𝟎𝟏 | 𝐝𝐢𝐬𝐠𝐮𝐬𝐭𝐢𝐧𝐠 𝐠𝐮𝐭𝐭𝐞𝐫
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EIN BEIßENDER GERUCH lag in der Luft, als Levi Ackermann durch die versifften Straßen des Untergrunds entlang streifte. Wie sehr er diese verdreckte Umgebung verabscheute.. die ganze Pisse und Scheiße, die gammligen Lebendmittel, die verwesenden Leichen.. einfach widerlich. Doch so sehr er sich auch wünschte von hier zu fliehen, gab es keinen Ausweg, nicht einmal für ihn.
Die Ausgänge nach oben wurden streng von der Militärpolizei bewacht, nur durch eine gute Bezahlung war es den Menschen von hier gestattet die Welt dort oben zu besuchen. Geld, dass Levi auch durch Diebstahl nicht aufbringen konnte.
Deshalb war er wohl dazu verdammt sich bis an sein Lebensende damit über Wasser zu halten, Händler und reiche Arschlöcher, die sich aus irgendeinem Grund hierher verirrt hatten, auszurauben.
Er seufzte, blickte herab zu einem kleinen Jungen, der sich nur bekleidet mit einem zerrissenen Hemd in den Eingang eines Hauses gekauert hatte. Das Elend hier war nicht neu für ihn, doch noch immer schaffte er es nicht davon wegzusehen, besonders wenn ihn die hungernden Kinder an sich selbst erinnerten. Wenn jemand wusste wie es sich anfühlte in diesem Alter so viel Angst und Erschöpfung sie spürten, dann er.
Levi blieb stehen, sah für einen Moment zu dem Jungen herab, bevor er einen seiner vorhin entwendeten Äpfel aus der Tasche kramte und diesen in die verschmutzten Hände des Kindes legte.
,,D-Danke Sir..", sprach der Junge mit kratziger Stimme, doch bevor er dem fremden Mann für seine Güte weiter danken konnte, war Levi schon wieder verschwunden.
Ob es jemals Rettung für diese Menschen geben würde? Ob es doch noch eine Chance gab dieser Hölle zu entkommen? Nein, dafür waren diese Arschlöcher dort oben viel zu sehr mit ihren eigenen, unwichtigen Probleme beschäftigt, da war sich Levi sicher. Jeder der hier lebte, war denen doch Scheißegal. Sie, der Abschaum unter der Erde, sollten solange hier bleiben, bis auch der Letzte irgendwann durch Hunger oder Krankheiten komplett ausgerottet wurde.
Der junge Mann seufzte. Warum machte er sich darüber eigentlich noch immer solch einen Kopf? Immerhin hatte er schon lang mit dem Gedanken abgeschlossen jemals den Himmel sehen zu können.
Etwas in diesen Gedanken verloren ging er durch die schmalen, verdreckten Straßen, spielte dabei mit dem Messer in seiner rechten Hand. Heute schien er wirlich kein großes Glück zu haben, nur verwarloste Kinder und halbtote Gauner streiften seinen Weg.. hoffentlich hatte Furlan eine größere Ausbeute, als ein paar Äpfel und ein wenig Brot.
Als der Dunkelhaarige gerade in eine eher Menschenleere Gasse einbog, schienen sich seine Sinne plötzlich zu schärfen. Unbemerkt sah er sich um, doch außer ihm schien niemand hier zu sein. Doch er konnte seinem Gefühl vertrauen, immerhin hatte es ihn noch nie enttäuscht. Irgendetwas stimmte hier nicht.
Levi führte seinen Weg jedoch fort, versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass er wusste, dass ihn jemand beobachtete. Ob es die Militärpolizei war? Oder ein verärgerter Händler, der sich an ihm rächen wollte? Egal was für ein Arschloch es auf ihn abgesehen hatte, er würde schon mit ihm fertig werden.
Nicht umsonst war der junge Mann einer der gefährlichsten Kriminellen in diesem Bezirk. Es kam zwar recht selten vor, dass ihn jemand aus dem Hinterhalt angriff, jedoch war es nicht unmöglich. Trotz seines Rufes, hatte Levi noch genug Feinde die seinen Tod wollten.. und ihren eigenen dadurch riskierten.
Er umklammerte das Messer in seiner Hand unbemerkt fester, während er seine Umgebung noch immer mit allen Sinnen beobachtete. Das ganze zog sich durch ein paar Straßen, doch nichts geschah.
Ob die Person wieder von ihm abgelassen hatte.. oder er es sich doch nur einbildete? Nein, er hatte den Blick auf sich eindeutig spüren können, kein Zweifel. ,,Pff, hat wohl doch Schiss bekommen..", murmelte er, als sich der Griff um sein Messer wieder lockerte.
Doch gerade als Levi in eine neue Gasse einbog, schärfsten sich seine Sinne drastisch, sein Körper war auf Alarmbereitschaft. Bevor er seine Waffe wieder rechtzeitig greifen konnte, näherte sich eine Person blitzschnell aus einem Häusereingang, stürmte auf den Mann zu und zog ihn mit sich auf den Boden.
Levis Kopf schlug dabei auf den dreckigen Boden auf, ein stechender Schmerz durchfuhr seinen Körper, doch bevor er das Bewusstsein verlieren konnte, griff er nach den Armen des Eingreifers, versuchte ihn zu stoppen.
Durch den aufgewirbelten Dreck konnte er nicht viel von der Person erkennen, nur das aufblitzen einer Klinge, die sich seiner Kehle immer gefährlicher näherte. Levis Griff um die Arme des Angreifers wurden fester, als er seine Kraft langsam wieder fand. Auch wenn er mit dem plötzlichen Angriff nicht gerechnet hatte und bei nur einer falschem Bewegung das Messer wahrscheinlich in seinem Hals stecken würde, wusste Levi, dass dieser Kampf schon längst gewonnen war.
Die Person, die noch immer auf ihm saß und versuchte die Klinge mit aller Kraft gegen seine Kehle zu drücken war vielleicht schnell und unberechenbar, aber dafür um einiges schwächer als er selbst.
,,Nggghh.. fuck", hörte er den Angreifer keuchen, als sich der aufgewirbelte Dreck endlich wieder auf dem Boden absetze.
Erstaunt blickte Levi nicht in die wahnsinnigen Augen eines schäbigen Kriminellen, sondern in die einer jungen Frau. Ihr Haar war wirr in ihr Gesicht gefallen, Schweißperlen liefen ihre Schläfe entlang, während sie noch immer versuchte gegen Levis Griff anzukommen.
Für einen Moment war er von ihrem Anblick so überrascht, dass er seine Bewegung pausierte. Doch im Bruchteil einer Sekunde erinnerte er sich daran zurück, dass diese Göre gerade versuchte ihn zu töten.. aus welchem Grund auch immer. Levi hatte wirklich nicht mehr die Geduld dazu gegen sie zu kämpfen, deshalb schmiss er ihren Körper mir einer schnellen Bewegung von sich herunter, war es nun selbst der über sie gebeugt war, ihre Handgelenke auf den Boden drückte.
Obwohl die Frau eindeutig keine Chance gegen ihn hatte, versuchte sie sich aus seinem Griff zu befreien. Verdammt, was war ihr scheiß Problem? Er hatte sie noch nie zuvor in seinem Leben gesehen, warum wollte sie ihn dann töten? Ob sie jemand auf ihn angesetzt hatte?
,,Lass mich los verdammt!", fauchte sie unter ihm, versuchte alles um sich zu befreien, doch es war aussichtslos gegen ihn. ,,Schmeiß erst das Messer weg.. dann sehen wir weiter", sprach Levi beinahe unbeeindruckt, sein Blick dabei starr auf sie gerichtet.
Die Angreiferin wollte sich eigentlich unter keinen Umständen von ihrer einzigen Waffe trennen, doch selbst sie musste einsehen, dass sie so nicht weiterkam.. dann eben Plan B. Die Frau seufzte laut auf, löste ihre Hand von dem Griff der Klinge und schmiss es von sich weg. Einen Moment lang hatte Levi ihre Handgelenke noch immer gegen den Boden gepresst, doch als sie sich scheinbar etwas beruhigt hatte, lockerte er seinen Griff.
,,Okay du Göre, sag mir wer hat dich gesch-", doch ein kräftiger Schlag mitten in Levis Gesicht ließ ihn verstummen. Wollte sie wirklich noch immer versuchen ihn umzubringen? Gott, war die nervig.
Levi strich sich mit dem Handrücken das Blut von seiner aufgeplatzten Lippe, blickte zu der Frau herab. Sie war gerade dabei den nächsten Schlag zu treffen, als Levi ihre Faust fing, sie von sich abwendete. Bevor sie überhaupt reagieren konnte, griff er nach ihren Schulter zog ihren Körper erst zu sich nach oben, bevor er sie mit einem harten Schwung auf den Boden schlug.
Der Körper seiner Angreiferin wurde sofort schlaff, als ihr Kopf auf dem Dreck aufschlug und sie somit ihr Bewusstsein verlor. Für einen Moment sah Levi noch auf sie herab, doch sie bewegte sich nicht mehr.
,,Mhm, ob sie das schon erledigt hat?", murmelte er, doch ein kurzer Pulscheck an ihrem Hals verriet ihm, dass sie scheinbar wirklich nur bewusstlos war.
Der Dunkelhaarige stand nun auf, versuchte sich den Dreck von der Kleidung zu klopfen, doch es war zwecklos. ,,Verdammt..", seufzte er genervt, als er die Flecken auf seiner Hose betrachtete.
,,Levi? Hey! Was ist hier los?!", hörte er plötzlich eine ihm bekannte Stimme rufen. Bevor er ihm antworten konnte stand Farlan schon neben ihm, betrachtete mit Sorge die bewusstlose Frau auf dem Boden. ,,W-Was zur Hölle ist passiert? Ist sie etwa..", stotterte der Blonde, beugte sich zu ihr auf den Boden und begutachtete ihre Kopfverletzung. Etwas Blut hatte den Boden unter ihr schon rot gefärbt. Levi seufzte, ging ein paar Schritte um die beiden herum um ihr Messer wieder aufzuheben.
,,Spar dir deine Gutherzigkeit, die Göre wollte mich gerade umbringen", sprach Levi unbeeindruckt, holte dabei ein Tuch aus deiner Jackentasche und säuberte die Klinge von jeglichen Schmutzresten. Ungläubig schellte Farlans Blick auf den Dunkelhaarigen, konnte seinen Worten kaum glauben.
,,Die da wollte dich umbringen?", fragte er ihn, als ob Levi es ihm gerade nicht schon gesagt hätte. Um Fair zu sein, die junge Frau sah wirklich nicht unbedingt wie eine Kriminellen aus. Sie war recht klein und zierlich, ihr aussehen gepflegt, was in der Unterwelt recht selten zu sehen war. Wäre Levi wohl nicht solch ein Reinlichkeitsfanatiker, würde Farlan wahrscheinlich auch wie ein Gossenpenner aussehen.
,,Keine Ahnung was ihr scheiß Problem ist oder wer auch immer sie geschickt hat..", begann Levi unbeeindruckt zu seinem Freund zu sagen, sein Blick dabei noch immer auf die Frau gerichtet. ,,.. aber bevor sie mich nochmal angreift sollten wir sie lieber beseitigen", sagte er und zog daraufhin sein Messer.
Levi war niemand, für den das Töten neu war. Er würde sich zwar nicht unbedingt als einen Mörder bezeichnen, aber er hatte viele Feinde.. und lieber ließ er sie verschwinden, als selbst in einer dieser Gassen zu verrecken. Furlan schreckte auf, blickte dabei zu Levi auf.
,,H-Hey.. warte doch. Sollten wir sie nicht lieber befragen? Immerhin wissen wir nicht wer sie geschickt hat.. wir könnten doch Antworten von ihr bekommen", entgegnete der Blondhaarige ihm etwas panisch.
Im Gegensatz zu Levi war Farlan eher zurückhaltend wenn es ums Töten ging. Er selbst versuchte noch immer das Gute in Menschen zu sehen, obwohl das hier in der Unterwelt fast immer verschwendete Zeit war. Viel zu oft waren die beiden nur knapp entkommen, weil Farlan zögerte. Levi seufzte, sah von seinem Freund wieder herab zu dem Mädchen. Jetzt wo ihre Augen geschlossen waren, wirkte sie beinahe wirklich friedlich.
Verdammt, trotzdem wollte sie ihm vor nur wenigen Momenten noch die Kehle aufschlitzen, warum also sollte er sie dann verschonen? Immerhin hatte er sonst noch nie davor zurückgeschreckt seine Gegner zu töten.
Es war schon untypisch gewesen, dass er ihr während des Kampfes nicht ihre eigene Klinge in den Hals gerammt hatte.. obwohl er es doch mit Leichtigkeit hätte tun können.
Was sollte er also machen? Sie hier und jetzt töten, bevor sie wieder zu sich kommt? Aber was wenn Farlan recht hatte und sie nur eine von vielen war, die auf Levi angesetzt wurden? Wenn sie verschwinden würde, dann wäre der nächste Angreifer wahrscheinlich nicht weit entfernt. Levi verdrehte die Augen, steckte daraufhin das Messer wieder zurück in seine Tasche.
,,Was ist denn dein Plan? Sie zu uns mit nach Hause nehmen und so lang befragen, bis sie uns Antworten gibt?", fragte der Dunkelhaarige ihn unbeeindruckt, doch das leichte Grinsen auf Farlans Lippen verriet ihm, dass er anscheinend ins Schwarze getroffen hatte. Ein weiteres Mal seufzte Levi, fuhr sich mit den Fingerspitzen über seinen Undercut.
,,Farlan.. ist dir bewusst was für ein Risiko wir dadurch eingehen? Wir verraten damit unser Versteck.. also falls die Göre irgendwie abhaut sind wir gefickt", versuchte Levi klar zu stellen, doch auch das schien seinen Freund nicht wirklich zu überzeugen. Warum nochmal waren die beiden eigentlich Partner?
Farlan kramte einen dünnen Stoffschal aus seiner Tasche, hob vorsichtig den Kopf des Mädchens an und band diesen um ihre noch immer blutende Kopfwunde.
,,Ich denke, dass sie schon mit uns reden wird. Die Kleine wird wahrscheinlich schon nach der ersten Stunde mit allen Informationen die wir brauchen rausrücken", sprach Farlan, zwinkerte Levi zu.
Dieser konnte nur mit den Augen rollen, fragte sich wirklich, warum er sich das noch antat. Hätte die Göre Farlan angegriffen, hätte er sich wahrscheinlich in die Hose geschissen.
Nachdem er den Blondhaarigen kaum hörbar verfluchte, half er den noch immer bewusstlosen Körper des Mädchens vom Boden aufzuheben und sie gemeinsam zu ihrem Versteck zu bringen. ,,Ich hoffe wirklich für dich, dass ich es nicht bereuen muss sie am Leben gelassen zu haben", hisste Levi, während sie auf dem Rückweg waren.
Was die beiden jedoch nicht wussten war, dass das mysteriöse Mädchen ihr Gespräch die ganze Zeit mitangehört hatte.
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Uii, eine neue FF von mir! Schreibt mir doch gern was ihr von dem ersten Kapitel haltet. <3
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