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Ich betrete am nächsten Tag das Schulgebäude und wie jedes Mal drehen sich alle Schüler zu mir um und tuscheln. Sie tuscheln und spekulieren über meinen Babybauch. Wirklich jeder lästert, wohl fühle ich mich hier schon lange nicht mehr. Leider verbieten meine Eltern und auch Tae, dass ich schwänze und von zu Hause arbeite.
Das Tuscheln wird gefühlt immer lauter und penetranter, je weiter ich in das Gebäude gehe. An jeder Ecke stehen Schüler aus meinem Jahrgang oder Klassen unter mir, aber gemeinsam haben sie alle etwas: Wenn ich komme, hören sie auf, sich zu unterhalten, wenden sich zu mir und werfen mir unangenehme Blicke zu.
Sichtbar unwohl senke ich den Kopf, sacke die Schultern ein und umklammere meinen Babybauch. Ich erhöhe das Tempo, um zügig in den Klassenraum zu kommen. Dort wartet bereits meistens Tae, deshalb bin ich an diesem Ort vor den Schülern geschützt.
Nur dieses Mal funktioniert mein Plan nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe, denn plötzlich stellen sich drei Typen aus meinem Jahrgang in den Weg. Sofort halte ich inne und sehe in ihre verschmitzten Gesichter. Ehrlich gesagt kenne ich ihre Namen nicht, weiß lediglich, dass sie in die Parallelklasse gehen.
"Sieh mal einer an, hast wohl in der letzten Zeit zu viel von deiner widerlichen Bananenmilch getrunken und ein, zwei Burger zu viel gefressen.", lacht der Größte der drei gehässig. Alle drei sind um einige Zentimeter größer als ich, dabei erreiche ich schon eine stolze Körperlänge.
Ich weiche etwas zurück, verfestige automatisch den Griff. "Ich gebe dir einen Tipp: Mehr Wasser und mehr Salat. Würde dir jedenfalls gut tun.", mischt sich der Blondhaarige rechts ein. Sie machen immer weiter, locken dabei einige Schüler an.
Ausgerechnet heute müssen sie es auf mich abgesehen haben, heute fühle ich mich sowieso nicht gut. Ich habe das Gefühl, dass dieser Tag eine reine Achterbahn der Hormone und somit meiner Gefühle wird. Bereits am frühen Morgen habe ich das festgestellt.
So habe ich heute morgen geheult, weil die Zahnpasta in das Waschbecken geflogen ist, anstatt auf meine Zähne. In der nächsten Sekunde pfefferte ich wutentbrannt meine Lieblingsschuhe in die Ecke, weil ich verdammt nochmal nicht in die Schuhe kam. Und kurz darauf hielt ich mir lachend den Bauch, aus welchem Grund habe ich vergessen.
"Hey Fettie! Hör uns gefälligst zu!" Mit einem Ruck werde ich an die Wand gedonnert und am Kragen festgehalten. Schmerzvoll wimmere ich, starte dabei einen jämmerlichen Versuch, mich zu befreien. "Jun, du hast doch sicher noch deine Schokoladenmilch?! Wie wäre es, wenn der kleine Fettie eine Dusche bekommen würde?", grinst der größte und sofort reiße ich dich Augen auf.
"B...bitte lasst mich gehen...", wimmere ich, strampel mit Arme, was der Typ leider ignoriert. Ich bekomme nur nebenbei mit, wie dieser Jun seine Schokoladenmilch aus der Tasche nimmt, öffnet und dem Jungen übergibt. "Nein...! Hör auf!", schreie ich verzweifelt und rufe unterbewusst nach meinem Freund.
Wieder fange ich an, zu weinen und frage mich im inneren, seit wann dieses Mobbing begonnen hat. Sehen die nicht, dass ich nicht dick sondern schwanger bin? Die Bananenmilch und meine Cheeseburger sind reine Heißhungerattacken.
Die Flasche wird schräg über meinen Kopf gehalten, kneife fest die Augen zusammen und stelle mich darauf ein, in wenigen Sekunden das süße Getränk auf Taes Hoodie zu spüren.
"Lasst ihn gefälligst los, ihr Arschlöcher!", dringt plötzlich eine allzubekannte Stimme durch, was mich in der Bewegung verharren lässt.
Der Typ lässt tatsächlich von mir und erleichtert rutsche ich auf die Knie, um meinen Bauch zu streicheln. Langsam sehe ich zu Yoongi, Jimin und Hoseok, die nun mit dem deutlich größeren Schüler zu diskutieren beginnen.
Wieso sind sie hier? Wieso helfen sie mir?
"Jungkook? Geht es dir gut?", kniet sich auf einmal Hoseok vor mich und mustert mich ehrlich besorgt. Perplex starre ich ihn einfach nur an. Passiert das gerade wirklich? Meine ehemaligen Freunde helfen mir? Das klingt nach einem wunderschönen Traum...
Ich fühle mich überrannt von den unterschiedlichsten Gefühlen. Angst, Verwirrung, Erleichterung, Trauer und Freude, alles ist dabei.
Weshalb ich nicht anders kann, als zu Schluchzen und in seine Arme zu fallen. "I...Ich habe euch so vermisst...!", weine ich und drücke mich fest an meinen Hyung. "Ist schon gut, Kookie. Es tut uns aufrichtig leid, dich im Stich gelassen zu haben."
"Hobi Hyung hat recht, Kleiner.", taucht neben ihn Jimin Hyung auf und legt seine Hand auf meinen Schulter, auch Yoongi kommt nach der Diskussion her. "Es tut mir wirklich unglaublich leid. Ich war damals nur so entsetzt, Jungkook, dabei bin ich dir mittlerweile einfach nur noch dankbar.", entschuldigt sich auch mein Ex.
"W...was...? Wie...? Ich verstehe nicht-"
"Hättest du nicht Schluss gemacht, hätte ich niemals herausgefunden, dass Jimin meine Liebe des Lebens ist." Jimin wird daraufhin rot, aber ich freue mich einfach nur für die beiden. Sie haben es verdient. "Jungkook, kannst du-"
"Was ist hier los?", wird Jimin von einer weiteren Person unterbrochen. Seine tiefe Stimme bringt sofort mein Herz zum höher schlagen. "Wieso sind hier so viele Schüler, der Unterricht bringt gl-"
Dieses Mal bin ich derjenige, der den Erwachsenen unterbricht. "Tae...!", rufe ich erleichtert und falle ihm heulend um den Hals. Nach Sicherheit suchend klammere ich mich an ihn, vergesse dabei die vielen Schüler um uns herum, heule mich still bei ihm aus, was er Perplex entgegen nimmt.
Ruhig streichelt er über meinen Rücken, genieße seine Wärme und seinen angenehmen Duft. Seine Anwesenheit beruhigt mich jedes Mal.
Eine ganze Weile stehen wir einfach nur da, ich in seinen Armen am Schluchzen tröstet er mich. "Ist schon gut, Baby.", haucht er nur für meine Ohren bestimmt.
"Jungkook?"
Ich drehe mich langsam wieder zu meinem ehemaligenbesten Freunden, wische mir die Tränen von den Wangen. Ich habe ehrlich gesagt, damit gerechnet, dass sie längst gegangen sind. "Ja?"
"Kannst du uns bitte, bitte verzeihen? Uns ist klar, dass was wir dir angetan haben, war nicht okay und dafür schämen wir uns zutiefst, aber wir vermissen dich, als unseren besten Freund, als unseren kleinen Kookie..."
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