1. Florida

2001, Juli

Miami, Florida

„Noch einen Tequila", lallte ich, als ich mir das 20. Getränk dieses Abends bestellte. Ein Nachteil, aber gleichzeitig auch ein Vorteil ein Vampir zu sein, war es, dass man erst nach Unmengen an Alkohol betrunken wurde. Seit ein paar Wochen hielt ich mich in Miami auf. Hier gab es viele Strände, Clubs und vor allem naive, dumme Menschen, die ich ohne Probleme aussaugen konnte. Auch für heute Abend in der Bar hatte ich mir schon mein Opfer rausgesucht. Es war ein Mann mittleren Alters, der Barkeeper um genau zu sein, der den ganzen Abend mir und auch anderen Frauen gegenüber respektlose und sexistische Äußerungen getätigt hatte.

„Schätzchen, du bist betrunken. Ich habe nichts dagegen, aber wir haben gleich vier Uhr morgens und ich habe Feierabend. Du bist ein hübsches Ding und ich kann dir gerne bei mir zu Hause Alkohol geben, dafür kannst du mir einen kleinen Gefallen tun", meinte der Widerling grinsend und ich beschloss mitzuspielen.

„Liebend gerne werde ich dir diesen Gefallen erfüllen, mein Liebster. Gleich hier im Badezimmer", antwortete ich ihm zwinkernd, stand auf und lief in das Frauenbadezimmer der Bar, musste lächeln, als ich seine Schritte auf dem Parkett hörte und er mit einem Ständer in seiner Hose grinsend auf mich zu lief. Gerade als er vor mir ankam, mich küssen wollte, drehte ich seinen Kopf zur Seite und biss ihm in den Hals. Seine Schreie hallten im Raum wieder, doch ich genoss es so sehr, dass ich gar nicht aufhören konnte und wollte, sein Blut aus seinem Körper zu saugen. Ich hörte erst auf, nachdem er verstummt war, kein einziger Tropfen Blut mehr in seinem Körper war, ich ihn getötet hatte. Zufrieden schmiss ich ihn achtlos zu Boden, sah in den Spiegel gegenüber von mir, in dem ich mein Vampirgesicht zu sehen bekam, ich mir grob das Blut aus dem Gesicht wischte und mit Vampirgeschwindigkeit aus der Bar zu meiner gemieteten Wohnung rannte. Ich müsste von hier bald umziehen, da ich in Miami schon ein dutzend Leute umgebracht hatte. Vor allem waren es widerliche Männer gewesen und bei den anderen hatte lediglich der Durst gesiegt.

„Hey, Nachbarin", begrüßte mich eine nette, alte Dame aus dem Haus, in dem meine Wohnung war. Sie hatte graue lange Haare, die sie zu einem Dutt gebunden hatte, hatte braune Augen und tiefe Falten im Gesicht. Mit der Zeit hatte ich herausgefunden, dass sie Hausmeisterin in einer Schule war und deswegen früh aufstehen musste. Ich traf sie oft, wenn ich von Bars nach Hause kam und ich hatte sie so manipuliert, dass sie nicht schockiert aufschrie, wenn sie meine Kleidung oder auch mein Gesicht mit Blut bedeckt sah.

Schließlich schloss ich mein Apartment auf und ließ mich zufrieden auf mein Bett fallen. Ich war glücklich zu wissen, dass dieser Widerling aus der Bar nie wieder eine Frau belästigen konnte. Als ich meinen ersten Menschen umgebracht hatte, hatte ich Wochen lang nicht mehr nach draußen gehen wollen, mich hatte umbringen wollen, doch ich hatte nicht gewusst wie. Nach drei Jahren als ein Vampir hatte ich immer noch nicht herausgefunden, wie man einen Vampir zur Strecke brachte, wie man ihn umbringen konnte, wie man mich umbringen konnte. Ich hatte im Laufe der Jahre zwar ein paar Vampire getroffen gehabt, aber hatte kaum mit ihnen geredet. Bevor ich mich jedoch umbringen konnte, meine Qual als Vampir beenden konnte, hatte ich noch eine Mission. Ich musste den Vampir finden, der mir dies angetan hatte, mich nach meiner Vergewaltigung ausgesaugt und mir danach Blut gegeben hatte. Soweit ich es richtig verstanden hatte, wurde man zu einem Vampir, wenn man starb und gleichzeitig Vampirblut im Körper hatte. Nur wie starb man? Ich musste es herausfinden!





Es war noch dunkel draußen gewesen, als ich aufstand. Ich mochte es bei Sonnenaufgang auf meinem Balkon zu stehen und eine Zigarette zu rauchen. Zu der Zeit waren die Straßen Floridas ruhig, leer und leise.

Auch an diesem Morgen schien die Sonne wunderschön über das Wasser. Die Zigarette in meinem Mund schmeckte umso besser, je mehr ich den Ausblick genoss. Schade, dass ich diesen Ort bald verlassen müsste. Es war schwer niemanden zu haben, auf den ich mich verlassen konnte, immer von Orten wegzugehen, die ich in mein Herz geschlossen hatte. Ein Vampir zu sein, war das Grauenhafteste, was mir jemals hätte geschehen können. Es war schlimmer als die Vergewaltigung von Peter, als meine Kindheit, als alles, was ich davor je erlebt hatte. Diese unendliche Einsamkeit, die ich jeden Tag verspürte, ließ mich verrückt werden.

Es ließ mich rasend vor Wut werden. So rasend, dass ich meine geliebte Zigarette nach unten auf die Straße warf, in Vampirgeschwindigkeit durch Florida rannte und die erst beste Person umbrachte, nachdem ich ihr Blut getrunken hatte. Es war eine Anfang 20 Jährige Frau gewesen, mit blonden Haaren und einer Jeans, die ich irgendwoher kannte. Auch ihr Top und ihre lockigen blonden Haare waren etwas, an das ich mich gut erinnern konnte. Ein Blick in ihr emotionsloses, leichenblasses Gesicht ließ mich vor Schock erstarren. Die Augen der Frau waren noch vor Schock und Schmerz weitaufgerissen, ihre Lippe spröde und ihr Hals durch mich völlig zerfleischt.

Es war Kim.

Meine Kim.

Ich hatte, ohne es zu wissen, meine beste Freundin umgebracht gehabt. Ich hatte sie kaltblütig ermordet gehabt und das nur, weil ich wütend geworden war. Ich hatte sie seit damals nicht mehr gesehen gehabt, aber sie hatte sie kaum verändert. Sie trug ihr Make Up anders und auch ihre Schuhe waren neu, aber sonst war sie immer noch die selbe.

Tränen bildeten sich in meinen Augen und ich sackte auf offener Straße neben dem toten Körper zusammen. Ich hatte Kims Familie gekannt, ihren kleinen Bruder Tommy, ihre Mutter Briannah und ihren Vater Dave. Sie waren immer nett zu mir gewesen, hatten mich gut behandelt und geliebt wie ihr drittes Kind. Nun war ich diejenige, die ihr richtiges Kind ermordet hatte. Gewollt hatte ich es zwar nicht, jedoch hatte ich es trotzdem getan gehabt.

Seitdem ich ein Vampir war, hatten sich meine Gefühle und Charaktereigenschaften enorm verstärkt. Ich war ganz klar emotionaler geworden, impulsiver, aber auch leidenschaftlicher und hatte das starke Bedürfnis Gerechtigkeit in der Welt zu verbreiten. Nur leider siegte zu oft mein Hunger und dieser hatte schließlich meine beste Freundin umgebracht.

Ich hatte vor drei Jahren mein Leben geplant gehabt. Nach der Highschool hatte ich reisen wollen, die Welt sehen wollen und dort viele neue Freunde finden wollen, vielleicht sogar einen Freund, den ich später auch mal heiraten würde, mit ihm Kinder haben würde, doch das war alles seit 1998 nicht mehr möglich. Diese ganzen schrecklichen und unerträglichen Gefühle, die ich Tag ein Tag aus empfand, waren nicht mehr aushaltbar. Ich konnte es einfach nicht mehr ertragen!

Ein letztes Mal blickte ich zu meiner ehemaligen besten Freundin, die viel zu weiß war, um in Florida zu sein, ehe ich davonlief und das
endgültig. Ich packte meine Sachen, setzte mich in den nächsten Flieger und flog nach Paris, wo ich von neu starten würde und das mit abgeschalteten Gefühlen. Ich hatte einen Weg gefunden meine lästigen Gefühle loszuwerden und hatte wie ich einen Schalter in mir drin umgelegt, was so verdammt befreiend war. Ich hätte dies schon vor einer Ewigkeit machen sollen! Ich hatte keinerlei Schuldgefühle mehr, wenn ich jemanden umbrachte und fühlte mich großartig.

So war es kein Wunder, dass ich nach ein paar Monaten in ganz Paris berühmt geworden war. Sie nannten mich le monstre de la nuit (das Monster der Nacht) und hatten mehr als nur angst vor mir, was mir die Genugtuung gab, mich weiterhin auf sie zu stürzen. Was ein Spaß!


1264 Wörter

Hey :) Wie fandet ihr das erste Kapitel von der Elijah FanFiction? Es ist etwas kurz geraten, aber ich denke, dass es euch trotzdem gut gefallen wird. Seid ihr gut ins neue Jahr 2025 gekommen? Ich hoffe es doch! Bei Ideen zum Buch gerne in die Kommentare schreiben. Ich habe noch großes für die FanFiction geplant, also seid gespannt. Bis zum nächsten Kapitel!

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