Kapitel 1
Sekunde auf Sekunde tropfte ein Wassertropfen nachdem anderen auf den Asfalt. In einer dunklen Seitengasse saß ich, durchnässt vom Regen, wahrscheinlich unterkühlt - so kalt wie es momentan ist -, mein Magen knurrte, so sahen dementsprechend auch meine Klamotten aus.
Natürlich habe ich eine Wohnung, zu der ich hingehen könnte, um mich aufzuwärmen oder was zu essen, aber warum sollte ich dort hingehen?
"Ein Zuhause ist da, wo jemand ist, der dir etwas bedeutet, den du liebst.", das sagte immer meine Mutter zu mir. Aber seitdem sie verstorben ist, bedeutet dieser Satz nichts mehr für mich. Seitdem sie weg ist, hatte ich nur noch meine besten Freunde, die ich auch verloren habe, durch einen blöden Streit. Ich war Mal sehr beliebt in der Schule, aber seitdem ER weg ist, möchten die anderen nichts mehr von mir. Sie wollten durch mich, an IHN ran kommen, das war der Grund warum ich 'beliebt' war. Ich hatte nicht einmal einen Vater, er ist abgehauen, als er erfuhr, dass meine Mutter schwanger war, ehrlich gesagt möchte ich auch nichts von ihm wissen. Sozusagen hatte ich niemand mehr, den ich als mein Zuhause nennen konnte.
Ich schaute auf, in den Himmel.
Der Himmel, genauso farblos und grau wie mein Leben.
Ich hasse dieses Wetter, genau wie ich mich selber hasse.
Dieses Wetter zeigt mein jetziges Ich, grau, farblos, allein, genauso wie ich.
Ich senkte meinen Kopf wieder und schaute auf meine Beine, die ich an meinen Körper angezogen hatte. Ich hob meine Arme und betrachtete sie. Unter diesem durchnässten Pulli, den ich an hatte, versteckte ich mein Geheimnis, ein Teil von mir.
Meine unzähligen Naben, jede einzelne zeigt mir, wie erbärmlich ich und mein Dasein ist.
Du bist nicht nur erbärmlich, du bist ein Nichts! Selbst das ist schon ein Kompliment für dich.
Diese innere Stimme macht mich fertig. Immer ist sie da, redet mir ein, was für ein widerliches Ding ich sei, dass ich mich selbstverletzen soll. Aber bei einem muss ich ihr recht geben: Ich bin ein Nichts!
Dein Vater hat gewusst, was für ein minderwertiges Wesen du bist und genau deswegen ist er abgehauen. Auch deine Mutter hat Selbstmord gemacht, weil sie deine Anwesenheit nicht mehr ertragen konnte!
Das ist nicht wahr! Sie hat mich geliebt! Sie hat sich umgebracht, weil sie es ohne meinen Vater nicht mehr ausgehalten hat!
Ha! Das glaubst du doch selbst nicht! Niemand mag dich, selbst deine bester Freunde haben dich verlassen. Was er wohl machen würde, wenn er wüsste, dass du ihn liebst? Ich glaube er würde von der Brücke springen. Er sieht gut aus, ritzt sich nicht und steht nicht auf das gleiche Geschlecht. Und jetzt geh nach Hause, im Bad wartet jemand auf dich!
Mittlerweile weinte ich schon. Diese innere Stimme, tötet mich.
Aber möchte ich das nicht, mein Leben einfach beenden und so minderwertig sterben, wie ich gelebt habe?
Ohne irgendetwas zu sagen, hörte ich auf die Stimme und stand auf um nach Hause zu laufen.
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Jetzt sitze ich wieder hier, im Bad, auf dem kalten Boden.
Mit der Klinge in der Hand.
Schneiden!
Wie in Trance schnitt ich mir in den Arm. Wieder eine Narbe mehr, die mich an mein widerliches Ich erinnert.
Nochmal!
Wieder ein Schnitt.
Es wurden immer mehr. Das Blut kämpfte sich aus der Wunde, fließ über meinem Arm und fanden sich schließlich als kleine Pfützen wieder auf dem Boden. Ich konnte durch das Ritzen nicht einmal für kurze Zeit alles vergessen, selbst dafür bin ich zu blöd. Ich weiß nicht einmal warum ich das mache. Meine verstorbene Mutter, mein lächerlicher Vater, meine Freunde und meine Liebe des Lebens, all das konnte ich nicht Mal für eine Sekunde vergessen. Meine Tränen waren nicht mehr zu kontrollieren, sie liefen wie Wasserfälle meine Backen runter.
Ich bin so erbärmlich!
Endlich gibst du es zu!
Ich bin so widerlich!
Schnitt.
Niemand will mich!
Schnitt.
Ich bin ein Nichts!
Dieser Schnitt war tiefer als die andern. Ich zischte schmerzvoll auf. Das Blut floss raus und war nicht mehr zu stoppen. Panik brachte in mir aus.
Was soll ich machen?
Ich beschloss meinen Arm über das Waschbecken zu halten und kaltes Wasser über die Wunde laufen zu lassen. Sie fing an zu brennen und wieder verließ ein zischendes Geräusch meine Kehle. Nach einer Weile nahm ich ein Handtuch und wickelte es um meinen Arm. Jetzt heißt es hoffen, dass die Blutung aufhört.
Lass es doch bluten. Vielleicht stirbst du dann endlich!
Ich ignorierte die Stimme. Ich möchte erst sterben, wenn ich Kookie meine Gefühle gestanden habe.
Ich beobachtete die blutende Stelle weiter. Ich bin mir sicher, dass man das nähen muss, aber das werde ich nicht machen. Den Ärzten gehen meine Probleme nichts an, außerdem müsste ich wahrscheinlich eine Therapie machen, was niemals in Frage kommt!
Irgendwann hörte die Wunde auf zu bluten, weswegen ich sie säuberte, verband und schließlich ins Bett ging. Ich war so müde, vom heulen, dass ich sofort im Land der Träume landete.
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Neue VKook FF^^
Ich weiß solche FF gibt's schon so oft, aber immer nur solche, wo sie eine Band sind und keine Schüler.
Ich hoffe trotzdem, dass die euch gefallen wird^^
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