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JUNGKOOK
„Ich bin wieder da", rief ich durch das kleine Treppenhaus unseres Zuhauses und warf meine Haustürschlüssel auf ihren gewohnten Platz rechts von mir, ehe ich mir die Schuhe auszog und meine Schultern von der schweren Schultasche befreite.
Glücklicherweise dauerte der erste Schultag stets nur bis mittags an; andererseits wäre mein Rücken im Laufe des Tages höchstwahrscheinlich zugrunde gegangen.
Eomma würde heute kochen, sodass ich an dem Essengehen mit Jin und Namjoon leider nicht teilhaben konnte. Jedoch sah ich mich ihnen gegenüber im Vorteil, weil meine Mutter eine begnadete Hobbyköchin, die so gut wie alles auf dieser Welt kochen konnte, und hauptberuflich als Juristin tätig war. Da ich mich jedoch nur selten dazu motivieren konnte, Sport zu treiben und lieber ein gutes Buch las oder mit meinen Freunden rausging, fragte ich mich nicht selten, weshalb die beiden mich zu unseren Treffen nicht schon längst rollen mussten.
Summend betrat ich den Salon, um daraufhin auf die Küche zuzusteuern, in der meine Mutter wahrscheinlich wieder telefonierte und zeitgleich am Herd irgendetwas Leckeres zauberte.
Sie war zwar keine eiskalte Frau, die man schlecht zum Lachen bringen konnte, und hatte somit auch bis auf ihre Disziplin nichts mit meiner neuen Mathelehrerin gemeinsam, doch gackerte sie definitiv nicht am Telefon mit ihren Angestellten oder Kollegen, während sie diskutierte und Anweisungen gab.
„Lass mich", hörte ich ihre vor Freude erfüllte Stimme rufen, sodass ich durch den Türspalt spähte.
Mir kam augenblicklich der Geruch von Rosmarin und Tomaten entgegen, doch ich achtete nicht auf meinen knurrenden Magen, der sich trotz des Fakts, dass meine Mutter knutschend mit einem Mann in der Küche stand, meldete.
„Oh, Kookie", stellte sie meine Anwesenheit schmunzelnd fest. Ich erkannte neben ihr ihren Freund, mit dem sie seit etwa sechs Wochen liiert war.
Zum Glück war es kein neuer Kerl oder gar jemand wie unser Gärtner gewesen. Trotzdem war die Situation unangenehm.
„Dongi bleibt heute zum Essen... genau wie morgen Abend. Er will seinen Sohn mitbringen, damit ihr euch kennenlernen könnt."
Zur Begrüßung nickte ich dem neuen Partner meiner Mutter, Kim Dong-wook, etwas gequält lächelnd zu. Ich würde es wohl niemals schaffen, ihn voll und ganz neutral betrachten zu können, seitdem mein Vater von dieser Welt gegangen war und eine Lücke in unserem Leben hinterlassen hatte, die niemand jemals wieder schließen können würde.
„Yay", entgegnete ich und zog meine Mundwinkel erneut in die Höhe. „Wie alt ist er nochmal?"
„Taehyung ist in etwa zwei Jahre älter als du", antwortete Dong-wook, woraufhin ich mir seinen Sohn als ihn selbst, bloß in jünger vorstellte, also: Trainiert, kurze, schwarze Haare, groß und mit einem breiten Lächeln, das wahrscheinlich alle Arten von Krankheiten heilen könnte – nur leider nicht meine natürliche Abstoßung eines neuen Partners vom eigenen Elternteil.
Ich kam nicht mehr dazu zu fragen, auf welche Schule er ging und was er in seiner Freizeit unternahm, denn unsere russische Haushälterin Olga tauchte hinter mir auf. Manchmal schlich sie sich wie Namjoon heute morgen einfach von hinten an, sodass ich mich zu Tode erschreckte. Sie war im Herzen jedoch ein wundervoller Mensch.
„Der Tisch ist gedeckt, Frau Jeon. Und deine Schultasche habe ich in dein Zimmer gebracht, Jungkook", erklärte sie uns fröhlich.
„Olga, das musstest du doch nicht machen. Deinen Knien ging es doch gestern nicht gut", entgegnete ich und lächelte traurig, bevor ich die Tür hinter mir zuzog, um meine Mutter mit dem Essen... und ihrem Mann alleine zu lassen.
Olga winkte diese Bemerkung ab: „Mach dir mal keine Sorgen um mich, mein Keks."
Sie sprach mich – schon seitdem ich denken konnte – mit diesem Spitznamen an, der mich jedoch wenig störte. Eher fand ich ihn niedlich.
„Hauptsache ist, dass du bald einen neuen Bruder bekommst. Also nicht, dass deine Eomma schwanger ist... ich spreche von Herrn Kims Sohn." Sie machte große Augen und nickte. „Ja ja... jetzt wird sich alles ändern."
Wie vom Blitz erschlagen blieb ich stehen. Olga redete und ging noch etwas weiter in Richtung des Wohnzimmers, ehe sie bemerkte, dass ich an meiner Stelle verharrt war.
Sie blickte in mein wie versteinertes Gesicht, und ihr Lächeln verblasste.
Dann schlug sie sich eine Hand für den Mund. „Du... weißt doch schon, dass die beiden planen, zusammenzuziehen und vielleicht... bald... zu... heiraten." Die letzten Worte sagte sie beinahe so leise, das man diese kaum verstand, hätte ich nicht bereits schon blitzschnell gefolgert, was das bedeutete.
Nach wie vor blieb ich stumm. Meine Mutter würde ihn heiraten. Meine Mutter heiratete bald Dong-wook. Wir würden alle zusammenziehen. Deshalb das Essen und Kennenlernen am morgigen Abend.
Sie heiratete nicht ernsthaft einen Typen, den sie vielleicht seit zweieinhalb Monaten kannte? Wie konnte sie das mir – wie konnte sie das meinem Vater antun?
„Ist schon gut, Olga, mach dir keine Sorgen", sagte ich schließlich, als sie erneut ansetzen wollte, und schluckte den Kloß in meinem Hals herunter. Je mehr ich realisierte, was das bedeutete, desto schlechter wurde mir. Wahrscheinlich kam mir gleich wieder mein Frühstück hoch.
„I-Ich bin auf meinem Zimmer, wenn Eomma fragt. Ich habe schon etwas mit meinen Freunden gegessen." Unsere Haushälterin sah wirklich so aus, als würde sie gleich entweder Scham im Boden versinken oder vor Mitleid anfangen zu weinen.
Selbstverständlich hätte ich sie lieber in dieser Situation beruhigt, dass es mir gut ginge und sie kein schlechtes Gewissen haben brauchte.
Doch da das erstgenannte nunmal nicht der Wahrheit entsprach, und ich nicht lügen konnte, drehte ich mich schließlich um und eilte durch das Esszimmer über den Flur und die Treppe bis in mein Zimmer, in dem ich zur Beruhigung ausatmete.
Vielleicht hatte diese ziemlich zufällige Mitteilung dieser Schreckensnachricht ja doch etwas Gutes... selbst wenn ich an meiner Zimmertür hinunter schlitterte, daraufhin mein Gesicht in den Händen vergrub und voller Verzweiflung aufkeuchte, da mein Leben, das ich keinesfalls mit irgendwem tauschen wollte, sich nun drastisch ändern würde.
Zumindest hatte ich es nicht erst morgen erfahren. Ich vermutete, dass die beiden es mir und meinem baldigen Stiefbruder am kommenden Abend erzählen wollten, nachdem wir uns das erste Mal kennengelernt hatten. Schrie das nicht schon nach voreiligem Handeln?
Ich kannte gerade einmal den Vornamen dieses Typen und hatte vielleicht zwanzig Worte mit Dongi gewechselt, und sollte jetzt eine Patchworkfamilie mit diesen beiden gründen?
Wo auch immer die versteckten Kameras waren: Jetzt durften sie sich gerne zeigen.
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mal wieder nichts sonderlich aufregendes hahah
hoffe, es gefällt euch trz?
wer sich fragt, warum ich diese olga als haushälterin hier genommen habe... alte violetta fans können mir doch sicher bestätigen, dass sie einfach die beste war? xD
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