•26•

Yoongis Lippen pressten sich hart zusammen. Er blinzelte sie an, blieb für einen Moment stumm.

Sollte er es ihr sagen? Ihr reinwürgen, dass es schon wieder nicht geklappt hatte, dass er sie ausnutzte, dass er fremd ging? Er seufzte innerlich, er hatte ein schlechtes Gewissen. Seine Mutter war offensichtlich in dem Glauben, dass ihre Beziehung perfekt lief. Vor seinem inneren Auge liefen Szenen ab, in denen sie Filme guckten und seine Mutter weinte und sich fragte, warum ihre Beziehungen nie funktionierten.

Natürlich war es am Besten, dass Pflaster mit einem Ruck abzureißen, schnell und hart. Aber Yoongi konnte einfach nicht. Er wollte nicht derjenige sein, der ihr das Herz brach. Auch wenn es ihm ganz und gar nicht gefiel, dass er Taehyung damit quasi schützte.

Er atmete noch einmal ein und aus, bevor er leicht nickte und ihr ein Lächeln schenkte, von dem er hoffte, dass es echt genug aussah.

"Ähm, ja. Wie gesagt, ich hab zu viel getrunken und Taehyung...hat sich um mich gekümmert." Yoongi unterdrückte es, bei diesen Worten sein Gesicht zu verziehen.

Julyns Mundwinkel zogen sich langsam aber sicher nach oben, sie nahm Yoongis Hände in ihre. Yoongi seufzte innerlich. "Oh, wie schön! Das ist aber lieb von ihm gewesen!" Sie begann zu strahlen wie ein Honigkuchenpferd, er konnte förmlich sehen, wie sie sich sie alle happy family vorstellte. Hoffnungsvoll sah sie Yoongi an. "Das heißt ihr kommt gut zurecht?"

Yoongi fühlte sich gequält. Er benötigte seine völlige Energie und Widerstandskraft um nicht auf der Stelle in einen Wutausbruch zu geraten. Wie konnte sie nur so blind sein, sich so an einen Gedanken klammern, um einen anderen zu verdrängen? Julyn hätte schon so lange so glücklich sein können, wenn sie nicht unterdrücken würde, wer sie wirklich war. Yoongi tat das ja auch nicht.

Mit größter Mühe hielt er sein Lächeln aufrecht, versuchte, sich irgendeinen Mist einfallen zu lassen. Er schluckte. "Also am Anfang hab ich ihn echt gehasst, aber ich glaube, wir kommen so langsam echt klar."

Würg.

Wenn man abgrundtiefe Abneigung mit einer Prise was-auch-immer-dieses-seltsame-Gefühl-war von Yoongis Seite und die unterschwelligen Flirtangriffe von Taehyung als 'klarkommen' bezeichnen konnte, dann natürlich, dann kamen sie super klar.

Aber Julyn war glücklich, hatte das gehört, was sie hören wollte und Yoongi konnte endlich ins Bett. Vielleicht würde er Jimin anrufen. Hatte er sein Handy überhaupt?

Er biss auf seiner Unterlippe herum, während er die Treppe hoch stapfte. Natürlich nicht. Es lag entweder bei Taehyung, wie der Rest seiner Sachen, oder irgendwo im Club.

Egal. Yoongi hatte noch ein zweites, damit würde er Jimin garantiert schreiben.

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