09


˚ ✧ ⋆。˚

JUNGKOOK

Die Mitte der Woche war wieder schnell erreicht worden. Tatsächlich hatte ich seit gestern einige komische Blicken von Mitschülern kassiert bekommen, die mir alle aber grundlegend nichts ausmachten.

Taehyung hatte mich auf dem Flur und auch in Mathe, als er neben mir gesessen hatte, nicht beachtet. Wie sehr ich ihn auch hasste, musste ich ihn schon dafür bewundern, wie er seinen ernst-desinteressierten Blick für eine so lange Zeit halten konnte. An Stellen im Unterricht, wo ich lachen oder zumindest schmunzeln musste, sah er nur emotionslos nach vorne.

Währenddessen erzählte Jin jedem, der es hören wollte, dass alles, was Jennie und ihre Freundinnen erzählt hatten, bis auf die Tatsache mit dem gemeinsamen Badezimmer, nicht stimmte und ich, selbst wenn ich schwul sei, definitiv nicht auf Taehyung stehen würde, weil er ein Arsch war.
Das fand ich eigentlich nett von ihm, jedoch musste ich ihn auch oft beschwichtigen, dass er es nicht übertrieb.

Dabei brodelte es in der Gerüchteküche schon wie verrückt. Einige vermuteten, dass Taehyung und ich in Wirklichkeit schon länger zusammenziehen wollten, und deshalb die Ehe zwischen meiner Mutter und seinem Vater arrangiert hatten; ich in meiner Freizeit in einem Tabledanceclub aktiv – und Taehyung bisexuell war und bereits irgendwelche Dreier gehabt hatte.

Alles ziemlich lustiger Scheiß. Ich war am meisten Fan von meinem heimlichen Nebenjob als Stripper, während Jin die Story von einem Taehyung, der auch auf Männer stand, zum Schreien komisch fand.

Namjoon hingegen ging auf all die Gerüchte wenig ein und war heute gutgelaunt, da er seine Freundin besuchen wollte. Und ich freute mich, da ein kleiner Test in Sozialwissenschaften anstand, in dem ich wieder mein Können unter Beweis stellen konnte.

„Ich hab' das Gefühl, meine Mutter hat ihre Kanzlei komplett vergessen und rennt nur noch die ganze Zeit wie verrückt im Haus herum", erklärte ich den beiden auf dem Schulhof, während wir nebeneinander auf einer Bank saßen und warteten, dass die Pause ein Ende fand. „Olga hab' ich schon einige Male die Augen verdrehen gesehen."

„Olga ist sowieso immer Mood", sagte Jin seufzend und warf einer Taube, die ein Bein verloren hatte, einige Krümel seines Croissants hin.

Namjoon verdrehte nur die Augen. „Du immer mit deinen englischen Begriffen. Musst du heute wieder auf Jisoo aufpassen?"

„Ja. Ich hoffe mal, dass sie nach ihrem Turnunterricht müde ist und sofort einschläft", erwiderte Jin und rollte mit den Augen. Seine kleine Schwester ärgerte ihren über zehn Jahre älteren Bruder durchgängig – vor allem, wenn die Eltern der beiden nicht da waren.
Sie war im Endeffekt aber ein wahrer Sonnenschein, und freute sich stets, wenn Namjoon und ich bei den Kims zuhause vorbeischauten. „Hast du noch einen deiner Schokoriegel, JK?"

„Sorry, hab' beide aufgegessen."
Ein Seufzer verließ die Lippen des Dunkelblonden, doch nicht, weil er bedauerte, dass Jin keinen extra Zucker bekommen würde: „Glaubst du denn, dass deine Mutter es sich vielleicht noch anders überlegen könnte?"

Ohne die Miene zu verziehen schüttelte ich mit dem Kopf. „Das ist nun beschlossene Sache. In einigen Tagen werde ich mit Taehyung an einem Tisch sitzen müssen."

~*~

Als ich am späten Nachmittag zuhause ankam, musste ich schon von der Bushaltestelle, die sich in direkter Nähe meines Zuhauses befand, aus feststellen, dass ein Umzugswagen vor unserer Tür geparkt hatte.
Wie zur Hölle war der so schnell hierhin gekommen?!

Schnellen Schrittes lief ich die letzten Meter bis zu unserer schicken Stadtvilla, und bahnte mir, ohne auf die sich beschwerenden Mitarbeiter des Umzugsunternehmen zu achten, einen Weg vorbei bis in den Flur.
„Eomma!", rief ich durch das ganze Haus. „Was ist hier los?" Sie antwortete nicht, weshalb ich meinen Ruf wiederholte.

„Ich sag dir, was los ist." Ich erschrak mich so gewaltig, dass ich beinahe mit einem glucksenden Handwerker zusammengeknallt wäre.

Taehyung stand – einmal ohne die dämliche Lederjacke bekleidet – in einem etwas durch seinen Schweiß angefeuchtetem Shirt vor mir und sah mich ausdruckslos mit seinen dunklen Augen an. Kurz blickte ich auf seinen Oberkörper, dessen Muskeln sich durch die Nässe abzeichneten, ehe ich angeekelt zurücktrat. „Du stinkst."

Eigentlich tat er das nicht. Da sein Körper jedoch nicht sonderlich schlecht aussah, brauchte ich eine Ausrede für meinen interessierten Blick, der ihm nur Ekel von meiner Seite entgegenbringen sollte.

„Du nicht, wenn du dich körperlich anstrengst? Ach, ich vergaß... Tragen von schweren Dingen ist nicht so deine Stärke, was?"
Ich war überrascht, wie ruhig sich verhielt und erneut fragte ich mich, weshalb er nicht sauer aufgrund der Gerüchte, die ich verbreitet hatte, war. Machten sie ihm nichts aus? Oder hatte er so viel Selbstbewusstsein, um darüber hinweg zu sehen?

Nein, Jungkook, sprach ich mir in Gedanken zu. Solche unhöflichen Menschen haben stets zu wenig Mut. Deshalb sind sie so fies zu anderen.

„Wie kommst du darauf?", wollte ich wissen und kniff genervt die Augen zusammen. Erneut blieb er stumm, bevor er sich umdrehte und begann einen schweren Umzugskarton hochzuhieven. Das kann ich auch, dachte ich mir augenblicklich und nahm einen weiteren Karton unter die Lupe, als der Dunkelblonde mit dem Seinen in der oberen Etage verschwunden war.

Ohne groß zu überlegen, hob ich den Karton über die beiden Griffe in die Höhe. „Ach, du Scheiße", murmelte ich zu mir selbst und merkte, wie sich schon die ersten Schweißperlen auf meiner Stirn bildeten.
Aber du schaffst das, JK. Du kannst ihn halt nur nicht auf der einen Schulter tragen wie Taehyung. Aber dein Karton ist ja auch größer.

Mir war es in diesem Moment egal, dass ich gerade den Scheiß von Dong-wook und Taehyung durch unser Haus schleppte und fast unter der Last der Teile starb. Ich wollte bloß allen Anwesenden 'mal locker-flockig zeigen, dass meine Wenigkeit nicht weniger kräftig als er und einige der Umzugshelfer war.
Ja, ich konnte das auch ohne Training schaffen! Stufe für Stufe hievte ich diese Kiste die Treppe hoch und merkte bereits auf halber Strecke, wie mir etwas schwindelig wurde. War der Weg bis in den ersten Stock schon immer so lang gewesen?

Zugleich fragte ich mich, was in der Kiste wohl drin war. Vielleicht ja Taehyungs Lesbenporno-Sammlung oder irgendwelche Bücher von Dongi, die eh niemand lesen würde.

Schließlich war das Ende der Treppe nicht mehr weit entfernt. Ich sah schon Taehyung aus dem einen Zimmer treten, als ich endlich oben ankam, und wollte eine Hand in die Höhe heben, um ihn zu grüßen, als plötzlich alles um mich herum schwarz wurde und ich letztendlich zusammenbrach.





✧ ✧ ✧

Kookie ist literally so lost aber ich bin in luv mit seinem charakter hahah

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top