und nach dem ersten Kleidungsstück griff. Es stank nach Blut. Bevor Sirius nach Askaban gekommen war, hatte er nicht einmal gewusst, dass Blut einen solchen Geruch haben konnte. Doch das hatte es. Einen, der seinen Magen verkrampfen ließ und fast dankte er es den grantigen Wachen schon, dass sie ihm sein Frühstück nicht gegeben hatten. Das Wasser, in welchem Sirius dann begann den Stofffetzen mit bloßen Händen zu waschen, war so eiskalt, dass er nach Luft schnappte - und ihn das höhnische Gelächter des Elfen verfolgte. ,,Was hast du denn erwartet? Badewannentemperatur?", feixte er, dann flog die Tür krachend ins Schloss, was ihn verschreckt zusammenzucken ließ. Vor unterdrückter Wut biss er sich so fest auf die Unterlippe, dass sich der metallische Geschmack von seinem eigenen Blut in seinem Mund ausbreitete und ihn glatt würgen ließ. Keuchend krallte er sich an den Rändern der Wanne fest und musste sich zusammenreißen, um nicht kopfüber in das Eiswasser zu stürzen, das seine Hände jetzt schon schmerzen ließ.
Er war sich nicht sicher, woher er den Gedanken nahm, doch plötzlich wanderte er zu James. Seinem besten Freund, seinem Bruder. Und er war tot. Und Sirius war Schuld. Nun konnte der Animagus die heißen Tränen nicht mehr zurückhalten. ,,Es tut mir so leid, James... Ich habe euch gesagt, ihr sollt Pettigrew zum Geheimniswahrer machen und er hat euch verraten. Es ist nur meine schuld...", brachte er hervor, vergrub das Gesicht in den eisigen Händen und sank vor der Wanne in die Knie. Er hatte diesen Gedanken die ganze Zeit nicht zulassen wollen, doch sein geschwächter und geschundener Geist hatte keine Kraft mehr sich zu wehren. ,,Ich wünschte, ich könnte es rückgängig machen", flüsterte er heiser, schüttelte den Kopf. Lily und James waren tot... Wegen ihm. Er war dagegen gewesen Remus zum Geheimniswahrer der Potters zu machen und hatte den kleinen, schwachen Peter vorgeschlagen, nie einen Verräter in dieser kleinen Ratte sehen können. Und nun deutete alles anklagend auf Sirius selbst. Das hatte Pettigrew sich schön zusammengereimt. Das nächste was Sirius verspürte war so heiße Wut, dass ihm ein heiseres Keuchen über die Lippen kam und er sich verkrampfte. Er hörte schlurfende Schritte im Korridor und rappelte sich auf. Wie hatte er für Peter nur so blind sein können, wie hatten sie alle so blind sein können? Seine Hände verschwanden erneut in dem Eiswasser, dann wurde die Tür aufgestoßen.
,,Du bist zu langsam!", fauchte der Elf ihn an und Sirius presste die Lippen aufeinander. ,,Mach ein bisschen schneller... Oder du wirst es bereuen", drohte er ihm und Sirius nickte bloß knapp. Schneller... Er musste schneller machen. Er rieb den zerschlissenen Stoff zwischen seinen Handballen und konnte spüren, wie die Kruste der feinen Risse in seiner Haut sich löste und die Wunden wieder zu brennen begann. Doch plötzlich war ihm dieser körperliche, deutlich weniger erdrückende Schmerz lieber als der, der zuvor wie ein wildes Tier in seinem Brustkorb gewütet hatte. Es war seine schuld. Wegen ihm waren James und Lily verraten und ermordet worden... Vielleicht saß er selbst nicht ganz zu Unrecht hier. Dementoren... Sie mussten ganz in der Nähe sein.
,,Merlin...", stöhnte Sirius heiser, als er einige Stunden später zurück in seine Zelle gestoßen wurde. Seine Hände waren mittlerweile durch das eisige Wasser so taub, dass er seine Finger kaum noch spürte. Scheppernd landete die Blechschale vor ihm und dann flog das Gitter zu. Er lauschte dem Knirschen des Schlüssels und wartete auf die sich entfernenden Schritte, ehe er die Schale an sich ran zog und mit knurrendem Magen nach dem Brot griff. ,,Sind Sie hier gewesen?", fragte er und hob den Kopf, als keine Antwort kam. Schlagartig blieb sein Herz für einen Moment stehen und steif saß er da und starrte in die Zelle gegenüber. Die Tür stand offen, das wahrliche Rattenloch war leer. Der Zauberer, der die ganze Zeit auf der anderen Seite inhaftiert worden war, war nicht mehr da. Langsam entglitt ihm der Brotkanten und fiel zurück in die Schale. Wohin hatten sie ihn gebracht? Doch nicht etwa... zu den Dementoren? Oder waren die Dementoren selbst hier gewesen? Nackte Angst kroch seinen Nacken hinauf und er schnaufte, als er auf allen Vieren weiter in seine Zelle rutschte, sich in einer Ecke zusammenkauerte, das Brot nicht mehr anrührte. Jetzt war er alleine. Alles was er hörte war das Flüstern der Hexe am Ende des Ganges, die schon so verrückt war, dass sie keinen vernünftigen Satz mehr zustande brachte. Und der Hexer, der ihr gegenüber saß, sprach gar nicht mehr. Sie hatten ihm die Zunge samt der Stimmbänder rausgerissen, weil er zu viel geschrien hatte.
Verzweifelt raufte Sirius sich durchs Haar. Er war weg, einfach weg. Hatten sie ihn fortgeschafft, weil er Sirius davon abgehalten hatte, durchzudrehen? Zitternd schloss der Animagus die Augen, drückte seinen Hinterkopf gegen die Felswand - so gewaltsam, dass seine Nackenmuskulatur einen Moment zog. Er durfte nicht darüber nachdenken, sich nicht fragen, was man wohl mit dem alten Mann gemacht hatte. Er musste aufhören, zu denken. ,,Mary...", flüsterte er, verbarg das verzweifelte Gesicht hinter seinen wunden, klammen Händen. ,,Mary..." Er musste an sie denken. Nur an sie. Sie war schön, sie war rein. Sie war gütig und warm. Sie war sein Licht im Dunkeln. Langsam wog er sich selbst hin und her, stieß sich auf den Fersen ab und streifte mit dem Rücken immer wieder die Wand hinter sich. Seine Nerven waren besonders heute zum Zerreißen gespannt und plötzlich hatte Sirius das bittere Gefühl, dass seine durchschlafene Nacht ihn nur noch empfänglicher für die Dämonen gemacht hatte, die aus den Schatten Askabans krochen und in seinen Verstand vordrangen. Doch sein Licht, die Kerze die er in seinem Verstand angezündet hatte und die ihn von innen heraus einen winzigen Moment wärmte, sie erlosch... Und eine eisige Faust schloss sich um sein Herz. Plötzlich konnte Sirius nicht einmal mehr das Meer draußen toben hören. Dafür aber ein unheilvolles Knirschen am Ende des Korridors.
Die Dementoren. Sie kamen.
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Hey!
Ersteinmal will ich mich für die lieben Kommentare bedanken, die ich zu den letzten Kapiteln bekommen habe! Es freut mich sehr wenn ihr mir ein bisschen Feedback gebt! - Und dann will ich mich nochmal dafür entschuldigen, dass gestern an einem Sonntag (wo sich jeder ein Update von Geschichten - die er aktuell liest - ersehnt) nichts hochgeladen habe. Gesundheitlich war ich leider nicht so auf der Höhe - aber jetzt kann ich endlich das neue Kapitel für euch posten. Es ist ein wenig düster und hat einen kleinen Cliffhanger, aber ich denke das könnt ihr mir vergeben, oder?
Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen - und ich hab nach dreimal überlesen jetzt auch wirklich alle Tippfehler raussammeln können. Die mag ich nämlich gar nicht. :D
- Eure wingsofeden
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