9. Snape, Snape, Severus Snape
"McGonagall gehört einem Hexenzirkel aus dem 15. Jahrhundert an!", rief Dorcas begeistert.
Die Ideen, weswegen McGonagall gestern Nacht nicht in ihrem Büro war, wurden immer abstruser.
"Quatsch, sie spielt bei den Schicksalsschwestern mit und verrät es keinem." Marlene war richtig begeistert von ihrem Vorschlag und stopfte sich ein weiteres Hörnchen mit Marmelade in den Mund. Ich schüttelte den Kopf. "Wie sollte sie sich bei den Auftritten tarnen? Mit einer Gorilla-Maske?"
"Wäre ein Anfang. Oder mit einem Tarnumhang!" Die letzten Worte schrie Marlene beinahe und im selben Moment zerschmetterte James eine Kaffeetasse, die er hatte fallen lassen. Schnell richtete er sich auf, sprach Reparo und fing die heile Tasse mit seinen Händen auf.
"Nein, nein... es ist was anderes, etwas was auf der Hand liegt." Meine Blicke schweiften über die Tische, Snape wie er mit den Lackaffen von Todessern abhing, Rondy Hillow, der sich gerade um zwei jüngere Schüler kümmerte, die offenbar zu viel gegessen hatten, die unvollständigen Rumtreiber und... moment...
Starrte James mich an? Er hatte sein Pottergrinsen aufgesetzt, unterhielt sich mit Sirius und Peter, doch sein Blick ruhte auf mir. Sofort schoss mir das Blut in die Wangen, blöde Hormone.
"Was wenn... nein, das ist unmöglich..." Mary erregte durch ihr eigenartiges Verhalten wieder meine Aufmerksamkeit. "Spuck's aus." Marlene biss von einem weiteren Hörnchen ab und fuchtelte mit dem angebissenem Stück vor Marys Nase hin und her, als würde sie sie hypnotisieren wollen.
"Und wenn McGonagall eine Werwölfin ist? Gestern war Vollmond."
Stille und dann...
"Mary, bist du verrückt?! Dumbledore stellt doch keinen Werwolf als Lehrer ein, so geisteskrank ist selbst der nicht."
Alle lachten, außer Mary und mir. Und wenn was dran wäre? Die Lösung des Rätsels lag genau vor meiner Nase, ich konnte es nur nicht sehen.
Nach kurzem Grübeln verwarfen wir den Gedanken, bevor wir uns noch zu viel darauf einbilden würden. Solche Anschuldigungen konnten gefährlich werden.
Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg zu Zaubertränke, auch die Rumtreiber verließen die große Halle. Wie mir auffiel, humpelte James ein wenig und Black hielt sich krampfhaft die Seite. Da war ihnen einer ihrer Streiche wohl gewaltig schief gelaufen, tja... ich würde sagen, Pech gehabt, doch Marlene und Mary nicht.
"Was ist denn mit euch los?"
"Geht es euch gut? Ihr solltet zu Madame Pomfrey."
Die Jungs tauschten verschwörerische Blicke aus und antworteten unisono: "Alles bestens. Das sind nur leichte Quidditchverletzungen."
Ich zog eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme. Ahja... und ich bin Dumbledores Phönix im Menschenkostüm. Das war eine Lüge- Potters Ohren färbten sich leicht rot und er strich sich mit dem linken Zeigefinger dreimal über sein Augenlid. Es war verdammt gruselig, dass mir das auffiel.
"Jaja, erzählt das dem Weihnachtsmann. Was ist wirklich passiert?" Ich ließ nicht locker, was hatten die beiden jetzt wieder angestellt?
Black stupste James leicht an, als würde der eine Lösung finden können.
"Ach Evans, es freut mich, dass du dich so um mich sorgst. Das bedeutet mir viel."
"Klappe, Potter."
Er grinste schief, schnappte nach Blacks Arm und zog ihn aus der Halle.
"Wir sind noch nicht fertig!", rief ich ihm nach, doch anstatt stehen zu bleiben wie ein zivilisierter Mensch, warf er mir nur eine Kusshand zu und verschwand um die nächste Ecke.
"Idiot."
In Zaubertränke durfte ich neben Black Platz nehmen, stapelte meine Unterlagen zwischen uns auf und ließ meinen Kopf auf die Tischplatte sinken.
"Da hat aber eine schlechte Laune." Er grinste und zwickte mich in die Seite, was ihm eine saftige Ohrfeige einbrachte.
"Noch einmal und nicht nur dein Gesicht muss leiden." Ich funkelte ihn böse an, doch er lachte zu meinem Leidwesen nur. Offenbar war ich nicht mehr so angsteinflößend wie früher.
Die jetzige Situation hielt ich jedoch für eine gute Idee, Black über seine und Potters Verletzungen auszuquetschen.
"So, leg' mal los. Was haben du und Potter wieder angestellt, dass ihr euch kaum bewegen könnt?"
Ich verschränkte die Arme, starrte ihn durchdringend an, doch anstatt mir zu antworten, sah er nur hilfesuchend nach seinen Freunden, doch die waren damit beschäftigt, Zutaten rauszusuchen. Ich konnte den Trank im Schlaf, da kam es jetzt nicht auf fünf Minuten mehr oder weniger an.
"Spuck es schon aus, Black."
Er wich mir aus, mir und meinen Fragen und auf Dauer wurde das echt nervenaufreibend.
"Hat es was mit Pettigrew zu tun?"
Sein Blick schnellte wieder zu mir. Volltreffer. Black schien sein auffälliges Verhalten bemerkt zu haben und sagte: "Wie kommt du denn darauf, völliger Blödsinn. Was hat Peter überhaupt gemacht?"
Damit könnte er vielleicht Marlene täuschen, mit dem Augengeklimper und allem, aber nicht mich, Lily Evans.
"Er wollte uns aus dem Gemeinschaftsraum locken. Vielleicht ja, dass wir nicht mitbekommen, wie ihr eintrudelt." Ich war ziemlich stolz auf mich, die Puzzleteile zusammengesetzt zu haben, jedoch schien James unser Gespräch belauscht zu haben, denn er klinkte sich ungefragt ein: "Süß, wirklich süß, Evans, aber leider falsch. Wir lagen gestern ganz früh im Bett."
"Und wie konnte Peter dann von McGonagall benachrichtigt werden?"
Zwei Volltreffer in weniger als fünf Minuten, das dürfte mein Jahr werden.
"Ähm, er musste auf Toilette."
"Woher willst du das wissen, du warst doch bei uns in den Schulsprecherräumen?"
Ich zerfetzte jedes seiner Argumente, bald würden sie ihm ausgehen. Hoffentlich.
"Wenn du einen Mädelsabend machen kannst, darf ich das dann nicht auch?"
"Einen Mädelsabend, klar dürft ihr das auch."
"Miss Evans, sie sollten sich langsam aber sicher Zutaten für ihren Trank besorgen." Die Stimme von Professor Slughorn riss mich in die Wirklichkeit zurück.
"Das ist noch nicht vorbei", zischte ich den Jungs zu.
"Wir sehen uns in Verwandlung!", rief Dorcas und eilte zusammen mit meinen anderen Freunden davon. Während sie sich jetzt in Wahrsagen langweilen durften, konnte ich eine freie Stunde genießen und Hausaufgaben machen.
Ich schulterte meine Tasche und machte mich auf den Weg in die Bibliothek. Ich bog gerade um eine Ecke, da packte mich jemand am Arm und zog mich hinter eine Nische.
Ich wollte schreien, doch eine schwielige Hand drückte sich auf meinen Mund. Ich wandte mich zu allen Seiten, doch er drückte mich gegen die kalte Steinmauer, die unangenehme Abdrücke in meinem Rücken hinterließ.
Ich starrte in seine pechschwarzen Augen und der Ekel überkam mich, wie konnte er nur.
Endlich löste er seine Hand, was mir die Gelegenheit brachte zu schreien: "Hey! Lass mich lo..."
Seine Hand landete wieder auf meinem Mund, doch ich ließ es mir nicht nehmen, ihn zu beißen.
Merlin! Wusch der sich jemals die Hände? Das schmeckte ja nach Pferdemist.
"Au! Lily halt die Klappe. Wir müssen reden." Seine schneidige Stimme jagte mir einen Schauer über den ganzen Körper, als würde ein Geist durch mich hindurch wandern. Einfach abartig.
Auch wenn ich für ihn immer noch diese freundschaftliche Liebe empfand, weil wir so vieles durchgestanden hatten und er für mich da war, als es niemand sonst war, in diesem Moment spürte ich nichts als Hass.
Ich schüttelte den Kopf, ich wollte nicht mit ihm reden, wollte dass er mich losließ, doch er begann mich vollzutexten: "Hör mal, es tut mir leid, wie das alles gelaufen ist."
Mir auch. Ehrlich. Es tut mir leid, dass ich dachte, du wärst mein Freund.
"Ich wollte das alles nicht. Aber meine Freunde akzeptieren dich eben nicht so wie ich."
Und deswegen ist es in Ordnung, mich als Schlammbl... mich so zu bezeichnen? Wie nett.
"Kannst du mir nicht verzeihen? Wollen wir nicht einfach wieder Freunde sein? Es zerreißt mich, dich mit ihm zu sehen."
Mit wem? Und Nein!
"Potter tänzelt um dich herum, als seist du sein Eigentum. Du hasst ihn doch, wieso lässt du das zu?"
Er ist nicht schlimmer als du. Und er benimmt sich nicht so, nicht mehr.
"Verzeihst du mir?"
Ich nickte leicht, ich wollte bloß diese Hand loswerden.
Er zeigte den Anflug eines Lächelns, zog die Hand zurück und strich mir durch mein Haar. Igitt.
Ich konnte nicht anders, ich spuckte ihm Mitten ins Gesicht, trat ihm in einen sehr sensiblen Bereich und befreite mich aus seinem Griff.
"Vergiss es, Severus. Du und ich, das ist für immer vorbei!"
Tränen stiegen mir in die Augen, meine Kehle schnürte sich zu. Ich rannte und rannte, ohne zu wissen wohin, bis ich schließlich gegen jemanden stieß.
"Lily, was ist los?", fragte Rondy Hillow besorgt.
"Ich ähm... ich..."
Ich brachte kein Wort hervor, er nahm mich in den Arm und flüsterte mir beruhigende Worte zu.
Egal wie sehr ich mir wünschte, er wäre jemand anders. Ich wollte nur gehalten werden, nur vergessen, dass Snapes Hände mich berührt hatten auf eine Weise, die ich nie wieder spüren wollte. Ich war ihm komplett ausgeliefert gewesen, auch wenn es nicht viel bringen würde, leise flüsterte ich: "20 Punkte Abzug für Slytherin."
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Snape kommt in der Geschichte wirklich nicht gut weg... naja, vielleicht ändert sich ja noch was dran? Nobody knows (where they might end up).
Naja, was haltet ihr von Rondy? Ich finde ja, er ist ein feiner Kerl. Mal sehen, vielleicht taucht er noch öfter auf :)
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