14. Verrat

3 Stunden zuvor

„J, es tut mir leid, okay? Es ist nicht so schlimm", verteidigte ich mich, als ich nach dem Essen mit Martin letztendlich doch wieder in mein Zimmer zurückkehren musste. Der Joker war immer noch außer sich, doch ich hatte einfach keine Lust gerade auf seine Launen. Ob heute noch jemand kommen würde, um mich zu holen, war fraglich, jedoch hatte ich immer noch Hoffnung.

„Ich entscheide was schlimm ist, klar? Du musst etwas essen!", meinte er aufgebracht, drückte mich, als ich vor ihm stand, gegen die Wand und sah mich mit diesem undurchdringlichen Blick an, den er so oft hatte.

„Habe ich doch eben", verteidigte ich mich und schaffte es nicht, ihm in die Augen zu sehen.

„Ginny, sieh mich an!", sagte er ernst und drehte alles andere als sanft mein Kinn zu sich, sodass mein Blick wieder auf seinen traf.

„Was ist los mit dir? Du isst nicht, du redest nicht mit mir, du kannst mich ja nicht mal ansehen!"

„J, ich...", fing ich an, doch die Wahrheit konnte ich ihm einfach nicht sagen. Es würde alles kaputtmachen, da ich immer noch Hoffnung hatte, dass ich hier rauskommen würde. Mir musste irgendetwas einfallen, egal was.

„Ich liebe dich." Er hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit. Ich selbst war etwas überrascht von meinem plötzlichen Geständnis ihm gegenüber, doch gelogen war es nicht. Es war die Wahrheit, die ich lange hatte verleugnen wollen, nicht hatte glauben wollen, doch es war einzig und allein die Wahrheit. Wann ich für ihn wirklich Gefühle entwickelt hatte, war mir unklar. Ob es bei der Gala, bei den unzähligen Rettungen vor schlimmen Dingen oder bei unserem ersten Mal, meinem ersten Mal, passiert war, wusste ich nicht, doch ich liebte diesen Mann so sehr, dass es mich halb zerriss, daran zu denken, dass er meinen Bruder umbringen wollte und dennoch liebte ich ihn. Dennoch liebte ich den Mann, der den Tod meines Bruders wollte, dennoch liebte ich den Mann, der so unzählige Menschen blutrünstig umgebracht hatte, den Mann, der aber auch gleichzeitig mich gerettet hatte, nicht nur in Situationen, in denen ich in Gefahr gewesen war, sondern mich gerettet hatte. Er hatte mich aus meinem Bunker von Zuhause rausgeholt, hatte mir gezeigt, dass ich mehr als das ganze Geld und der Ruhm war. Er hatte mir gezeigt, dass ich begehrenswert war, ich nicht nur der Schatten meines Bruders war, ich so viel mehr als all das war.

Ich war natürlich nicht naiv. Ich wusste, dass er nicht das für mich empfand, was ich für ihn empfand. Es war mir von vorne rein klar gewesen. Der Joker konnte nicht eine Frau lieben, er war gar nicht in der Lage dazu. Es tat weh, dass er es nicht erwiderte, doch es war klar gewesen. Diese drei Wörter waren eben nur drei Wörter. Ich musste sie nicht hören, um zu wissen, dass ich ihm etwas bedeutete. Würde ich ihm nichts bedeuten, wäre ich schon längst tot, dann hätte er nicht mit mir geschlafen, dann würde ich nicht jede Nacht an seiner Seite nächtigen, dann würde er sich nicht so sehr um mich sorgen, wenn ich mal wieder nichts aß.

„Oh Ginny, Ginny, Ginny, du kleines, unschuldiges Geschöpf", meinte er fasziniert, blickte auf meine Lippen und zog mich in einen leidenschaftlichen Kuss.

Der Sex danach war dieses Mal nicht so brutal gewesen, wie sonst auch. Es war zwar nicht so sanft, wie ich es mir mit jemand anderem vorstellte, jedoch liebte ich es mehr, als mir jemand anderes jemals geben könnte. Ich liebte ihn.

Ich liebte den Joker.






eine Stunde zuvor

Ich wachte in einem leeren Doppelbett auf. Ein Blick auf die Tür über dem Schreibtisch verriet mir, dass etwa zwei Stunden vergangen waren. Hatte ich immer noch Hoffnung? Vermutlich schon. Ich hatte Floyd geglaubt gehabt, ihm vertraut gehabt, nur langsam wurde es immer später und meine Geduld neigte sich langsam dem Ende zu.





eine halbe Stunde zuvor

Ein Klopfen riss mich aus meinem Halbschlaf. Verschreckt setzte ich mich aufrecht hin, bat die Person, die angeklopft hatte, herein und sah überrascht zu dem mir fremden Mann. Er hatte schwarze kurzgeschorene Haare und einen Dreitagebart. Ich hatte ihn vielleicht ein- zweimal zuvor gesehen gehabt, doch mehr auch nicht. Er war ebenfalls ein Arbeiter des Joker, doch sehr präsent war er nie gewesen.

„Du musst mitkommen, jetzt", meinte er. Verwirrt blickte ich ihn an, verstand nicht, warum ich mit einem Fremden mitgehen sollte, als ich es plötzlich realisierte. Floyd hatte ihn beauftragt, mich hier rauszuholen. Er hatte es wirklich geschafft!

„Gib mir fünf Minuten", bat ich ihn, woraufhin der Mann protestieren wollte, doch als er sah, dass ich nichts trug, nickte er knapp und ging wieder. Schnell stand ich nun auf, schnappte mir ein Hemd und eine Hose des Jokers, welches absurd groß an mir aussah, jedoch erfüllte es seinen Zweck. Das kleine Messer, was auf dem Holzschreibtisch lag, steckte ich in meine Socke, wie es mir J oft geraten hatte. Ich wollte nur sicher gehen.

„Hat dich Floyd beauftragt?", fragte ich den Schwarzhaarigen, der sehr verwirrt wirkte, als ich fertiggemacht die Tür verließ und damit vermutlich das letzte mal in unserem Zimmer gewesen war.

„Floyd?", fragte er mich überrascht, schritt mit mir zur Garage. Nun war ich diejenige, die verwirrt zu sein schien. Er kannte Floyd nicht?

„Der Mann, der dich beauftragt hat, mich zu retten?", fragte ich ihn zurück. Warum hätte ich sonst mit ihm mitkommen sollen? War er so vergesslich oder kannte er Floyd unter einem anderen Namen? Ja, das musste es sein!

„Ach, Deadshot meinst du. Genau... Er hat mich geschickt. Wer auch sonst?", meinte er nervös, löste unseren Blickkontakt und wirkte beunruhigter. Ich dachte jedoch nicht weiter darüber nach, stieg mit meinem Retter in eines der Autos aus der Tiefgarage und gurtete mich an. Der Schwarzhaarige öffnete mit einer Fernbedienung das Garagentor und fuhr anschließend mit dem Jeep hinaus in die Dunkelheit. Mein Herz schlug nun deutlich schneller als zuvor und auch meine Atmung wurde unregelmäßiger. Ich hatte es wirklich durchgezogen. Ich hatte gerade den Joker verlassen, den Mann, den ich über alles liebte und verehrte. Nur konnte ich nicht vergessen, dass er Bruce umbringen wollte. Es war einfach unverzeihlich.

„Wo lässt du mich raus? Ich würde gerne noch bevor ich zu meinem Bruder zurückkehre auf den Friedhof gehen. Wäre das möglich?", fragte ich ihn, lächelte milde, als wir über die Brooklyn Bridge fuhren, ich nun wieder frei in der Stadt sein konnte. Sobald ich zu Hause ankommen würde, würde ich vermutlich noch seltener rauskommen, als je zuvor, da der Joker auf der Suche nach mir sein wird. Er wird mich wie seine Beute jagen und mich danach für mein Verhalten bestrafen.

„Du und deine naive Art", meinte er und musste grinsend den Kopf schütteln, „Du bist mit dem Joker zusammen und vertraust wirklich blind einem seiner Anhänger? Wie kann man so töricht sein?"

„W-was? Dich hat doch F-Floy geschickt oder nicht?", stammelte ich unbeholfen, schaute geschockt den Fahrer an, dem ich getraut hatte. Ich war wirklich verdammt dumm und naiv gewesen. Der Joker wäre enttäuscht, würde es dies mitbekommen.

„Nein, du Irre! Mich hat Ronald Archwell geschickt, um dich zu entführen." Ronald wer bitte?

„Was will der Typ von mir? Geld? Meinen Bruder?", fragte ich ihn, spürte wie die Wut in mir langsam hochkam und die Stimme in mir lauter wurde, diesen Mann umzubringen.

„Er ist ein Mafia Boss und ihm gefällt es nicht, dass der Joker immer mehr Macht in Gotham bekommt, weswegen er seit Monaten seinen Untergang plant", erklärte er mir und umfasste fest das Lenkrad, sah starr geradeaus und fuhr in die dunkleren Gegenden von der Stadt. Wie sollte ich hier rauskommen? Würde ich ihn jetzt angreifen, würden wir nur einen Unfall mit dem Auto haben und dabei würden wir beide nur sterben. Es würde mir nichts bringen, also musste ich mir einen anderen Plan ausdenken. Die Frage war nur welchen?

„Und da will er mich?", fragte ich verwirrt, versuchte mir mit den Fragen mehr Zeit zu verschaffen. Denk nach Ginny! Was würde der Joker in so einem Moment tun?

„Du bist die Geliebte des Clowns, also ist der Plan simpel: Wir nehmen dich als Druckmittel und er wird kommen und dich retten." Ich schluckte schwer und schien immer mehr durchzudrehen. Meine Sicht schien zu verblassen und im nächsten Moment lag ich mit einem brummenden Schädel und einer Platzwunde am Kopf auf der Motorhaube des Wagens. Ich hatte den Mann angefangen abzustechen, was wirklich eine miese Idee gewesen war, da mein ganzer Körper überall schmerzte. Er war daraufhin nämlich in eine Laterne gefahren und auch einmal ging es miserabel zu gehen, da er bewusstlos neben dem Auto lag. Mit schwerer Atmung und einer verschwommenen Sicht stand ich von der Haube auf und fiel nur sofort zu Boden, da meine Beine taub waren. War ich gelähmt? Nein, ich spürte meine Füße und Beine ja noch, aber meine Kraft hatte meinen Körper verlassen.

„Nicht schlapp machen, Ginny", meinte ich aufmunternd zu mir selbst, denn ich musste hier ganz dringend weg! In der Ferne waren schon Sirenen der Polizei zu hören und es war nur eine Frage der Zeit, bis mich jemand erblickte. Derjenige, der mich fand, bekam vermutlich einen riesigen Finderlohn und da wir in Gotham lebten, eine Stadt, in der viel Armut und Leid herrschte, würde mich jeder sofort verraten.

„Glaub ja nicht, dass du dafür lebend davonkommst!" Ach du scheiße. Der Verräter lebte noch und kam direkt auf mich zu! Gerade als er auf mich eintreten wollte, rollte ich mich auf die Seite, stand mit all meiner Kraft auf und schlug ihm so fest ich konnte ins Gesicht, woraufhin er schmerzerfüllt stöhnte und ich weinend meine Hand hielt, denn das tat scheiße weh!

„Du miese Schlampe!", schrie er nun hasserfüllt, schnappte sich das Messer, welches ich vom Joker mitgehen lassen hatte und welches nach dem Aufprall aus dem Fenster gefallen war und stach mir damit in mein Bein, sodass ich schreiend auf den Boden fiel und ich ganz blass von dem plötzlichen Schmerz und dem Blutverlust wurde.

„Und jetzt stirb, du Verrückte", sagte dieser Bastard wütend, setzte das Messer an meinem Hals an, doch das ließ ich mir nicht gefallen. Ich biss ihm mit voller Kraft in die Hand, sodass er schreiend das Messer fallenließ. Diese Chance nutzte ich, um es ihm in den Arm, in den Brustkorb und in seinen Hals zu rammen, bis er sich nicht mehr bewegte. Keine zwei Sekunden später hörte ich laute Geräusche eines Autos, welches kurz danach in die Straße, in der ich war einbog und direkt auf mich zufuhr. Ich musste nicht viel darüber nachdenken, um zu wissen, dass darin J saß, doch ich hatte angst jetzt zu ihm zu gehen. Ich war abgehauen und das freiwillig und so wie ich ihn kannte, gefiel ihm das keineswegs. Ich musste also schnell aufstehen und das Messer zur Sicherheit mitnehmen, was ich so auch umsetzte und humpelnd in eine Seitengasse lief, mit dem Messer fest in meiner Hand, als der Joker aus dem schwarzen Van stieg und wütend auf mich zulief.



Gegenwart

„Geh weg von mir!", schrie ich aufgebracht, hielt das Messer zitternd in meiner rechten Hand, was so voller Blut war, dass mir übel wurde. Meine Kleidung war von dem Kampf von vorhin total zerrissen, sodass ich fröstelnd den anderen Arm um meinen Bauch legte, versuchte mich damit zu wärmen, doch es gelang mir nicht. Der Schnitt in meinem Gesicht brannte fürchterlich, ebenso die Wunde an meinem Bein.

„Ginny, sei brav und komm zu mir!", erwiderte er harsch, schritt weiter auf mich zu, ignorierte meine Aussage. Ihn schien es gar nicht angst zu machen, dass ich ein Messer in der Hand hielt. Dachte er, dass ich es nicht benutzen würde? War er so davon überzeugt, dass ich es nicht tun würde? Ich ihn damit nicht verletzen würde? Ihn umbringen würde?

„Keinen Schritt weiter!", rief ich nun erneut, zitterte unwillkürlich und schaffte es keinen klaren Gedanken mehr zu fassen. Als ich schließlich merkte, dass er immer noch keine angst hatte, richtete ich das blutige Messer nun an meinen eigenen Hals, was wirklich Wirkung bei ihm erzielte, da er geschockt stehen blieb und seine Miene sich drastisch veränderte. Er war nicht mehr überzeugt von seinem Handeln, nicht mehr aufgebracht oder wütend, sondern hilflos und so voller Sorge, was verdammt ungewohnt bei ihm war.

„Genevieve, leg das Messer weg", versuchte er es nun ruhig, kam wieder auf mich zugeschritten und ließ mich panischer denn je werden, als er in seine Tasche griff und eine längliche, große Spritze herausholte.

„Ich kann nicht wieder zurück! Bitte lass mich es tun. Bitte...", schluchzte ich mit den Nerven am Ende, sackte zusammen und ließ das Messer damit achtlos auf den Boden fallen. Von hier unten sah ich zuerst zu den Füßen des Jokers, dann schweifte mein Blick ab zu der toten Gestalt, die mit Blut nur so überströmt war. Daran zu denken, dass ich diesen Mann umgebracht hatte, war beängstigend. Der Schwarzhaarige hatte auf mich nicht so schlimm gewirkt, wie die anderen Arbeiter des Jokers, weswegen er mir tatsächlich etwas leidtat.

„Beruhige dich! Bald bist du wieder bei mir, dann wird alles gut." Ich schluchzte nur wieder, weinte so doll, dass meine Augen zu brennen anfingen und zitterte fast so sehr, wie Alfred vor ein paar Jahren, als er einen Krampfanfall gehabt hatte.

Shhhh, alles ist gut. Ich bin jetzt da, alles ist gut", meinte J nun ganz ruhig, kniete sich neben mich hin und legte meinen Kopf auf seinen Schoß ab, damit ich nicht mehr in der ekelhaften Pfütze der Seitengasse liegen musste. Bevor er mich jedoch weiter hätte beruhigen können, mich an sich hätte ziehen können oder mich gar hätte küssen können, wurde er auf einmal mit voller Kraft von mir gerissen, sodass mein Kopf wieder auf den Asphalt aufprallte, ich nur noch Sternchen sah und Probleme damit hatte, Luft zu bekommen.

„Ungünstiger Zeitpunkt, Batman", hörte ich den Joker abfällig sagen, was mich aufhorchen ließ.

Bruce war hier.

Er wollte mich holen kommen.

Er würde mitbekommen, dass ich den Mann umgebracht hatte, viele Menschen getötet hatte.

Daran zu denken, wie mein Bruder das alles mitbekommen würde, ließ mich so unruhig werden, dass ich nach dem Messer griff und ich ohne weiter darüber nachzudenken mir damit die Kehle durchschnitt und hoffte nie wieder aufwachen zu müssen.


2378 Wörter

Hey :) Endlich mal wieder ein weiteres Kapitel der FanFiction, welches auch ziemlich lang ist. Was denkt ihr wie es weitergehen wird?

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