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JUNGKOOK

„Sagt nichts."
Kaum war die zweite Pause, in der ich Jin und Namjoon normalerweise an diesem Wochentag das erste Mal zu Gesicht bekam, da jene ihre ersten Stunden im Nebengebäude verbrachten, angefangen, war Jins Mundwerk aufgegangen, um irgendeinen Kommentar herauszulassen, bevor ich ihn unterbrochen hatte.

Abgesehen davon, dass Taehyung sich definitiv nicht um meinen Zustand sorgte ( – was ich im ersten Moment nach seinem Warnhinweis neben der Treppe geglaubt hatte und sogar etwas rot geworden war... was sicherlich nicht daran lag, dass er etwas Einschüchterndes an sich hatte! – ), war ich durchgängig verwirrt, da ich nie wusste, ob er nun wütend, gelangweilt, einigermaßen normal oder gar nicht reagieren würde.

Das fand ich mehr als nervig, da ich jede Person einschätzen konnte. Mein Problem hatte ich meinen Freunden bereits erklärt. Diese hatten schon nach meiner Story mit dem falschen und zu vielem Haargel gelacht. Nun aber kriegten sie sich kaum noch ein.

„Junge, JK. Jetzt bleib doch mal ruhig. Nur weil es sich um eine Person handelt, die du nicht kontrollieren kannst", sagte Namjoon und klopfte mir auf die Schulter. „Sei mal nicht so 'ne Dramaqueen."

„Ich will hier niemanden kontrollieren. Es ist nur praktisch, wenn ich weiß, wie ich welchen Menschen ansprechen kann, sodass ich nichts falsches zu ihnen sage. Doch nun lebt diese Person mit mir unter einem Dach! Ja, ich scheiße auf ihn, weil er ein Arschloch ist, und mir macht es nichts aus, wenn ich etwas falsches zu ihm sage, aber... aber...", entgegnete ich und fuchtelte mit den Händen in den Luft herum, sodass Jin mich anblickte, als befürchtete er, ich sei besessen oder sonst was.

„Unser Freund weiß nicht mehr weiter... Das ich das noch einmal erlebe."

Er machte große Augen und nickte, während Namjoon uns beide in den Physikraum schob.
„Ja, ja. Jeon Jungkooks Haare sehen aus, wie mit Heißkleber an seinen Kopf geklebt, und er weiß nicht, wie er eine Person behandeln soll, die ihn nicht ausnahmsweise 'mal nicht mag."

„Es gibt viele Leute, die mich nicht mögen... wie..."
Ich blickte etwas hilfesuchend in dem gutbesuchten Klassenraum umher. „Lia und Yeri in der letzten Reihe. Schau mal, die lachen mich aus."

„Die lachen dich nicht aus, die finden selbst deine Frittierfett-Haare niedlich. Wahrscheinlich weil du einmal etwas verloren aussiehst."
Jins Mundwinkel fielen nach unten, weil ihm wahrscheinlich klarwurde, dass er mit solchen Haaren noch nicht 'mal die Schule betreten könnte.

„Na komm, nimm's nicht so schwer. Ihr lebt doch erst seit einer Nacht zusammen. Vielleicht klappt's ja noch mit deiner Einschätzung... oder ihr findet euch am Ende doch noch ganz sympathisch", versuchte Namjoon mich aufzumuntern.

Langsam verzogen sich meine Lippen wieder zu einem Schmunzeln. „Nun gut. Letzteres klingt vielleicht etwas too much, aber möglicherweise hast du, was das Erstgenannte betrifft, ja recht."

Immer schön optimistisch bleiben, dann gibt's Mars-Riegel", zitierte Jin den Satz, den ich in der Mittelschule immer zu ihm gesagt hatte, wenn er mal einen schlechten Tag hatte, und wir nahmen auf unseren Sitzen Platz.

~*~

Eine Woche war inzwischen vergangen, seitdem ich wusste, dass Dong-wook mit seinem Sohn hier wohnen sollte. Jetzt war es schon wieder Donnerstag und lebten wir bereits zusammen, als sei es das normalste der Welt. Jedes Mal, wenn ich nach Hause kam, wagte ich immer mehr zu bezweifeln, ob meine Mutter wirklich nicht high war.

Gleich nach meinem Unterricht hatte sie uns beide zusammengetrommelt, unter dem Vorwand, dass ich meinem neuen Bruder heute das komplette Haus zeigen sollte.

So schlurfte ich die drei Etagen hoch und runter, zeigte ihm den Keller, den gammligen Dachboden, die Büroräume meiner Mutter und das leerstehende Zimmer zwischen unseren beiden Zimmern, dass jedoch aber keinen Balkon besaß und von mir damals manchmal verwendet wurde, um WorkOuts vor dem großen Spiegel zu machen, bis ich herausgefunden hatte, dass ich wohl niemals ein Sixpack bekommen würde.

In dem Erdgeschoss zeigte ich ihm sogar Olgas kleines Reich, die Küche, das Ess- und Wohnzimmer und den Hauswirtschaftsraum.

Zuletzt zeigte ich ihm unseren Garten – meinen Lieblingsort. Hier befanden sich meine Hängeschaukel, in der ich gerne las, die vielen Bäume, die Äpfel und Kirschen trugen und unsere große Terrasse, auf der wir grillten und uns manchmal sonnten.
Aber auch das tat ich eher selten, da meine Haut gefühlt bei der kleinsten Sonneneinstrahlung sogleich rot anlief und ich aussah, als hätte ich einen allergischen Anfall.

Diese ganzen Einzelheiten erzählte ich ihm selbstverständlich nicht, da ich wenig Interesse daran hatte, mein Privatleben noch mehr mit ihm zu teilen, und ich Angst hatte, dass er mir immer mein ruhiges Plätzchen in meiner Schaukel mopsen könnte.

Kaum waren wir im Garten angekommen, interessierte sich Taehyung jedoch eher weniger für den Inhalt meiner Hausführungsfähigkeiten, da er begann, sich selbst hier umzusehen.

„Kannst du mal aufhören, hier rumzurennen, als würde dir hier alles gehören?", rief ich ihm hinterher und hatte etwas Mühe, bei seinen großen Schritten mitzuhalten.

„Vielleicht weil ich hier schon wohne, du Genie?"
Ah, da war er wieder. Der verärgerte Taehyung. Möglicherweise lernte ich doch immer mehr dazu. „Ey, ich wusste gar nicht, dass wir 'nen Pool haben... wie geil."

„Ja", erwiderte ich widerwillig. „Und 'nen verdammt dreckigen noch dazu!"

Wir hatten uns vor Jahren mal dazu entschlossen, einen Pool in unserem Garten anlegen zu lassen, da ich als Kind immer einen haben wollte. So wurde unser halbes Grundstück umgegraben, um dieses sicherlich zehn Meter langes Planschbecken zu bauen. Doch je länger ich in der Schule war, desto weniger Lust hatte ich abends ihn zu benutzen. Zudem war es nicht durchgängig Sommer in Korea.

Auf jeden Fall hatten wir es mit der Reinigung des Wassers nicht immer so ernst genommen. Dazu kam, dass unser Gärtner es – egal, wie oft man es ihm erklärte – immer vergaß, wie man das Wasser sauber bekam, oder die Existenz des Pools einfach vollkommen aus seinem Gedächtnis verbannte.

Eomma und ich hatte nie Zeit und Lust, ihn zu reinigen, und Olga hatte erstens unendliche Angst vor tiefen Wasseransammlungen und schwor zweitens darauf, dass sich unter der grünen Gammelschicht irgendwelche Tiere eingenistet hatten.

„Du magst meinen Dad nicht, oder?", wollte Taehyung plötzlich aus dem Nichts wissen. Ich schaute über den Pool zu ihm.

„Ich kann ihn nicht vollkommen einschätzen", wich ich ihm achselzuckend aus, und erinnerte mich unbewusst an die Konversation von heute Morgen zurück.
Ich hatte keine Lust, mit ihm darüber zu reden, dass ich ihn eigentlich sympathisch fand, aber einfach keinen anderen Mann jemals neben ihr akzeptieren würde, da ich meinen Appa so geliebt hatte – und ich sie ebenfalls liebte.

„Was ist, wenn er vielleicht nur mit meiner Mom zusammen sein will, um an unsere Kohle zu kommen? Oder... vielleicht willst du ja auch nur unsere Kohle haben, weil dein Dad dir den Geldhahn für deine Kippen zugedreht hat."

Das hatte ich zufällig gestern Abend herausbekommen können, als sich Eomma und Dongi unter meinem Fenster unterhalten hatten.

„Chill mal deine Eier. So reich seid ihr auch nicht", erwiderte der Dunkelblonde nur abschätzig, sodass ich nur mit den Augen rollte, bevor ich bemerkte, dass er in Richtung meines Plätzchens wanderte.

„Kannst du jetzt aufhören, hier rumzurennen?"
In meiner Stimme schwang ungewöhnlich viel Verzweiflung mit. Ich mochte es nunmal nicht, dass er hier herumschnüffelte – mir war es egal, ob dieser Fremde nun hier wohnte oder nicht. Trotzdem atmete ich tief ein und aus. Ruhig bleiben, Jungkook, ruhig bleiben. Denk daran, was Namjoon und Jin gesagt haben.

„Ich demoliere hier doch nichts... musst ja nicht gleich so nervös werden."
Dann drehte der Ältere sich um, und ging tatsächlich in die andere Richtung. Nochmal Glück gehabt, dachte ich mir, ohne auf seine Worte zu achten. Dieser Typ würde mir definitiv nicht noch mehr wegnehmen können, das stand fest!

Zudem fragte ich mich, ob er tatsächlich so freundlich gewesen war, die Richtung zu wechseln, da er gemerkt hatte, dass ich mich unwohl fühlte und klang, wenn er sich hier frei bewegte.
Wiederum kam mir dies zu paradox vor. Taehyung war nicht so sozial. Das hatte sich bestimmt aus Zufall ergeben.





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findet ihr eigentlich, dass kookie minimal übertreibt? xD
Oder würdet ihr wohl auch so reagieren?

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