24. Die Wahrheit

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Am sehr frühen Morgen klingelt der Wecker des jungen Unternehmers.
Kaum ist die Sonne aufgegangen, steht er auf - jeden Tag.

Taehyungs Alltag beginnt viel zu früh, an was er sich bis heute noch nicht richtig gewöhnt hat.
Er ist und bleibt ein Langschläfer, aber seine Arbeit erledigt sich leider nicht von allein.

Völlig verschlafen quetscht er sich in einen viel zu engen Anzug, richtet seine Haare und trägt etwas Makeup auf. Jeder Morgen ist routiniert; dieselbe Gesichtscreme, derselbe Kaffee und genau dieselbe Uhrzeit, bei der er die Wohnung verlässt.

Weit ist es nicht zur Arbeit und mit dem Auto ist er noch schneller. Hin und wieder fährt er Bahn, aber meistens ist er zu müde, um die drängelnden Leute auszuhalten.
Er geht seinen Morgen so entspannt wie möglich an, um nicht direkt in der Früh alle Nerven zu verlieren.

In der Firma kommt er an, wenn noch keiner da ist. Zumindest keiner der Angestellte, denn er und Namjoon kommen meistens zeitgleich durch die Türen aus Glas.
"Guten Morgen, Taehyung.", begrüßt er seinen jüngeren Bruder mit einem Lächeln. Anders als Taehyung ist Namjoon eher ein Morgenmensch, dementsprechend gut gelaunt ist der Ältere immer.

"Morgen.", murrt Taehyung nur und beide holen sich ihren zweiten Kaffee für diesen Morgen.

"Und?", fängt Namjoon neugierig an.
Taehyung ahnt sofort was übles. "Wie war das Date mit Jungkook?"

Sofort blickt Taehyung schockiert auf. "Woher weißt du davon?"

"Also ich weiß es von Jin."

"War ja klar."
Das macht Sinn.

"Und Jin weiß es von Yoongi. Und Yoongi weiß es von Jungkook.", überlegt er weiter und schlürft den schwarzen Kaffee ohne Milch und Zucker.

"Na toll, dann wissen es wahrscheinlich Hoseok und Jimin auch.", schlussfolgert Taehyung.

"Vermutlich.", nickt Namjoon zustimmend.
"Jetzt erzähl schon, wie war es?"

"Ganz nett.", antwortet Taehyung nur und lässt in Gedanken den Abend Revue passieren. Nach ihrem indirekten Liebesgeständnis ist nichts mehr passiert, außer dass sie gekuschelt und weitere Filme zusammen genossen haben. Er sieht noch ganz genau die strahlenden Augen Jungkooks, als er ihm recht gegeben hat. Als er gestanden hat, dass zwischen ihnen viel mehr als eine reine Sexbeziehung läuft.

Ja, auch Taehyung hat etwas für den Jüngeren offen.

"Nur ganz nett. Es ist doch viel mehr passiert, du willst nur wieder deinem Bruder nichts erzählen." Und wie recht er doch hat. Taehyung ist nicht der Typ dafür, alles direkt jemanden zu erzählen. Er will die Dinge für sich behalten, denn würde er zu viel aus seinem Privatleben erzählen, fühlt er sich nackt und durchschaut.

"Du hast dich in Jungkook verliebt, hab ich nicht recht?" Namjoon weiß, dass er ins Schwarze getroffen hat, auch wenn Taehyung keinerlei Reaktionen zeigt.
"Tja, einfach nur Sex ist halt nicht. Irgendjemand wird früher oder später Gefühle entwickeln.", redet er weiter, mit dem Wissen, dass er nur noch härter in die offene Wunde drückt.

"Du machst einen riesen Fehler, Taehyung."

"Was willst du eigentlich von mir?!", schreit Taehyung nun wütend. Diese ständigen Belehrungen seines Bruders gehen ihn schon immer auf die Nerven.
Taehyung weiß ganz genau, was er macht.
Nichts ist ein Fehler.

"Du trägst deinen Verlobungsring nie, um den Fakt zu ignorieren, dass du verlobt bist. Aber soll ich dir was sagen?", Namjoon guckt ihn streng an.

"Du kannst es nicht ignorieren. Deine Verlobte geht Tag ein, Tag aus durch diese Firma."

Taehyung beißt sich wütend auf die Zähne. Sein Bruder mischt sich wieder viel zu sehr in seine Angelegenheiten ein - er hasst es so sehr.

"Jungkook sieht sie jeden Tag, redet mit ihr, während du am Abend mit ihr auf dem Sofa liegst und ihn tagsüber in deinem Büro fickst. Jungkook hat von deinem Doppelleben keine Ahnung, richtig?", Namjoons tiefe Stimme vibriert im ganzen Bürozimmer, was sie vor einigen Minuten betreten haben.

"Halte dich da raus. Ich meine es ernst!", erwidert Taehyung laut und schlägt mit der Faust auf den Schreibtisch aus hochwertigem Holz. Er kann sich nicht mehr beherrschen. Namjoon soll still sein!

"Weißt du, was ich auch ernst meine?", mit düsteren Augen hebt er seinen Zeigefinger hoch und zeigt mahnend auf Taehyung. "Solltest du Jungkook verletzen, haben wir beide ein Problem miteinander. Du bist mein Bruder, Taehyung, aber Jungkook ist für Jin ein ganz besonderer Freund und Jin ist mein ganzer Stolz. Verletzt du Jungkook, verletzt du auch Jin und ich sehe ganz sicher nicht einfach zu, wenn er traurig ist."

"Wieso drohst du mir?! Dich geht das nichts an, was ich mache!", schreit Taehyung, möchte nicht wahrhaben, dass Namjoon seine Worte ernst meint.

Taehyung verschließt sich nicht nur vor anderen, sondern er verschließt sich auch vor sich selbst.

"Natürlich geht mich das was an! Für Jin und für die Firma, die wir beide aufgebaut haben. Du kannst dich nicht von Youjung trennen und das weißt du ganz genau.", haut Namjoon noch eine drauf und trifft direkt in den wunden Punkt bei Taehyung.

"Also überlege, was dein nächster Schritt sein wird.", sagt Namjoon noch und verlässt Taehyungs Zimmer. Kaum fällt die Tür ins Schloss, schlägt er nochmals mit der zur Faust geballten Hand auf den Schreibtisch und ruft ein: "Verdammt!"

Aber Namjoon hat recht.
Er kann sich nicht von Youjung trennen, denn sie haben mit der Firma, aus der Youjung kommt, einen Werbevertrag, der platzt, sobald Taehyung sich von ihr trennt. Damals hat er diesem Vertrag einfach zugestimmt, denn er hat nie vorgehabt, eine echte Partnerschaft zu finden, sich zu verlieben.
Für ihn war immer klar gewesen, dass er mir seiner Firma verheiratet sein wird. Das war sein Stolz, seine Liebe und seine Leidenschaft, deshalb hat er diesem wahnsinnigen Vertrag zugestimmt.

Das war eine Zeit, bevor er Jungkook getroffen hat und sich immer mehr in den Jüngeren verguckt hat.

Und jetzt bereut er das alles. Er liebt Youjung nicht, sie ist zwar hübsch und eine liebe Frau, aber Taehyung interessiert sich lieber für einen ganz bestimmten durchtrainierten, tätowierten Mann.

Jungkook ist für ihn die Person geworden, bei der er all seine Last und seine Probleme vergessen konnte. Er konnte der Taehyung sein, der er nicht mal außerhalb seiner Arbeit sein kann.

Allerdings gab es immer wieder Momente, da ist es ihm wieder in den Kopf geschossen.
Die Verlobung, die bevorstehende Hochzeit, ein Leben in einer Zwangsheirat für sein Unternehmen und dann konnte er seine fröhliche Welt nicht mehr halten, er konnte Jungkooks unschuldige und reine Nähe nicht mehr ertragen und musste ihn jedes Mal schmerzlicher Weise von sich stoßen.

Aber der Werbevertrag ist lebenswichtig für die Kim Gutton AG, denn die Firma hat lange für eine Zusammenarbeit mit dem einflussreichsten Modegeschäfts Asiens gekämpft.

Und jetzt steht er vor einer schier unmöglichen Entscheidung:

Bricht er lieber Jungkooks und sein Herz oder stürzt er die ganze Firma, die er und sein Bruder jahrelang mühevoll aufgebaut haben, ins Verderben?

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