Kapitel 42

Malfoy Manor

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Wir hatten uns mit Xenophilius Lovegood, Lunas Vater, über das Symbol in Hermines Buch unterhalten. Es hatte sich herausgestellt, dass es die Heiligtümer des Todes symbolisierte. Hermine hatte die Geschichte der drei Brüder vorgelesen, da Harry und ich sie nicht gekannt hatten. Als wir gehen wollten, hielt Mr Lovegood uns auf, er sagte, wir seien seine einzige Hoffnung, Luna zu befreien.

Er wollte Harry an den Dunklen Lord ausliefern, uns obendrein.

Bald erschienen Todesser auf der Wiese, auf der das Haus der Lovegoods stand, und feuerten Zauber auf es ab.
Wir krochen über den Boden, der übersäht war mit zerbrochenen Dingen, aufeinander zu und Hermine disapparierte mit uns.

Wir landeten in einem Wald und wollten schon unser Lager aufschlagen, doch wir wurden von Greifern umzingelt. Hermine neben mir und ich standen dem Anführer direkt gegenüber.

"Hallo, meine Schönen", säuselte er gegen einen Baum gelehnt.

Ich stolperte zurück und zog Hermine am Arm mit mir, doch da waren noch mehr von ihnen. Ron rannte los, Hermine, Harry und ich folgten. "Steht nicht so blöd rum", hörte ich den Anführer hinter uns rufen. "Greift sie euch!"

So schnell wir konnten, rannten wir durch den Wald, die Zauberstäbe gezückt. Wir feuerten immer wieder Zauber auf unsere Verfolger, schafften es jedoch nicht, sie abzuhängen.

Nicht einmal ich, obwohl ich dank des Wolfs in mir schneller war als meine Freunde, denn die Greifer hatten uns eingekreist. Ron erwischten sie zuerst, Hermine und ich kamen auf einer Lichtung zum Stehen.

"Was machen wir jetzt?", keuchte ich und drehte mich im Kreis, um unsere Angreifer im Auge zu behalten.

"Ich... Ich weiß nicht", stotterte Hermine.

Mein Blick blieb an Harry hängen, welcher zu uns lief. Hermine und ich sahen einander an und dachten scheinbar dasselbe, denn sie feuerte einen Zauber auf Harrys Gesicht, sodass man ihn nicht mehr sofort erkennen konnte, und als er zu Boden fiel, kniete ich mich hin und nahm seine Brille, steckte sie in meine Jackentasche.

"Es gibt die Heiligtümer wirklich", berichtete Harry. "Aber Du-Weißt-Schon-Wer will nur das letzte von ihnen und er weiß, wo es ist. Ehe die Nacht um ist, hat er es. Er hat den Elderstab gefunden."

Uns blieb keine Zeit, etwas zu antworten, da die Greifer uns packten und auf die Beine zerrten.

"Rührt sie nicht an", rief Ron, als er sah, wie sie Hermine festhielten. Er wollte auf sie zugehen, doch einer der Greifer schlug ihm in den Bauch und hielt ihn fest.

"Lasst ihn!", kreischte Hermine und wehrte sich nach Leibeskräften.
"Deinem kleinen Freund geht es bald noch viel schlechter als jetzt, wenn er nicht lernt, wie man sich benimmt", drohte der Anführer der Greifer und kam auf die Lichtung, in unsere Richtung.

"Lass mich gefälligst los!", schnauzte ich den Greifer hinter mir an, der meine Arme auf meinen Rücken gedreht hatte und meinen Zauberstab an sich riss.

Harry bedeutete mir mit einem Blick, meine Wolfskräfte nicht einzusetzen, um mich zu befreien. Es war zu riskant, denn erstens würden sie, sobald sie wussten, was ich bin, mich wahrscheinlich sofort töten, und zweitens hatte ich keine Möglichkeit, meine Freunde zu befreien, jetzt, wo mein Zauberstab nicht mehr in meinem Besitz war.

Es stank mir zwar bis zum Himmel, doch ich riss mich zusammen. Sie durften nicht wissen, wer wir waren, vor allem bei Harry nicht. Zum Glück hatte Hermines Zauber geholfen, denn der Greifer fragte: "Hey, Missgeburt, was ist denn mit dir?"

Harry antwortete nicht.

"Wie ist dein Name?"

"Dudley", log er. "Vernon Dudley."

"Prüf's nach", befahl der Greifer einem seiner Leute. "Und du, mein hübsches Kind..." Er trat auf Hermine zu. "Wie heißt du?"

"Penelope Clearwater, Halbblut", antwortete Hermine, welche aufgehört hatte, sich zu wehren. Ich hatte ebenfalls aufgegeben, mich losreißen zu wollen, und erwiderte den Blick des Anführers, als er vor mich trat und mir in die Augen sah. "Was ist mit dir, huh?"

"Daisy Edwards", improvisierte ich und hoffte, dass der Zweitname meiner Schwester und der Geburtsname meiner Mum mich decken konnten.

Der Greifer hob mein Kinn mit seiner Hand an. Trotzig sah ich ihm in die Augen, atmete jedoch unbewusst auf, als er sich abwandte, da der Greifer hinter Harry ihm zurief: "Hier steht kein Vernon Dudley drin!"

Harry versuchte, sich rauszureden, aber es brachte nichts. Die Greifer nahmen uns mit und schleppten uns zu einem großen Anwesen. Der Weg zum Eingangstor war von großen Hecken umgeben und als wir ankamen, erkannte ich Bellatrix hinter dem schwarzen Tor stehen. Was tut sie hier?! Sie musterte Harry und hauchte dann zu den beiden Todessern hinter sich: "Holt Draco."

Die Wut, die mich übermannt hatte, als ich die Mörderin meiner Schwester erkannte, wandelte sich in Nervosität. Wir waren bei Draco Zuhause... Ich konnte mich nicht darüber freuen, ihn wiederzusehen, denn dass wir hier waren, machte mir ebenfalls klar, dass der Dunkle Lord sich hier aufhalten konnte.

Er würde Harry bestimmt erkennen! Und dann würde er ihn ohne zu Zögern töten.

Ich tauschte einen Blick mit Hermine, welche ängstlich tief ein- und ausatmete. Wir wurden durch das Tor ins Anwesen gebracht, eine Treppe hinauf und in einen Raum, an dessen Decke ein Kronleuchter baumelte.

Zwar war der Dunkle Lord nicht hier, dafür jedoch Dracos Eltern. Unruhig trat ich von einem Fuß auf den anderen, bis die Tür auf der gegenüberliegenden Seite aufschwang und jemand hereintrat.

~

(AN// Ich werde jetzt etwas in Dracos Sicht schreiben. Es ist alles, was kursiv geschrieben ist, also könnt ihr auch runterscrollen, wenn es euch nicht interessiert. Es ist für die Handlung an sich nicht sonderlich wichtig, aber wenn ihr es lest, könntet ihr womöglich besser verstehen, weshalb er so auf Ivys Anwesenheit reagiert, wie er es nun mal gleich tut.)

Seit Ewigkeiten betrachtete er das Bild in seinen Händen, welches Ivy ihm vor knapp zwei Jahren zu Weihnachten geschenkt hatte. Er bereute jeden Tag, nicht bei ihr geblieben zu sein, wie er es ursprünglich versprochen hatte, doch er wusste, es war die richtige Entscheidung gewesen. Er musste sie zurücklassen.

Jemand klopfte an seiner Tür. Schnell faltete er das zerknitterte Bild zusammen und steckte es in die Innentasche seines schwarzen Jacketts. "Ja?" Einer der Anhänger des Dunklen Lords kam herein und befahl ihm barsch, nach unten zu kommen, da seine Tante etwas mit ihm zu bereden hatte.

Schluckend stand Draco auf und ging die Treppe nach unten, Schritt für Schritt, Meter für Meter. Er betrat das Wohnzimmer und sah sich um. Seine Eltern waren da, ein paar Greifer und seine Tante, welche einen Jungen am Haar zu sich zerrte. Er bemerkte niemanden von ihnen, sondern sah nur sie an.

Nein... Was tut sie hier?! Vor Schreck konnte er nicht verhindern, sie anzustarren. Hinter ihr entdeckte er nun auch Granger und Weasley. Wie war sie hier hergekommen? Für eine Sekunde meine er, so etwas wie Angst in ihren blauen Augen zu sehen, bald jedoch fasste sie sich wieder. Er schluckte und beschloss, egal, was passierte, nicht zu zeigen, dass er sie kannte.

Würde der Dunkle Lord erfahren, wer sie war und wie sie zueinander standen, würde er sie auf der Stelle umbringen, ohne jegliche Zweifel. Er fand, dass sie Draco ablenkte. Ihn änderte. Ihn auf die falsche Seite zog.

Und er hatte recht.

Deshalb hatte Draco sie zurückgelassen. Damit er sie nicht finden würde und damit sie sicher war.

Und jetzt war sie hier... Und er wusste nicht, wie er sie beschützen sollte.

~

Als er mich sah, weiteten seine Augen sich vor Schreck und sein ganzer Körper spannte sich an, sein Gesicht wurde blasser, als es ohnehin schon war. Ich konnte seinen Herzschlag sich vorschnellern hören.

Ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden. Tausend Gefühle durchzuckten mich wie Blitze; Angst, Wut, Freude, Verständnislosigkeit.
Ich wollte auf ihn zu rennen, ihn umarmen und ihm zur selben Zeit mit der Faust ins Gesicht schlagen, wie ich es in der dritten Klasse gemacht hatte. Ich wollte ihn küssen und ihm sagen, wie sehr ich ihn vermisst hatte, zeitgleich wollte ich ihn hinschicken, wo der Pfeffer wuchs.

Nach außen jedoch ließ ich mir nichts anmerken. Nach einer Sekunde des Schocks, setzte ich einen monotonen Gesichtsausdruck auf und tat, als würde Dracos Anwesenheit nichts für mich ändern. Keiner durfte wissen, dass ich ihn kannte.

"Ah, Draco, da bist du ja!" Bellatrix winkte ihn zu sich, packte Harry am Haar und schmiss ihn zu Boden. Sie riss seinen Kopf hoch und sah Draco abwartend an. "Und?"

Schluckend stellte ich fest, dass Draco Harry identifizieren sollte. Immerhin kannte er ihn aus seiner Familie am längsten, er war jeden Tag mit ihm zur Schule gegangen. Ich würde gern sagen, dass ich darauf vertraute, dass Draco Harry nicht verraten würde, doch das wäre gelogen. Ich hatte panische Angst. Todesangst. Wieso sollte Draco Harry schützen? Die beiden hassten einander! Mir blieb nichts als zu hoffen...

Leicht flehend sah ich Draco an, welcher mir jedoch den Rücken zugewandt hatte. "Ich bin nicht sicher..."

"Draco", zischte sein Vater, kam auf ihn zu und packte ihn im Nacken. Eindringlich sprach er auf ihn ein. "Junge, sieh genau hin! Wenn wir es wären, die die Ehre hätten, Potter an den Dunklen Lord zu liefern, dann wäre bestimmt alles vergeben. Wir könnten wieder leben wie früher!"

Mein Blick glitt durch den Raum. Wie auch auf dem Weg hier rauf kam mir dieser Teil des Hauses recht trostlos vor. Ich hatte mir Dracos Haus stets etwas... heller und prunkvoller vorgestellt.

"Na, wir wollen doch jetzt aber nicht vergessen, wer ihn geschnappt hat, will ich hoffen, Mr Malfoy", mischte der Anführer der Greifer sich ein.

"Du wagst es, in meinem eigenen Haus so mit mir zu reden!", brüllte Malfoy, worauf Draco zusammenzuckte und seine Mutter ihren Mann beruhigend am Arm ergriff. "Lucius!" Sie zog ihn ein Stück von Draco weg, welcher seinen Blick wieder auf Harry richtete.

"Sei nicht schüchtern, Liebling", lächelte Dracos Tante Bellatrix und zog ihn an der Hand näher heran. "Komm zu mir! Also, wenn er nicht der ist, für den wir ihn halten, Draco, und wir ihn rufen, dann tötet er uns alle. Wir müssen uns absolut sicher sein!"

Draco kniete inzwischen vor Harry und sah ihm in die Augen. Er weiß es, schoss es mir durch den Kopf. Er weiß, dass es Harry ist... "Was ist mit seinem Gesicht?", fragte er.

"Ja, was ist mit seinem Gesicht?" Bellatrix drehte sich zu den Greifern um.

"Wir haben ihn schon so gefunden. Hat sich im Wald was eingefangen, denk ich mal."

"Einen Brandzauber, zum Beispiel." Bellatrix' Blick fiel auf Hermine. "Warst du das, Süße?" Ich schluckte besorgt und spannte mich an. "Gebt mir ihren Zauberstab, mal sehen, welches ihr letzter Zauber war!", befahl Bellatrix. Mein Blick flog zurück zu Harry und Draco. Die beiden sahen einander immer noch bloß an. Wieso verrät er ihn nicht?, dachte ich. Versteht mich nicht falsch, ich wollte mich keineswegs beschweren, aber ich wunderte mich. Ich war mir ziemlich sicher, dass Draco Harry erkannt hatte. Es wäre ein Leichtes für ihn, uns alle zu verraten.

Aber er tat es nicht. Wieso?

Seine Mutter, Narzissa, trat neben ihn und legte ihre Hand auf Dracos Schulter.

Bellatrix' Lachen ließ mich meine Aufmerksamkeit auf sie wenden. "Erwischt!", gackerte sie. Scheiße. Sie schnappte nach Luft, als sie Gryffindors Schwert in der Hand eines Greifers entdeckte. "Was ist das? Wo hast du das Schwert gefunden?"

"Beim Durchstöbern von ihrer komischen Tasche", antwortete der Greifer grinsend. "Ist wohl jetzt meins, schätze ich."

Bellatrix schwang ihren Zauberstab, worauf der Greifer davongeschleudert wurde, die anderen erstickte sie beinahe. Statt sie zu töten, schickte sie sie bloß aus dem Haus, dann trat sie auf Hermine, Ron und mich zu. "Zissi, sperr diese drei in den Keller!", rief sie ihrer Schwester zu und sah zu Hermine. "Ich will mit ihr hier ein kleines Gespräch führen, von Frau zu Frau!"

Bellatrix ging auf die ängstliche Hermine zu, doch ich stellte mich dazwischen. "Lassen Sie sie in Ruhe", zischte ich und erwiderte ihren Blick. "Oh, willst du dich lieber mit mir unterhalten?" Spöttisch trat sie näher, worauf ich ungewollt einen Schritt zurückwich. "Gern!" Sie packte Hermine am Haar und stieß sie zu ihrer Schwester Narzissa. "Nein!", rief Hermine und wollte zu mir, genau wie Harry, doch Mrs Malfoy und Wurmschwanz brachten meine Freunde in den Keller.

Ich schluckte und konnte nicht verhindern, dass mein Blick zu Draco huschte. Dieser war kreidebleich geworden und schüttelte kaum merklich den Kopf.

Bellatrix packte mich am Haar und schmiss mich mit aller Kraft zu Boden. Vor Überraschung schnappte ich Nach Luft. Ich kam nicht dazu, mich aufzurappeln, da stand sie bereits über mir, beugte sich runter und drückte mich zu Boden. "Dieses Schwert sollte in meinem Verlies bei Gringotts sein", zischte sie mir ins Ohr. Ihr schwarzes Haar verweigerte mir die Sicht auf Draco. Ich wusste nicht, ob er noch im Raum war, und ich war mir auch nicht sicher, ob er mir hätte helfen können, aber das wollte ich auch nicht. Es war zu riskant.

"Wo hast du es her? Was haben du und deine Freunde noch aus meinem Verlies gestohlen?", schrie Bellatrix inzwischen und drückte mich noch fester auf den kalten, dunklen Holzboden unter mir.

"Sie irren sich", antwortete ich und versuchte, ruhig zu bleiben. "Wir haben nichts gestohlen, gar nichts."

Sie schüttelte den Kopf und sagte: "Ich glaube dir nicht." Damit drehte sie sich zur Seite und nahm etwas, das neben uns auf dem Boden lag, in die Hand. Derweil konnte ich für wenige Sekunden in Dracos Gesicht sehen. Er stand ein paar Meter von uns entfernt und musterte mich besorgt, bis seine Mutter ihn mit sich nach draußen zog.

Sie schloss die Tür.

Im nächsten Moment wurde ich durch brennende Schmerzen auf meinem linken Unterarm von Drace abgelenkt. Bellatrix hatte angefangen, irgendetwas in meinen Arm zu ritzen, und es tat höllisch weh. Ich kreischte auf und bereute sogleich, ihr diese Genugtuung zu lassen, konnte mich aber nicht davon abbringen. Es tat einfach nur weh, mein Arm fühlte sich an, als stünde er in Flammen. Einige Minuten ging es noch so weiter, dann ließ sie irgendwann von meinem Arm ab. Tränen hatten sich in meinen Augen gebildet, welche ich versuchte, schnell wegzublinzeln. Schweratmend biss ich mir auf die Zunge bei dem Versuch, die Schmerzen zu verdrängen. Ich würde ihr nichts sagen, selbst, wenn ich etwas wüsste, egal, wie lange sie mich folterte.

"Ich frage dich nur noch ein aller letztes Mal..." Drohend beugte Bellatrix sich erneut über mich. "Was habt ihr noch gestohlen?"

"Gar nichts", krächzte ich. "Ich sagte Ihnen doch, wir haben nichts gestohlen..."

"Verlogenes Schlammblut!", kreischte Bellatrix, stand auf und richtete ihren Zauberstab auf mich. "Crucio!"

Die Schmerzen in meinem Arm waren augenblicklich vergessen, denn ich hatte noch nie etwas Vergleichbares gespürt. Selbst die unglaublichen Schmerzen, die ich fühlte, wenn bei meinen Verwandlungen jeder einzelne Knochen in meinem Körper brach, waren nicht dermaßen schlimm.

Ein lautes Dröhnen erfüllte meinen Kopf, ich hörte nichts anderes mehr. Irgendwann verstummte das Dröhnen und wurde durch meine von den Wänden widerhallenden Schreie ersetzt. Seit wann schrie ich? Seit wann lag dieser Zauber auf mir? Es fühlte sich wie Stunden an. Wieder und wieder rang ich nach Luft, wand mich auf dem Boden und brüllte mir die Seele aus dem Leib. Heiße, salzige Tränen flossen meine Wangen hinab und befeuchteten mein Gesicht.

Ich bekam kaum mit, wie die Tür aufgerissen wurde und jemand hereintrat. "Tante Bella, hör auf!"

Draco... Ich erkannte seine Stimme, was mich dazu veranlasste, das letzte bisschen Kraft in mir zusammenzuraffen und die Schmerzen auszuhalten. Zu schreien konnte ich dennoch nicht aufhören, und selbst, als Bellatrix ihren Zauberstab runternahm, lag ich wimmernd auf dem Boden.

"Was soll das heißen, Draco?" Verständnislos sah Bellatrix ihren Neffen an. "Sie ist ein wertloses Schlammblut und eine Diebin!"

Es fiel mir schwer, meine Augen offenzuhalten, aber irgendwie schaffte ich es. Benommen ließ ich meinen Blick auf meinen Arm gleiten. Schlammblut.

"Mag sein." Draco schluckte kaum merklich und sah von seiner Tante zu mir und wieder zurück. "Aber sie ist von keinem Nutzen für dich. Sie ist bloß Zeitverschwendung."

"Ich will aber wissen, was ihre kleinen Freunde noch aus meinem Verlies gestohlen haben!", kreischte Bellatrix und wäre ich nicht zu schwach gewesen, wäre ich vermutlich zusammengezuckt.

Ein schwarzes, gelocktes Haar flog durch den Raum und blieb an meiner Jacke haften. Schluckend sah ich von ihm zu Draco.

"Frag den Kobold", schlug Draco mit erstaunlich ruhiger Stimme vor. "Wer soll es sonst wissen außer er?"

Nachdenklich legte Bellatrix den Kopf schief. "Gar keine schlechte Idee. Wurmschwanz!" Pettigrew stolperte mit unterwürfig gesenktem Kopf in den Raum, auf die Hexe zu. "Hol mir den Kobold!" Wurmschwanz nickte, drehte sich um und ging eilig die Treppen hinunter in die Kerker, wo auch Harry, Hermine und Ron waren. Ich frage mich, wen sie noch alles da unten gefangen halten...

"Pass auf die kleine Diebin auf", befahl Bellatrix ihrem Neffen. "Ich habe etwas mit deiner Mutter zu besprechen. Wird nicht lange dauern." Sie warf mir einen knappen, abwertenden Blick zu und spielte scheinbar mit dem Gedanken, den Cruciatus-Fluch erneut an mir anzuwenden, einfach nur zum Spaß, unterließ es jedoch und verließ den Raum.

Sofort kniete Draco neben mir, kaum, dass die Tür geschlossen war, und sah von meinem blutenden Arm in meine halbgeschlossenen Augen. "Ivy, es tut mir unendlich leid..." Aufgewühlt fuhr er sich durchs Haar, nahm meine Hand in seine und drückte sie vorsichtig, als hätte er Angst, meine Schmerzen zu verschlimmern. "Du musst durchhalten, hörst du?"

Ich konnte mich zu einem schwachen Lächeln bringen, obwohl mir vor Erschöpfung die Augen zufielen. "Nicht mehr Clover, hm?"

Draco lachte leise und irgendwie auch traurig auf. "Gewöhn dich nicht daran."

Ich lächelte nochmal, stöhnte dann jedoch. Jeder Zentimeter meines Körpers tat weh. Erneut drückte Draco meine Hand leicht, als wolle er mir verdeutlichen, dass er noch bei mir war, an meiner Seite.

"Drace..." Mein Krächzen war kaum zu hören, ich spürte, wie Draco sich etwas näher zu mir beugte, um mich besser verstehen zu können. "Wieso... bist du... gegangen?" Blinzelnd öffnete ich meine Augen einen Spaltbreit. "Wieso hast du... mich zurückgelassen?"

"Ich..." Draco hielt inne, schien seine Worte abzuwägen. Er hatte wohl nicht mit dieser Frage gerechnet. Ich konnte die Enttäuschung nicht verbergen, als ich leise flüsterte: "Du hast, versprochen, mich nicht-"

"Ich weiß... Aber ich musste es tun." Ich konnte die Reue in seinen Augen sehen und fragte mich, ob es ihm wirklich leidtat oder ob er log. Er hatte schon so oft gelogen, wieso sollte es jetzt anders sein? Wieso sollte ich ihm etwas bedeuten? Nach wie vor schlich sich immer wieder der Gedanke in meinen Kopf, dass Draco mich nur geküsst hatte, weil er Ablenkung brauchte. Ablenkung von seinen Pflichten als Todesser. Leider spielte das kaum eine Rolle, denn ich wusste ganz genau, dass ich nicht einfach meine Gefühle für ihn beiseiteschieben konnte.

Ich hielt inne und lauschte, als ich Geräusche aus dem Keller hörte. "Drace... Ich höre... Schritte... Du solltest... wieder aufstehen..."

Wiederwillig ließ Draco meine Hand los, stand auf und trat ein paar Schritte zurück, richtete seinen Zauberstab auf mich, sodass es aussah, als wäre er angriffsbereit, sollte ich Anstalten machen, zu fliehen. Kaum fünf Sekunden später trat Wurmschwanz mit dem Kobold ins Zimmer und Bellatrix kam ebenfalls wieder herein, Dracos Mutter folgte ihr. Sie schickte ihren Sohn zur Seite, damit seine Tante den Kobold in Ruhe zu dem Schwert befragen konnte. Kurz darauf rannten Harry, Hermine und Ron die Treppen rauf und griffen Bellatrix an, Draco und seine Eltern wehrten meine Freunde ab. Mir fiel auf, dass Draco selbst nie einen Angriff aussprach, sondern immer nur die Zauber meiner Freunde abblockte.

Ich zuckte zusammen, als Bellatrix mich auf die Füße zog und einen Dolch vor meinen Hals hielt. "Aufhören!", rief sie und als meine Freunde sahen, wie sie mich festhielt, den Kopf an den Haaren zurückzog und den Dolch an meinen Hals presste, hörten sie auf, die Malfoys anzugreifen. "Zauberstäbe fallenlassen", forderte Bellatrix. "Ich sagte, fallenlassen!"

Unfreiwillig und wütend taten meine Freunde genau das und ich hätte mich selbst schlagen können, dafür, dass wir nun dank mir überhaupt keine Chance auf Flucht mehr zu haben schienen.

"Heb sie auf, Draco", wies seine Tante ihn an und sofort sprang Draco vor und sammelte die Zauberstäbe meiner Freunde ein. Mit undefinierbarem Blick sah er zu mir herüber.

"Was haben wir denn da?", grinste Bellatrix und hielt den Dolch näher an meinen Hals. "Es ist Harry Potter. Er sieht ja wieder aus wie neu, gerade rechtzeitig für den Dunklen Lord. Ruf ihn." Ich sah mich um so gut ich konnte, ohne meinen Kopf zu drehen, und bemerkte, wie Dracos Vater auf seinen Sohn zulief. "Ruf ihn!", verlangte Bellatrix erneut, diesmal lauter.

Ich sah Draco an, dass er es nicht machen wollte. Er schaute zwischen seinen Eltern hin und her, bis sein Blick schließlich zu mir wanderte, dann wieder hilfesuchend zu seiner Mutter. Schlussendlich strich sein Vater seinen eigenen Ärmel zurück und entblößte das Dunkle Mal auf seinem Unterarm.

Quietschende Geräusche veranlassten mich dazu, meine Augen wieder an die Decke zu wenden, wo Dobby auf dem Kronleuchter saß und ihn losschraubte. Er ließ ihn zu Boden stürzen, wodurch er auf uns hinabfiel und Bellatrix zurücksprang, um sich in Sicherheit zu bringen. Ich nutzte meine Chance und stolperte schnell nach vorn, hinter mir zerschellte der Kronleuchter auf dem Boden.

Ich stolperte, wurde aber durch Dracos Arme aufgefangen. Wortlos drückte er mir etwas in die Hand - Unsere Zauberstäbe! - und stieß mich in Harrys Richtung. Harry seinerseits fing mich auf und mit Dobbys Hilfe disapparierten wir. Das Letzte, was ich sah, war Dracos geschockter Blick und der Dolch, der auf uns zusauste, dann waren wir fort und ich fand mich auf Sand liegend wieder.

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