Mein Freund und ich setzen uns nebeneinander in die hinterste Reihe und warten bis der vermeintlich neue Lehrer eintretet. Solange starre ich schweigend aus dem Fenster. Ich bin kein Typ, der viel spricht, Yoongi ist da nicht anders. Deshalb finden wir es nicht schlimm, wenn zwischen uns zwischendurch Stille herrscht.

Stattdessen zeigen wir unsere Zuneigung ganz anders. Yoongis Hand ruht auf meinen Oberschenkel, während ich meine Hand auf seine platziert habe. Klar, liebe ich seine Berührungen. Ich genieße es immer, wenn er in meiner Nähe ist, da reicht auch nur das einfache Händchen halten. Aber gerade fühle ich mich nicht wohl in seiner Gegenwart.

Ich fühle mich schlecht und dreckig. Ich habe ihn betrogen und hintergangen. Er wartet nun schon so lange darauf, dass wir miteinander schlafen, aber ich habe immer eine gewisse Distanz gehalten, wenn ich merkte, dass unser Rumgemache über Küssen hinausgehen wird. Ihm hat es nie gestört, zumindest ließ er sich das noch nie anmerken.

Ich wollte mein erstes Mal immer mit der Person erleben, die ich über alles liebe. Ich wollte es mit Yoongi genießen, aber es musste ja alles ganz anders kommen. Jimin und Hoseok, die übrigens rechts von Yoongi sitzen, mussten mich ja zu diesem Ding schleppen. Sie haben mich ja dazu gezwungen, fremd zu gehen.

Das werde ich ihnen nicht so schnell verzeihen und ich sags euch, ich kann sehr ausdauernd beziehungsweise nachtragend sein.

Als die Stimmen im Klassenzimmer auf einmal alle verstummen, sehe ich dann auch neugierig nach vorne. Dort steht ein verdammt junger aber gutaussehender Mann, der nun gar nicht in das Bild eines Lehrers passt. An seinem Hals trägt er ein Tattoo, dass aussieht wie kleine Äste oder auch Risse. Seine Haare sind etwas zu lang, sollten ihm deshalb vor die Augen fallen, aber ein schwarz-weißes Haarband vermeidet das.

An seinen Fingern erkenne ich auch Tattoo's, die darauf hinweisen, dass seine Arme ebenfalls überseht von den kleinen Bildern sind. Ein starker Kontrast sind jedoch seine Klamotten. Wie genannt trägt er um seinen Kopf ein Haarband, dazu passend ein schwarz-weißes Hemd mit einem tiefen V-Ausschnitt und drüber eine schwarze normale Jacke. Dazu hat er eine einfach schwarze Jeans ausgesucht mit ebenfalls schwarzen Lackschuhen.

Er sieht aus wie ein Kpop-Sänger, aber gleichzeitig wirkt er auf Anhieb so, als wenn er mehr Dreck am Stecken hat, als er jemals zugeben würde.

Um sein ganzes Erscheinungsbild perfekt abzurunden, sind seine Augen stark geschminkt. Mag sein, dass es für den ein oder anderen seltsam ist, sich als Junge zu schminken, aber hier in Korea könnte man das als normal betiteln. Auch ich verlasse ohne Make up nicht das Haus.

"So. Ich bin Kim Taehyung und von nun an euer Lehrer. Wenn ihr lieb zu mir seid, bin ich es zu euch. Also haltet alle eure nervigen Fressen, macht eure Aufgaben und öffnet nur eure hässlichen Münder, wenn ich das sage. Auf eine schöne Zeit~"

Sagte er gerade 'Taehyung'? Der Typ erinnerte mich irgendwie an-
Genau da treffen sich unsere Blicke und mir rutscht das Herz wortwörtlich in die Hose.

Mein One-Night-Stand ist nun tatsächlich mein Lehrer?!

Wie viel Glück kann man im Leben haben?

Er scheint mich auch zu erkennen, denn das perverse Grinsen in seinem Gesicht, ist nicht zu übersehen.

Ich habe wohl doch mehr scheiße an der Backe, als ich zu Beginn vermutet habe.