Kapitel 35

Slughorns Party

-

Nachdem Ron Lavender geküsst hatte, widerstand ich dem Drang, ihn zu verhexen, und tröstete stattdessen Hermine. Diese behauptete felsenfest, Ron stünde es zu, zu küssen, wen er wollte, aber ich wusste, dass es ihr etwas ausmachte.

Als sie mir offenbarte, dass sie mit Cormac McLaggen zu Slughorns Party ging, da Ron ja jetzt seine Zeit mit Lavender verbrachte, flippte ich beinahe aus, allerdings hatte ich kein Recht, mich einzumischen. Das war allein Hermines Entscheidung - und ihre alleinige, persönliche Hölle.

Harry kam natürlich nicht auf die Idee, mich zu fragen, nachdem er nicht mit Hermine zur Party gehen konnte, sondern lud Luna ein.

Somit saß ich am Abend vor der Party auf meinem Bett und überlegte, mit wem ich so kurzfristig noch hingehen konnte.

"Wieso gehst du nicht mit Blaise?", schlug Daphne vor.

Ich hob eine Braue. "Der ist doch dein Freund."

"Ich meinte ja auch freundschaftlich." Sie verdrehte die Augen.

"Hm", machte ich. "Keine schlechte Idee." Blaise war ebenfalls einer von Slughorns Lieblingsschülern, Daphne gehörte - aus welchen Gründen auch immer - nicht dazu. "Hat er etwa noch niemanden?"

"Er könnte jede haben." Daphne stand vor dem Spiegel und bürstete ihr dunkles Haar. "Aber er sagte, er wolle nicht mit Begleitung gehen, wenn ich nicht seine Begleitung bin."

"Aww!" Neckend wackelte ich mit den Augenbrauen.

Daphne lief rot an. "Hör schon auf! Ich frage ihn und morgen sagen wir dir dann bescheid."

"Wenn das für euch beide in Ordnung geht, gerne. Immerhin gehe ich dann mit einem Freund hin."

Daphne lächelte. Damit war das auch geklärt. Bei der Frage am darauffolgenden Abend, was ich anziehen sollte, half sie mir ebenfalls aus; anders als ich besaß Daphne gefühlt tausend verschiedene, schöne Kleider und sie lieh mir eines davon. Es war knielang mit einem enganliegenden, figurbetonendem Rock, der obere Teil war verziert mit Federn und Pailetten. Das gesamte Teil bestand aus schwarzem Leder, was man aber nur am Rock erkennen konnte, und um meine Hüfte wand sich ein ledernes, zu einer Schleife geknüpftes Band. Meine Haare ließ ich offen, zog schwarze High Heels mit goldenen Schnallen an und legte ein wenig Makeup auf.

"Ich denke, ich wäre dann so weit." Ich warf einen letzten Blick in den Spiegel, bevor ich mich Daphne zuwandte und mich einmal um die eigene Achse drehte, um mein Outfit zu präsentieren. "Urteil?"

"Hm..." Daphne schritt um mich herum und blieb schließlich direkt vor mir stehen. "Du hättest einen kräftigeren Lippenstift auflegen können, der ist so... unauffällig."

"Was spricht denn gegen unauffällig? Hast du die Schuhe gesehen, die ich trage?" Anklagend deutete ich auf die High Heels an meinen Füßen.

"Ja." Daphne grinste breit. "Das ist mein Lieblingsteil am gesamten Outfit. Jetzt geh schon, Blaise wartet unten auf dich."

Ich umarmte sie kurz. "Danke für deine Hilfe."

Daph winkte ab. "Ach, so ein Outfit zusammenzustellen ist eher ein Hobby."

Ich löste mich von ihr und sah sie ernst an. "Das meinte ich nicht. Ich spreche von allem, was du immer für mich tust. Ich bin froh, dass wir Freundinnen sind."

"Aw." Daphne blinzelte. "Geh endlich, Süße, bevor ich noch das Heulen anfange... Viel Spaß! Und hey-"

Bereits im Türrahmen stehend, wandte ich mich ein letztes Mal zu ihr um.

"Bring mir meinen Freund so zurück, wie ich ihn heute losschickte."

"Du meinst als Jungfrau?" Neckend legte ich den Kopf schief.

Daphne kniff die Augen zusammen und schnalzte mit der Zunge. "Das eher nicht... Der Zug ist in den Sommerferien abgefahren."

"Warte - was?!" Vor Schock bekam ich den Mund nicht mehr zu. "Wieso hast du mir das nicht erzählt? Heilige Scheiße!"

"Allerdings." Daphne grinste und lehnte sich an die Wand. "Seine Großtante war doch zu Besuch, erinnerst du dich?"

"Sag nicht, sie hat euch erwischt..."

"Das nicht, aber... naja, überhört hat man uns nur schwer." Sie lachte, kurz darauf stieg ich ein. "Man, ihr habt echt 'nen Knall. Keine Sorge, er kommt unbeschadet zu dir zurück. Wir sehen uns."

"Bis dann." Daphne schloss die Tür hinter mir und ich begab mich in den Gemeinschaftsraum, wo Blaise stand und auf mich wartete. Als er mich auf sich zukommen sah, pfiff er durch die Zähne. "Nicht schlecht, Clover." Blaise zwinkerte und ich erwiderte das Kompliment. Er würde im Traum nicht daran denken, einem anderen Mädchen statt Daphne schöne Augen zu machen - was, zugegeben, nicht zuletzt daran lag, dass erst Daphne und dann ich ihn umbringen würden, jede von uns 10 mal auf 10 verschiedene Weisen, sollten wir rausfinden, dass er Daphne nicht sein komplettes Herz schenkte - daher fasste ich es entspannt auf.

"Danke, du siehst auch gut aus." Ich rückte seine Krawatte zurecht und ließ meinen Blick über Blaise' schwarzen Anzug gleiten. Ja, er sah gut aus - aber gegen Draco kam er nicht an.
Herrje, was denke ich da?!

"Lass mich raten - die Dinger gehören Daphne?" Er nickte zu meinen Schuhen.

"Ja, allerdings. Deine Freundin versucht, glaube ich, mich umzubringen."

Blaise lachte leise und hielt mir seinen Arm hin, bei dem ich mich einharkte. "Das würde sie nie tun. Wollen wir?" Ich nickte und wir verließen den Gemeinschaftsraum.

Bei Slughorns Party angekommen, starb ich nach nicht einmal fünf Minuten beinahe vor Langeweile. Diese aufgebrezelten Anlässe waren so gar nicht mein Fall.

Blaise reichte mir ein Glas, welches ich dankend annahm und runterexte. Reuevoll verzog ich das Gesicht. "Ew! Was war das denn?!"

"Weiß nicht..." Blaise roch an seinem eigenen Getränk und rümpfte die Nase, bevor er es einem vorbeilaufenden Typen auf sein Tablett stellte. "Moment... Neville?" Überrascht inspizierte ich den Gryffindor.

Es war tatsächlich Neville: In Arbeitskleidung und mit einem Tablett in der Hand.

"Oh, hi, Ivy. Ich helfe hier aus, äh, du weißt schon, Getränke servieren und so."

"Ach so..."

"Du, ähm, siehst echt hübsch aus heute Abend."

Freundlich lächelte ich Neville zu. "Danke, Neville."

Schüchtern erwiderte er das Lächeln, dann huschte er weiter. "Wie kannst du nur mit so jemandem befreundet sein? Dann ist diese Niete auch noch ein Gryffindor..." Kopfschüttelnd sah Blaise Neville nach.

"Sei nicht so. Sie haben euch gegenüber auch Vorurteile, die nicht zutreffen", ermahnte ich ihn.

Blaise nickte düster. "Stimmt, aber das geht auf Jahrzehnte alte Rivalitäten zwischen den Häusern zurück. Das wird sich nicht ändern, nur, weil du Freunde aus Gryffindor und Slytherin hast."

"Glaub mir, Zabini", seufzte ich, "das würde ich nicht einmal im Traum für möglich halten."

Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen, bis er an einem Vorhang hängenblieb. Dahinter konnte ich die Silhouette zweier Personen ausmachen und erkannte kurz darauf Hermine und Harry.

"Kann ich dich kurz allein lassen?"

Blaise folgte meinem Blick und hob abwertend eine Augenbraue, als er meine Freunde sah. "Sicher. Ich gehe zu den anderen." Blaise zeigte über seine Schulter auf eine Gruppe Slytherins.

Ich nickte, verabschiedete mich und trat zu Hermine und Harry hinter den Vorhang. "Hi, Leute. Was habe ich verpasst? Vor wem verstecken wir uns?"

"Cormac", flüsterte Hermine.

"Ja, schockierend. Ich konnte auch nicht fassen, dass sie mit ihm herkam."

"Um ehrlich zu sein, Harry... Ich wusste es."

"Ernsthaft? Na großartig."

Angewidert drehte ich mich zu Hermine und hielt mir die Nase zu. "Igitt, was isst du da? Das stinkt wie die Hölle!" Hermine hielt mir ein Tablett voller Häppchen unter die Nase. "Manchmal hasse ich es, ein Wolf zu sein."

"Immerhin hält mir das Cormac vom Hals..."

"Das will ich doch hoffen, da kommt er nämlich." Ich deutete auf McLaggen, der auf uns zukam. Schnell drückte Hermine Harry die Häppchen in die Hand und verschwand.

Harry und ich tauschten Blicke, die Bände sprachen, da stand Cormac auch schon neben uns. Toll...

"Ich glaube, sie ist sich gerade die Nase pudern gegangen", entschuldige Harry Hermine, worauf ich ihm beinahe gegen die Schulter geschlagen hätte. War das sein Ernst?

"Schwer ranzukommen an das kleine Biest, und ihr Mundwerk geht unaufhörlich, oder? Sie redet, redet, redet..." Cormac stopfte sich ein paar Häppchen in den Mund.

"Da kenne ich noch jemanden", murmelte ich Harry zu, welcher sich ein Lachen verkniff.

"Was esse ich hier überhaupt?", schmatzte Cormac, was mich die Nase krausziehen ließ. Ich sah Snape auf uns zukommen und das letzte, was ich hörte, bevor ich mich davonschlich, war: "Drachenbällchen" und dann Würgegeräusche von Cormac. Ich drehte mich um und sah, dass er Snape vor die Füße gekotzt hatte.

Um nicht laut loszulachen, hielt ich mir die Hände vor den Mund. Harry versuchte, meine Fluchtversuche nachzumachen, aber Snape hielt ihn auf. Ich wandte mich schnell ab, was mir zwar einen Todesblick von Harry einbrachte, aber immerhin konnte ich Snape aus dem Weg gehen. Ich hielt einige Meter Abstand und belauschte, was der Professor Harry erzählte.

Dumbledore war auf Reisen? Wohin?

Als Snape weg war, wollte ich zu Harry gehen, um ihn zu fragen, was Dumbledore schon wieder vorhatte (wenn es jemand wusste, dann Harry). Ich stoppte, als die Tür zum Saal aufgerissen wurde, und drehte mich um. Filch trat herein und zog jemandem mit sich. Um mich herum bildete sich eine kleine Menge und die Leute, die vor mir standen, versperrten mir die Sicht auf die Person, die hineingezerrt wurde.

Blaise erschien neben mir. "Da hat wohl jemand versucht, sich auf die Party zu schleichen."

Amüsiert schnaubte ich. "Was für ein Idiot."

Blaise, der ein ganzes Stück größer war als ich, seufzte und schob mich ein Stück vor, sodass ich die Person erkennen konnte. Blondes Haar, schwarzer Anzug - Es war Draco.

"Oh man, es ist unser Idiot...", murmelte ich und klatschte mir mit der Hand an die Stirn.

"Professor Slughorn, Sir, ich habe eben diesen Jungen gefunden. Der hat ein Stockwerk höher in einem Gang rumgelungert", berichtete Filch abwertend. "Und er hat behauptet, er wäre ein Gast auf Ihrer Party."

Die Schüler, die um uns herumstanden, gafften Draco neugierig an und er war kurz davor, eine bissige Antwort zu geben, die ihm vermutlich eine Menge Schwierigkeiten einbringen konnte. Kurzerhand trat ich vor und tat, als hätte ich ewig auf ihn gewartet. "Da bist du ja endlich! Es wurde auch Zeit." Mit meiner besten Unschuldsmiene drehte ich mich zu Slughorn um. "Professor, es tut mir leid. Draco ist meine Begleitung, leider ist er nicht der Pünktlichste, nicht wahr?" Warnend sah ich Draco an, welcher grummelte: "Offenbar nicht."

"Oh, nun..." Professor Slughorn sah von mir zu Draco und zurück. "Wenn das so ist, sehe ich keinen Grund, diese Party noch länger zu unterbrechen. Los, weiterfeiern!" Die Menge verteilte sich wieder, Filch ließ Draco grummelnd los und ich packte die Gelegenheit am Schopf - oder besser, Draco am Ohr - und zog ihn an den Rand des Saals außer Sicht- und Hörweite, erst dann ließ ich ihn los. Blaise folgte uns.

"Habe ich was verpasst?", fragte dieser. "Ich dachte, ich wäre deine Begleitung?"

"Irgendetwas musste ich doch tun, um unserem Lieblingsfrettchen den Hintern zu retten." Mit einem sarkastischen Lächeln fuhr ich zu Draco herum, der sich das Ohr mit der Hand rieb. "Gern geschehen, du Vollpfosten."
Gereizt funkelte er mich an.

"Naja, mir soll's recht sein, dann kann ich wieder zu Daphne. Wir sehen uns." Und schon war Blaise verschwunden.

"Arsch", murmelte ich und lehnte mich an die Wand, die Arme vor der Brust verschränkt. Draco tat es mir gleich, nur waren seine Hände in den Taschen seiner Hose vergraben.

Ich musterte ihn von der Seite. "Was hattest du wirklich hier zu suchen?"

Er stellte sich blöd und behauptete: "Ich habe keine Ahnung, von was du da sprichst." Er sieht mich nicht an. Das enttarnte seine Lüge.

"Ich hoffe, du machst nichts Dummes."

"Dann hoffe ich mal, dass du nicht zu sehr hoffst."

Als ich gerade fragen wollte, was er damit meinte, kam Snape zu uns. "Mr Malfoy, auf ein Wort." Ohne eine Reaktion abzuwarten, rauschte Snape davon in Richtung Tür. Draco stöhnte entnervt auf und wollte ihm folgen, doch ich hielt ihn zurück. "Du schuldest mir eine Antwort."

"Ich schulde dir gar nichts." Er befreite sich aus meinem Griff und folgte dem Professor nach draußen.

"Na toll", brummte ich. Ein simples "Danke" konnte man von ihm wohl nicht erwarten.

Hinter mir erklang Harrys Stimme. "Was soll das Ganze? Ich dachte, du bist mit Zabini hier, nicht mit Malfoy."

"Das ist vollkommen egal, jetzt sind sie nämlich beide weg." Frustriert strich ich mir eine Strähne hinter mein Ohr. Draco hatte mich nicht ein einziges Mal richtig angesehen, war nur schlecht drauf gewesen und dann verschwunden. Blaise war auch nicht mehr da und Harry würde gleich wieder mit seiner Draco-Ist-Ein-Todesser-Theorie anfangen.

Kaum hatte ich den Gedanken beendet, lehnte sich Harry neben mich an die Wand. "Ivy, ich weiß, du magst ihn, aber denkst du ernsthaft, dass er sich bloß auf die Party schleichen wollte? Er hat sicher etwas anderes da oben gemacht."

Stöhnend stieß ich mich von der Wand ab. "Ich wusste es, jetzt geht das wieder los! Harry, es reicht mir. Ich will das nicht mehr hören."

"Was, wenn ich recht habe?" Schnellen Schrittes folgte Harry mir zur Tür.

"Wenn du es beweisen kannst, ist das was anderes, aber das kannst du nicht."

"Bist du dir da sicher?" Er überholte mich und versperrte mir den Weg. "Lass uns ihnen folgen. Dann werden wir ja sehen, was passiert."

"Ist das dein Ernst?"

"Ja."

Nachdenklich hielt ich Harrys Blick stand, schlussendlich knickte ich ein und stimmte zu. Nebeneinander verließen wir Slughorns Party und folgten Draco und Snape. Anfangs hoffte ich, wir würden sie nicht finden, da die Flure leer waren. Nach wenigen Minuten jedoch entdeckten wir sie in einem der Gänge.

"Vielleicht habe ich diese Katie Bell verhext, vielleicht auch nicht. Was geht Sie das an?", fauchte Draco gerade, kurz darauf hörte ich, wie Snape wütend entgegnete: "Ich habe geschworen, dich zu beschützen. Ich habe den unbrechbaren Schwur geleistet!"

Ich konnte die beiden nicht sehen, da Harry und ich uns hinter einer Wand versteckten, aber es hörte sich so an, als wären sie stehengeblieben. Ich konnte Harrys Blick auf mir spüren, ignorierte ihn jedoch und lauschte weiter.

"Ich brauche keinen Beschützer", presste Draco aus zusammengebissenen Zähnen hervor. "Ich wurde hierfür auserwählt! Unter allen anderen, auserwählt! Und ich werde ihn nicht enttäuschen!"

Panisch sah ich nun doch zu Harry. Auserwählt? Was meinte er damit? Harry nickte bloß; er war sich sicher, dass Draco mit "unter allen anderen" von den Todessern und mit "ihn" vom Dunklen Lord sprach. War es tatsächlich möglich? Und wenn ja... Was hatte Professor Snape mit der Sache am Hut?

"Du hast Angst, Draco", schnarrte Snape. "Du bemühst dich, es zu verbergen, aber es ist offensichtlich. Lass mich dir helfen."

"Nein! Ich wurde auserwählt!", sagte Draco wieder. "Das ist mein großer Augenblick!"

Mein Herz pochte so laut in meiner Brust, dass ich Angst hatte, sie würden es hören und Harry und mich finden. Ich kniff die Augen zusammen und schluckte. Oh, Draco... Was hast du nur getan?

~~~~~~~~~~

Feedback, Votes und Kommis sind jederzeit gern gesehen. Was, denkt ihr, wird Ivy nun tun?

All the Love xx

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top