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Taehyung ✜

"Das ist jetzt wirklich nicht dein ernst, oder!? Bist du nun völlig übergeschnappt? Tae, du kannst doch nicht ernsthaft mit Jackson ausgehen wollen!" Jimin war außer sich. Er schlug fassungslos die Hände über den Kopf und starrte mich an, als wäre ich verrückt geworden.

Nachdem ich ihm nach ewigkeiten des herumgedruckse von meinen Plänen erzählt hatte, war die Verärgerung über meine kopflose Entscheidung war groß.

Aber was hatte ich auch anderes erwartet? Ich wusste ja was Jimin von Jackson hielt und im Grunde teilte ich seine Auffassung ja auch, jedoch...

"Was hast du denn auf einmal? Du wolltest doch das ich mir einen Kerl angel und jetzt hab ich das und du bist trotzdem nicht zufrieden! Du weißt doch auch nicht was du willst!" motze ich herum und verschränkte bockig die Arme. Ich saß mit angezogenen Beinen auf dem Sofa und ließ gerade meine Gurken-Zitronen Maske auf meiner Haut einziehen, als Jimin mal wieder meinte die Übermutter spielen zu müssen.

Nach der vernichtenden Ansage meines Chefs hatte ich mich die ganze restliche Woche vor jeglicher Form der menschlichen Interaktion verschanzt. Ich mied meine Arbeitskollegen, ging Justin so gut es ging aus dem Weg und selbst Jimin vertröstete ich ständig, indem ich ihm sagte das ich viel arbeiten musste.

Naja eigentlich stimmte das ja auch.

Indirekt.

Ich hatte mich nämlich auf mein eigentliches Vorhaben konzentriert und war in den Archiven gewesen. Ich hatte mich auf jeden alten Zeitungsartikel gestürzt, in denen es um den Reaper ging und wollte so mehr über ihn in Erfahrung zu bringen. Aber Fehlanzeige.. Man wusste nichts über ihn. Das Einzige waren die schwarze Kleidung, die Maskierung und seine Initialen JK - aber das war ja nichts neues.

Was mir bei all der Recherche aber besonders ins Auge fiel, war der Hinweis darüber, das keines dieser Morde einen tiefgründigen Hintergrund besaß. Es waren Menschen gewesen die nie etwas miteinander zu tun gehabt hatten. Es bestand keine wesentliche Verknüpfung, auch fehlte oftmals das eindeutige Motiv.

Mal war es ein Banker, mal ein Metzger.

Die Vielfalt war bewundernswert aber beschäftigte man sich mal etwas genauer mit der Geschichte dieser Toten, fand man recht schnell heraus, das die Vergangenheit Einiger ziemlich düster war.

Also schlussfolgerte ich demnach, das der Reaper nicht aus emotionaler hinsicht mordete - sondern dabei äußerst kalkuliert und berechenbar vorging. Für ihn selbst hatte es keinen Nutzen, trotzdem waren seine Hinrichtungsformen als grausam zu beschreiben und hinterließen bei den Menschen ein tief erschreckendes Bild.

Er tötete, obwohl er keinen Bezug zu den Getöteten hatte. Tat er es weil er Spaß dazu hatte oder weil er dazu beauftragt wurde? Wenn ja, wer war derjenige der die eigentlichen Fäden zog?

War diese Person nicht weitaus grausamer, weil er diese Menschen bewusst tot sehen wollte?

Aber was wenn es nicht nur einen Auftraggeber gab, sondern mehrere?

Vorallem stellte sich mir die Frage - wie nahm man Kontakt zu dem Reaper auf?

"Verdammt Taehyung hörst du mir überhaupt zu?!" Jimins Stimme war drängend. Er plädierte auf meine Vernunft aber ich biss mir nur stur auf die Lippe. Die vielen Gedanken zum Reaper schüttelte ich vorerst bei Seite und sah auf.

"Jackson ist in Ordnung. Er will nur mit mir ausgehen, also was ist schon dabei? Ich bin schließlich alt genug und kann für mich selbst entscheiden."

"Was ist schon dabei?" fragte Jimin hysterisch nach und schnaufte gleich noch wütender. Er setzte sich zu mir auf die Couch und drehte mich dann so, daß ich ihn unweigerlich ansehen musste. Ich verdrehte seufzend die Augen. Predigt Nummer fünfhundertachzig.

"Sag mal Tae hast du mir vorher überhaupt zugehört? Jackson will dich sowas von flachlegen. Er ist ein Arsch. Mit diesem Mann geht man nicht einfach so aus. Er geilt sich an deiner Unschuld einfach nur auf. Du kannst deine Worte also unmöglich ernst meinen!"

"Und was ist wenn ich es möchte?" entgegnete Ich nach wie vor eigenwillig und beraubte Jimin mit dieser Antwort jegliche Argumente.

"Ist das dein Ernst?"

"Ja klar, sonst würde ich es doch nicht sagen, oder?" zugegeben, meine Stimme klang vielleicht etwas sehr forsch aber der schockiert-entrüstete Blick den Jimin mir daraufhin zuwarf, nervte mich einfach nur noch. Er verstand einfach nicht wann es Zeit war Aufzugeben.

"Und was ist mit Justin? Ihr zwei habt euch doch so gut verstanden, außerdem ist er doch dein Mr. Right?"

"Ich hab dir schon einmal gesagt, daß da nichts zwischen uns werden wird! Er ist mein Schützling und das bleibt dabei! Also hör auf ihn ständig in irgendwelche Gespräche mit einzubringen und halt dich einfach aus meinen Angelegenheiten heraus, okay?!"

Ja okay, das war etwas sehr hart gesagt. Ich bereute meine harsche Wortwahl auch noch sofort, als ich sah wie der Schmerz über sein Gesicht zuckte aber ich nahm sie nicht mehr zurück. Irgendwann musste Jimin einfach mal einsehen das ich meine eigenen Entscheidungen treffen musste - so töricht wie sie ihm auch erschienen, ich blieb dabei.

"Gott Tae, du bringst mich irgendwann noch ins Grab! Ich hoffe zumindestens du weißt wirklich auf was du dich da einlässt."

"Das weiß ich sehrwohl, danke Hyung." antwortete ich spitz und ab da an war das Gespräch für mich beendet. Ich sprang von der Couch auf und wollte bereits Richtung Bad verschwinden - nur hatte ich nicht mit Jimins Sturheit gerechnet.

"Oh ich glaub eher nicht." rief er mir unerwartet hinterher und folgte mit sogleich. Er brachte mich mit seiner Art noch in den Wahnsinn.

"Lass mich doch endlich in Ruhe!" murrte ich aber mein bester Freund ließ sich auch dann nicht abwimmeln, als ich versuchte ihm die Tür vor die Nase zu zu schlagen. Er klebte mir auf den Fersen wie so eine lästige Mücke und stellte sich ganz dreist in die Tür.

"Und weißt du was Tae?" unbeeindruckt von meinem genervten Gesichtsausdruck, zog Jimin eiskalt die Nummer mit dem verantwortungsvollen-Hyung durch. Er schien gar nicht einmal ans aufgeben zu denken, als er lautstark meinte. "Du lässt dafür jemand wirklich tolles sausen. Denn wer hat dich zuletzt auf der Arbeit aufgegabelt und Nachhause gebracht? Wer hat sich um dich gekümmert? Jackson mit Sicherheit nicht! Der würde dich wahrscheinlich selbst dann vögeln wollen wenn du krank im Bett liegst!"

Ich stöhnte müde. Wann gab er denn endlich mal Ruhe? Es war als hätte Jimin meine inneren Konflikt gespürt aber so lieb wie er es auch meinte, ich wollte nichts mehr von Justin hören. Nicht nachdem wir uns geküsst hatten und nicht nachdem er plötzlich so tat als wäre ich Luft für ihn.

War der Kuss etwa wirklich so schlecht gewesen?

Was auch immer der Grund dafür war, es tat mehr weh als ich mir eingestehen wollte.

Ich gab offensichtlich auf. Gegen Jimin zu kämpfen war sowieso hoffnungslos. Es war so, als ob ich gegen Hulk in Miniatur antreten würde. Also gewährte ich dem kleinen Giftzwerg vorerst seinen Willen und ließ ihn eintreten, gab ihm aber nicht mehr Aufmerksamkeit als unbedingt nötig.

Mit einer eisernen Beherrschung fixierte ich mein Spiegelbild und entfernte mir in aller Seelenruhe die Beauty Maske vom Gesicht, während Jimin weiterhin wie wild auf mich einredete.

"Tae überleg es dir doch bitte noch einmal!" bat er aus tiefster Seele und riss winselnd an meinem Arm herum. Er zog eine Schnute und klimperte lieb-bittend mit den Wimpern.

"Man Hyung, jetzt tu mal nicht so als würde ich sterben wenn ich einmal mit Jackson ausgehe!" jetzt übertrieb er doch wirklich maßlos! Er tat ja gerade so, als wäre Jackson der Teufel!

Bessere Männer gab es sowieso nicht auf dem Markt. Auf Prinz Charming konnte ich getrost verzichten. Vermutlich musste ich eh ewigkeiten warten und bis dahin starb ich wahrscheinlich noch wirklich als elende Jungfrau.

Nachdem ich mich soweit hergerichtet hatte und mit meinem Äußeren zufrieden war, kehrte ich in mein Zimmer zurück. Ich stellte meinen kompletten Kleiderschrank auf dem Kopf, auf der Suche nach einem passenden Outfit - nur fand ich keins. Seufzend stahl ich einen kurzen Blick über die Schulter aber Jimin, der mich von der Tür aus beobachtete, verschloss die Arme und schüttelte vehement mit dem Kopf.

Er würde mir bei der Auswahl also nicht helfen.

"Wie wäre es mit einem Kartoffelsack? Für Jackson ist es sowieso egal was du anhast, für ihn zählt nur das was du drunter trägst, oder besser gesagt das du nichts trägst."

Grimmig verzog ich das Gesicht. "Du bist mir absolut keine Hilfe."

"Gerngeschehen." antwortete er grinsend.

Frustriert aufseufzend stellte ich irgendetwas zusammen, in der Hoffnung nicht komplett daneben
gegriffen zu haben und sah mir die braune Stoffhose und die billig nachgemachte Gucci Bluse skeptisch an. Ach, das musste jetzt einfach ausreichen.

Ich hüpfte schnell in die Sachen, zupfte hier und da unsicher an mir herum und begutachtete mich anschließend kritisch im Spiegel. Ich neigte den Kopf zunächst nach links und dann prüfend nach rechts. So ganz zufrieden war ich mit dem Ergebnis zwar nicht aber mir blieb einfach keine Zeit mehr um mich nochmal umzuziehen. Das würde so schon passen.

"Wenn er auch nur einen Finger-"

"Jaaaa ist gut Mamaaaa."
Ich wusste was ich tat und das zeigte ich ihm auch, als ich mich selbstbewusst an ihm vorbeidrückte.

Im vorbeilaufen schnappte ich mir Mantel und Schuhe und machte mich demonstrativ vor den Augen meines besten Freundes komplett Ausgeh fertig.

"Bitte Tae, überlege es dir noch einmal.. Jackson ist wirklich die übelste Sorte von Mann. Er passt einfach nicht zu dir."

"Ach und was für Typen passen zu mir? Etwa die, die Großmutters Wollsocken tragen? Na danke aber auch! Hyung, du sagst mir indirekt das ich nichts mit einem heißen Typen anfangen soll, ist es das?" ich wandt mich ihm ermüdet zu und sah inzwischen wirklich mehr als bedient aus. Diese Diskussion hier war doch wirklich lächerlich.

"Mensch nein!" Jimin klang äußerst gequält als er den Kopf in den Nacken warf und sich müde übers Gesicht fuhr. "Justin ist doch auch ein heißer Feger, da hätte ich auch nichts dagegen wenn du mit ihm ausgehst aber Jackson ist... er will halt wirklich nur deinen Arsch. Mehr als dein hübsches Äußeres, sieht er nicht."

Aus irgendeinen Grund machte mich das wütend. Wieso gab er mir vor, welche Kerle für mich in Ordnung gingen und welche nicht?

Um Worte ringend stand ich einen momentlang einfach nur da, bis bei mir plötzlich der Groschen fiel. Ich presste die Lippen zusammen und musterte Jimin auf einmal ganz kühl, vorallem argwöhnisch. "Du hattest mal was mit Jackson, oder? Daher weißt du auch so genau was er von mir will, weil er genau das selbe von dir wollte, hab ich recht? "

Sobald diese Aussage gefallen war, weiteten sich Jimins Augen und ich wusste noch sofort das ich in meiner Annahme recht hatte.

"Wieso hast du mir nie etwas davon erzählt?" stellte ich ihn auch sogleich zu Rede aber es sah nicht so aus, als würde er dieses Thema besonders mögen.

Er sah fort, bevor er leise murmelte, "Ist das jetzt noch wichtig? Es gehört bereits der Vergangenheit an, also lassen wir das einfach. Es geht jetzt um dich und nicht um mich."

"Oh so nicht Mr. Park." widersprach ich energisch, stämmte die Hände in die Seiten und sah ihn auffordernd an. "Was lief da zwischen dir und Jackson?"

Jimin zögerte. Er wollte nicht darüber sprechen aber er wusste auch, daß ich solange keine Ruhe mehr geben würde, bis ich meine Antworten erhalten hab. In dieser Hinsicht waren wir uns ähnlicher als uns beiden lieb war.

"Oh na gut, du Nervensäge!" gab er dann irgendwann doch nach und zischte etwas Unverständliches, bevor er wieder zu mir sah. "Jaaaa du hast recht, ich hatte mal etwas mit Jackson." gestand er dann leise.

"Ha, wusste ichs doch!" knurrte ich im gegenzug und mein Blick wurde finster. "Wieso hast du es vor mir verschwiegen?"

"Naja, war halt nicht der Rede wert, okay? Er kann charmant sein und ich hab mich vielleicht etwas zu sehr von ihm einlullen lassen. Ich dachte er würde wirklich Interesse an mir haben aber Fehlanzeige, er hat nur Interesse an einer schnellen Nummer. Er lässt wirklich nichts anbrennen und ich möchte dich vor so einer Enttäuschung einfach nur bewahren."

Das machte mich nachdenklich. Das Jimin so eine negative Erfahrung gemacht hatte, stimmte mich natürlich nicht glücklich aber trotzdem war er doch immer derjenige der mir ständig sagte, ich sollte endlich mal über mein Schatten springen und einen Typen abschleppen.

"Jackson geht nicht aber jeder andere Kerl schon?"

Nun verdrehte er die Augen. "Ach Tae, klar möchte ich das du endlich mal aus deinem Schneckenhaus herauskommst aber ich als dein Hyung hab immer ein Auge auf dich. Wenn du dir also die Hörner abstoßen willst, nur zu aber bitte nicht mit Jackson, der dich eh nur als willenloses Stück Fleisch ansieht."

Nochmals stöhnte ich laut auf, betrachtete den Boden unter meinen Füßen und dachte über Jimins Worte angestrengt nach. Dieser Kerl war manchmal wirklich ein Segen und Fluch zugleich.

"Okay..." Stöhnte ich langezogen, doch bevor Jimin erleichtert aufatmen konnte, fügte ich noch ganz schnell hinzu. "Aber ich werde trotzdem mit Jackson ausgehen. Ich brauch einfach... ablenkung. Etwas zusammen trinken gehen wird ja wohl nicht verboten sein, ne?"

Es war nicht ganz das was er sich mit seiner Moralpredikt erhofft hatte aber es war besser als nichts und das sah auch schließlich Jimin ein.

"Okay na gut aber bitte komm nicht zu spät Nachhause."

--

Die ganze Woche lief es schon nicht gut für mich, unaufhörlich machte ich mir Gedanken um mein momentanes Leben. Hinterfragte mehr als genug meine Qualitäten als Journalist, fragte mich ob meine Entscheidungen bezüglich einiger Dinge falsch gewesen war. Wieso brachte ich mich ständig in Schwierigkeiten? Wieso verschonte der Reaper gerade mich, wieso rettete er mich?

Aber es war ja nicht nur das, dann war da auch noch Justin, der mich seit dem Kuss völlig durcheinander gebracht hatte. Doch seitdem war die Sache so verdammt kompliziert geworden. Ich war mir in keinem Punkt meiner Gefühle mehr sicher.

Jackson war da einfach die willkommene Abwechslung. Ja, vielleicht hatte ich aus einem Affekt heraus entschieden, hatte seine Einladung nur angenommen weil ich... eifersüchtig gewesen war, doch was es auch war, jetzt war ich froh. Jetzt konnte ich mal auf andere Gedanken kommen. Etwas trinken, etwas reden. Ich hatte Jimin versprochen mit Jackson nicht zu schlafen und wenn ich wirklich ehrlich zu mir war, war es auch nicht das was ich mir unter mein erstes Mal vorstellte - nicht so, nicht mit ihm.

Nachdem Mr. Macho mich von zuhause abgeholt hatte, hatten wir seitdem nur ein einziges Gesprächsthema und das war die Arbeit. Jackson war das Ass bei uns in der Abteilung. Er war sehr Ehrgeizig und von sich selbst überzeugt - sehr von sich selbst überzeugt.

Ich gönnte ihm dieses Ansehen. Ich war Niemand der eifersüchtig auf Erfolg Anderer war, ich wollte einfach nur nicht, daß man mich wie einen Fußabtreter behandelte. Man sollte mich einfach ernst nehmen, war das zuviel verlangt? - Ich denke nicht.

Die Kneipe die Jackson für unser Date ausgewählt hatte, war eigentlich nicht ganz so mein Geschmack. Der Alkohol und der abgestande Zigarettengeruch schlug mir bitter auf den Magen. Dieser dicke schwere Nebelschwall aus Rauch reizte meine Lungen und das freie atmen viel mir zunehmend schwerer. Wie konnten die Leute hier nur seelenruhig sitzen und tun als wäre das Frischluft um sie zu herum? Jackson fiel meine Misere gar nicht wirklich auf, war er viel zu sehr in seinem Monolog gefangen.

Es gefiel ihm im Mittelpunkt zu stehen und ich ließ ihn. Es störte mich auch nicht sonderlich.

Als dann aber der Mann mit der halbglatze und der schmierigen Schürze, die nur knapp um den korpulenten Körper passte, die Drinks schweigend vor unseren Plätzen abstellte, beäugte ich die Auswahl äußerst kritisch.

"Jackson, das hab ich aber nicht bestellt." machte ich ihn höflich auf den Fehler bemerkbar aber Jackson winkte einfach nur ab.

"Geht aufs Haus, Tae. Eine Cola kannst du noch überall trinken. Das hier mein Lieber ist der beste Whiskey in ganz Seoul. Also nur zu."

Seit dem Vorfall in der Disco war ich was Alkohol betraf aber vorsichtig geworden, noch vorsichtiger als ich es eh schon war.

Grüblerisch betrachtete ich die zerkratze Tischplatte und umfasste dabei das Glas mit der bernsteinfarbenden Flüssigkeit. Das schwere Aroma schwebte ihm Raum. Ich konnte den Alkohol schon beinahe auf der Zunge schmecken, so intensiv war es.

Aus dem Augenwinkel sah ich wie Jackson sich beiläufig einen Schluck aus seinem Glas gönnte. Unfassbar! Er trank es, als wäre es eine Limo. Neugierig zog ich das Glas zu mir heran und roch vorsichtig an dem Whiskey aber kaum drang der beißend strenge Geruch in meine Nase, verzog ich noch sofort das Gesicht. Ganz schnell stellte ich das Glas wieder auf den Tisch ab und schob es ganz weit von mir weg.

"Was los Taebär? Schmeckt es dir etwa nicht?"

Taebär?!

"Nenn mich bitte nicht so..."

Jackson wirkte ungerührt als er mit den Schultern zuckte. "Wie du möchtest
...Taehase."

Ugh. War das sein ernst?

Macho war wirklich die Bezeichnung die Jackson am besten stand. Wie er allein auf seinem Stuhl dasaß. So von sich selbst überzeugt. Einen Arm hatte er lässig auf die Lehne des Stuhls abgelegt, während er mit der anderen Hand seinen Whiskey umschlossen hielt. Er grinste, was mich innerlich nur die Augen verdrehen ließ.

"So." meinte er anschließend und lehnte sich im Stuhl auf einmal vor, um mich über den Tisch hinweg ganz intensiv anzusehen. Ich würde lügen wenn ich sagen würde, ich wäre von seinem Aussehen nicht auch etwas angetan. Diese flirty Attitüde machte ihn attraktiv aber auch irgendwie nervig zugleich.

"Jetzt bist du mal an der Reihe. Erzähl mal etwas über dich. Wieso bist du Journalist geworden? Was hat dich so an dem Beruf gereizt?"

"Uh.. eh.." überrascht über dieses plötzliche Interesse an meiner Wenigkeit, brauchte ich einen Moment. Jackson starrte mich erwartungsvoll an, was mich nur noch mehr in Bedrängnis brachte.

"Willst du das wirklich wissen? Da gibt es gar keinen besonderen Grund..."

"Lass das mal meine Sorge sein. Ich möchte einfach mehr über dich erfahren und wissen was in deinem hübschen Köpfchen so vor sich geht." Jackson zwinkerte mir vergnügt zu und ich spürte wie meine Wangen unnötigerweise heiß wurden.

Nein. Ich sollte nicht auf seine Masche reinfallen.

Schnell rief ich mir Jimins Worte in Erinnerung. Jackson war nicht wirklich an meine Person interessiert, sondern nur an meinen Körper.

Ich leckte mir über die Lippen, ehe ich überlegte und dann etwas weiter ausholte. "Ein Mädchen in unserer Schule wurde eines Tages aus heiterem Himmel als größte Schlampe der Schule bezeichnet. Sie wurde von den Mädels fertig gemacht und von den Jungs sexuell belästigt. Selbst die Schule ging irgendwann automatisch davon aus das die Gerüchte stimmten die im Umlauf waren und informierten sogar ihre Eltern. Sie beteuerte ständig ihre Unschuld aber Niemand wollte ihr glauben... Ich war damals in der Schülerzeitung tätig, als sie auf mich zukam und um Hilfe bat. Sie sah mich als ihre letzte Hoffnung an... und ich wollte ihr helfen. Nach einiger Recherche hab ich letzten Endes die Wahrheit ans Licht geholt. Es war der Typ gewesen der sie damals abserviert hatte, weil sie nicht mit ihm schlafen wollte. Er war so in seinem falschen Stolz gekränkt das er ihr so eine auswischen wollte.... naja.. das wars eigentlich auch schon."

Jackson nickte. "Du stehst also für die Wahrheit?" hakte er nach und der ernste Ton in seiner Stimme überraschte mich ehrlich.

"Natürlich. Wer ist denn nicht dafür?"

"Aber du weißt auch das in unserem Job nicht alles ganz so ehrlich abläuft, oder? Storys werden manipuliert, verschönert, oftmals sind wir auch diejenigen die irgendetwas erfinden, So wie der Junge aus deiner Schule. Du bist noch nicht lang dabei aber du wirst es noch früh genug herausfinden, wie korrput unser Job doch eigentlich ist."

"Ich weiß.." Mit dem was Jackson dort sagte, hatte er nicht ganz Unrecht. Genau das war der Punkt an dem ich vermutlich irgendwann scheitern würde.

"Außerdem. Nicht hinter jeder Wahrheit steckt eine heldentat. Es gibt Sachen die bewusst geheim gehalten werden, weil sie ansonsten Jemanden schaden könnten. Kannst du das mit deinem Gewissen vereinbaren?"

Was war denn mit der Atmosphäre plötzlich los? Ich kam mir auf einmal seltsam verhört vor. War er wirklich nur daran interessiert wie ich zu meinem Job kam oder steckte vielleicht noch etwas anderes dahinter?

"Hmm.. vermutlich nicht aber das muss ich wohl noch lernen, huh? Ich bin noch nicht lange dabei aber ich werde mein bestes geben."

Jacksons sinnliche Lippen verzogen sich mit einem Male zu einem überheblichen Grinsen und leider sah er damit noch attraktiver aus. "Soll ich es dir zeigen? Ich bin ein guter Lehrer, Taehase." kam es ihm mehr als arrogant über die Lippen und ich schluckte schwer.

"Nein danke...Ich komme schon klar." Ich wich seinem Blick schnell aus und war in meiner Nervosität hin dann tatsächlich so dumm einen schluck vom Whiskey zu nehmen. Verdammt, das Zeug brannte ja vielleicht wie die Hölle! Ich hustete unweigerlich los. Jackson lachte auf, als er mich so abgekämpft sah und bestellte mir netterweise eine Cola.

Auch wenn es nur ein Schluck gewesen war, hatte ich das Gefühl der Alkohol würde mir direkt in den Kopf steigen. Erleichtert leerte ich fast das halbe Glas Cola und nuschelte dann ein leises danke.

Immer noch grinsend wurde ich gründlich unter Augenschein genommen.

Unbehaglich strich ich mir über den Arm. "Tut mir leid... Ich bin Alkohol nicht so gewöhnt."

"Sieht man. Aber das ist nicht so schlimm. Nur besser Für mich. So kann ich dich schneller.. abfüllen." unmittelbar danach war ein gefährliches funkeln in seinen Augen erkennbar und ich erstarrte. Es hielt nur wenige Sekunden an, dann verschwand das Funkeln und Jackson durchbrach die angespannte Atmosphäre mit einem lockeren Lachen.

"Spaß!" sagte er dann tatsächlich im selben Zug aber ich zögerte immer noch.
Ich war mir gerade gar nicht mal so sicher ob das alles so - Spaß war wie er es behauptete. Ich lächelte verhalten, hüllte mich jedoch in Schweigen.

"Aber mal etwas anderes..." fing er plötzlich mit einer Ernsthaftigkeit an, die mich verwunderte. Jackson fuhr nicht direkt weiter, sondern sah so aus als müsste er vorher noch über etwas nachdenken. Ich fühlte mich seltsamerweise wie ein Fisch am Haken, zappelnd und darauf wartend, daß sich der Angler endlich entschied, was er mit mir machen sollte.

"Ich weiß du erzählst nichts über die Dinge die du im Club gesehen hast. Über den Reaper und was dort geschehen war aber gab es danach eigentlich eine weitere Begegnung? Eine von der du vielleicht gar nichts richtig weißt?" fragte Jackson ruhig, während er seinen Whiskey behutsam im Glas schwenkte.

"Uhm.. wie bitte?"

Diese Fragen kamen sehr überraschend aber überraschender war das Gefühl was mich daraufhin beschlich - als müsste ich etwas verbergen.

"Ich weiß nicht was du meinst.. Ich hab bereits alles zum Thema Reaper erzählt.. mehr gibt es da nicht." murmelte ich und der stechende Blicke mit dem er mich dann fixierte, ließ die innere Unruhe in mir ansteigen. Ich sah weg und starrte stattdessen auf meine leicht schwitzigen Hände.

"So? Bist du dir da auch sicher?"

"N-natürlich. Wieso fragst du mich überhaupt sowas seltsames?"

"Hmm..Nur so. Hat mich einfach interessiert."

Mein Lächeln war schon eine ganze Weile aus meinem Gesicht verschwunden. Dieses Date war so völlig anders, als ich es mir zunächst vorgestellt hatte. Es war nicht unbedingt schlecht aber ein komisches Gefühl nistete sich in meinen Bauch ein und wollte partou nicht mehr verschwinden.

Auch in den nächsten paar Stunden in denen wir uns unterhielten blieb dieses Gefühl bestehen. Jackson sprach mich zwar nicht mehr auf den Reaper an und erzählte mal wieder mehr über sich selbst als alles andere aber es war einfach... seltsam.

Doch im Großen und Ganzen war es ein stinkt normales einfaches Date gewesen. Jimins Worte waren also nichts als falsche Panikmache.

Am Ende hin verließen wir die Kneipe gemeinsam, wo uns draußen angekommen, gleich die kühle Nachtluft begrüßte. Fröstelnd schloss ich die Arme um meinen Körper und atmete erst einmal tief ein. Endlich war ein ausgiebiges durchatmen wieder möglich. Doch die frische Luft vernebelt meine Sinne mehr, als das sie sie klarer machte, dabei hatte ich ja noch nicht einmal sehr viel getrunken. Meine Toleranzgrenze war wirklich mickrig.

"Komm, ich begleite dich noch Nachhause." lallte Jackson und hatte zu meiner Verwunderung mehr einen Sitzen als zunächst angenommen.

Ich lachte auf. "Ich glaub du brauchst die begleitung eher als ich."

"Na dann." ein breiteres grinsen zeichnete sich auf seinen Lippen ab, als er hinzufügte. "Begleite mich bis zu dir Nachhause."

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Oh eh.. Hi 😅

Ich sag mal nicht viel und entschuldige mich einfach für die lange wartezeiten und das etwas... "holprige" Kapitel. 4000 Wörter und gefühlt nicht weiter gekommen, ja das kann ich gut :')

Ihr glaubt gar nicht wie ich mit diesem Kapitel gekämpft hab.

Trotzdem hoffe ich das noch ein paar Leser da sind die Reaper lesen 🥺👉👈

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