𝗦𝗜𝗡𝗞𝗜𝗡𝗚 𝗦𝗛𝗜𝗣

— SONNENSTRAHLEN DURCHDRANGEN die beigen Vorhänge und tauchten mein Zimmer in ein warmes Licht.

Ich hatte den Rest der Nacht kaum geschlafen. Meine morgendlichen Gedanken bestanden aus einer Mischung von Vorfreude auf die Schatzsuche und Sorge vor dem geplanten Golfspiel mit den Camerons.

Die Wahl meines Outfits führte mich unweigerlich in die Welt der Eleganz und Etikette. Ich wählte ein schickes, aber nicht zu aufdringliches Golfkleid.

Während ich mich für den Tag herrichtete, versuchte ich, mein bestes Lächeln aufzusetzen, um die Unsicherheit zu verbergen, die mich plagte.

Als ich bereit war, betrat ich die Küche, wo mein Vater bereits auf mich wartete. Sein Blick hob sich von der Zeitung, und er lächelte.

„Guten Morgen, mein Schatz. Bist du bereit für eine Partie Golf?", fragte er, schob mir einen Teller mit Pancakes entgegen und lächelte.

War das seine Art mich zu bestechen? Wenn ja, klappte es hervorragend.

„Natürlich, Dad. Das wird super", antwortete ich, während ich versuchte, meine Unsicherheit zu überspielen und ließ mich gegenüber von ihm an der Küchentheke nieder.

Nach einem schnellen Frühstück machten wir uns auf den Weg zum Golfclub auf Figure Eight.

Ward erwartete uns bereits. Als wir näher kamen bemerkte ich, dass er allein war. Rose, Sarah und Wheezy waren nicht dabei. Einige Sekunden später öffnete sich die Tür des Golfclubs und Rafe trat aus dem Inneren hervor.

Er trug eine Sonnenbrille. Ein Stich der Anspannung durchfuhr mich, und ich zwang mich, ruhig zu bleiben.

„Guten Morgen", begrüßte Ward Cameron uns freundlich. „Schön, dass ihr gekommen seid. Komm her, Rafe!"

„Guten Morgen", erwiderte mein Vater höflich und umarmte seinen alten Freund. „Wo sind deine Frauen?"

„Ach, die sind Zuhause geblieben. Hatten Lust auf einen Spa-Day", erwiderte Ward mit einem Lächeln und zuckte mit den Schultern. Mein Vater klopfte ihm grinsend auf die Schulter.

Die Höflichkeiten fielen mir schwerer. Rafe setzte die dunklen Gläser ab und sah mich mit seinen durchdringenden Augen an.

Ich mied seinen Blick. Ein unangenehmes Schweigen legte sich über die Gruppe, als wir die Golfausrüstung in Empfang nahmen.

„Lasst uns starten", schlug Ward vor, und wir begaben uns auf den Golfplatz. Die sonnige Atmosphäre vermochte meine innere Anspannung nicht zu vertreiben.

Während des Spiels versuchte ich, Rafe zu meiden, doch unsere Blicke kreuzten sich immer wieder. Die ungesagten Worte zwischen uns hingen wie eine unsichtbare Barriere in der Luft.

Als wir schließlich auf dem Grün standen, wagte ich einen kurzen Blick zu Rafe. Sein Gesichtsausdruck war schwer zu deuten.

„Jemma", begann er, seine Stimme ernst, „ich habe gestern auf dich gewartet. Warum bist du nicht gekommen?"

Der Druck in meiner Brust verstärkte sich, als ich nach einer Antwort suchte. „Sorry", sagte ich, meine Worte kaum mehr als ein Flüstern. „Ki hat mich angerufen. Sie brauchte Hilfe bei einem Geschenk."

Er runzelte die Stirn und seine blauen Augen bohrten sich in die meinen. „Ein Geschenk ist wichtiger als dein Freund?"

Ein Gefühl von Reue überkam mich. „Es tut mir wirklich leid", wiederholte ich. „Ich wollte dir schreiben, aber mein Handy war leer."

Rafe seufzte und strich sich durch die Haare. Einen Moment später trat er näher. Ich konnte seinen warmen Atem spüren.

„Ich hab das Gefühl, dass du nicht ganz ehrlich mit mir bist, Baby", hauchte er und sah auf mich herab. Seine Hände streiften dabei sanft über meine Schultern, was mir eine Gänsehaut entlockte.

„Wenn du mir nicht glaubst, kannst du mit Kiara reden", entgegnete ich ruhig und erwiderte seinen Blick. Seine blauen Augen waren voller Skepsis, als er sich über die Unterlippe leckte und ein leises Lachen ausstieß.

Rafe, der selbst so viele Geheimnisse hütete, konnte kaum die volle Wahrheit von mir verlangen. Ich spürte, dass auch er etwas verheimlichte.

Seit Wochen. Vielleicht sogar Monaten.

Er senkte den Blick, als würde er nach den richtigen Worten suchen.

Schließlich sprach er mit betont lässiger Stimme: „Wie wär's, wenn wir einfach so tun, als wäre nichts passiert? Bei den Thorntons steigt heute Nachmittag eine Poolparty. Könnte ganz entspannt werden, oder nicht?"

Während Rafes Einladung in der Luft hing, durchzog mich der Gedanke an die Pogues, die den Tauchroboter stehlen wollten.

Eine feste Entschlossenheit keimte in mir auf. Ich wollte ihnen nicht nur helfen, sondern zeigen, dass ich mehr war als nur eine Kook. Nicht nur aus Neugier oder Abenteuerlust, sondern aus einem tiefen Verlangen heraus, etwas zu ändern.

Ein innerlicher Konflikt tobte in mir, aber ich nickte schließlich zustimmend. Wenn ich kein Aufsehen erregen wollte, musste ich Rafe zusagen.

„Klingt nach einer guten Idee", erwiderte ich schließlich. „Bin dabei."

Ein Hauch von Erleichterung zeigte sich in seinem Blick und ich konnte spüren, dass er nicht tiefer in die mysteriösen Geschehnisse der vergangenen Nacht eindringen wollte.

„Danke, Babe. Du bist die Beste. Ich muss noch ganz kurz 'was mit Topper erledigen. Er braucht Hilfe bei den Vorbereitungen. Ich hol dich dann später ab, okay?", fragte er und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.

Ich nickte abwesend.

Es war ein Spiel aus Täuschung und Verschleierung, das zwischen uns begann, und ich hoffte, dass meine Entscheidung, sich auf die Poolparty einzulassen, die unsichtbare Barriere zwischen uns vorerst überwinden würde.

⌇ ⌇ ⌇

Die Poolparty bei Topper war in vollem Gange, als Rafe und ich ankamen. Ein Meer aus Menschen erstreckte sich rund um den luxuriösen Pool, der von Lachen, Musik und dem Klirren von Gläsern erfüllt war. Der Duft von Sonnencreme und gegrilltem Essen lag in der Luft.

Ich trug ein altrosanes Sommerkleid, dazu passende Sandalen und eine weiße Umhängetasche. Eine dezente Halskette und Moms Armband verliehen dem Outfit einen lässigen Touch, während Rafe mich durch die Menge führte und ich die Blicke spürte, die auf uns lasteten.

Alkohol floss in Strömen, und die Stimmung war ausgelassen. Rufe und Gelächter vermischten sich mit dem Soundtrack der Party.

Topper tauchte aus der Menge auf und begrüßte uns mit einem breiten Grinsen. „Rafe, Jemma! Schön, dass ihr da seid!"

Er schlug mit Rafe ein und bedachte mich mit einem breiten Grinsen. Die Dynamik schien sich für einen Moment zu lockern.

„Bock, was zu trinken?", fragte Topper und zeigte auf den gut bestückten Getränketisch mit roten Plastikbechern.

„Ich glaub, ich bleib lieber bei Bier", erwiderte Rafe mit einem Zwinkern. Einen Moment später nahm er sich ein Bier aus einer der Kühlkisten, die um den Pool herum verteilt standen.

„Habt ihr zwei Lust, 'was zu rauchen?", fragte Topper daraufhin, während mein Freund sein Bier mit den Zähnen öffnete.

Der Gastgeber zog einen perfekt gerollten Joint aus der Brusttasche seines Leinenhemds hervor und hielt ihn mit geöffneter Hand in meine Richtung.

„Willst du ein bisschen Spaß haben, Jemma?", fragte der junge Thornton. Ich schüttelte höflich den Kopf und nahm mir stattdessen einen der gefüllten Becher.

Ich war überzeugt, dass Rafe ablehnen würde. Vor allem, da er mit mir hergekommen war.

Doch zu meiner Überraschung stimmte er zu. „Klar, warum nicht?", sagte er, ohne mich anzusehen. „Lass uns rauchen gehen."

Seine Verabschiedung war halbherzig. Flüchtig drückte er mir einen Kuss auf die Wange, ehe er mit Topper verschwand und mich am Pool zurückließ.

Mit einem genervtem Seufzen ließ ich mich auf einer der unzähligen weißen Holzliegen nieder.

Ein seltsames Gefühl der Entfremdung breitete sich in mir aus, während ich dort saß, umgeben von Lachen und Rauchschwaden. Trotz der scheinbaren Leichtigkeit der Poolparty durchzog mich ein Gefühl der Unruhe. Ich fühlte mich unwohl.

Während ich meinen Getränk nippte, spürte ich eine unterschwellige Spannung, die mich umgab. Der süße Erdbeergeschmack vermochte nicht, die Unsicherheit zu vertreiben, die mit jedem Moment tiefer wurzelte.

Diese Party war eine Welt für sich, und während ich versuchte, mich in der Menge zurechtzufinden, lagen meine Gedanken bei den Pogues und dem Tauchroboter.

Immer wieder nahm ich mein Handy in die Hand. Keiner der Pogues hatte mir eine Nachricht geschickt. Vielleicht war alles gut gegangen. Vielleicht saßen sie bereits hinter Gittern.

Unzählige Szenarien spielten sich in meinem Kopf ab. Ich war so mit meinen Gedanken beschäftigt, dass ich nicht einmal bemerkte, wie sich die Leute um mich herum ins Haus zurückzogen.

Erst, als ich die ersten Regentropfen auf meiner Haut spürte, sah ich in den Himmel und bemerkte die dunkelgrauen Wolken am Horizont.

Ein aufziehendes Gewitter verdunkelte die Veranda des Thornton Anwesens.

Ich seufzte und erhob mich von der Liege. Achtlos ließ ich mein viel zu süßes Getränk am Poolrand zurück und machte mich auf die Suche nach meinem Freund.

Topper und er waren sicher ins Privatgym gegangen.

Dort hingen sie oft zusammen ab und kifften. Ich wusste davon, weil sie mich das ein oder andere Mal mitgenommen hatten.

Nachdem mein großer Bruder davon erfahren hatte, war der Raum für mich zum Sperrgebiet geworden.

Als meine Hände nach der goldenen Türklinke griffen, hörte ich Gelächter und laute Musik. Für einen kurzen Moment stellten sich meine Nackenhaare auf.

Vorsichtig öffnete ich die Tür. Wider Erwarten stieg mir keine Wolke von Grasgeruch entgegen. Ich runzelte die Stirn und trat ein.

Die Jungs saßen zusammen auf einer Couch im Used-Look, hinter ihnen an der Wand die signierten Trikots von Footballspielern, die Toppers Vater zu sammeln schien.

Kelce hatte ein Mädchen auf seinem Schoß. Sie sah merkwürdig abwesend aus. Dann fiel mein Blick auf Topper. Sein Hemd war offen.

Als er mich bemerkte, wurden seine Augen groß. Er klopfte jemandem energisch auf die Schulter.

Plötzlich tauchte Rafe vom Boden auf. Erst jetzt sah ich, dass ein weiteres Mädchen vor ihm kauerte, ihr Top war verrutscht und ihr Rücken nackt. Sie kicherte ungehalten, während sie versuchte, sich aufzurichten.

Ich blickte zurück zu meinem Freund und erstarrte. Als ich ihn ansah, stellte ich fest, dass seine Nase weiß war. Er schnaufte einige Male laut und schüttelte den Kopf bevor er registrierte, dass ich vor ihm stand.

Sein Mund klappte auf. Einige Sekunden später sah ich die Kreditkarten und weißen Pulvertütchen auf dem Kaffeetisch vor ihm.

„Jem?", fragte er entgeistert. Ein ungläubiges Lächeln zierte seine Lippen.

„Hast du gerade gekokst?", fragte ich tonlos und wich einige Schritte zurück.

„Heyyy, Baby. Ich kann das erklären", lallte er mit gehobenen Händen und rieb sich die Nase. Mein Blick wanderte zwischen ihm, Topper, Kelce und den Mädchen, die ihre Gesichter von mir abgewandt hatten.

Es waren irgendwelche Touristen, die ich noch nie zuvor gesehen hatte.

„Spar dir deine Worte. Ich gehe", sagte ich daraufhin, riss die Tür auf und ließ sie mit einem Knallen ins Schloss fallen.

Ich konnte nicht fassen, was er getan hatte. Alles in mir schrie. In meinem Hals bildete sich ein dicker Kloß. Ich musste mich anstrengen, nicht vor Wut loszuweinen.

Während ich den Weg zurück zur Auffahrt eilte, zog ich mein Handy aus der Tasche hervor.

3 neue Nachrichten von Kie 🐚

„Wir haben die Drohne!! Holy shit"

„Pope sagt, sie funktioniert. Müssen aber auf besseres Wetter warten."

„Komm zu JB."

Meine Finger flogen über das leuchtende Display.

„Holt ihr mich ab? Quakers Lane an der Ecke" Für einige Sekunden blickte ich auf mein Handy herab und wartete auf eine Antwort.

Mit dem Bus würde ich niemals pünktlich ankommen. Mein Herz machte Saltos, als Kiara einen Moment später antwortete.

„Machen uns auf den Weg. 15min"

Ich sah vom Display auf und eilte den Kieselweg vor dem Thornton Anwesen herab. Ich entschied mich dazu, den Weg am Pier zu nehmen.

Als ich auf dem Holzsteg ankam, begann ich zu rennen. Ich wollte auf keinen Fall ins Gewitter geraten.

In der Ferne hörte man Geschrei. Für einen kurzen Moment blickte ich zurück, in der Angst, dass mir die Jungs gefolgt waren.

Meine Augen schnellten zum Anleger der Thorntons. Ich sah Topper. Er warf die Hände in die Luft und hielt sich den Kopf.

„Fuck!", ertönte es so laut, dass ich glaubte, seine Stimmbänder würden reißen. Dann bemerkte ich, warum er schrie. Das Boot seiner Familie war halb im Hafenbecken versunken und füllte sich laut gluckernd mit Wasser.

Mir entfuhr ein leises ungläubiges Lachen. Irgendjemand musste vergessen haben, das Boot zu sichern. Oder vielleicht hatte sich jemand einen Spaß erlaubt?

Ich wollte stehen bleiben und das Spektakel beobachten. Doch dann sah ich Rafe in der Ferne auf ihn zueilen.

Sofort machte ich kehrt und lief zum vereinbarten Treffpunkt in Richtung Innenstadt. Es war Zeit, mich mit den Pogues zu treffen. Jetzt mussten wir nur noch aufs Meer hinausfahren und nach der Merchant suchen.

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