02
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JUNGKOOK
Oh fuck.
Plötzlich wusste ich wieder, woher mir sein Gesicht so bekannt vorgekommen war. Er ging auf meine Schule – und anscheinend auch in meine Stufe.
Was hatte ich damals noch gleich zu ihm gesagt? Irgendeine Mittelalter-Beleidigung hatte ich verwendet, die vor Peinlichkeit nur so schrie. Mir war eigentlich nichts unangenehm, aber über die richtige Wirkung der Situation an diesem Abend war ich mir erst am Morgen darauf bewusst geworden.
Ich fand es einfach komisch, dass irgendein unendlich cooler Typ mich dabei erwischte, wie ich Lesben beim Knutschen beobachtete und ich mir anschließend auch noch vorkam, als sei ich der Gangster schlechthin, obwohl ich neben ihm sicherlich total mickrig wirkte.
„Ist was?", bläffte er schließlich. Die Fünf-Minuten-Pause hatte begonnen und ich hatte immer noch nicht aufgehört, über meine peinliche Aktion nachzudenken, während ich etwas unsicher an der Verpackung meines Mars-Riegels herumfummelte. Wahrscheinlich war mein Blick aus Versehen zu Kim hinüber gerutscht.
Kurzzeitig musterte ich ihn. Er wirkte nicht so, als könnte er sich noch an den Abend erinnern; zumindest schaute er nicht amüsiert, oder gar so, als würde er mich wiedererkennen.
Dann gab es doch eigentlich keinen Grund zur Sorge oder? Nun gut, eigentlich gab es den nie... ich hätte mir nicht so viele Gedanken machen sollen, wie ich jetzt auf ihn wirken konnte. Ich war nunmal betrunken gewesen und selbst wenn er mich aufziehen sollte – was sollte es mich kümmern?
„Warst du schon immer in unserer Stufe?", wollte ich wissen, ohne auf seine Frage einzugehen und biss von meinem Riegel ab.
Erneut schaute er mich an und ich bemerkte, dass seine dunkelbraunen Augen nichts als Abschätzigkeit und Kälte ausstrahlten. Was ein Dramatiker.
Daraufhin wandte er seinen Blick ab und konzentrierte sich auf das Geschehen vor ihm. Also ich hatte ihm doch echt nichts getan.... Vielleicht war er einfach schüchtern... ja, so musste es sein. Das würde schon irgendwann hinhauen.
(...)
Als wir aus dem Unterricht unser neuen Lehrerin entlassen wurden, fühlte ich mich trotz der eigenartigen Stimmung im Kurs zufriedengestellt.
Kaum hatten Jin und ich jedoch den Klassenraum verlassen und etwas Distanz zwischen diesem und uns selbst geschaffen, begann jener mir mit gestikulierenden Hände von seinen Eindrücken zu berichten: „Auch wenn die Tante ziemlich streng ist, bin ich mir sicher, dass das 'was wird. Du wirst schon sehen... die 2 hab' ich in der Tasche!"
„Sicherlich", säuselte ich und schulterte meine Tasche, ehe wir uns zu unseren Spinden begaben.
Jin regte sich noch hier und da über andere Klassenkameraden auf und pries mir die Körbchengröße einiger Mädchen an, bevor er von seiner 6-jährigen kleinen Schwester Jisoo, auf die er heute Abend leider aufpassen sollte und von der er befürchtete, dass sie mal wieder irgendwas umstoßen könnte, erzählte.
Dies ging eine Zeit lang so weiter, bis ich seine Flut an Worten unterbrach: „Sag mal, dieser Typ neben mir... Der war doch schon immer bei uns, oder?"
Der Dunkelhaarige verstummte ungläubig. „Ach, das hab' ich ja ganz vergessen. Du sitzt ja jetzt neben deinem größten Konkurrenten."
„Bitte?", entgegnete ich lachend, und glaubte mich verhört zu haben. „Doch nicht wegen meiner Leistungen, oder was meinst du?"
„Jeon Jungkook, bekommst du eigentlich gar nichts mit? Kim war letztes Jahr noch eine Stufe über uns. Er ist doch der umschwärmte, eiskalte Badboy, der die Mädels alle abkriegt. Ich glaube, er ist sitzen geblieben, weil ihn nichts mehr gejuckt hat. Irgendwo anders hab' ich gehört, dass seine Eltern sich getrennt haben, sodass sie vor anderthalb Jahren hierher gezogen sind... deshalb ist er irgendwie verstört oder so. Ach, und er hat sich seine Haare gefärbt."
Jetzt war ich noch verwirrter als zuvor. Wie konnte ich nicht wissen, dass dieser angebliche Mädchenschwarm vorher schon aufs meine Schule gegangen war?
„Hat er Probleme zu Hause? Das erklärt sein schüchternes Verhalten. Der arme", stellte ich fest und erntete einen perplexen Blick von meinem besten Freund: „Er ist nicht schüchtern zu dir, er ist einfach ein Arschloch, und hat keinen Bock mit jemanden zu reden. Deshalb ist er auch dein Konkurrent."
Er tippte sich an die Schläfe. „Ihr bekommt beide die Aufmerksamkeit der Mädchen."
„Ja, nur, dass ich im Gegensatz zu diesem Dude nicht daran interessiert bin, unsere halbe Schule zu nageln."
„Man... ich bin so neidisch auf diesen Typen", maulte Jin und warf einige Schulutensilien in seinen Spind. „Vielleicht sollte ich es auch mal mit der mysteriösen Art versuchen."
„Lieber nicht, denn das steht dir nicht."
Namjoon hatte sich von hinten angeschlichen und Seokjin so einen Schrecken einjagt, dass er beinahe mit dem Schädel gegen seine Spindtür geknallt wäre.
Ich musste mir die Hand vor den Mund halten, um einen Lachkrampf zu unterdrücken. Jin war so ein Schussel, und Namjoon wirklich ein Meister der gefälligen Überraschungen. Während der Dunkelhaarige sich andeutend den Schweiß von der Stirn wischte, wanderte mein Blick nach wie vor lachend über den Schulflur, um bei einer Person stehenzubleiben, die mich zum zweiten Mal an diesem Tag musterte.
Kim Nr. 72189 sah mich mit der derselben gleichgültigen Miene an, mit der er auch schon im Unterricht neben mir gesessen hatte.
Als er bemerkte, dass ich ihn erwischt hatte, hielt er meinen Blick erneut nicht stand, und schwang sich seinen Rucksack über die Schulter, bevor er sich umdrehte und in Richtung der naturwissenschaftlichen Räume verschwand.
In meinen Augen war das ein weiterer Beweis für seine Schüchternheit. Wenn er wirklich so ein Badboy – wie dämlich ich dieses Bezeichnung doch fand – war, würde er doch kein Problem damit haben, jemanden in die Augen zu sehen, der unfähig war, moderne Beleidigungen zu benutzen.
Mir erschien sein Verhalten mehr als widersprüchlich zu sein. Jedoch entschied ich mich erneut, mir deshalb nicht allzu viele Gedanken über die Situation zu machen.
Alles würde sich schon legen mit der Zeit, wenn nicht sogar bereits am morgigen Tage.
Jin bekam irgendwann eine Freundin, die über seine Dummheiten hinwegsah, der neue Freund meiner Mutter machte ihr irgendwann einen Heiratsantrag und mein Sitznachbar würde schon irgendwann mit mir sprechen, spätestens dann, wenn Frau Shin es verlangte.
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wow der anfang ist wirklich so spannend haha
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